Verbale Selbsterkenntnisse der Wirtschaft
erstellt von valter
—
zuletzt verändert:
25.08.2008 18:31
Sogar in der Wirtschaft ist die Erkenntnis angekommen, dass ungezügelte Geldgier schadet und dass es dafuer keine Selbstheilung gibt. Der Wirtschaftsrat kommt zu erstaunlichen Einsichten, leider ohne konkrete Pläne zur Umsetzung von verbalen Kernforderungen. Was so ein Wirtschaftsrat findet, habe viele gewußt.
In einem Werteforum des Wirtschaftsrates und der Konrad-Adenauer Stiftung Marktwirtschaft und Ethik - Unternehmer in der Verantwortung am 17.3.08 in Berlin wurde eine dramatische Zerreißprobe für den gesellschaftliche Zusammenhalt festgestellt und dabei die Kernforderungen aufgestellt:
- Nur wer Leistung bringt, kann Anspruch auf eine entsprechende Vergütung erheben! Unternehmerischer Misserfolg hingegen darf nicht länger mit hohen Abfindungen honoriert werden.
- Verantwortung übernehmen bedeutet, für die Folgen seines Handelns einzustehen! Versagen im Vorstand, im Aufsichtsrat und in der Bankenaufsicht muss mit persönlichen Konsequenzen verbunden sein - bis hin zum Jobverlust.
- Transparenz der Managergehälter und Teilhabe der Mitarbeiter bilden die Basis für engagierte und vertrauensvolle Zusammenarbeit! Eine erfolgsorientierte Mitarbeiterbeteiligung stärkt die Motivation und die Bindung der Belegschaft an das Unternehmen. Auf Seiten des Managements würde eine gesetzliche Deckelung der Bezüge der internationalen Wettbewerbssituation nicht gerecht. Transparenz hingegen kann einen Beitrag leisten, um das Vertrauen in die Unternehmensführung zu stärken.
- Nur Professionalität und Objektivität ermöglichen eine effektive Kontrolle durch den Aufsichtsrat! Die persönliche und wirtschaftliche Unabhängigkeit muss unabdingbare Voraussetzung für Aufsichtsrats-Mandate sein. Die Festlegung der Vorstands-Vergütung sollte durch einen eigenen Ausschuss erfolgen. Dabei können die angelsächsischen Compensation-Committees als Vorbild dienen.
- Die Aufgabe der Manager ist es, die Interessen der Eigentümer und des Unternehmens zu wahren - sowie gleichzeitig wirtschafts- und gesellschaftspolitische Mitverantwortung zu übernehmen. Managervergütungen sollten sich stärker als bisher an den tatsächlichen Leistungen orientieren. Dabei muss die Erfüllung mittel- und langfristiger Ziele mehr Gewicht erhalten.
- Kriminelles Verhalten schadet der Wirtschaft und der Gesellschaft und muss entsprechend geahndet werden! Auf massive Steuerhinterziehung stehen bis zu zehn Jahre Gefängnis. Die Möglichkeit des "Schuldfreikaufs" darf nicht missbraucht werden.
- Die Verquickung der Unternehmensführung mit politischen Interessen geht zu Lasten der Steuerzahler und muss daher ein Ende haben! Es geht nicht an, dass zweistellige Mrd.-Verluste staatlicher Banken von den Steuerzahlern getragen werden müssen - ohne dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Die Aufgaben und Geschäftsmodelle öffentlicher Kreditinstitute sollten einer grundlegenden Revision unterzogen werden. Auch für den Bankenbereich muss gelten: so viel Privatisierung wie möglich, so wenig Staat wie nötig.
An diesen Forderungen ist genau abzulesen, woran das Wirtschaftssystem krankt. Marktwirtschaft hat nichts mit Ethik zu tun.
Man kann die Forderungen auch deutlicher und kürzer zusammenfassen:
- Unternehmen vergüten Manager mit viel zu hohen Gehältern und ohne Bezug zur Leistung.
- Verantwortung was ist das? Manager ziehen aus Fehlverhalten keine Konsequenzen. Dasselbe gilt auch für gesellschaftliche Mitverantwortung.
- Managergehälter sind nicht transparent. Das Gerede von vertrauensvoller Zusammenarbeit ist Unsinn.
- Aufsichtsratskontrollen haben versagt und werden weiter versagen, weil lauter abhängige Aufsichtsräte einen Posten haben.
- Viele Manager verhalten sich kriminell, z.B. durch Steuerhinterziehung.
- Manager und Politiker schaden durch gemeinsames Handeln dem Steuerzahler.
Doch was folgt aus dem vernichtenden Urteil, leider gar nichts, alles nur bla. bla. bla.
Der Ruf nach staatlichem Eingriff des Deutsch Bank Chef's ist also durchaus berechtigt, aber nicht nur bei den anderen.