Wie weiter in Immenstaad ?
Wir haben zu einem Treffen im IG-Metall Haus in Friedrichshafen eingeladen. Den anwesenden KollegInnen wollten wir mit einem Thesenpapier und eigenen Analysen den Einstieg in die Diskussion erleichtern. Wir hoffen das ist gelungen? Vielleicht könnt ihr uns ja von der Versammlung im IG-Metallhaus berichten. Schreibt an honey@labournet.info oder berichtet in den Foren über das Treffen.
Wir haben für heute zu einem Treffen aus guten Grund in das IG-Metall Haus Friedrichshafen eingeladen, wie alle wissen. Wir, das sind Teile der Betroffenen und Überflüssigen, die das „Projekt CSC“ bei Netzwerk-IT initiert haben. Wir wollten unsere Sprachlosigkeit über die Ereignisse überwinden, allen die Möglichkeit geben (anonym) sich an Diskussionen zu beteiligen und aktiv zu werden. Wir denken, das ist uns bisher sehr gut gelungen.
- Die Presse hat die geplante Standortschließung und Entlassungen zumindest lokal thematisiert.
- Der Marketing Director Jan Hülsmann wurde durch unseren öffentlichen Druck zu einer Stellungnahme genötigt - dementierte die geplanten Entlassungen und die Standortschließung als Gerüchte und Spekulationen, an denen er sich nicht beteiligen wird. Solche Aussagen belegen konkret, was wir von dem Management zu halten haben und wo es steht.
- Es hat leider sehr lange gedauert, bevor es zu Stellungnahmen von Seiten des Betriebsrates kam und gestern hat die erste Betriebsversammlung nach dem 10.05. stattgefunden. Vielleicht hat auch hier das Projekt bei Netzwerk-IT für den nötigen Druck gesorgt.
- Wir haben versucht mit den offenen Foren und e-mail Kontakt zu honey@labournet.info Informationen über die geplanten Entlassungen zu sammeln, auch wenn vielleicht nicht alle Informationen hundertprozentig richtig waren und sind. Die Geschäftsleitung schweigt, während die Re-Strukturierungsmaßnahmen scheinbar in vollem Gange sind. Es liegt an allen sich mit Informationen zu beteiligen, um Spekulationen ( wie Jan Hülsmann es benennt ) zu vermeiden und Licht ins Dunkle zu bringen.
Unsere Initiative hat sich in keiner Phase gegen den Betriebsrat gerichtet. Der Betriebsrat muß sich aber auch kritische Fragen gefallen lassen, gerade wenn wochenlang die Ängste und Bedürfnisse der Beschäftigen nicht aufgegriffen werden. Der Vorwurf mit dem Projekt eine Spaltung zwischen Betriebsrat und Beschäftigten zu betreiben, könnte im Umkehrschluss auch als Versuch gewertet werden, KritikerInnen mundtot zu machen, Aktivitäten zu unterdrücken. Die Foren sind anonym. Jede und jeder, ob Intern oder Extern kann dort schreiben und von den eigenen Erfahrungen berichten. Das ist gewünscht und wird nicht zensiert, auch wenn vielleicht manche Äußerung ein wenig unglücklich erscheint. Wir bedauern es sehr, dass wir anonym agieren müssen. Das ist zum Schutze des Projektes, aller Beteiligten und auch zu unserem eigenen Schutz. Die Reaktionen der Geschäftsleitung sind ja bekannt. An dieser Stelle unser Aufruf: beteiligt euch bitte nicht an Spekulationen über Personen, die hinter dem Projekt stecken.
Wie weiter: Die Betriebsversammlung gestern war überfällig. Der Betriebsrat hat seine weiteren Schritte bezüglich der Verhandlungen dargestellt und das war gut so.
