Fundstellen Anti-Antifa in Geheime Informanten
Michael Grube (90er Jahre Mecklenburg-Vorpommern, militanter Nazi-Skin und Beinahe-Mörder)
*"Der angeklagte Ex-V-Mann Michael Grube beschreibt im Pizzeria-Prozess recht ausführlich seine Zusammenarbeit mit dem Geheimdienst (...) auch umgekehrt seien Informationen geflossen. So hätten ihn seine Führungsbeamten bei einem Treffen 1998 nach Mitgliedern der linken Szene ausgefragt. Zu diesem Zweck seien ihm auch Namenslisten und Fotos von angeblichen Linksextremisten vorgelegt worden, auf denen er einige Personen habe identifizieren können. Die Listen enthielten personenbezogene Daten von Teilnehmern einer Veranstaltung in Bad Kleinen, die dort zum Gedenken an den 1993 erschossenen RAF-Angehörigen Wolfgang Grams stattfinden sollte. Das sind die wahren Staatsfeinde, hätten seine Kontaktbeamten ihm, dem Neonazi, zu der Liste erklärt.(31)"* (Seite 54, 55)
In der Fußnote 31 (Seite 282) heißt es: *"So Grube in einem Gespräch mit dem Autor in der JVA Bützow. Vgl. auch Juhnke, Geheimdienst legt Listen von Linken vor, in: Berliner Zeitung 2.11.1999"*
Eine weitere Quelle zur Anti-Antifa allgemein enthält Fußnote 32: "Vgl. dazu u.a. Maegerle/Dietzsch, Anti-Antifa, in Friedrich-Ebert-Stiftung (Hg.), Hintergrundinformationen zum Rechtsextremismus, August 1996."
Bernd Schmitt (Kampfsportschule Hak-Pao, Deutscher Hochleistungskampfkunstverband, Solinger Mordanschlag, Nationale Einsatzkommandos, Anfang der 90er Jahre, NRW)
Zu Recht füllt die Geschichte des V-Mannes Bernd Schmitt ein ganzes Kapitel "Kampftraining & Ordnerdienste `Hak Pao´ - Kampfsport für Attentäter und Mörder" (Seite 82 bis 101). Die Geschichte ist im Prozess um den mörderischen Brandanschlag auf ein Wohnhaus in Solingen am 29.Mai 1993 aufgeflogen, bei dem fünf türkische Frauen und Mädchen ermordert wurden. Interessant in unserem Zusamemnahng ist der Abschnitt "Verdunklungsaktionen nach dem Mordanschlag":
*"Wenige Tage nach dem Anschlag ließ Schmitt über 50.000 Blatt hochbrisante Akten und sonstige Unterlagen gleich kistenweise aus seiner Kampfsportschule abtransportieren (...) Die Akten enthalten neben Propagandamaterial rechtsextremer Gruppen auch Anleitungen für die Herstellung von Brandsätzen, Grundriss-Skizzen von Kölner und Bonner Häusern, in denen fast ausschließlich Ausländer wohnten oder linksalternative Wohngemeinschaften ansässig waren; des Weiteren umfangreiche Personalunterlagen, Adressenverzeichnisse und Flurkarten, unter anderem auch des Autonomen Zentrums Wuppertal. (93)"* (Seite 91ff)
Die Fußnoten 93 und 94 benennen als Quellen Weser-Kurier 3.5.1994, taz 5.5.1994 und Dokumentation des Innenministriums "über die Tätigkeit des V-Mannes Bernd Schmitt für den VS NRW" (6/1994).
Hans-Dieter Lepzien (70er Jahre, Niedersachsen, Otto-Gruppe, NSDAP/AO, Bombenanschläge)
Auch Hans Dieter Lepzien erhält als V-Mann ein eigenes Kapitel "Waffen & Propaganda, Bomben vom V-Mann - ein früher Waffenlieferant der Neonazi-Szene" (Seite 102 bis 116). Interessant ist nicht nur die ganze Geschichte, da sie einen guten Einblick in die Neugründung der NSDAP in den 70er Jahren liefert, sondern besonders auch im Hinblick auf Gladio. Die für Italien und die Türkei, wo es am 12.September 1980 zu einem Militärputsch kam, breit dokumentierte `Strategie der Spannung´ lief darauf hinaus, dass Gladio-Strukturen staatsterroristische Anschläge mit vielen zivilen Opfern verüben, um so ein Klima der Unsicherheit zu erzeugen, dass dann wiederum die Voraussetzung schaffen sollte für einen "starken Staat" bzw. einen rechten Putsch. Gössner teilt über die Ziele der "Otto-Gruppe" mit:
*"Die Otto-Gruppe habe nicht nur die Legalisierung der NSDAP angestrebt, so der oberste Ankläger, sondern auch die Wiedererrichtungdes Nazi-Regimes. Aufsehen erregende Anschläge auf öffentliche Gebäude, auf Grenzanalagen der DDR, auf Lastkraftwagen im Transitverkehr nach West-Berlin und Attentate auf Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, auf Richter, Staatsanwälte, Politiker und jüdische Bürger wie Simon Wiesenthal, Alfred Kempner und Heinz Galinski sollten nach Ottos Plänen zur Erschütterung der staatlichen Ordnung führen. Otto glaubt, durch die Anschläge auch eine Verunsicherung und Radikalisierung der Bevölkerung herbeiführen zu können, um damit eine günstige Ausgangslage für eine nationalsozialistische Machtübernahme in der Bundesrepublik zu schaffen."* (Seite 103)
Insgesamt baut die Otto-Gruppe drei Bomben, von denen eine bei Michael Kühnen landet und die beiden anderen gegen die Amtsanwaltschaft Flensburg und das Amtsgericht Hannover gezündet wurden. *"In der Öffentlichkeit wurden die Anschläge es herrschte das Klima des Deutschen Herbstes - zunächst Linksextremisten angelastet, eine Version, die die niedersächischen Sicherheitsbehörden, die es besser wissen mussten, nie richtig gestellt haben."* (Seite 106)
Spannend ist die Information in Fußnote 113, da sie einen Hinweis auf eine organisatorische Struktur liefert, die hinter den einzelnen Wehrsportgruppen steht.
