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Das Nicht-Wahrhaben-Wollen

erstellt von dave — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:02
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Das Nicht-Wahrhaben-Wollen

Abgeschickt von dave am 1.Mai 2005 23:18
[quote:pf format="text/plain"]... ernsthafte und nutzbringende Diskussion im Sinne der heute Betroffenen und derer die es morgen sind, es aber heute noch nicht wissen oder es wahrhaben wollen.[/quote] Ich frage mich immer wieder warum es immer noch Kollegen gibt, die sich noch nie, wirklich noch nie, mit dem Thema Stellenabbau befasst haben. Sie sitzen mitten drin in der Katastrophe, die um sie herum seit fast 3 Jahren (inkl. NP sind es drei Jahre) passiert, und wollen - oder sollte ich besser sagen können - es nicht wahrhaben. Dieses psychologische Phänomen beschäftigt mich. Ich will hier diesen Kollegen keinen Vorwurf machen, aber ich kann es einfach nicht nachvollziehen. Es geht hier doch um die Existenz. Es geht doch darum, dass man wenigstens die Grundlagen beherrschen sollte, wenn man eines Tages einen blauen Brief bekommt. Dann ist es doch hilfreich, zu wissen, wann man bei einer Kündigungsschutzklage Erfolg hat und wann nicht. Dann ist es doch wichtig einschätzen zu können, welche realistischen Chance man auf dem Arbeitsmarkt hat. Dieses Wissen erwirbt man doch nicht in ein paar Tagen. Warum verhalten sich die Menschen so? Kann mir das jemand erklären? Irgendwer hat hier mal geschrieben, für den Kauf eines DVD-Recorders nehmen sie sich Monate lang Zeit, forschen, vergleichen, damit ja das beste erworben wird. Aber beim eigenen Arbeitsplatz? Ich verstehe es wirklich nicht, würde es aber gerne verstehen.

Re: Das Nicht-Wahrhaben-Wollen

Abgeschickt von dave am 5.Mai 2005 16:52
Was glaubst Du, wie oft ich in Einzel- und Gruppenberatungen ganz erstaunt gefragt wurde, wo man denn eine Rechtsschutzversicherung abschließen könne... Dabei fordern wir dazu schon seit Monaten auf der NCI-Seite auf, auf Flugblättern, auch die IGM bietet ihren DGB-Rechtsschutz (über IGM-Mitgliedschaft) an... Aber bevor wir gar zu empört auf diese Schlafmützigkeit reagieren: Hatte ich selbst denn vor 2,5 Jahren eine? Ehrlich gestanden nein. Auch wir wollten einfach nicht wahrhaben was nicht wahr sein durfte, die Psychologen nennen sowas Verdrängung. Die Kollegen stehen heute einfach dort, wo wir selber vor 2,5 Jahren noch standen, und genau da müssen wir sie jetzt auch erstmal abholen.

Re: Das Nicht-Wahrhaben-Wollen

Abgeschickt von dave am 5.Mai 2005 18:20
Kann ich nur zustimmen. Teilweise ist es erschreckend. Die Leute haben studiert, oft mit Promotion, und wissen die grundlegensten Sachen nicht. Wie gesagt, da wird in der Kantine oft eine Stunde lang diskutiert, wo es den billigsten PC gibt! Wenn es aber um die Existenz geht, dann tritt Schweigen und Achselzucken ein. :wacko:

Re: Das Nicht-Wahrhaben-Wollen

Abgeschickt von dave am 5.Mai 2005 20:55
Der Unterschied zu vor 2,5 Jahre ist aber, dass damals in München, am Standort Mch H, Massenentlassungen mit angedrohten Kündigungen - übrigens auch für die BR - etwas ganz Neues, hier noch nicht da Gewesenes, war. Natürlich gab's den woanders, da haben wir ihn wahrgenommen, wie ihn halt ein Fernsehzuschauer wahrnimmt. Aber es gibt den Stellenabbau heute hautnah am Standort, in der eigenen Abteilungen. Die Kollegen haben erlebt, dass Leute gehen mussten, Kollegen, mit denen sie Tag für Tag zusammengearbeitet haben. Sie haben in der Süddeutschen Zeitung, in Frontal 21, im Stern, in der Abendzeitung, in der tz und ev. im Internet gelesen von dem Kampf ihrer ehemaligen Kollegen. Es ist ziemlich schwierig nichts mitzubekommen. Der Platz neben mir war leer, als die Kollegen in die Zi gehen mussten. Das war nicht zu übersehen. Sie haben den Schreibtisch ausgeräumt, die Blumen mitgenommen; das Loch erinnerte ständig an ihren Weggang. Das war alles damals 2002 nicht. Damals habe ich verstanden, dass keiner einen Arbeitsrechtsschutz hatte, dass kaum jemand auch nur ansatzweise etwas wusste. Aber heute verstehe ich es ehrlich gesagt nicht mehr. Ich verstehen, dass die Kollegen nicht tief in der Materie stecken, so wie die, die den Scheiß mitgemacht haben, aber ich verstehe nicht, dass sie einen nur mit großen Augen anschauen und mit Axelzucken begegnen, wenn es um den Arbeitsplatzerhalt geht. Es gibt - zu meiner Freude - jedoch auch Kollegen, die sich im Vorfeld gut informieren. Mit Verdrängung kann man nicht alles entschuldigen. Ich würde sie am liebsten schütteln, damit sie endlich endlich aufwachen. Denn ich fürchte COM steht Schlimmes bevor!
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