Deutlich besser als das letzte Mal
erstellt von dave
—
zuletzt verändert:
25.08.2008 15:57
Zurück zu Siemens Stellenabbau
Die IGM hat wohl ein wenig die Realität verkannt oder ist es die BRV Stella Heuss.
Aus dem Siemens Dialog-Artikel: "Deutlich besser als das letzte Mal"
"Offene Fragen und Bedenken konnten ausgeräumt werden, nach dem Ende der Versammlung konnte das Gremium seinen Beschluss in der Überzeugung fassen, die Beschäftigten hinter sich zu haben."
Wer auf der Betriebsversammlung war, hat deutlich gemerkt, dass die Stimmung nicht gut war. Ein Kollege hat auf der Betriebsversammlung gebeten, die Abstimmung im BR über diese BV zu verschieben, damit die Mitarbeiter die BV erst einmal lesen und analysieren können. Der Wunsch war, sich dann per Email oder Gespräch äußern zu können. Dem wurde nicht stattgegeben. Alles sollte hier gleich diskutiert werden. Und Schützenhilfe für die BR-Vorsitztende kam von Alexander Müller (BL): "Die Abstimmung in Perlach sei gestern und in Berlin heute erfolgt."
Es sieht anders aus, wenn die Belegschaft hinter dem BR steht. Das haben wir 2002/2003 gesehen, wie das aussieht. Da war bei aller Betroffenheit ein Zusammenhalt zu spüren. Wir hatten das Gefühl, der BR steht hinter uns, heute haben wir Probleme daran zu glauben, dass es in der Einigungsstelle keine Namenslisten und keine Auswahlrichtlinien geben wird. Frau Heuss hat es ja explizit betonen müssen, dass es keine Namenslisten geben wird. Über Auswahlrichtlinien, die nicht viel besser sind, hat sie allerdings nichts gesagt. Allein schon die Tatsache, dass sie es betonen muss, zeigt, dass die Belegschaft nicht hinter ihr steht. Bei Heribert Fieber und Leo Mayer war ein solches Betonen nicht erforderlich, denn es war für alle absurd anzunehmen, dass sie jemals sowas abschließen würden. Da wusste man: Sie tun alles, was in ihrer Macht steht - für die Mitarbeiter und das Wohlergehen der BL war ihnen egal. Wie kann man so schlecht mit diesem Erbe umgehen.
Und noch ein Wort zu dem "deutlich besser sein." Was ist denn so deutlich besser daran? Dass der MA jetzt russisch Roulette spielen darf. Wenn er nicht in die beE geht, wird er vielleicht gekündigt, und hat dann am Ende gar nichts. Geht er in die beE, wäre er vielleicht nie gekündigt worden (das erfährt er nie). Wird er arbeitslos und Hartz IV, wird er sich ewig fragen, warum er damals nur diese Entscheidung getroffen hat. Vielleicht wäre er gar nicht gekündigt worden.
Im Interessensausgleich/Sozialplan 2002/2003 kannte man in der Phase der Entscheidung alles. man wusste vor allem wo der BR stand. Man wusste der BR würde Widersprüche schreiben; heute weiß man es nicht. Im Gegenteil. Der Satz in der Präambel der Vereinbarung "Es ist gemeinsames Anliegen aller Unterzeichnenden, die anstehenden Restrukturierung Com FN im Einvernehmen aller Beteiligten soweit wie möglich rechtssicher durchzuführen" lässt schlimmes befürchten. Mir fehlt das klare Statement des BR Mch H, Mch P und Berlin dazu. Man wusste über die Konditionen der Abfindungen bei Aufhebungsvertrag, beE und Kündigung.
Die IG Metaller im BR sollen endlich aufwachen und sich von diesem Schmusekurs deutlich distanzieren. Das klarste Symbol des falschen Kurses ist wohl das deutliche Lob von unserem Arbeitgeber DC im verlassenen Siemens Dialog Forum. Ich habe eine Stinkwut!
