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Lohnt sich ein Streik wie bei Infineon für bessere Abfindung?

erstellt von valter zuletzt verändert: 30.08.2008 14:32
Der Streik gegen die Schließung des Infineon Werkes in München ist zuende. Und was kam dabei raus?

Das Ergebnis einer Woche Streik bei Infineon war ein bißchen mehr Abfindung, insgesamt ein ziemlich fauer Kompromiß, über den Netzwerk IT bereits berichtete. Das vom BR berichtete Ergebnis darf ein fauler Kompromiß genannt werden, wenn man davon ausgeht, daß es den Beschäftigten um ihre Existenzen geht.

Das Ende bei Infineon im März 2007 wird etwas teuer für den Weltkonzern und für die Streikenden schieben sich die Tage bis sie Hartz 4 etwas hinaus, weil sich der Faktor für die Abfindung auf 1,32 Monatsgehälter erhöht. Eine Transfer- bzw. Entsorgungsgesellschaft von 12 Monaten ist noch vor die Arbeitslosigkeit geschaltet.

Der Streik war für diejenigen ein Erfolg, die schon eine andere Existenzsicherung haben, weil Infineon nicht einmal diese Minimalbedingungen zahlen wollte. Doch was die Belegschaft wirklich hätte erreichen können, wenn sie nur entschieden genug gestreikt hätte, das wird nicht herauskommen.

Ob sich die Gewerkschaft bei dieser Streikführung und der Verhandlung einen guten Dienst erwiesen hat, kann sie an den Mitgliederverlusten selbst messen, den direkten Verlusten und dem Vertrauensschwund derjenigen wie die AEG , die auch den Verlust ihrer Arbeitsplätze sehen und überlegen, ob sich ein Streik zum Kampf um den Arbeitsplatz noch lohnt, wenn dabei nur ein bißchen mehr Abfindung rauskommt.

(11) Kommentare

Anonymer Benutzer 15.08.2008 11:08
Es wird in der Berichterstattung nie erwähnt, dass das Werk Perlach schon seit mehr als acht Jahren Gegenstand von Kosteneinsparungsdiskussionen bis hin zur Betriebsschließung war. Siemens und Infineon haben aber immer wieder Möglichkeiten gefunden, den Betrieb aufrecht zu erhalten. Dies ist jetzt scheinbar nicht mehr möglich bzw. vor dem Hintergrund der Situation zu riskant. So tragisch dies jetzt auch sein mag, ist das Werk doch ein Beispiel für unternehmerisches Sozialbewußtsein. Andere hätten das Werk vielleicht schon früher geschlossen. Es handelt sich hier durchaus um eine Umverteilung von Kosten innerhalb einer Firma, die diese Firma aus eigener Tasche bezahlte. Bei den Forderungen der Gewerkschaften geht es hingegen um Zahlungen, die nicht selber bezahlt werden müssen. Dafür kann jeder kämpfen. Vielleicht mal eine andere Sicht der Dinge, aber sicher eine ehrliche.
Anonymer Benutzer 15.08.2008 11:08
Wenn Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren, ist das immer schlimm. Und daher ist es auch verständlich, dass darum gekämpft wird.
Allerdings ist diese ach-die-böse-firma Einstellung weder zielführend noch nachvollziehbar. Jeder hat heute mit wirtschaftlichen Probleme zu kämpfen - das kleine Lebensmittelgeschäft um die Ecke genau so wie Giganten wie Infineon. Und letztendlich sind Unternehmen eben kein Sozialverein sondern auf Gewinnerzielung ausgerichtet. Daher müssen wir auch diese Seite verstehen. Überlegen wir uns nur einmal was passieren würde, wenn Infineon nun gesagt hätte "ok, wir schließen doch nicht" - die Verluste werden immer größer, und irgendwann ist nicht nur Perlach sondern auch Regensburg, Dresden, Villach, Richmond und Kulim dran. Dann hat niemand mehr einen Arbeitsplatz. Und zu verhandeln gibt es dann auch nichts mehr.
Jeden Tag machen Firmen zu und neue wieder auf. Für den einzelnen Betroffenen ist es natürlich schlimm und er muss sich um eine neue Beschäftigung bemühen, was sicher nicht immer leicht ist, vor allem wenn man örtlich gebunden ist, aber ... ist da nicht die allgemeine wirtschaftliche Lage mehr schuld als Infineon selbst?
Der Ruf von Infineon hat in letzter Zeit aus vielen verschiedenen Gründen stark gelitten. Weitere Negativ-Schlagzeilen über Perlach würde man sicher nur alzu gerne vermeiden. Allein schon dem Aktienkurz zuliebe. Daher bin ich fest davon überzeugt, dass sich Infineon gut überlegt hat, was hier geschieht, und sich die Schließung eben doch nicht mehr verhindern lässt.
Wenn man sich die unglaublichen Forderungen der Gewerkschaft ansieht wird auch klar warum Infineon nicht mithalten konnte - rechnen Sie doch nur einmal hoch, wieviele Millionen an Abfertigungen dann hätten gezahlt werden müssen!! Diese Milchmädchenrechnung kann gar nicht aufgehen, so gut kann es keiner Firma gehen dass sie das zahlen kann. Nur, unerreichbare Forderungen stellen und dann schimpfen, dass sie nicht erreicht wurden, ist trotzig und kindisch.
Es tut mir sehr leid für alle, deren Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen, aber ich bin trotzdem davon überzeugt, dass Infineon nicht anders konnte.
Gudrun, Mitarbeiterin von Infineon
Anonymer Benutzer 15.08.2008 11:08
Du schreibst: "Unternehmen eben kein Sozialverein sondern auf Gewinnerzielung ausgerichtet. Daher müssen wir auch diese Seite verstehen." Müssen wir nicht. Wir sind Arbeitnehmer und es ist nicht unsere Aufgabe, Verständnis dafür zu haben, dass den Bossen Profite wichtig sind, aber Menschen eben nicht. Die Wirtschaft hat gefäligst für die menschen da zu sein, nicht umgekehrt. Die Ausrichtung eines Unternehmens auf Profit ist ein Problem. Wieso soll ich Verständnis für den Kapitalismus entwickeln? Die armen Bosse können keinen gewinn mehr machen, Tja, da muss ich mich halt mit meiner Entlassung abfinden? Wer si denkt, hat nicht alle Tassen im Schrank.

