Wir müssen alle an einem Strang ziehen
erstellt von dave
—
zuletzt verändert:
25.08.2008 16:01
Zurück zu Siemens Stellenabbau
Mir wird bei uns im BR immer gesagt, wir müssen alle an einem Strang ziehen.
Die Belegschaft will Einheit. Gut, ich kann mir vorstellen, dass sie das will. Wer will nicht den Idealzustand, dass alle, die sich für Arbeitnehmerrechte einsetzen, an einem Strang ziehen.
Doch mir tut sich die Frage auf, ob dieser Wunsch realistisch ist. Erstens ist es nicht so, dass alle Arbeitnehmervertreter (und ihre Anhänger) in astreiner Form die Interessen der Belegschaft vertreten (können). Da spielt viel mit angefangen von Unwissenheit, Ängste, Gruppenzwänge, dominante Persönlichkeiten, die sich gut darstellen können und nur ihre eigene Ersatzkarriere im BR im Auge haben, Überlegenheit des Arbeitgebers in Gesprächen, politische Einstellungen, verschiedene Ansichten darüber was zumutbar und sozialverträglich ist, wie man die berühmte vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Arbeitgeber zu gestalten hat und und und ...
Realistischerweise muss man sagen, dass Idealisten selten sind. Es mag sie geben, aber in der Mehrheit sind sie sicherlich nicht. Im Zweifelsfall gehen die Eigeninteressen vor. Alles andere ist Augenwischerei. Ich bin der Meinung, wenn man nun, um den (angeblichen) Wunsch der Belegschaft zu befriedigen, alles intern diskutiert (dagegen ist zunächst nichts zu sagen), dann aber auf unüberwindbare Mauern stößt und dann die Diskussion nach außen (d.h. in der Belegschaft) nicht fortführt, dann beginnt man unter den Teppich zu kehren. Die Konflikte werden überdeckt. Nach außen sieht alles schön aus, innen aber beginnt ein Geschwür heranzuwachsen, was einen BR letztendlich von innen her auffrisst.
Die Folge: Widersprüche werden seltener und seltener, weil sie keinen Sinn mehr machen, denn sie prallen an den Mauern der tonabgebenden BRs ab. Dann folgt blinde Gefolgschaft und ein ev. Äußern von oppositionellen Gedanken in die Belegschaft hinein wird per diktatorischer Anweisung: "Die Belegschaft ist nicht interessiert an Auseinandersetzungen. Sie will, dass wir alle an einem Strang ziehen" erstickt.
Macht es sich da die Belegschaft (so sie in dieser Form existiert), wenn sie tatsächlich so denkt, nicht ein wenig einfach? Sie will im Zweifelsfalle vom BR gerettet werden, ist aber nicht bereit über unterschiedliche Auffassungen zu reflektieren und ignoriert, dass da wo Menschen sind verschiedene Meinungen existieren. Dort, wo dauerhaft nur eine Meinung existiert, herrscht entweder Diktatur oder sie ist das Ergebnis einer lebhaften offenen Diskussion. Die Belegschaft straft den ab, so heißt es, der den anderen kritisiert und nennt das Angriff.
Gibt es die Belegschaft überhaupt? Ich denke nein. Auch hier gibt es die unterschiedlichsten Meinungen. Kann man die Belegschaft mit ihren unterschiedlichen Meinungen überhaupt durch eine Einheitspolitik erreichen oder erst mit dem Angebot unterschiedlicher Meinungen? Diskussion entsteht nur, wenn verschiedene Meinungen existieren.
Verhindert daher das Bild "Wir ziehen alle an einem Strang" nicht letztlich, dass wir alle an einem Strang ziehen? Öffnet es durch das inherente Verbot der Diskussion im Raum der Belegschaft nicht Diktatoren, Menschen, die Eigeninteressen verfolgen Tür und Tor. Wer soll sie denn stoppen, wenn nicht eine Öffentlichkeit, die auf sie schaut und sie kritisiert?
Verhindert das Bild "Wir ziehen alle an einem Strang" nicht letztlich, dass die, die eine ehrliche BR Arbeit machen wollen, Fragen haben, Anregungen brauchen, wissen wollen, was die Belegschaft will, sich wehren müssen gegen die, die ihre Eigeninteressen zu sehr in den Vordergund stellen, nicht die BR Arbeit, die die Belegschaft sich wünscht, nämlich, dass der BR für sie da ist?
