Sie sind hier: Startseite Projekte Archiv Meinungsfreiheit und Arbeitswelt Internet Zensur Siemens Probleme wegen Zensur des Mitarbeiternetzes NCI

Siemens Probleme wegen Zensur des Mitarbeiternetzes NCI

erstellt von valter zuletzt verändert: 16.08.2008 10:21
Die Sperre der Mitarbeiterplattform NCI durch Siemens in Österreich wirft Fragen zur Einstellung dieses Konzerns gegenüber Menschenrechten auf

Die Kritik des nach den Entlassungsserien in der Münchener Hofmannstr gegründete Mitarbeiternetz NCI ist dem Weltkonzern unangenehm geworden. Die für Kommunikation stehenden Manager schneiden die Kommunikation mit den eigenen Mitarbeitern einfach mit einem technischen Filter ab.

Was sich der Konzern dabei gedacht hat, die Mitarbeiter dazu zu drängen, ihr Netzwerk nur außerhalb der Firma von zuhause oder von einem Internet Cafe aus lesen, das wird gerade versucht in Erfahrung zu bringen. Die Manager erhielten folgenden Brief:

Interne Zensur des Mitarbeiter Netzwerkes NCI bei Siemens Österreich

Sehr geehrte Damen und Herren,

für die österreichischen Mitarbeiter von Siemens ist in Ihrem Haus seit einigen Tagen eine Pressezensur eingeführt worden, indem das Mitarbeiternetzwerk NCI aus dem Intranet gesperrt worden ist. Solche Sperren hatten von anderen Unternehmen bisher zum Aussperren von Internet Seiten mit sexistischen oder rassistischen Inhalten gedient. Deshalb ist es nicht verständlich, daß Siemens die Meinung seiner eigenen Mitarbeiter aussperrt. Das erscheint uns für einen weltweit operierenden Kommunikationskonzern schon etwas eigenartig, wenn er die eigenen Prinzipien der Offenheit derart einengt.

Die Zensur eines Mitarbeiternetzwerkes durch Siemens, zufällig gleichzeitig mit einem Besuch des chinesischen Ministerpräsidenten in Europa hat einen fadigen Beigeschmack, als wolle Siemens die Menschenrechte ebenso wie im Reich der Mitte für seine eigenen Mitarbeiter beschneiden.

Netzwerk IT möchte Ihnen eine Gelegenheit einräumen, zu dieser internen Pressezensur sowie zur Einstellung von Siemens gegenüber Menschenrechten Stellung zu nehmen und der Öffentlichkeit zu erklären,

  • warum es bei Siemens zu diesem Schritt gekommen ist,
  • wie lange Siemens diese Zensur schalten will und
  • ob Siemens die Zensur beibehalten will, obwohl die Artikel über andere Plattformen und Suchmaschinen zu lesen sind.

Ferner hätte Netzwerk IT gern von Ihnen eine Information, welche anderen Menschenrechte bei Siemens intern eingeschränkt werden, was noch alles im Intranet bei Siemens ausgesperrt wird und vielleicht ausgesperrt werden sollte.

Ihrer Stellungnahme entgegensehend verbleibt

Netzwerk IT Pressesprecher

(12) Kommentare

Anonymer Benutzer 14.09.2006 14:38

obwohl auch ich ein betroffener Mitarbeiter bin, kann ich gut nachvollziehen, dass der Zugang zu diesem Netz während der -nicht zu vergessen- von Siemens bezahlten Arbeitzeit gesperrt wird! Nach Feierabend steht es jedem frei, sich stundenlang mit nci-net zu beschäftigen!

Anonymer Benutzer 14.09.2006 23:08

ja aber in der unbezahlten mittagspause wird man wohl noch surfen dürfen oder ??

Anonymer Benutzer 15.09.2006 06:08

wenn du dazu nicht Eigentum der Firma Siemens benutzt - also außerhalb des Netzes. Der Computer, auf dem du arbeitest gehört ja nicht dir, ebenso nicht der Internetzugang. Daher steht es der Firma frei, wie sie ihr Eigentum den Mitarbeitern zur Verfügung stellt.

