Kritik bei Quelle angekommen?
Die offenbar berechtigte Kritik des Nürnberger OB Maly an der angedrohenten Schließung, an der sich Karstadt/Quelle Management so heftig gerieben hat, hat nun doch gewirkt. Der Quelle Chef Sommer will den Standort halten, berichten die NN vom 15.6.07.
Aus den widersprüchlichen Ankündigungen kann man nur entnehmen, daß im Management des Karstadt/Quelle Konzern um den Standort des Versandtunternehmens ein Kampf tobt, der bereits die Betriebsversammlung am 6.6.07 erreicht hat. Es spielt wohl keine Rolle mehr, daß das Unternehmen einst von der Familie Schickedanz in Nürnberg und den umliegenden Städten gegründet wurde.
Vergessen ist auch, wie die Region sich um das Unternehmen bemühte und warum es erfolgreich war. Denn auch dieser Konzern kann den Verlockungen der Globalisierung nicht widerstehen und probiert wie die Telekom den Auslagerungstrick , um an den Mitarbeitern zu verdienen anstatt selbst Geschäfte mit erfolgreichen Produkten und Leistungen zu machen.
Geschäfte mit den Mitarbeitern scheinen selbst Gewerkschaften kaum noch aufhalten zu können. Wehren sich die Interessenvertretungen gegen die eingezäunten Gipfel, weil es keinen anderen Weg gibt, dem Globalisierungsdruck entgegenzuwirken?
Sogar auf der europäischen Ebene befinden sich Gewerkschaften mit Betriebsräten in der Defensive, wenn sie Informationen erst gerichtlich einklagen müssen. Europa ist für Arbeitnehmer zum Spielball mächtiger Kräfte geworden. Von dem einzigen EU-Kommissar für Beschäftigung erhalten Beschäftigte erst nach Anmahnung nur den Rat, flexibel hinter der Arbeit herzuhechten. Ist es ein Wunder, daß Europa an Zustimmung verliert, weil nicht alle Beschäftigten beispielsweise in Rumänien sein können?
Wo bleiben eigentlich eigene Vorstellungen der Interessenvertreter für die Beschäftigten, beispielsweise ein europaweiter Mindestlohn, ein effektiver Anteil an Gewinnen - wenn auch nicht in dem gleichen Umfang wie bei Top-Managern, bessere und sichere Arbeitsbedingungen?
Wenn die Beschäftigten selbst wie Manager denken und handeln und sich ja nicht gegen Ausnutzung wehren sollen, sind das die schlechtesten Voraussetzungen für Streiks , in denen die Betroffenen selbst ihr Schicksal in die Hand nehmen.