Darum möchte ich die Belegschaft aufrufen, zu fordern, dass verschiedene Meinungen zur Geltung kommen, diejenigen nicht als die abzustrafen, die nicht an einem Strang ziehen wollen, sondern sich die Zeit zu nehmen sich mit den unterschiedlichsten Meinungen auseinanderzusetzen. Dadurch fördert ihr gute BR Arbeit und helft diejenigen, die Eigeninteressen verfolgen, die nicht immer im Sinne der Arbeitnehmer sind, zurückzudrängen.
Ein BR, der verzweifelt gegen Fraktionszwang kämpft, aber nicht aufgeben will.
Lieber Kollege,
deinen Beitrag finde ich unglaublich gut und wichtig. Einheit um jeden Preis, bedeutet, den Kampf für die Interessen der Kollegen aufzugeben. Einheit auf der Grundlage der Auseinandersetzung mit den verschiedenen Erfahrungen und Kenntnissen und zwar möglichst vielen und auch von verschiedenen Seiten, ist eine solide Grundlage fürs gemeinsame Handeln.
Ich unterstütze deinen Weg also zutiefst und hoffe, daß dir der Rücken von den verschiedenen Seiten gestärkt wird. Denn das brauchst du als BR-Mitglied in dieser Lage.
Herzliche Grüße
Friederike
BR gehoert abgeschafft! Voellig ueberfluessig, nur Kostentreiber und Buerokratie! In anderen Laendern und insbesondere im Vorbild Amerika, Nord und Sued, gibt es so etwas ohnehin nicht. Und Unternehmen nehmen den BR sowieso nicht Ernst. Ich kenne aus meiner PA Praxis genuegend Tricks, den BR zu umgehen. Da werden y.B. getuerkte Aufgabenbeschreibungen dem BR vorgelegt, nur, um Consultants einstellen zu koennen ...
@BR: Ich finde deinen Weg gut. Es sind viel zu wenige, die für eine offene BR Arbeit eintreten. Es ist ein mühsamer Prozess, denn die meisten MA ersticken in Arbeit oder soll ich besser sagen lassen sich ersticken. Sie sind dann überrascht, wenn sie plötzlich abserviert werden.
Schlimm finde ich, dass sich viele BR missbrauchen lassen. Diese gehören abgeschafft, nicht der BR an sich. Er kann, wenn er will und Zivilcourage hat, zusammen mit der Belegschaft sehr sehr viel erreichen. Mch H hat es gezeigt (leider hat Mch H jetzt auch einen sehr sehr zahmen BR) , MAN auch (hier war es die Belegschaft alleine!) und ich hoffe, dass es noch viel mehr werden, die die Früchte offener gewerkschaftlicher Arbeit zum reifen bringen.
Lieber "BR, der verzweifelt gegen Fraktionszwang kämpft, aber nicht aufgeben will", herzlich willkommen im Club. Ich kenne das genauso, und zwar von der
erwähnten Hofmannstraße. Dort wird übrigens nicht nur mit dem besagten Strang
argumentiert, sondern auch mit Lieblingsfeind AUB: "wir dürfen doch nicht
diesen Antrag stellen, dann kriegt es die AUB mit und damit auch der Arbeitgeber".
Wie mit den Amis und den Russen (dem schon aus innenpolitischen Gründen
nötigen Vorzeige-Angstgegner): Wenn es die AUB nicht gäbe, müsste die IGM sie
erfinden, um mit diesem Schreckgespenst die Aufmüpfigen unter Kontrolle zu halten.
Es gibt aber auch eine Lösung für diese Funktionärsdiktatur-Ansätze: Eine eigene
BR-Liste gründen, und zwar ohne Fraktionsgemeinschaft mit der Gewerkschaftsliste.
So ist man zwar nicht mehr so stark, aber es kann einem auch keiner mehr den
Mund verbieten.
Hallo bt, es geht mir nicht um irgend welche Listenstreitereien.
