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Pat kocht ... Wir löffeln die Suppe aus

by Alcatel-Lucent posted on 31.10.2007 18:45 last modified 09.11.2008 15:26 —

Persönliche Berichte der Aktion des Betriebsrates gegen eine neue Entlassungswelle

Suppenausgabe

 

Videos

Pat kocht ... Wir löffeln die Suppe aus

 


Erster Bericht

Der große Tag, an dem Pat Russo den Sanierungs-Notfallplan verkünden sollte, rückte immer näher. Dann die Meldung: Doch "nur" 4000 weitere Entlassungen, da war ich erst mal überrascht. Ist unser Management doch noch lernfähig?

Wird diese Erleichterung dazu führen, dass sich die Kollegen doch nicht an unserer Aktion "Wir müssen die Suppe auslöffeln, die uns das Management eingebrockt hat" beteiligen? Um 5 vor Zwölf sollten die Kollegen vor den Haupteingang unseres Glaspalastes kommen. Der Suppentopf kommt aus der Kantine, dampfend und heiss, wartet darauf, von möglichst vielen geleert zu werden.

Es ist 11.45 - noch ist keiner da! Ich zweifle ein wenig, aber wenigstens kommen die ersten Pressevertreter und Kamerateams. Ich werde zu einem Interview gebeten.

Es ist 11.50 - immer noch keiner da! Mir wird mulmig. Ich werde interviewt: "Was ist ihre Meinung? - Aber bitte nur 2 bis 3 Sätze..."

Es ist 11.55 - ??? Die Fotoreporterin knipst immer noch wie wild. Nur aus den Augenwinkeln kann ich sehen wie die ersten Kollegen anrücken, erst fünf, dann nochmal fünf, dann beginnt es zu strömen. Ich freue mich, bin erleichtert. "Nicht lächeln - ernst kucken!" fordert die Fotografin. Fällt mir echt schwer. Noch immer strömt es. Schön, dass wir uns auf unsere Kollegen verlassen können.

Dann ist der ganze Platz voll, 200 Kollegen sind mindestens da. Die Aktion mit dem großen Suppentopf kommt wunderbar an. Die Fotografen können gar nicht genug bekommen, Fotostrecken werden geknipst, Videos gedreht, überall stehen Leute in Lederjacken mit Mikrophonen und suchen Interviewpartner. Die Transparente werden abgelichtet und immer wieder die Suppenausgabe.

Alle sind gut drauf, lachen, löffeln ihre Suppe. Langsam wird einem warm, trotz des kühlen Wetters. Ich rede mit meinen Kollegen. Ob die Aktion viel bewirken wird? Ich weiss es nicht. Aber wir sind in der Öffentlichkeit, in der Presse, im Hörfunk, vielleicht sogar im lokalen Fernsehsender. Unsere Sorge um unsere Arbeitsplätze wird auch von anderen Menschen wahrgenommen. Das tut gut. Dafür hat es sich auf jedenfall gelohnt. Und es tut einfach gut, etwas gegen diese kurzsichtigen Personalabbaupläne getan zu haben...

Zweiter Bericht

Hallo Kollegen,

Ich bin um 11:45 raus ans Auto und habe mir mein Besteck dort geholt; dann bin ich die lange Straße an unserem Monumental "Blendbau" entlang gegangen.

Niemand war zu sehen. Mich befiel ein unangenehmes Gefühl. Allerdings beim Weitergehen und genauen Hinsehen sah ich am Eingang mindestens 50 Gesichter, die einfach unter dem Glasdach nur als kleine Gruppe zuerkennen waren...trotzdem dachte ich: da haben sich doch noch einige getraut trotz der PAT-mail.( Morgens bereits hatten viele Kollegen bezweifelt , ob die Suppenaktion noch sinnvoll sei, und sind auch tatsächlich nicht hingegangen. -Ich kenne unsere Pappenheimer)

Selbst wenn alle 1000 anwesend gewesen wären, wäre das optisch nicht besonders aufgefallen bei der Größe des Geländes! So wenige sind wir nur noch!

Meine Gedanken im nachhinein sind folgende:

  • bei 200-300 Leuten am Eingang sind dies fast 30% der Belegschaft in NBG, dies ist ein Erfolg!
  • bei uns gab es zuvor keine Flugblätter, also da geht noch mehr zu mobilisieren!
  • bei nochmals 100 Leuten weniger (ungefähr 700 am Standort) kann sich keine Innovativkraft mehr entfalten:

    a) für neue komplexe Projekte und auch

    b) beim laufenden Geschäft gegen die Kokurrenz.

  • also Fazit:
    • es darf eigentlich keiner mehr gehen dürfen!
    • der Standort ist extrem gefährdet
    • wir kämpfen ums Überleben an unserem Standort hier in NBG , Stuttgart ist nicht in Gefahr!
    • also müssen hier bei bekanntgegebenen Massnahmen der Geschäftsleitung ungeahnte, unbekannte Aktionen von der Belegschaft erfolgen, die den Stuttgartern (Geschäftsleitung, wie Betriebsrat, wie Belegschaft) Angst und Bange machen.

Darauf sollten hier alle eingestellt werden.