Und ich habe die Schönfärberei der IG Metall satt, die alles als Erfolg verkauft, was keiner ist! Und Erfolge, die welche sind, schweigt sie tot: nämlich die gewonnenen Kündigungsschutzprozesse, die Re-Integration der PRA-ler und Gekündigten, alles ein Ergebnis eines erfolgreichen Arbeitskampfes. Dies Kollegen haben um ihre Existenz gekämpft und gewonnen! Aber das interessiert die IG Metall nicht! Warum? Sie müsste sich freuen, Freudentänze aufführen, dass dies in unserer heutigen Zeit überhaupt möglich ist. Warum sie es nicht tut, kann sich jetzt jeder selbst beantworten.
Die Abfindungsregelung ist die gleiche wie beim letzten Mal in der Hofmannstraße. Was hat sich da verbessert? Das die beE besser bezahlt wird, ist komisch. Das Plündern des Sozialstaates wird belohnt?. Ein Monat beE bringt 10% mehr Abfindung als die direkte Aufhebung. Damit wird die Erfolgsbilanz der beE von Anfang an geschönt. Ausserdem ist diese Vereinbarung nur ein kleiner Teil. Es regelt nur die Freiwilligkeitsaktion. Der Teil betriebsbedingte Kündigungen wurde ausgeklammert. Es ist nur der Anfang.
Genau, das ist der Knackpunkt. Es ist nur der Anfang. Und dass ist das, was ich als extrem unfair finde. Wer will den schon freiwillig das Risiko arbeitslos zu werden, eingehen? Ich jedenfalls nicht. Deswegen trinke ich jetzt erstmal Tee in der Hoffnung, dass der Kelch an mir vorüber geht. Aber auch die Anschreiben könnten eine Falle sein, um Panik auszulösen, und die Leute in die beE zu treiben. Deshalb unterstütze ich Meldung an NCI, damit wir als Belegschaft den überblick behalten.
Zitat im Siemens Dialog:
"Diese "beE" (betriebswirtschaftlich eigenständige Einheit) wird für 24 Monate eingerichtet, das Gehalt in ihr im Vergleich zu früheren beE jedoch erheblich aufgestockt."
Es wird sogar behauptet, daß das beE-Gehalt erheblich auf gestockt wurde, dies ist jedoch leicht übertrieben, in der alten beE betrug das Gehalt 85% des letzten Nettoeinkommens, jetzt 85% des letzten Bruttoeinkommens.
So groß ist nun diese Differenz auch nicht (kann jeder selbst ausrechnen),
bemerkenswert ist jedoch, dass das Arbeitsamt 60 bzw. 67% des Gehalts übernimmt, und so jeder über seine Sozialabgaben (Steuern, Arbeitslosenversicherung) ein Teil seines Gehalts selbst bezahlt.
Eine interessante Haltung im Artikel "Deutlich besser als das letzte Mal". Hier heißt es:
[em]"... wird ab dem zweiten Juni eine Einigungsstelle eingerichtet, die dann im normalen Verfahren mit den Verhandlungen über Interessenausgelich und Sozialplan beginnt"[/em]
Normal ist dieses Verfahren nicht. Normalerweise versuchen Betriebsrat und Arbeitgeber zunächst ohne Einigungsstelle einen Sozialplan und Interessensausgleich zu erreichen. Dazu sind sie auch per Gesetz angehalten. Kommt kein Interessensausgleich oder Sozialplan zu stande, dann können Arbeitgeber oder BR den Präsidenten des Landesarbeitsamtes um Vermittlung ersuchen. Erst dann sollte es in die Einigungsstelle gehen. Gut es sind "Kann"-Bestimmungen, keine "Muss"-Bestimmungen, aber warum versucht man es nicht erst einmal zu verhandeln, bevor man das Geld für die Einigungsstelle ausgibt. Man könnte verhandeln über:
1. Arbeitszeitverkürzung nach TVBesch (wurde das überhaupt jemals versucht?)
2. Weiteres Insourcing (die 30 Stellen in Mch H sind lächerlich!)
3. Attraktive finanzielle Angebote für ältere Mitarbeiter (mit dem sie auch bis zur Rente überleben können)
4. Abbau von Mehrarbeit/Überstunden, einschließlich überlaufender Gleitzeitkonten (davon gibt es eine Menge!)
5. Umwandlung von Vollzeit- in Teilzeitstellen auf freiwilliger Basis
6. Sabbatjahr (jetzt wo angeblich in der Telekommunikation und IT-Branche ein leichter Aufwind zu verzeichnen ist, um das Know How dauerhaft im Betrieb zu halten)
Dazu könnte man einen Wirtschaftsberater hinzuziehen; in der Einigungsstelle geht das nicht mehr.