Die AUB ist tatsächlich ein vom Arbeitgeber eingesetzer Betriebsrat und nicht allein Alibi für die gewerkschaftliche Fraktion, um ihre Alleinherrschaft zu festigen. Ich finde es gefährlich, wenn du der AUB den Gefallen tust, der Belegschaft den Eindruck zu vermitteln, sie sei nur ein Opfer gewerkschaftlicher Machtpolitik.
Ich habe den Eindruck, du bist so von der Gewerkschaft enttäuscht, dass du dazu neigst, dich mit allen anderen, die ebenfalls ausgegrenzt werden (und das tuen die Gewerkschaften tatsächlich) solidarisierst. Das aber ist eine Solidarität der Schwäche, die deinen Anspruch (ich nehme ihn mal an), eine ehrliche Interessenvertretung zu machen, unglaubwürdig macht.
Für mich ist es wichtig, die eigene innere Überzeugung zu äußern und in der Belegschaft für Meinungsvielfalt zu werben. Mein Ziel ist es, die Belegschaft aus ihrer Lethargie zu wecken und sie zu animieren, nachzudenken, wenn offene Konflikte entbrennen. Denn hinter Konflikten stehen immer mehrere Gesinnungen. Diese können einfache Meinungsunterschiede sein (die kann man stehen lassen) bis hin, dass eine BR-Mehrheit, die Kollegen zusammen mit dem Arbeitgeber über den Tisch ziehen.
Nur, wenn die Kollegen frühzeitig beginnen, sich mit ihrem BR auseinandersetzen, versuchen zu hinterfragen, warum plötzlich "Abtrünnige" entstehen, "Unruhe" in den Betrieb bringen, können sie Freund und Feind unterscheiden. Damit meine ich nicht, dass die "Abtrünnigen" automatisch die "Guten" und die anderen die "Bösen" sind. Das ist zu einfach. Um diese Bewusstseinbildung geht es mir.
Weiter geht es mir auch darum, jeden BR, der es ehrlich meint, dazu zu ermuntern, sich gegen die Diktatur gegen Fraktionszwang, die häufig eine Diktatur einer oder einer kleinen Gruppe von Personen ist, innerhalb seiner Gruppierung zur Wehr zu setzen. Dann nämlich würde Diktatur auch innerhalb einer gewerkschaftlichen Liste nicht funktionieren.
Dein Ansatz, eine eigene Liste zu gründen, um reden zu können, sehe ich nicht als notwendig an. In dieser Liste werden sich über kurz oder lang die gleichen Probleme einstellen. Es wird da dann wieder Leute geben, die die Meinungsführerschaft übernehmen, andere fühlen sich unterdrückt, so wie du dich unterdrückt gefühlt hast, wieder andere laufen blind der Führung nach. Und wenn man nicht aufpasst ist man es in ein paar Jahren in der neuen Liste selbst, der unterdrückt. Das Spiel beginnt von vorne.
Der Kreislauf ist nur zu durchbrechen, wenn die, die mit dem Geschehen nicht einverstanden sind, reden und nicht dem Fraktionszwang gehorchen, dass die, die nachlaufen, zu reflektieren beginnen und sich fragen, warum entsteht eine Opposition und dass die Belegschaft beginnt, sich mit denen, denen sie einen großen Teil ihrer arbeitsmäßigen Existenz anvertrauen, auseinanderzusetzen. Dafür werbe ich. Auch hier in diesem Forum.
Das finde ich ausgezeichnet, daß ihr euch gefunden habt. Mit der Frage der "Lethargie" habe ich etwas Schwierigkeiten. Ich denke nicht, daß die Belegschaften lethargisch sind - im Gegenteil, sie versuchen ziemlich wild, Klarheit zu kriegen, was zu tun ist und wem man glauben kann.
Richtig finde ich, daß sie aktiv sich auseinandersetzen können müssen mit den verschiedenen Standpunkten, um selber klar sehen zu können.
Dafür ist dieses Forum ausgezeichnet.
Gruß Friederike
[quote:BR gegen Meinungsunterdrückung format="text/plain"]
Dein Ansatz, eine eigene Liste zu gründen, um reden zu können, sehe ich nicht als notwendig an. [/quote]
Im Prinzip Zustimmung.