(4) Kommentare

Anonymer Benutzer 31.10.2007 21:50
Hallo Kollege aus Nürnberg,

ich bin vorsichtig gesagt ein wenig geplättet, wie und warum Du hier Nürnberg gegen Stuttgart ausspielst, auf diese Weise unterstützen wir am Ende nur das Spiel der Geschäftsleitung der ALU Deutschland bzw. der Zentrale in Paris, deren erklärtes Ziel es ist, möglichst viele in Deutschland loszuwerden egal an welchem Standort.

Vielleicht ist Dir bekannt, dass zu dem Zeitpunkt an dem die Geschäftsleitung der ALU Deutschland den Flexi-Vertrag (aus ex-Alcatel) gekündigt hat und damit den Weg zu Kündigungen eingeschlagen hat die Geschäftsleitung der ALU Frankreich einen Sozialplan mit den dortigen Betriebräten abgeschlossen hat in dem auf den ersten Seiten steht (sinngemäss): "Die Personalanpassungen im Rahmen der Restrukturierung finden ausschliesslich auf Basis der Freiwilligkeit statt".

Das tut eine nationale Geschäftsleitung, die sich vor die eigenen Mitarbeiter stellt, die zumindest versucht den Unsinn der in der Zentrale beschlossen wird ein wenig in den Griff zu bekommen anstatt willenlos mitzuspielen.

Wir werden dagegen von unserer eigenen Geschäftsleitung verkauft, die Herren sind nur noch armselige Frühstücks-Direktoren die nicht mal mehr in Ausnahmefällen einen Flug in der Business Class genehmigen dürfen ohne vorher in Paris um Genehmigung nachgefragt zu haben. Und da ist der Geschäftsführer F. aus Nürnberg dessen strategischer Weitblick darin besteht, Aufzüge, Treppenhäuser und Parkdecks zu schliessen um keinen Deut besser als die anderen 3 Herren des Vorstands mit Wurzeln in Stuttgart. Ich habe von allen 4 in den letzten Monaten nicht einen Satz gehört was sie tun wollen um in Deutschland möglichst viel an Know-How, an strategischen Fähigkeiten und an Einfluss zu erhalten. Kein Plan, keine Ahnung, kein Interesse, kein Rückgrat, das ist unser Vorstand! Damit müssen wir uns leider auseinandersetzen.

Dort stehen also diejenigen, die ihre eigenen Mitarbeiter vorsätzlich im Stich lassen, gegen diese Herren müssen wir kämpfen und nicht gegen die Mitarbeiter und Betriebsräte des jeweils anderen Standorts.

Ich halte Statements wie "...Aktionen von der Belegschaft erfolgen, die den Stuttgartern (Geschäftsleitung, wie Betriebsrat, wie Belegschaft) Angst und Bange machen..." für eine einzige Katastrophe, wir sollten uns gegenseitig und unsere Betriebsräte unterstützen und motivieren egal an welchem Standort. Was soll das mit "Bange machen"? Wenn wir nicht so verfahren wie Du vorschlägst brauchen wir uns nur um unsere Jobs bange machen und das reicht vollständig.

Ich gebe Dir an einem Punkt recht: die Gefahr für den Standort Nürnberg mag grösser sein, da in Nürnberg die zahlenmässige Substanz einfach kleiner ist wie in Stuttgart.

Die Gefahren sind aber für beide Standorte existent nur in etwas anderer Ausprägung: In Nürnberg ist vielleicht (ich weiss das nicht genau) irgendwann der Standort als ganzes gefährdet, in Stuttgart ist dagegen die Handlungsfähigkeit konkret und heute gefährdet noch Projekte eigenständig (in Deutschland) abzuwickeln und genau das ist die strategische Zielsetzung der Zentrale: Deutschland, egal ob Nürnberg allein oder Stuttgart allein oder beide zusammen sollen zu einem Vertriebsladen ohne strategisch-technische Kapazitäten zusammengestaucht werden. Unser eigener Vorstand ist bei der Realisierung dieses Ziels ein williger Helfer.

Hör also bitte bitte auf, die beiden Standorte gegeneinander auszuspielen; entweder wir machen gemeinsam durch gemeinsamen Druck auf die Geschäftsleitung und durch gemeinsame Unterstützung unserer Betriebsräte das beste aus dieser besch.... Lage oder wir können bereits jetzt aufgeben!

Gruss aus Stuttgart!
Anonymer Benutzer 02.11.2007 11:38
Ich kann die Angst des Nürnberger Kollegen schon verstehen. Der Nürnberger Standort ist nunmal der kleinere und damit Junior-Partner, die wesentlichen Entscheidungen werden doch in Stuttgart getroffen, sei es auf Management oder Arbeitnehmer-Vertretungsebene.
Ausserdem: Es hat in Franken unter Alcatel schon 2 Werksschliessungen in Nürnberg-Langwasser und in Gunzenhausen gegeben, das macht Angst!
Anonymer Benutzer 02.11.2007 12:58
Danke für deinen Kommentar, der genau den Punkt trifft. Wir müssen endlich aufhören uns gegenseitig die Köpfe einzuschlagen. Es geht doch nicht um die "Nürnberger" gegen die "Stuttgarter". Es geht um die Existenz aller Kollegen, die sich gemeinsam gegen das Management und seine unsinnigen Entscheidungen wehren müssen.
Anonymer Benutzer 02.11.2007 13:01
Ich meine damit den Kommentar "Stuttgarter Sicht" von Anonymer Benutzer am 31.10.2007 21:50.