WIEN/LINZ (dpa-AFX/APA) – Der österreichische Stahlkonzern Voestalpine hat nach der Zerschlagung des Schienenkartells einen Strich unter die Affäre gezogen.
„Wir haben heute die besten Compliance-Vorschriften in Österreich; deshalb schließe ich aus, dass es weitere Kartelle unter Beteiligung von Voestalpine gibt“, sagte Vorstandschef Wolfgang Eder dem deutschen „Handelsblatt“ (Mittwoch).
Die Voest hatte mit dem deutschen Thyssen-Krupp-Konzern und anderen Firmen über Jahre hinweg Preise und Mengen auf dem deutschen Schienenmarkt abgesprochen. Der illegale Verbund wurde vor einem Jahr von den Behörden zerschlagen. Die Voestalpine reklamiert für sich den Status als Kronzeuge, womit das Unternehmen von einer Kartellstrafe verschont bleiben würde.
Der Ursprung des Kartells reicht weit zurück: „Die Wurzeln für die Kartellbildung liegen 15 bis 20 Jahre zurück“, sagte Eder. In der jüngsten Zeit gebe es keine derartigen Entwicklungen. „Heute wird die Gründung eines Kartells eben nicht mehr als ein Kavaliersdelikt gesehen.“
Nach dem Einschreiten der Aufsichtsbehörden zog Voestalpine Konsequenzen. Einige Mitarbeiter mussten gehen, andere wurden versetzt. Zudem wurden die internen Kontrollen verschärft, sagte Eder. Neben einem Hinweisgeber-System (Whistleblower) gebe es nun Schulungen in Sachen Compliance. „Alle menschenmöglichen Vorkehrungen haben wir jetzt getroffen, mehr geht nicht.“ Auch in der Konzernbilanz könne nach den jüngsten Abschreibungen einen Haken unter die Sache gemacht werden.
Voestalpine hat für das laufende Geschäftsjahr Rückstellungen von 205 Millionen Euro für die Schadensansprüche gebildet. Eingerechnet sind in der Summe auch die Kosten für die Schließung eines deutschen Schienenwerks in Duisburg./rf/APA/ck