[quote:BR gegen Meinungsunterdrückung format="text/plain"]
Der Kreislauf ist nur zu durchbrechen, wenn die, die mit dem Geschehen nicht einverstanden sind, reden und nicht dem Fraktionszwang gehorchen, dass die, die nachlaufen, zu reflektieren beginnen und sich fragen, warum entsteht eine Opposition und dass die Belegschaft beginnt, sich mit denen, denen sie einen großen Teil ihrer arbeitsmäßigen Existenz anvertrauen, auseinanderzusetzen. Dafür werbe ich. Auch hier in diesem Forum.[/quote]
Diese Strategie könnte für so einen BR in der IGM aber das Aus bedeuten. Soweit ich die VK-Leitung/den VK in der IGM Mch-H einschätzen kann, wäre man bei der nächsten BR Wahl auf einem aussichtslosen Listenplatz.
Wenn du als IG Metallmitglied ohne Genehmigung der Gewerkschaft eine eigene Liste aufmachst, dann rechtfertigt das einen Gewerkschaftsausschluss. Das also bedeutet auch das Aus in der IG Metall.
Euer Netz gefällt mit ja gerade, weil es ohne BR-Mandat arbeitet. Es ist damit unabhängig von dieser Machtpolitik, von der fast alle BR im Laufe ihres BR-Lebens verdorben werden. Ich stelle es immer wieder fest. Vielleicht bin ich ja auch schon verdorben und merke es nicht. Nur ganz wenigen gelingt es, ihre Haltung, mit der sie als BR angefangen haben, beizubehalten.
Ich bin ziemlich sicher, dass ihr auch Probleme bekommt, wenn ihr eine BR-Delegation habt. Ich habe es schon oft erlebt, da fängt eine Gruppe motiviert an, dann kommt rasch die Idee, wir müssen in den BR, um was zu bewegen und dann gibt es Zerreißproben. Die im BR wollen es sich begreiflicherweise im BR nicht verderben, machen also vieles mit, dem Rest stinkt das und schon ist der Konflikt da. Die im BR müssen daraufhin sich verteidigen, stellen sich also als die Kämpfer da (sie brauchen ja ihre Klientel zur Wiederwahl), unterdrücken kritische Meinungen, denn die könnten ihnen für die Wahl schaden, grenzen die Kritiker aus (das kann bis zur Verleumndung gehen) oder spielen das Unschuldslamm und schon sind sie in der gleichen Rille wie die Gewerkschaften.
Deshalb überlege ich, ob ich bei der nächsten BR Wahl überhaupt noch kandidiere oder nicht lieber so ein Mitarbeiternetz aufbaue. Noch ist unsere Liste nicht gesetzt. Ich hänge nicht an dem BR Posten, obwohl ich schon lange im BR bin, allerdings nie freigestellt. Ich will was bewegen.
Da bist Du nicht ganz auf dem Laufenden: Unser Mitarbeiternetz hat schon eine eigene BR-Liste aufgestellt. Genau aus den diskutierten Gründen (Unabhängigkeit,
Meinungsfreiheit, ...). Aber der von Dir befürchtete Effekt, dass wir uns
dann um des lieben Machterhalts willen korrumpieren lassen, kritische Äußerungen
unterdrücken um im BR nicht anzuecken, ist nicht eingetreten. Im Gegenteil,
wir hatten weiter die Klappe auf wo wir das für richtig hielten, und deshalb
wurde uns auch die Fraktionsgemeinschaft seitens der IGM aufgekündigt, als es genau zu dieser entscheidenden Zerreißprobe kam ("entweder Ihr zieht den Antrag XYZ zurück oder es folgt ein Fraktionsrausschmiss").
Was uns aber nicht geschadet hat, denke ich.
Du hast recht, wer als Metaller eine eigene BR-Liste aufmacht, kann deswegen aus der IGM geworfen werden. Muss aber nicht. Diese Entscheidung liegt letztlich immer
bei der Gewerkschaft. Wenn sie sich wegen sowas für einen Rausschmiss
entscheiden will, soll sie. Die Welt dreht sich trotzdem weiter, es gibt Schlimmeres als einen Rauswurf aus der IGM oder eine verlorene BR-Wahl.
Zum Beispiel das Recht auf das freie Äußern seiner eigenen Meinung aufzugeben.