Frank Eßers, Berlin
www.20six.de/fessers
Anonymer Benutzer 15.08.2008 11:08
tja ... kurzfristig magst du da wohl recht haben ... aber wenns fuer die firma keine profite mehr gibt, dann bist du frueher oder spaeter trotzdem deinen arbeitsplatz los. und dann? lieber frueher GEMEINSAM daran arbeiten, dass es auch dem unternehmen gut geht - sonst gehen langfristig beide pleite. ich wuerde daher vorschlagen: Menschen UND Profite!
Anonymer Benutzer 15.08.2008 11:08
Hallo Gudrun,

ich glaube nicht, dass Infineon ein böse Firma ist. Aber bestimmt auch keine mit besonderer sozialer Verantwortung.
Du persönlich kannst ja glauben, dass Infineon nicht anders konnte, aber die Zahlen sprechen doch für sich.
Faktor 1,3 für Abfindung ist nix besonders in der Branche (und wir reden hier eben nicht über einen kleinen Lebensmittelladen um die Ecke).
Die Deckelung auf 130.000 € ist dagegen ein Witz. Bei Daimler geht's aktuell bis auf 225.000 €; bei Siemens SBS kenn ich eine Kollegin (Mitte 50), die mit 215.000 € gegangen ist.
Maximal 12 Monate Beschäftigugnsgesellschaft ist ebenfalls nix und wird im übrigen zu 80% aus unserer Tasche finanziert (über Steuern und Sozialabgaben), da hier der Großteil von der Arbeitsagentur als Strukturkurzarbeit beigesteuert wird und Infineon kaum mehr als ein müdes Lächeln kostet.

Alles in allem bleibt es bei dem Fazit, dass das Management gleich am Montag gezogen hat: Der ganze Streik und das Ergebnis kostet sie nicht mehr, als sie von Anfang an eingeplant hatten.

