Wien. Die Voestalpine ist mit ihrem Plan, das defizitäre Schienenwerk in Duisburg zu schließen, in Zeitverzug geraten. Ursprünglich wollte der Linzer Stahlkonzern die Produktion der deutschen Tochter TSTG Mitte 2013 stilllegen. Doch nun verzögert sich das im Vorjahr beschlossene Vorhaben, und zwar bis Ende Dezember.

Grund dafür sind die Betriebsräte des Werks. Seit Monaten legen sie sich gegen die Schließung quer. Dem Vernehmen nach haben die Belegschaftsvertreter auch immer wieder Gutachten präsentiert, wonach das Werk rentabel geführt werden könnte. Die Voest bleibt jedoch dabei: Duisburg wird zugesperrt.

Verhandlungen über eine einvernehmliche Lösung mit dem Betriebsrat haben die Linzer zu Wochenbeginn für gescheitert erklärt. "Ein Arbeitsgericht als Einigungsstelle ist jetzt mit der Causa befasst", so ein Voest-Sprecher zur "Wiener Zeitung". Unabhängig davon sollen nun Gespräche über einen Sozialplan für die rund 350 Mitarbeiter aufgenommen werden. Bisher hatten die Betriebsräte diese Verhandlungen blockiert, mit dem eingeschalteten Mediator soll sich das ändern.

Teil des Schienenkartells


Dass die Voest beschlossen hat, in Duisburg die Reißleine zu ziehen, hat folgenden Grund: Seit mittlerweile sechs Jahren leidet das Werk unter sinkender Auslastung und stark rückläufigen Preisen. Die TSTG schreibt hohe Verluste. Und eine Besserung ist wegen des in Deutschland zugespitzten Wettbewerbs bei Standardschienen nicht in Sicht.

Im Übrigen war die TSTG neben anderen Mitbewerbern Teil eines Schienenkartells in Deutschland. Durch unerlaubte Preisabsprachen waren etliche Kunden - darunter vor allem die Deutsche Bahn - geschädigt worden. Für Schadenersatzforderungen, aber auch für die Schließung des Werks hat man im Voest-Konzern in der Vorjahresbilanz mit Rückstellungen in Höhe von 205 Millionen Euro bereits vorgesorgt.

In den ersten drei Quartalen des Geschäftsjahres 2012/13 (per 31. März) mussten die Linzer der flauen Konjunktur Tribut zollen. Der operative Gewinn fiel um fast ein Zehntel auf 615 Millionen Euro. Wegen gedrückter Preise sank auch der Umsatz: um 2,5 Prozent auf 8,65 Milliarden.