@bt. Lange seid ihr ja noch nicht im BR. Aus eurer Homepage entnehme ich, dass ihr 2004 jedoch nicht 2002 zur Wahl angetreten seid. Da eure Homepage seit Februar 2003 besteht, nehme ich an, dass es euch vorher nicht gab. Eingezogen seid ihr mit einer Stimme und ich nehme aufgrund des Namens des Ansprechpartners und deines Kürzels an, dass du der BR bist. Richtig?
Auf eine lange Erfahrung als BR kannst du also noch nicht zurückblicken. Das erklärt mir deine Euphorie.
Ich sprach auch nicht davon, dass die Listen, die neu entstehen, sich korrumpieren lassen. Sich korrumpieren lassen bedeutet, sich bestechen lassen, moralisch verderben zu lassen. Nein, ich sprach schlicht und einfach von menschlichen Schwächen. Der BR ist eine oft heterogene Gruppe, mit der man auskommen muss, wenn man überhaupt im BR was bewegen will. Man muss sich Mehrheiten suchen, überzeugen, gegen den Fraktionszwang anrennen, der viele leider hindert ihr Meinung zu sagen. Euer Mitarbeiternetz muss darauf keine Rücksicht nehmen. Ihr habt mal mit der IG Metall zusammengearbeitet, wie aus Eurer Seite hervorgeht. Folglich gibt es unter Euch noch etliche IG Metall Sympathisanten, die in Konflikt sind, oder sind die nicht mitgegangen?
Aus deinem sagen wir mal saloppen Ton höre ich heraus, dass du gar nicht verstehst, um was es mir eigentlich geht bzw. nicht darauf eingehst, was mich ein wenig wundert, denn die Qualität Eurer Homepage ist ausgezeichnet. Mir geht es nicht um BR-Listen.
Mir geht es darum, einen Weg zu finden, der im Betrieb Meinungsvielfalt leben lässt. Meinungsvielfalt leben ist etwas anderes, als "seine Klappe aufreißen". Meinungsvielfalt leben bedeutet, die Diskussion zu suchen, bedeutet auf die Menschen zuzugehen, ihre Meinung anzuhören, darüber zu reflektieren, auch seine Meinung zu ändern. Meinungsvielfalt leben bedeutet einen Bewusstseinsprozess zu haben, über den der normale Arbeitnehmer erkennt, dass es notwendig für ihn ist über seine Rechte Bescheid zu wissen und der BR diese Meinung aufgreift, und seine Rechte für die Arbeitnehmer einsetzt.
@BR gegen Meinungsunterdrückung:
Ja, ich bin der Nämliche. Und Du hast auch damit recht, dass es uns noch nicht lange gibt: Das Mitarbeiternetz gibt's gute 3 Jahre (und gibt es immer noch, wenn es auch in dieser kurzen Zeit immer mal wieder totgesagt wurde, aber so Leute leben bekanntlich länger), und unsere zugehörige BR-Liste (die wir übrigens selber nicht als Hauptsache, sondern als sinnvolle Ergänzung für unser Mitarbeiternetz ansehen) erst gute anderthalb Jahre. Von daher kann ich heute natürlich auch nicht ausschließen, dass wir in ein paar Jahren weniger euphorisch sein werden, ja vielleicht sogar resigniert die BR-Arbeit wieder aufgeben, wer weiß (was aber die Welt auch nicht daran hindern würde, sich munter weiter zu drehen). Aber noch sind wir nicht so weit, noch sind wir mit Feuereifer hochmotiviert dran, also lassen wir's doch einfach mal drauf ankommen. Ich wollte unsere BR-Liste auch keineswegs hochstilisieren, sondern Dich lediglich über Deinen offensichtlichen Irrtum aufklären, dass unser Mitarbeiternetz keine eigene BR-Liste hätte.