Umgang mit der Situation: Es scheint offensichtlich, daß mehr im Gange ist als Gerüchte und Spekulationen. Die geplanten Re-Strukturierungsmaßnahmen scheinen in vollem Gange zu sein. Der Standort Luton wird aufgelöst (das gibt es inzwischen wohl auch schriftlich), es ist in Planung den ersten Kunden-Support aus Immenstaad nach Kanada zu verlagern und dabei wird es nicht bleiben, weitere OffShore-Massnahmen werden folgen. Ohne Verhandlungen und Mitteilungen schafft das Management Tatsachen, die letztendlich Auswirkungen auf die Verhandlungen mit dem GBR und die Situation für die Beschäftigten z.B. am Standort Immenstaad haben werden. Wird der Kunden-Support, Remote-Services scheibchenweise verlagert, dann wird die Argumentation mit Wirtschaftlichkeit bei überflüssigen Beschäftigten schwieriger. Gleichzeitig sind viele Kolleginnen auf der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz. All dies wird Auswirkungen auf die Standortsituation, auf die Arbeitsfähigkeit haben und die weiteren Planungen beeinflußen. Wollen wir dies still aussitzen?
Welche Fragen sollten wir uns jetzt stellen, wie können wir uns organisieren und aktiv werden, wie lässt sich weiterer Druck aufbauen? Betroffen von den Re-Strukturierungs-massnahmen und Entlassungen sind nicht nur die KollegInnen in Immenstaad. Betroffen sind die KollegInnen genauso an anderen Standorten. Wer die Seiten von Netzwerk-IT aufmerksam liest wird feststellen, dass nicht nur bei CSC ausgelagert und entlassen wird. Und das bedeutet sich aktiv solidarisch zu den laufenden und anstehenden Betriebskämpfen zu verhalten.
Der Betriebsrat ist an Gesetze, Schweigepflicht und Verhandlungsmodalitäten gebunden – die Beschäftigen dagegen haben mehr Spiel- und Aktionsraum. Den sollten wir gemeinsam und solidarisch nutzen. Jede/r einzelne ist gefordert. Was haben wir denn eigentlich noch zu verlieren?
Management und Geschäftsführung: Nach der letzten Betriebsversammlung in Immenstaad sollte den Letzten klar geworden sein, dass dem Management in Wiesbaden und auch lokalen Managern die Beschäftigten offensichtlich egal sind. Die Einen verkaufen Ihre Großmutter, bei uns werden die Beschäftigten verkauft. Beiden geht es um Profit, eigene Vorteile, oder vielleicht auch mangelnde Zivilcourage und Durchsetzungsvermögen. Wir wissen nicht, ob die Manager noch ruhigen Gewissens schlafen können. Wir können Sie aber spüren lassen, was wir von Ihnen halten und wir können Ihnen jegliche Autorität entziehen. Diskutieren sollten wir, welche Möglichkeiten wir haben, die Geschäftsleitung weiter unter Druck zu setzen.
Öffentlichkeitsarbeit: Erzeugt Öffentlichkeits- und Pressearbeit Druck auf die Verantwortlichen? Kann das Management durch öffentliche Kampagnen in die Defensive und zu Rücknahmen gezwungen werden? Ist Stellenabau, Offshoring und damit als Folge schlechter Kundensupport nicht Imageschädigend für CSC? Von den lokalen Medien wurde die Standortschließung in Immenstaad bereits aufgegriffen und auch im Internet finden sich inzwischen diverse Artikel zum Thema. Die geplanten Massnahmen können so zumindest nicht heimlich umgesetzt werden. Die Bundesregierung erzählt von Standortsicherung, während zehntausende Stellen abgebaut und ins Ausland verlagert. Ist es verkehrt Leserbriefe an die lokalen Medien zu schreiben, die Bundesregierung... und die Medien mit ins Boot zu holen? Hat die Öffentlichkeit nicht ein Recht auf eine Erklärungen, warum trotz hoher Gewinne ins Ausland verlagert wird?
Betriebsarbeit: Wie sieht das aus, was können wir tun? Es gibt Projekte bei Netzwerk-IT mit langjährigen Erfahrungen in Betriebsarbeit, die uns bestimmt mit Ihrem Wissen unterstützen. Einige von uns sind Mitglieder bei der IG-Metall oder Verdi. In den letzten Jahren gab es einiges an regionalem Stellenabbau und Standortschließungen. Es spricht nichts dagegen von den gemachten Erfahrungen zu lernen.
Konzepte: Wir wollen den Standort erhalten und Stellenabbau vermeiden. Wie können eigene Gegenkonzepte und konstruktive Vorschläge aussehen?
Wir sind viele und erst am Anfang. Was spricht dagegen gemeinsam laut zu werden!!
Mit solidarischen Grüßen Teile der Beschäftigten, die nicht überflüssig werden wollen.