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Konvoi oder Karawane

erstellt von valter zuletzt verändert: 18.04.2010 20:38
Während sich Politiker in Edelkarossen durch Europa schoffieren lassen und über Flugverbote jammern, hat der isländische Vulkan Eyjafjallajökull den normalen Reisenden ganz andere Probleme gebracht, bei denen die Politik bisher vollkommen versagte.

Es ist leicht in Edelkarossen im Konvoi über die Alpen zu reisen, wenn einmal Flieger wegen der Vulkanasche nicht transportieren. Neben der bemerkenswerten Abhilfe durch TUI gibt es anderen Konvoi's oder besser eine auf Tatsachen beruhende Leidens-Karawane, die dieser Bericht beschreibt:

Auf dem Rückweg aus Mittelasien sitzen am Flughafen in Astana Kasachstan Reisende fest. Sie haben keinen Konvoi, nicht einmal Visa, um über verschiedene Länder, die auf dem Heimweg liegen, reisen zu können. Das interessiert Politiker nicht, für die stets bestens gesorgt ist.

Wer weiss schon, wie die nicht existierenden Feldbetten in einem asiatischen Flughafen sind. Und wer sich ein Hotel leisten möchte, zahlt für 3 Reisende in einer Massenunterkunft einer besseren Besenkammer mehr als ein Standardzimmer für einen Reisenden kostet. Darum sorgt sich niemand. Krank werden darf man dabei nicht. Sonst hält man es nicht aus, tagelang zu warten, und jeden Tag erneut enttäuscht zu sein, dass kein Flug geht.

Die Fluggesellschaft versucht nicht, auf noch offene Flughäfen auszuweichen. Nach dem Schließen von Frankfurt war München noch viele Stunden offen, danach wäre noch Wien oder Zürich offen. Keine der Möglichkeiten wurde genutzt. Erst einmal werden die Reisenden von Hotels ausgenommen und weichgekocht, damit sie neue Tickets für irgendwelche Hilfslösungen kaufen.

Wer aus Asien kommt, versucht es nun über den noch offenen Flughafen Istanbul, um danach die Reise über den Balkan anzutreten, ein Abenteuer, wenn man in jedem Land erneut Tickets kaufen muß. So eine Reise von einer Woche ist wie im Mittelalter.

Ein anderer Weg beispielsweise über Rußland ist mit Visa-Hindernissen gepflastert, die von der Politik nicht einmal in der Not der Flugsperrung beseitigt werden kann. Das heißt konkret, statt heimzukommen stundenlang auf den Botschaften rumsitzen und teure Tranfer-Visa zu kaufen, die man beim Flug gar nicht bräuchte. Wenn der Botschafter gnädig ist, erteilt er ohne Einladung so ein Visum und man kann endlich nach Tagen einen anderen Umweg mit kurzem Flug, Bus oder Bahn antreten. So kommt man mit weiteren Ticket-Käufen und Warten auf den Anschlußzug vielleicht in 2-3 Tagen an die deutsche Grenze und den letzten Zug nachhause.

Das ist die normale Reiseart, die einer Karawane über die Seidenstraße ähnlicher ist als die von der Presse hochgelobte Odyssee der Minister, ganz anders als ein bequemer Konvoi von Rom durch Grand-Hotels der gehobenen Klasse bis Berlin. Die mitleidigen Berichte über Politiker verhindern den Blick darauf, dass die Politik kläglich versagt hat, normalen Menschen Hilfe zu leisten. Woran liegt das:

  • Es fehlen bilaterale Regelungen für den Notfall wie bei der Eruption des isländischen Vulkans, wenn es schon keine internationalen Regeln gibt,
  • Es findet auch keine Konferenz ad hoc statt, um abzuhelfen. Stattdessen gönnen sich Politiker Urlaubsreisen im Konvoi.
  • Hoteliers zocken die Reisenden ab, die nicht im Flughafen tagelang liegen wollen,
  • Fluglinien täuschen Unflexibilität vor und suchen nicht nach Auswegen. Selbst bei Rückzahlung der Tickets gibt es Probleme in dem Stil: Wenden Sie sich an Ihr Reisebüro, wenn man gerade unterwegs ist.
  • Langsam denken Verkehrsminister an eine Konferenz, die Wolke ist auch bei ihnen schon angekommen.

Die Liste möglicher Abhilfen könnte beliebig verlängert werden.

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