Schade, dass das BetrVG nicht für leitende Angestellte gilt, sonst könnten wir das Problem leicht lösen: Der BR verhandelt über die Einstellung von fähigeren Managern.
Wenn ich mir den ganz normalen täglichen Wahnsinn bei Siemens betrachte - die vielen unproduktiven, Mammuntbesprechungen, bei denen Aufwand und Nutzen mehr als fraglich ist, das hektische Vorgehen, sinnloser Zeitdruck, der in operative Hektik mündet, die Demotivation der Mitarbeiter, die unter drohendem Stellenabbau, Gehaltsminderung durch ERA leiden und vieles mehr - dann sehe ich Einsparpotential noch und nöcher. Ich bin überzeugt davon, die Entlassung von ein paar unfähigen Managern und die Einstellung von Leuten mit unternehmerischer Fantasie, verbunden mit unternehmerischer Verantwortung, würde uns schneller aus der Talsohle führen, als diese hilflose Salamitaktik des Stellenabbaus. Schade, dass man dies nicht im Interessensausgleich regeln kann. Ein fähiges Management zu haben würde nämlich in unser aller Interesse liegen.
Wie wäre es, diesen Managern die beE anzubieten. Sind doch gute Konditionen? Und erst die Abfindung, bei dem Gehalt ... Also Manager, rein in die beE, ganz freiwillig. Wir machen gerne Platz für Euch! Schließlich sind wir an sozialverträglichen Lösungen interessiert. Und wenn das mit der Freiwilligenaktion nicht klappt, dann verhandeln wir über die Konditionen Eurer Kündigung! 8)
Die 60 oder 67 % werden vom Brutto nach der Tabelle des Arbeitslosengeldes berechnet/abgelesen. Wenn Siemens auf diesen niedrigen steuerfreien Betrag den Rest auf das 85% Brutto erhöht, ist dies durchaus ein Vorteil. Zumal nur die Differenz zu Versteuern ist. Es könnte sogar sein, dass dabei mehr Netto übrig bleibt als wenn man sein "normales" Einkommen beziehen würde, dank unserem komplexen Steuersystem. Vorschlag für die Entscheidungsfindung: Auszahlungsbetrag von HR berechnen lassen und auch Bestätigen lassen. Erst dann ggf. in die beE wechseln. Ist doch alles "Freiwillig" und wenn mir der Betrag nicht gefällt, beziehe ich halt weiterhin 100% und trinke Tee.
@ beE-ler
Vorschlag: Wenn es keine 85% vom Brutto sind, dann tut Euch zusammen, geht gemeinsam zur PA (statt jeder Einzeln), berichtet dem NCI, damit die berichten können. Auch ein Siemens muss die Verträge erfüllen! Pech gehabt, das war's, ist zu wenig! Siemens muss endlich mal kapieren, dass sie nicht Gesetze und Verträge brechen kann, wie ihr beliebt.
Was soll man dazu sagen. Der BR kann auf Einhaltung der BV klagen, dafür ist er zuständig. Allerdings muss man darauf nicht warten (die schnellsten sind sie in der Beziehung nicht), sondern kann eine Leistungsklage erheben.
Wenn eine Firma lernt, dass sie ständig gegen geltendes Recht verstoßen kann und in 90% aller Fälle nehmen die Mitarbeiter das hin, dann wird sie keine Veranlassung sehen, dieses Verhalten zu ändern. Die 10%, die sich wehren können dann in zukünftige Maßnahmen eingerechnet werden - damit gehen die Konzepte des Arbeitgebers auf.
Es ist wie bei der Erziehung von Kindern: Man darf nie leere Drohungen aussprechen. Wenn man das zwei, dreimal gemacht hat, nehmen sie einen nie wieder ernst und machen in Zukunft, was sie wollen. Wenn man erst so weit ist, weiß man was Probleme sind und verflucht sich selber, weil man nicht konsequenter war.
Also gibt es genau eine Warnung und dann müssen die Kinder (oder die Firma) eben die Folgen tragen. Im Fall von Siemens ist es halt eine Klage.
Auf Basis von Ploneboard