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Geschäftsleitung schürt Angst vor Protesttag (9.3.10)

erstellt von swiss zuletzt verändert: 15.03.2010 15:49
Zwei Tage vor dem "Marsch nach Liestal", an dem die Belegschaft ihren Protest gegen die Schliessung der Produktion in Muttenz durchführte, schürte die Geschäftsleitung unnötig Angst unter der Belegschaft und versuchte sie einzuschüchtern.

Am 9. März richtete die Geschäftsleitung von Clariant Schweiz einen Brief an die Belegschaft (PDF und unten angehängt) in Muttenz. Damit sollten die Mitarbeiter wohl mit Angst eingeschüchtert werden, nicht an der geplanten Protestkundgebung vom 11. März teilzunehmen.

Diese Art von Einschüchterungsversuchen ist massiv zu kritisieren. Die Mitarbeiter haben schon so grosse Angst, sich zu wehren. Indem die Geschäftsleitung jedoch solche Gefahren von "Gewalt" herbeiphantasiert setzt sie die Mitarbeiter faktisch noch stärker unter Druck. Wer sich wehrt, wird implizit in eine radikale Ecke geschoben. Eine Frechheit!

Die "Gefahren", welche die Geschäftsleitung aus dem Köcher gezogen hat, sind aus der Luft gegriffen und bei genauerem Hinsehen sind sie wohl ein gezieltes erfundenes Produkt zur Einschüchterung. So soll sich eine "autonomen Gruppe" angekündigt haben. Nur findet sich nirgends auf dem Internet eine Ankündigung unter solchem Namen. Und erst recht hat es die "gewaltsamen" Aktionen am 11. März weit und breit nicht gegeben. Die Wut hingegen, die Wut der Mitarbeiter, die war da, und gegen die war der Brief eigentlich geschrieben.

Die eigentliche Nachricht richtet sich also an die Mitarbeiter:

"Wir haben deshalb der Unia gestattet, ein Zelt auf dem Besucherparkplatz unseres Werkes zu errichten."

Die GL "gestattet" uns Protest. Das heisst, SIE definiert und kontrolliert, wie wir uns "wehren" sollen und wie nicht. Alles, was ihren Kahlschlag gefährdet, würden sie sicher nicht gestatten.

"Wir halten (... die) Verletzungen der Friedenspflicht gemäss Gesamtarbeitsvertrag (GAV) für unvereinbar mit den Prinzipien eines demokratischen Rechtsstaates und werden uns mit allen rechtlichen Mitteln dagegen wehren."

Unser Protest darf die "Friedenspflicht" nicht verletzen. Was haben wir dann überhaupt für ein Druckmittel? Und dann folgt die Drohung, dass sie sich mit "allen rechtlichen Mitteln wehrt".

"Jedoch haben solche friedlichen Protestaktionen ausserhalb der Arbeitszeit und ausserhalb des Werkareals stattzufinden."

Unser Protest darf sich nicht im Betrieb, sondern eigentlich nur ausserhalb dessen abspielen. Aber es geht ja genau um UNS, alle, die im Werkareal arbeiten. Es geht nicht um etwas ausserhalb des Betriebes, es geht um die Zukunft von diesem Clariant. Deshalb ist unsere Parole "Clariant sind WIR, wir bleiben hier". Wir sollen in den Augen der GL noch weiter Überstunden leisten, während die Herren GL an der Vernichtung von unseren Lebensbedingungen arbeiten. Wir sollen Chrampfen bis zum letzten Tag von Clariant-Muttenz, damit auch noch das letzte bisschen an Profit an die Aktionäre abgedrückt werden kann.

"Wir bitten um Ihr Verständnis für eventuelle Unannehmlichkeiten und Behinderungen am 11. März."

Die GL wollte sich damit im Voraus schon die Mittel in die Hände nehmen, den Protest zu behindern und sabotieren.

Hinter all diesem "anständigen" Getue der GL und Kottmann verbirgt sich schlicht und einfach eine Strategie, uns fertig zu machen, uns zu lähmen und uns einzuschüchtern. Die Herren sprechen von ihrem Recht und vernichten gleichzeitig unsere Existenzbedingungen. Das ist die pure Arroganz.

 

Hier noch der Text des Briefes:

"Sehr geehrte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,

die Gewerkschaft Unia hat für den 11. März 2010 zu einer Protestaktion gegen die Restrukturierungsmassnahmen bei Clariant in der Schweiz aufgerufen. Die Demonstration soll zunächst auf dem Parkplatz des Clariant-Geländes in Muttenz stattfmden und anschliessend am Sitz der kantonalen Regierung in Liestal fortgesetzt werden.

Auch hat sich eine sogenannte "autonome Gruppe" angekündigt, um die Protestaktion zu "unterstützen". Eine solche Gruppe ist bereits am 16. Februar gleichzeitig mit der UNIA aufgetreten und hat versucht, die Bilanzpressekonferenz unseres Unternehmens an der Börse in Zürich durch Eierwürfe und Gewaltparolen zu stören. Wir erwarten von der Gewerkschaft UNlA, dass sie sich von eventuell gewaltsamen Aktionen distanziert und diese verhindert.

Die Geschäftsleitung der Clariant Schweiz bekennt sich ausdrücklich zum demokratischen Recht der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ihrer Interessensvertretungen, ihre Meinungen auszudrücken - und diesen Meinungen durch Demonstrationen Nachdruck zu verleihen. Wir haben deshalb der Unia gestattet, ein Zelt auf dem Besucherparkplatz unseres Werkes zu errichten.

Wenn Sie, sehr geehrte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sich an friedlichen und legalen Protestaktionen beteiligen wollen, so ist dies Ihr gutes Recht und wird für Sie mit keinerlei Nachteilen verbunden sein. Jedoch haben solche friedlichen Protestaktionen ausserhalb der Arbeitszeit und ausserhalb des Werkareals stattzufinden.

Wir werden indessen keinerlei Gewalt, keine Aussperrungen von arbeitswilligen Mitarbeitenden und keine Aufrufe zu Gewalttaten tolerieren. Wir halten alle Formen von gewaltsamem Protest sowie Verletzungen der Friedenspflicht gemäss Gesamtarbeitsvertrag (GAV) für unvereinbar mit den Prinzipien eines demokratischen Rechtsstaates und werden uns mit allen rechtlichen Mitteln dagegen wehren.

Lassen Sie sich deshalb nicht zu Gewalt und persönlichen Angriffen hinreissen; gewalttätige Demonstranten vertreten nicht lhre Interessen als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Wir bitten um Ihr Verständnis für eventuelle Unannehmlichkeiten und Behinderungen arn 11. März.

Mit freundlichen Grüssen

Renaud Spitz
Country Head Switzerland

Samuel Christen
Head Human Resources Switzerland"

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