Sie sind hier: Startseite Benutzer valter's Home Firmennachrichten Auto Epidemie der Gewinn-Kündigungen

Epidemie der Gewinn-Kündigungen

erstellt von valter zuletzt verändert: 25.08.2008 18:30
Wie lange noch sieht die Politik den massenweise geplanten und dann auch durchgezogenen Gewinn-Kündigungen zu, die immer weitere Nachahmer finden. Braucht es im Arbeitsrecht erst ein Verbot der Gewinn-Kündigungen, um der Gier der Konzerne nach Liechtensteiner Millionen Einhalt zu gebieten?

Das kann man fast noch verstehen, wenn Betriebe aus der Not heraus kündigen und entlassen (müssen), weil sie sich Mitarbeiter nicht mehr leisten können. Fraglich wird das nur deshalb, weil die Notlage selten von den Gekündigten, vielmehr von den gut verdienenden Managern herbeigeführt wurde.

Doch jetzt geht es um Entlassungen profitabler Unternehmen allein zur weiteren Steigerung des bereits vorhandenen Gewinns. Solche Entlassungen sind nicht nur überflüssig sondern auch verantwortungslos. Sie stammen aus einer Mentalität grenzenloser Gier , die inzwischen Dimensionen erreicht, die Angst macht.

Es gibt sogar Stimmen, die solche Gewinn-Kündigungen aufgrund der Globalisierung für richtig halten. Daher wird es Zeit, die Berechtigung oder ein Verbot von Gewinn-Kündigungen zu diskutieren. Zur Erinnerung folgen einige wenige Beispiele von Gewinn-Kündigungen:

  • in 2004 waren es bei Siemens ICN 20000
  • in 2005 wurden bei Audi und Porsche Gewinne mit Entlassungen erreicht, ebenso bei CINRAM , deren Alsdorfer Niederlassung geplündert wurde. Die Telekom plante 32 000 Gewinn-Entlassungen.
  • in 2006 waren es bei der Deutschen Bank 6500 Entlassungen, bei der Dresdener 4000 und bei der BASF nur 2000 zur Gewinnsteigerung
  • in 2006 sollten die VW Gewinne mit 30 000 Entlassungen gesteigert werden, beim SW Konzern CSC und Radsportsponsor waren es 5000 Gewinn-Entlassungen.
  • in 2007 war es die Telekom, die 60 000 Entlassungen zur Gewinnsteigerung ankündigte und dann auch durchführte, in der Mindestlohndebatte drohte Springer's PIN Gruppe mit 1000 Gewinn-Entlassungen.
  • und 2008 nach den 3000 Nokia Entlassungen zur Auslagerung wieder bei Siemens SEN 7000 , bei BMW 8100 und bei Henkel 3000

Eine sorgfältige Recherche aller Gewinn-Kündigungen der letzten Jahre würde diese Plattform sprengen. Eine aktuelle Liste steht in den ddp Nachrichten vom 28.2.08. Versteckt dabei befinden sich auch die Entlassungen zum Zweck der Auslagerung in Billiglohnländer. Die Nürnberger Arbeitslosen-Zählbehörde kann die Entlassungsstatistik vervollkommnen. Nicht allein die aktuellen Massenentlassungen wären ein Grund zur Überarbeitung des Arbeitsrechtes, insbesondere der zulässigen Kündigungsgründe.

Bisher wurden die Gewinn-Kündigungen hinter dem Begriff betriebsbedingter Kündigung versteckt. Bei näherem Hinsehen kann es aber nicht betriebsbedingt sein, wenn es allein um Gewinnsteigerungen geht. Sie sollen eindeutig nur zur Gewinnsteigerung für die Aktionäre und für höhere Managergehälter wie bei Chrysler dienen. Eine Gewinnsteigerung ist in der sozialen Marktwirtschaft nicht der einzige Betriebszweck, die soziale Verantwortung bleibt dabei auf der Strecke. Wenn Betriebe wieder an ihre Verantwortung erinnert werden müssen, geht das wohl nur noch mit einem Verbot der reinen Gewinn-Kündigungen.

(1) Kommentare

Anonymer Benutzer 15.08.2008 11:08
Wer "Gewinnkündigungen" ausspricht, verstößt nach deiner Logik gegen eine Pflicht.

Nur diese Pflicht gibt es real nicht sondern nur in deiner Einbildung.

Real gibt es einen Kapitalismus in dem es eine Freiheit des Privateigentums gibt mit der dazugehörigen Freiheit der Kalkulation: Wer zur Geldvermehrung nicht (mehr) taugt oder nicht in dem von der Freiheit der Kalkulation Gebrauch Machenden vorgesehen Höhe entspricht, wird "freigesetzt".

Anstatt diese "Schönheiten" zu kritisieren, also den Kapitalismus, bleibt bei dir der Kapitalismus ungeschoren: nicht die stink normale täglich praktizierte Kalkulation für den Profit wird angegriffen - sondern es wird eine Pflicht erfunden, gegen die manche Unternehmer, die den Rachen nicht voll kriegen, verstoßen.

So kann man dieser schönen Wirtschaft auch einen Dienst erweisen.