Anonymer Benutzer 15.09.2006 08:27

Jetzt sieh' sich einer einmal diese kleinkarierte Diskussion an: Privates surfen im Internet während der Arbeitszeit! Und schon gar nicht mit dem Arbeits-PC! Ist ja nicht zu fassen. Wer heute als Mitarbeiter in einem Unternehmen nicht begriffen hat, dass es ein geben und nehmen zwischen geschäftlichen Ressourcen und privaten Ressourcen geben muss, tut mir wirklich leid. Ich meine hier nicht nur die Mitarbeiter, auch die Manager von solch einem Unternehmen. Einige Unternehmen haben dies schon begriffen und fördern z.B. private Projekte in der Arbeitszeit. So ist es durchaus von Vorteil, wenn ein Mitarbeiter a) zufriedener und motivierter in der Arbeit sind und b) sich auch mit möglicher weise gar nicht direkt mit der eigentlichen Arbeit in Zusammenhang stehenden Themen auskennt. In vielen Fällen ergeben sich hierdurch z.B. Verbesserungsvorschläge oder andere Vorteile die sich in der eigentlichen geschäftlichen Tätigkeit positiv auswirken. Also, privates surfen am Arbeitsplatz kostet das Unternehmen weniger (Arbeitszeit, Onlinekosten etc.) als möglichen Vorteile einbringen. Und laut einem Gerichtsurteil (in Deutschland) dürfen z.B. geschäftliche PC’s für private Zwecke (Notebook zum surfen Zuhause) verwendet werden, ohne dass ein geldwerter Vorteil versteuert werden müsste. Noch ein Wort zum Schluss: mit Mitarbeitern und Managern, die sich selbst „Fesseln anlegen“ und deren Denken nur fest vorgegebenen Grenzen verläuft, kann es ein Unternehmen nur bis dahin bringen, wo sich Siemens eben jetzt befindet.

Anonymer Benutzer 28.10.2007 07:42
> Jetzt sieh' sich einer einmal diese kleinkarierte Diskussion an:
> Privates surfen im Internet während der Arbeitszeit!
> Und schon gar nicht mit dem Arbeits-PC! Ist ja nicht zu fassen.

Vor ein paar Jahren bekam ich von einem "Mitarbeiter" aus dem Umfeld vom Pierer bei einem Gespräch über freie Unternetnutzung zu hören, dass laut Arbeitsordnung eigentlich sogar die Benutzung eines Firmenbleistifts für private Notuzen unzulässig ist.
Und wenn man nachliest, stimmt das sogar.

> Wer heute als Mitarbeiter in einem Unternehmen nicht begriffen hat,
> dass es ein geben und nehmen zwischen
> geschäftlichen Ressourcen und privaten Ressourcen geben muss,

ACK. Am produktivsten war ich zu der Zeit, als ich mir überhaupt keine Gedanken gemacht habe, was ich wo mache. Ich habe im Geschäft auch Privates und zu Hause auch Dienstliches gemacht, wie es mir gerade in den Sinn kam. Und die Firma hat davon mindestens ebenso profitiert, wie meine privaten Aktivitäten. Meine Produktivität war mindestens doppelt so hoch, wie heute.

> Wer ... nicht begriffen hat ...
> tut mir wirklich leid.

Nein. Solche "Führungs"kräfte gehören wegen Firmenschädigung gefeuert.
Leid tun mir die, die unter denen arbeiten müssen und nichts dagegen tun können.
Anonymer Benutzer 15.09.2006 08:39

Es steht ihr auch scheinbar frei wie sie mit ihren Mitarbeiter umgeht,da nützen auch die ständigen E-Mails einens Herrn Kleinfeld nichts! Aber ist der Ruf erst ruiniert.......

rocherl 16.09.2006 08:42

Wer einen oder mehrere ausgrenzt zeigt sich als intollerant - un damit haben wir es wohl zu tun. Die Tatsachen und ich glaube was NCI verbreitet sind nun mal keine Unwahrheiten und hängen sehr dicht mit dem beruflichen und täglichen Problemen im Umfeld zusammen, darf man nicht ausgrenzen, denn jeder kann damit konfrontiert werden. Wenn man schon einschränken möchte, dann sollte sich dieser schnelle, freundliche und zuverlässige Konzern wieder auf sein Intranet zurück ziehen und im eigen Brei seiner heilen Welt schmoren. Nur dazu ist er leider zu intollerant, da Nutzen des Internets mit den tausenden Adressen, deren Informationen er selbst nicht bieten kann, zu intollerant.

Bezahlte Arbeitszeit hin oder her, der Bürohengst hat nun mal auch Zeiten, wo ihm aus gegebenen Anlass der Schuh drückt. Und bevor er eine Plauderei mit Kollegen beginnt, ist es sicherlich günstiger sich mal eben im Internet zu informieren - oder wurde die verbale Kommunikation auch schon verboten und eingestellt.

Hier kann es schliesslich um die eigene Zukunft gehen.

Auch ich habe 30 Jahre investiert, um heute feststellen zu müssen - nur verarscht worden zu sein.

Anonymer Benutzer 15.09.2006 08:00

Es gibt viele Wege nach Rom. Wenn NCI ausgesperrt wird, kann man genauso gut über einen Anonymizer auf die Seite gelangen. Wenn Siemens da gegenhalten will, gleicht das einer Sysifusarbeit.