Doch doch, ich glaube schon verstanden zu haben, worum es Dir geht, und bin dazu
auch Deiner Meinung. Nur in einem Punkt wohl nicht: Die Zivilcourage, auch unter
Druck die "Klappe aufzureißen", gehört auch dazu, ohne die geht es nicht. Und das ist nicht immer einfach, weder im BR noch außerhalb. Dazu nur zwei Beispiele:
In unseren Betriebsversammlungen ist eine beliebte Manipulationsmethode,
unerwünschte kritische Stimmen dadurch mundtot zu machen, dass der Fragesteller
aus der Belegschaft durch rhetorisch geschulte Gewerkschaftler vor versammelter
Belegschaft lächerlich gemacht wird. Zum Beispiel bekommt er zu hören "besuche
erst mal ein Seminar über Arbeitsrecht, dann kannst Du Dich wieder zu Wort melden"
(und das war noch harmlos, denn da lachte niemand wirklich drüber). Wer lässt sich schon gerne vor und von den Kollegen auslachen? Wer auch in so einer schwierigen Situation den Mund aufmacht und kritisch hinterfrägt, braucht einen gewissen Mut,
ohne den es aber auch keine Meinungsvielfalt mehr gibt, nur noch Meinungsdiktat.
Oder ein Beispiel aus dem BR: In einer BR-Fraktions-Vorbesprechung bekomme ich
von einer IGM-Kollegin wegen eines von mir beabsichtigten unliebsamen Antrags
zu hören "wenn Du diesen Antrag wirklich stellst musst Du Dir mal überlegen
wer dann noch mit Dir in der Kantine an einem Tisch sitzen will". Was ich als
Mobbing-Drohung interpretiert habe; den Antrag habe ich trotzdem gestellt...
Also egal ob im Betriebsrat, in der Gewerkschaft, oder auch "nur" in einer
Betriebsversammlung: Zur gelebten Meinungsvielfalt gehört nunmal auch der Mut die
"Klappe aufzumachen" (sorry für die flapsige Ausdrucksweise). Der alleine reicht natürlich nicht, aber ohne ihn geht's auch nicht.
@BR gegen Meinungsunterdrückung
Lieber BR, melde dich doch einfach mal bei mir unter info@nci-net.de. Ich war entscheidend an der Gründung von NCI beteiligt, hoste und gestalte unsere NCI Homepage zum großen Teil. Wir können uns dann direkt darüber unterhalten, wie man ein Mitarbeiternetz aufbauen kann, auch darüber welche Probleme auftreten können und welche Arbeit da auf einen zukommen kann.
Ich habe mich schon mit Kollegen aus einigen Firmen über die Gründung eines solchen Netzes unterhalten. Es gibt die unterschiedlichsten Ausprägungen davon, von einer kleinen Selbsthilfegruppe, über Treffen in der Mittagspause bis hin zu einem Netz wie NCI oder einer Plattform wie Netzwerk IT.
Ich würde mich freuen, wenn du dich meldest, denn deinen Statements im Forum entnehme ich, dass dir die Antworten, die du suchst, noch nicht gegeben wurden. Vielleicht kann ich dir ein wenig weiterhelfen, du mir vielleicht auch, denn du scheinst große Erfahrung in der BR-Arbeit und in BR-Konflikten zu haben.
[quote:bt format="text/plain"]... wegen eines von mir beabsichtigten unliebsamen Antrags ...
[/quote]Nicht du allein hast das gemacht. Unsere Wissensträger für diesen juristischen Kram haben den Antrag ja wohl ausgearbeitet. Du solltest ihn bloß einreichen. Ist doch wahr! Das muss doch mal gesagt werden.
Ich verstehe nicht, warum die Kritik an BT nicht kameradschaftlich geübt wird.
Er selber hat ja mal geschrieben (sinngemäß), daß er sich in einem ziemlichen Lernprozeß befindet, seit den Erfahrungen mit den Kündigungsversuchen.
Gute Betriebsräte fallen nicht vom Himmel - sie gedeihen durch Lernen und Kämpfen.
Und sie brauchen selbstverständlich Kritik - aber sachliche und nicht persönlich gehaltene und sie brauchen, da sie stets unter Beschuß stehen auch Rückhalt.
So sehe ich das jedenfalls.
Gruß Friederike
[quote:Anonymous User format="text/plain"]Du solltest ihn bloß einreichen. Ist doch wahr! Das muss doch mal gesagt werden.
[/quote]
Was soll dies jetzt ?
Da kämpft BT und hält öffentlich seinen Kopf hin, und Ihr greift ihn nun an ??
