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Medienberichte : Schienenkartell soll sich auch im Bordell getroffen haben

  • Aktualisiert am

Bild: dapd

Das Schienenkartell deutscher Stahlhersteller hat sich laut Medienberichten auf Firmenkosten auch im Bordell getroffen. Bei einer deutschen Tochter des österreichischen Konzerns Voestalpine habe ein Mitarbeiter für Besuche in Erotik-Clubs mehr als 70.000 Euro abgerechnet.

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          Das Schienenkartell deutscher Stahlhersteller hat sich offenbar auf Firmenkosten auch im Bordell getroffen. Bei einer deutschen Tochter des österreichischen Konzerns Voestalpine habe ein Mitarbeiter für Besuche in Erotik-Clubs mehr als 70.000 Euro abgerechnet, berichteten das „Handelsblatt“ und die „WAZ“ am Dienstag. Wegen Preisabsprachen zu Lasten kommunaler Verkehrsbetriebe wird gegen das Kartell weiter ermittelt.

          Laut „Handelsblatt“ reichte ein früherer Geschäftsführer der Voestalpine-Tochterfirma Kloeckner Bahntechnik in den Jahren 2005 bis 2009 insgesamt 35 Abrechnungen für Bordellbesuche über rund 71. 000 Euro ein. Das gehe aus einer Klage vor dem Landgericht Duisburg hervor, mit der der Geschäftsführer gegen seine fristlose Kündigung im Mai 2010 vorgegangen war. Er sagte der Zeitung, die Abrechnungen seien nie beanstandet worden.

          Voestalpine bestätigte laut „Handelsblatt“ die „dubiosen“ Spesenabrechnungen. Diese seien von einer Gastronomiebetriebs-GmbH ausgestellt worden, hinter der sich das Berliner Bordell „Bel Ami“ verborgen habe. Der „WAZ“ zufolge fielen die Abrechnung erst später auf und wurden dann beanstandet. Der Ex-Geschäftsführer sei nach seiner Entlassung zur Erstattung der Bordellbesuche „gezwungen“ worden.

          Ob auch bei den Besuchen von Nachtclubs illegale Preisabsprachen getroffen wurden, ist unklar. Der verantwortliche Ex-Geschäftsführer sagte dem „Handelsblatt“: „Mir ist nicht bekannt, dass bei den Bewirtungen, die auf den infrage stehenden Bewirtungsbelegen genannt sind, Preisabsprachen stattgefunden haben. „ Der Zeitung zufolge sollen die illegalen Absprachen zuvor bei einem Abendessen getroffen worden sein.

          Im Bordell sollen laut „Handelsblatt“ Beschäftigte der Deutschen Bahn, des deutschen Stahlkonzerns Thyssen-Krupp GfT Gleistechnik und Vertreter von Nahverkehrsbetrieben dabei gewesen sein. Die Bahn erklärte, ihr sei über Einladungen ins Rotlichtmilieu nichts bekannt. Es gebe auch keine Hinweise auf eine Beteiligung des Konzerns an Preisabsprachen. ThyssenKrupp und die Bahn erklärten, dass Nachtclubbesuche gegen ihre Verhaltensregeln verstießen.

          Das „Schienenfreunde“-Kartell war im vergangenen Jahr aufgeflogen. Wegen illegaler Preisabsprachen zu Lasten der Deutschen Bahn verhängte das Bundeskartellamt im Juli Bußgelder von insgesamt 124,5 Millionen Euro gegen vier Stahlfirmen: ThyssenKrupp Gleistechnik, die seit 2010 zum Vossloh-Konzern gehörende Firma Stahlberg Roensch sowie gegen die Voestalpine-Töchter TSTG Schienen-Technik und Voestalpine BWG. Darüber hinaus gehörten noch weitere Firmen zu dem Kartell.

          Die Bochumer Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftsstrafsachen ermittelt seit dem Frühjahr 2011 gegen das Kartell. Während wegen der Preisabsprachen zu Lasten der Deutschen Bahn bereits Bußgelder verhängt wurden, laufen die Ermittlungen zu mutmaßlich nachteiligen Absprachen für Privatbahnbetreiber einem Behördensprecher zufolge weiter.

          Bei den Geschäften im sogenannten „Privatmarkt“ geht es laut „WAZ“ um Vorgänge, die nicht direkt - aber teilweise indirekt - die Deutsche Bahn betrafen. So seien die Preise für überteuerte Schienen beim Bau von Hochgeschwindigkeitstrassen und der Umsetzung von Infrastrukturprojekten über Baufirmen an die Deutsche Bahn weitergereicht worden. Zudem habe das bis Anfang 2011 aktive Kartell „nahezu alle kommunalen Verkehrsunternehmen“ in Deutschland „illegal abgeschöpft“.

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