Anonymer Benutzer 15.09.2006 21:19

Ich bin ein wenig entsetzt über Netzwerk IT, das ich an sich für eine gute Idee halte.

Die Sperrung der NCI Seiten mit einem Verstoß gegen die Menschenrechte in China zu vergleichen, empfinde ich als stark überzogen. Dies dem Konzern auch noch in einem Brief mitzuteilen noch überzogener. Wollt Ihr ihn provozieren, damit er auf die Betreiber von NCI zurückschlägt? Damit helft ihr NCI nicht.

Mit dieser Sperrung macht sich ein Konzern wie Siemens nur lächerlich, auch wenn er sperren darf. Und auf diese Lächerlichkeit sollte man eingehen. Es mag unschön sein, nicht mehr vom Arbeitsplatz aus surfen zu können, aber wem die Info wichtig ist, der tut es von zu Hause.

In China dagegen wären die Folgen für die für Aufklärung eintretenden Mitarbeiter doch wohl wesentlich drastischer.

Ich bin der Meinung ihr zerstört mit dieser überzogenen Haltung den seriösen Ruf von NCI. Ihr tut damit dem NCI und auch den Menschenrechten keinen Gefallen.

Welche Worte wollt ihr denn gebrauchen, wenn tatsächlich Menschenrechtsverletzungen vorliegen?

Ein NCI-ler

valter 18.09.2006 10:00
Netzwerk IT prangert die Zensur in seinen Artikeln über die Sperre von NCI im Siemens Intranet an. Das ist durchaus vergleichbar mit der Zensur in China.

Es ist die Zensur , die auch Reporter ohne Grenzen anprangern, die anschließend noch die Verletzung weiterer Menschenrechte zur Folge haben kann. Besonders schlimm ist, daß sich Unternehmen mit Sitz in der westlichen Welt daran beteiligen.

Bei Siemens in Österreich scheint derzeit nur die Meinungsfreiheit als "Menschenrecht":http://www.unhchr.ch/udhr/lang/ger.htm mit Füßen getreten zu werden:

Artikel 19
Jeder hat das Recht auf Meinungsfreiheit und freie Meinungsäußerung; dieses Recht schließt die Freiheit ein, Meinungen ungehindert anzuhängen sowie über Medien jeder Art und ohne Rücksicht auf Grenzen Informationen und Gedankengut zu suchen, zu empfangen und zu verbreiten.

Das wird in dem vorstehenden Beitrag leider zu sehr verniedlicht; denn Verletzung eines Menschenrechtes bleibt nun mal eine Verletzung, auch wenn sie sogar gesetzlich gestützt wird. Mit diesem Problem muß nun Siemens fertig werden, nicht NCI oder Netzwerk IT.

Netzwerk IT wird auch nicht davor zurückschrecken, die Verletzungen anderer Menschenrechte anzuprangern, vor allem deshalb, weil davon meist Arbeitnehmer betroffen sind. Schließlich ist Netzwerk IT eine Plattform für die freie und unbehinderte Meinung von Arbeitnehmern. Das ist schon Grund genug zum Protest gegen die Siemens Zensur, auch wenn sie (nur) im Intranet stattfindet.
Anonymer Benutzer 17.09.2006 16:03

... und deshalb habe ich nach 16(!) Jahren auch Siemens verlassen und bin nun ausgestiegen. Ich lebe mit Meer, Strand und Haus .... ich genieße das Leben wie nie zuvor. Zu Siemens Österreich sowie auch Deutschland kann ich nur eines sagen: ich kenne keine andere Firma, die so hinterlistig ist, und die MA auszunutzen versucht auf wirklich unverschämte und dumme Weise, dass man alle MA so und so als "strohdumm" verkauft (das ist auch in jedem Managementtraining "between the lines" gesagt, wie man das am besten macht). Also, ehemalige Kollegen: überlegt wie ihr aus dem Siemens Chaos in der für euch besten Situation zurückzieht und fängt endlich euer EIGENES LEBEN an.

Anonymer Benutzer 17.09.2006 16:09

Anzumerken ist nur, dass die Rechnung selten ohne den Wirt gemacht wird.

Amerika und Deutschland funktionieren total unterschiedlich. Auch dies muss Hr Kleinfeld noch lernen....

Hr. Kleinfeld: "Sie zerstören die Vorteile Deutschlands in der internationalen Wirtschaft, denn in der Vergangenheit waren Mitarbeiter immer hinter der Firma, und taten was auch immer nötig war, um das beste für die Firma zu erreichen. Heute ist das anders....

Liebe Grüße Ein Siemens-Mitarbeiter