*"Weitere Rohrbomben dieser Machart fanden auch bei Anschlägen der rechtsextremen Deutschen Aktionsgruppen um den Neonazi Manfred Roeder Verwendung - ob in Esslingen, Filderstadt, Lörrach, Zirndorf oder beim Anschlag auf die Janusz-Korcak-Schule am Bullenhuser Damm in Hamburg (AK 7.10.1980, S. 5)."*
Werner Gottwald (70er Jahre, Niedersachsen, illegale NSDAP, Propaganda, Waffen und organistorische Vernetzung)
Die Geschichte des V-Mannes Werner Gottwald und seines VS-Kontaktbeamten Schulenberg wird in dem Kapitel "Deckname `Reiser´ - V-Mann als Schriftführer des NSDAP" (Seite 117 bis 122) geschildert. Interessant ist sie vorallem, da Gottwald ein sehr genauer und nachrichtenehrlicher Informant gewesen ist und seine 2000 Seiten füllende Berichte öffentlich bekannt geworden sind (taz 30.8.83; Konkret-extra 8/1983; vgl. auch Spoo, FR 31.8.1983).
Dadurch ist belegt, dass
- 1975 eine illegale NSDAP-Nachfolgeorgansiation gegründet wurde
- diese terroristische Organisation fasst die wesentlichen militanten Neo-Nazi Gruppen in einer festen Struktur zusammen (siehe Gössner Seite 119)
- diese Struktur verfügt über Waffen und führt militärische Trainings insbesondere bei der Wehrsportgruppe Hoffmann in der Region Nürnberg durch
- es bleibt nicht bei Kriegsspielen wie das Attentat auf das Münchener Oktoberfest durch Gundolf Köhler belegt, der Mitglied der Wehrsportgruppe Hoffmann gewesen ist (Seite 120)
- Der Inlandsgeheimdienst und die Sicherheitsbehörden haben die Existenz der NSDAP gegen besseres Wissen jahrelang geleugnet und die These von zersplitterten Nazigrüppchen und Einzeltätern zur Desinformation der Öffentlichkeit lanciert.
- Last but not least deutet Gössner an, dass der Geheimdienst über seine V-Männer maßgeblich am Aufbau der NSDAP beteiligt gewesen ist und diese auch gesteuert hat. Gladio läßt grüßen. *"Ende 1980 schaltet des VS seinen so erfolgreichen und zuverlässigen V-Mann ab, da er, so hieß es zumindest intern, zu eigenmächtig gehandelt habe. Er hatte unzweifelhaft Aktivitäten im rechten Untergrund maßgeblich beeinflusst, und er hat an der Verflechtung der rechten Szene mitgearbeitet (...)"* (Seite 122)
Tino Brandt (1994 bis 2001, Anti-Antifa. Thüringer Heimatschutz THS, NPD)
Die Geschichte des V-Mannes Tino Brandt, der 1994 mit 19 Jahren von VS angeworben wird und den Decknamen Otto erhält, ist vorallen deswegen interessant, weil hier der direkteste Bezug zur Anti-Antifa besteht (siehe Seite 227f).
Brandt "(...)engagierte sich zu jener Zeit an führender Stelle für gewaltorientierte Anti-Antifa-Kameradschaften und den Aufbau des neonazistisch-militanten Thüringer Heimatsschutzes (83)"
Dazu heißt es in der Fußnote 83: "Der Thüringer Heimatschutz ist aus der von Christian Worch gegründeten Anti-Antifa hervorgegangen."
Bemerkenswert ist nun, dass der Verfassungschutz in nur sechs Jahren 200.000 DM an an Tino Brandt spendiert, die dieser für den Aufbau der Anti-Antifa bzw. des THS und die Stabilisierung der militanten Neonazi-Szene im Rahmen der NPD verwendet (Seite 228).
Obwohl Tino Brandt beteuert, als überzeugter Nationalist aus politischen Gründen gespitzelt zu haben, wird er von seinen Kameraden als Verräter geächtet. Und hier schließt sich nun der Kreis, die Erklärung wird von Gerd Hefter auf der website der Kommenden veröffentlicht (siehe Fußnote 86). Dass ist bekanntlich die website der 2004 verbotenen Fränkischen Aktionsfront und der Anti-Antifa-Nürnberg gewesen.