Infineon hat halt einfach die Gewerkschaft und 70% der Kollegen, die dem Abschluss zugestimmt haben, über den Tisch gezogen.
Anonymer Benutzer 15.08.2008 11:08
Wer die vereinbarten Deckelung kritisiert, hat nicht am Streik teilgenommen. Wenn der angebotene Faktor von 0,33 pro Beschäftigungsjahr genommen wird, konnte 130.000,- € nicht erreicht werden. Erst durch die Erhöhung auf 1,3 pro Beschäftigungsjahr bei einem hohen Einkommen und langjähriger Betriebszugehörigkeit wird diese Deckelung erreicht. Brutto im Monat rund 5.000,- €, wer verdient soviel in der Produktion? Also regen sich die auf, die als "Streikbrecher" versucht haben die Produktion anlaufen zu lassen oder trotz Streik duch die Tore geschritten sind. Nur ohne Streik wäre der Faktor nicht erhöht worden und jetzt mehr als 130.000,- bekommen würden.
Anonymer Benutzer 15.08.2008 11:08
Du hast recht, ich war nicht bei dem Streik dabei. Aber nicht wie du vermutest, weil ich ein Streikbrecher bin, sondern weil ich bei der "Konkurrenz" arbeite.

Bei uns gibt es ohne Streik, ohne Tarifvertrag und faktisch ohne Gewerkschaft im Unternehmen aktuell einen Soziaplan, der den Faktor 1 bis 1,5 vorsieht ohne Deckelung. Allerdings sind wir auch ein Entwicklungsstandort. Insofern ist die Situation bei euch wohl anders. Wenn die Deckelung nur bewirkt, dass die Streikbrecher nicht noch belohnt werden, soll es mir egal sein.

Trotzdem bleibe ich dabei, dass die Erhöhung des Abfindungsfaktors von 0,33 auf 1,3 kein großer Erfolg ist - schon gar nicht nach einem Streik, der bundesweit Aufsehen erregt. Die IGM hat in der Pressekonferenz erklärt, dass das Ergebniss Infineon ca. 50 Millionen kostet. Das Management hat die gesamten Schließungskosten auf 100 Mio beziffert. Das ist ein Betrag, den sie vorher schon einkalkuliert haben. Sprich das Management hat geschickt gepokert, einen sehr niederiges Anfangsangebot gemacht (bei normalen Arbeitsgerichtsprozessen liegt derzeit der Faktor bei 0,5) und knallhart verhandelt. Am Ende sind sie da gelandet, wo sie hinwollten.

Trotz des mageren Ergebnisses hat der Streik auf einen anderen Ebene etwas bewirkt. Wenn man mal die ganzen Kommentare und Foren liest, sieht man, dass eine Diskussion angestossen wurde und dadurch Dinge in Bewegung geraten. Das würde ich als Erfolg des Streiks bezeichnen.
Anonymer Benutzer 15.08.2008 11:08
Was sind "normale" Arbeitsgerichtsprozesse? Du sprichts das Kündigungsschutzgesetz an. Dort Steht unter 1a:

"(1) Kündigt der Arbeitgeber wegen dringender betrieblicher Erfordernisse nach § 1 Abs. 2 Satz 1 und erhebt der Arbeitnehmer bis zum Ablauf der Frist des § 4 Satz 1 keine Klage auf Feststellung, dass das Arbeitsverhältnis durch die Kündigung nicht aufgelöst ist, hat der Arbeitnehmer mit dem Ablauf der Kündigungsfrist Anspruch auf eine Abfindung. Der Anspruch setzt den Hinweis des Arbeitgebers in der Kündigungserklärung voraus, dass die Kündigung auf dringende betriebliche Erfordernisse gestützt ist und der Arbeitnehmer bei Verstreichenlassen der Klagefrist die Abfindung beanspruchen kann.

(2) Die Höhe der Abfindung beträgt 0,5 Monatsverdienste für jedes Jahr des Bestehens des Arbeitsverhältnisses. § 10 Abs. 3 gilt entsprechend. Bei der Ermittlung der Dauer des Arbeitsverhältnisses ist ein Zeitraum von mehr als sechs Monaten auf ein volles Jahr aufzurunden."