Warum habt Ihr Euch denn nicht auf der NCI BR Liste engagiert, oder meldet Euch auf den Betriebsversammlungen zu Wort ?
Als gewählter BR ist es nun mal seine Aufgabe, Anträge einzureichen; die Wissensträger konnten dies aus ihrer Position wohl nicht machen ...
[quote:Anonymous User format="text/plain"]Du solltest ihn bloß einreichen. Ist doch wahr! Das muss doch mal gesagt werden.
[/quote]
Was soll dies jetzt ?
Da kämpft BT und hält öffentlich seinen Kopf hin, und Ihr greift ihn nun an ??
Warum habt Ihr Euch denn nicht auf der NCI BR Liste engagiert, oder meldet Euch auf den Betriebsversammlungen zu Wort ?
Als gewählter BR ist es nun mal seine Aufgabe, Anträge einzureichen; die Wissensträger konnten dies aus ihrer Position wohl nicht machen ...
Der Hinweis ist völlig richtig, natürlich habe ich den Antrag nicht alleine formuliert, er war vielmehr ein Gemeinschaftswerk des NCI, und es gab andere KollegInnen, die dazu mehr beigetragen hatten als ich. Wenn ich den Eindruck erweckt habe, mich mit anderer Leute Lorbeeren schmücken zu wollen, so war das unbeabsichtigt, sorry. Aber den Antrag im BR einbringen konnte nunmal nur ich als BR, und das war nicht wirklich lustig, ich wollte halt einfach nur mal erzählen, wie es einem da so ergeht, wenn man gegen den Strom schwimmt. Wer die Gewerkschaft kritisiert, dem bläst ein eiskalter Gegenwind ins Gesicht, man wird da in einer Weise auch persönlich unter Druck gesetzt, die sehr unangenehm ist, ich habe damals diesen Druck sehr massiv wahrgenommen und mich nicht gerade wohl in meiner Haut gefühlt. Mehr wollte ich eigentlich gar nicht sagen.
Also mit Wahlkampf habe ich nichts am Hut. Aber ich denke, ich weiß worum es geht. Der Kollege, der BT so kritisiert, hat ein Gefühl, das ich durchaus kenne:
Du protestierst auf dem Werkshof als Arbeiter oder Arbeiterin und die "Weißkittel" (so haben wir sie genannt), beteiligen sich nicht und schauen nur zum Fenster raus. Da bist du erstmal spontan sauer.
Sie werden besser bezahlt - nicht weil sie besser arbeiten, sondern weil ihre Arbeitskraft, die wir alle verkaufen, mehr wert ist, weil mehr gesellschaftliche Arbeit in ihrer Ausbildung steckt. Natürlich von uns allen bezahlt.
Solange das auf der Ebene des Gefühls abgeht, haben die Geschäftsleitungen leichtes Spiel: Spalte und herrsche!
Durchdenkt man sich das Ganze und prüft den Platz jedes Einzelnen, kommt man zu dem Schluß von Heidi - lieber spät als nie.
Es ist eigentlich eine Stärke der Arbeiter, daß sie ihr Hirn von niemandem beschränken lassen und stets die Fragen stellen, die gestellt werden müssen. Denn ihr Hirn ist von niemandem gekauft. Und läßt sich auch nicht kaufen. Aber es muß auch den Mut haben, weiterzugehen und nicht auf stellvertretende Hirne zu hoffen.
Da stehen wir, glaub ich, gerade.
Gruß Friederike
ich habe mir nochmal Gedanken gemacht über das Berliner BSH-Werk. Ist ja schon ein Phänomen. Die Unternehmensleitung beschließt, es dicht zu machen und läßt den Plan fallen wie eine heiße Kartoffel.
Ich habe damals den Schluß gezogen, daß es die deutliche Kampfbereitschaft der Kollegen war, die dazu geführt hat. Ich denke inzwischen, das ist noch nicht alles. Es muß etwas dasein, was die Geschäftsleitung dazu bringt, auf keinen Fall die Kollegen herauszufordern. Es scheint auch bei AEG im Keim dazusein. Und soll wieder erstickt werden. Ich bin echt gespannt wie das weitergeht.
Gruß Friederike
Auf Basis von Ploneboard