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Offener Brief der IG Metall-Vertrauenskörperleiter/-innen zum BVG Streik

erstellt von valter zuletzt verändert: 25.08.2008 18:34
In einem offenen Brief wenden sich die Leitungen von Berliner IG-Metall Vertrauenskörper an den Finanzsenator Sarrazin, damit er nicht weiter an der Absenkung des Lohnniveaus im öffentlichen Dienst mitwirkt, Drohung unterläßt, erhöhte Lohnkosten auf die Fahrpreise umzulegen und sich für eine Verbesserung der Berliner Umwelt durch attraktive öffentliche Verkehrsmittel einsetzt.

Der Brief vom 13. März 2008 hat folgenden Text:

IG Metall, Verwaltungsstelle Berlin

Vertrauenskörperleiter/-innen

Alte Jakobstraße 149, 10969 Berlin

  • An den
  • Aufsichtsratsvorsitzenden der BVG
  • und Finanzsenator Dr. Thilo Sarrazin
  • Senatsverwaltung für Finanzen
  • Klosterstraße 59, 10179 Berlin

cc Frank Bäsler, ver.di Berlin, Fachbereich Verkehr, Köpenicker Str. 30, 10179 Berlin,

Offener Brief

Werter Herr Dr. Sarrazin,

wir, die IG Metall-Vertrauenskörperleiter/-innen aus den Berliner Metallbetrieben, unterstützen den Streik unserer Kolleginnen und Kollegen bei der BVG für ihre berechtigten Forderungen nach 8 bis 12 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 250 Euro.

Unter den Beschäftigten der Metallbetriebe gibt es großes Verständnis dafür, dass die BVG- und BT-Beschäftigten die steigenden Belastungen und ständige Leistungsverdichtung nicht mehr hinnehmen wollen. Seit sieben Jahren mussten sie nicht nur auf Lohnerhöhungen verzichten, das Urlaubs- und Weihnachtsgeld wurden gestrichen. Die Arbeitsbedingungen haben sich verschlechtert.

Herr Dr. Sarrazin, Ihre Äußerung, dass die (Alt)Beschäftigten bereits jetzt weit über dem Marktwert verdienen, ist an Zynismus nur noch durch Ihre Berechnung für den Bedarf eines Hartz VI-Empfängers zu überbieten, dem Sie nicht einmal den Tagessatz für Lebensmittel von 4,14 Euro zubilligen wollen.

Der Marktwert der Ware Arbeitskraft ist in den vergangenen Jahren durch geschürte und reale Angst um den Arbeitsplatz, durch die repressiven Hartz IV-Regelungen und durch massive öffentliche Einsparungen erheblich gedrückt worden. Dazu gehört auch, dass die seit 2005 bei der BVG/BT neu Eingestellten wesentlich weniger verdienen.

Die Absenkung des Lohnniveaus im öffentlichen Dienst ist nicht zuletzt Ihr „Verdienst“.

Während Arbeitnehmereinkommen abgesenkt werden, erhöhen sich die Manager immer dreister ihre eigenen Gehälter. Sie müssen darüber nicht verhandeln, sie dürfen sich selbst aus den von uns erarbeiteten Gewinnen bedienen. Die Kluft zwischen arm und reich wird immer größer. Als Aufsichtsratsvorsitzender der BVG und als gewählter Senator tragen Sie Verantwortung für das gute Funktionieren des öffentlichen Nahverkehrs. Für unsere Kolleginnen und Kollegen in den Berliner Metallbetrieben sind Busse und Bahnen für den Arbeitsweg unverzichtbar. Ein preiswerter öffentlicher Verkehr ist auch ein Steuerungsinstrument für mehr Klimaschutz.

Ihre Drohung, erhöhte Lohnkosten auf die Fahrpreise umzulegen, sehen wir als Angriff auf unsere eigenen Portemonnaies. Im Übrigen: Seit Jahren wurden die Fahrpreise regelmäßig trotz sinkender Personal- und Lohnkosten erhöht. Erhöhte Fahrpreise aber lassen viele Menschen wieder auf das Auto umsteigen. Das Klima und damit auch die Lebensqualität der Berlinerinnen und Berliner würden sich weiter verschlechtern.

Wir fordern Sie auf, Ihren Einfluss geltend zu machen. Beenden Sie Ihre Blockadepolitik; machen Sie endlich ein verhandlungsfähiges Angebot, das für alle BVG- und BT-Beschäftigten eine deutliche Lohnerhöhung vorsieht. Hören Sie auf, mit flachen und unprofessionellen Schuldzuweisungen die Bürger gegen die Streikenden aufzuhetzen. Es ist keiner der Streikenden schuld, dass Sie Fahrpreise erhöhen und Kioske in den Bahnhöfen ggf. in Insolvenz gehen müssen. Der Streik ist ein Recht eines jeden Arbeitnehmers - auch für die BVG-Beschäftigten.

Ihr Verhalten ist nicht zum ersten Mal unmöglich und verantwortungslos gegenüber allen Bürgern unserer Stadt.

Geld ist genug da, Herr Dr. Sarrazin. Beauftragen Sie ihre Steuerbeamten es dort zu holen, wo es im Überfluss vorhanden ist (z. B. in Liechtenstein).

die IG Metall-Vertrauenskörperleiter/-innen

*Unterzeichnet von 19 namentlich genannten Vertrauenskörperleitern/leiterinnen*