Dort steht dieser Faktor im 2. Absatz. Dieser Faktor gilt aber nur, wenn es der Arbeitgeber mitteilt und auf eine Kündigungsschutzklage verzichtet wird. Die ganze Regelung soll die Arbeitsgerichte entlasten. Bei Vergleichen vor dem Arbeitsgericht kann mehr herauskommen.

Es gibt noch eine weitere Deckelung. Das monatliche Entgelt ist auf 4.500,- € festgeschrieben. Ein Wert, der in der Produktion selten erreicht wird. Das Ergebnis ist nicht vollkommen, doch im Rahmen des Machbaren. Wenn mehr mitgemacht hätten, .... Wichtiger ist, das dies ein Signal war. Wann wurde zuletzt bei Siemens oder deren Töchter gestreikt? Ist Jahrzehnte her und wenn dann nicht um Arbeitsplätze. Es ist eine Zeichen für SBS, Siemens und andere Arbeitsplatzvernichter.

Viele Arbeitsplätze werden geräuschlos vernichtet. Oder hört man was aus den Siemens Niederlassungen? Dort werden Arbeitsplätze von COM, STS, STV vernichtet und die Leute mit Kündigungsandrohungen abgefunden oder in Beschäftigungsgesellschaften gedrängt. Still und leise, ohne viel Presse.
Anonymer Benutzer 15.08.2008 11:08
Was in der Berichterstattung immer fehlt, ist die Tatsache, dass Siemens und später Infineon immer wieder Beschäftigungsmöglichkeiten für das Werk Perlach gefunden haben. Dieses Werk ist bereits seit mehr als acht Jahren Gegenstand von Diskussionen über Kosteneinsparungen un Betriebsschließungen. Es mag vielleicht ein wenig komisch klingen. Aber dieses Werk ist ein Beispiel für unternehmerisches Sozialempfinden. Deshalb gehe ich einfach davon aus, dass es jetzt nicht mehr geht bzw. die Gefahr zu groß wäre. Ich glaube nicht, dass es viele andere Firmen gibt, die so lange an diesem Werk festgehalten hätten.
Anonymer Benutzer 15.08.2008 11:08
Da muß man fast weinen, soll doch Infineon aus reiner sozialer Ader einen Betrieb in München am Leben erhalten haben, ohne dabei selbst zu verdienen. Wer das glaubt?

Für die jetzt vereinbarte Schließung bezahlen die Beschäftigten mit dem Verlust ihrer Existenzen. Das ist natürlich nicht vergleichbar mit den Kosten für erhöhte Abfindungen, die Infineon zu zahlen hat. Kommt sich der anonyme Kommentierer nicht komisch vor, die ehrlichen Kosten für unternehmerisches Risiko mit dem Preis für die Existenz vergleichen zu wollen.

Mit der jetzt vereinbarten Abfindung hat sich Infineon doch nur die Verantwortung gegenüber den Beschäftigten abkaufen lassen. Und zu einem Preis, der dieser Verantwortung kaum gerecht wird, wenn man einrechnet, was Infineon vorher vom Steuerzahler, also von der Stadt, der Gemeinde und vom Land für die Einrichtung und Erhaltung des Perlacher Standortes bekommen hat. Etwas Gewerbesteuer darf man ehrlicherweise davon abziehen.

So gesehen könnte man viele Betriebe als sanierungsbedürftig betrachten und sie verantwortungslos dichtmachen. Wenn es aber um die Sanierung geht, die immer Vorrang vor der Schließung haben sollte, drücken sich fast alle. Ja, schwierige Aufgaben sind nichts für die heutigen Manager, die ehrlicherweise nur das schnelle Geld machen wollen.
Anonymer Benutzer 15.08.2008 11:08
Es ist immer einfacher zu fordern als zu geben.
Es gibt nicht nur böse Manager. Denn ständig böse sein ist zu anstrengend.
Wach auf. Die Kindheit ist vorbei. So hart das auch sein mag. So wie einige Managergehälter viel zu hoch sind, so sind auch unsere eigenen Gehälter zu hoch. Die Folge ist, dass andere die Jobs kriegen. So einfach ist die Welt. Die einzige Antwort ist, dass wir selbst billiger werden müssen.