Gewerkschaften als Kampforganisation
erstellt von dave
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zuletzt verändert:
25.08.2008 15:52
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Ich finde, ihr könntet ruhig ein bißchen stolz sein, daß die Kollegen gerade in München anfangen, die IGM wieder zur Kampforganisation zu machen. Das ist auch noch sehr ausbaufähig.
Aber den Spieß rumdrehen und wegzukommen von der Methode, alles auf betrieblicher Ebene mit den Betriebsräten, die vom BVG sowieso einen Maulkorb verpaßt bekommen haben (dürfen ja nicht zum Streik aufrufen) - das ist schon das erste Verdienst des Infineon-Streiks. Weitere sind im Keim schon vorhanden.
Gruß Friederike
Diese Story ist leider wahr!!!
"Alles Müller oder was?!"
Die Sendung mit der Maus
Die Reichen werden immer reicher und die Armen immer ärmer!!!!!!!
Das ist aus dem wirklichen Leben, kein Scherz!
Das hier, das ist der Herr Müller. Der Herr Müller kommt aus Aretsried, das liegt in Bayern, also ganz im Süden.
Der Herr Müller ist ein Unternehmer und das, was in den Fabriken von Herrn Müller hergestellt wird, habt ihr sicher alle schon mal gesehen, wenn ihr im Supermarkt wart. Der Herr Müller stellt nämlich lauter Sachen her, die aus Milch gemacht werden. Naja, eigentlich stellen die Kühe die Milch her, aber der Herr Müller verpackt sie schön und sorgt dafür, dass sie in den Supermarkt kommen, wo ihr sie dann kaufen könnt.
Die Sachen, die der Herr Müller herstellt sind so gut, dass sogar der Herr Bohlen dafür Werbung gemacht hat.
Weil der Herr Müller ein Unternehmer ist, hat er sich gedacht, er unternimmt mal was und baut eine neue Fabrik. Und zwar baut er sie in Sachsen, das ist ganz im Osten.
Eigentlich braucht niemand eine neue Milchfabrik, weil es schon viel zu viele davon gibt, und diese viel zu viele Milchprodukte produzieren, aber der Herr Müller hat sie trotzdem gebaut.
Und weil die Leute in Sachsen ganz arm sind und keine Arbeitsplätze haben, unterstützt der Staat den Bau neuer Fabriken mit Geld.
Arbeitsplätze hat man nämlich im Gegensatz zu Milchprodukten nie genug. Also hat der Herr Müller einen Antrag ausgefüllt, ihn zur Post gebracht und abgeschickt.
Ein paar Tage später haben ihm dann das Land Sachsen und die Herren von der Europäischen Union in Brüssel einen Scheck über 70 Millionen Euro geschickt.
70 Millionen, das ist eine Zahl mit sieben Nullen, also ganz viel Geld. Viel mehr, als in euer Sparschwein passt.
Der Herr Müller hat also seine neue Fabrik gebaut und 158 Leute eingestellt. Hurra, Herr Müller. Nachdem die neue Fabrik von Herrn Müller nun ganz viele Milchprodukte hergestellt hat, hat er gemerkt, dass er sie gar nicht verkaufen kann, denn es gibt ja viel zu viele Fabriken und Milchprodukte.
Naja, eigentlich hat er das schon vorher gewusst, auch die Herren vom Land Sachsen und der Europäischen Union haben das gewusst, es ist nämlich kein Geheimnis. Das Geld haben sie ihm trotzdem gegeben.
Ist ja nicht ihr Geld, sondern eures. Klingt komisch, ist aber so.
Also was hat er gemacht, der Herr Müller? In Niedersachsen, das ist ziemlich weit im Norden, hat der Herr Müller auch eine Fabrik. Die steht da schon seit 85 Jahren und irgendwann hatte der Herr Müller sie gekauft... Weil er jetzt die schöne neue Fabrik in Sachsen hatte, hat der Herr Müller die alte Fabrik in Niedersachsen nicht mehr gebraucht, er hat sie geschlossen und 175 Menschen haben ihre Arbeit verloren. Wenn ihr in der Schule gut aufgepasst habt, dann habt ihr sicher schon gemerkt, dass der Herr Müller 17 Arbeitsplätze weniger geschaffen habt, als er abgebaut hat.
Dafür hat er 70 Millionen Euro bekommen. Wenn ihr jetzt die 70 Millionen durch 17 teilt, dafür könnt ihr ruhig einen Taschenrechner nehmen, dann wißt ihr, dass der Herr Müller für jeden vernichteten Arbeitsplatz über 4 Millionen Euro bekommen hat. Da lacht er, der Herr Müller.
Natürlich nur, wenn niemand hinsieht. Ansonsten guckt er ganz traurig und erzählt jedem, wie schlecht es ihm geht.
Aber der Herr Müller sitzt nicht nur rum, sondern er sorgt auch dafür, dass es ihm besser geht. Er ist nämlich sparsam, der Herr Müller.
Sicher kennt ihr die Becher, in denen früher die Milch von Herrn Müller verkauft wurden. Die schmeckt gut und es passten 500 ml rein, das ist ein halber Liter. Seit einiger Zeit verkauft der Herr Müller seine Milch aber in lustigen Flaschen, nicht mehr in Bechern.
Die sind praktisch, weil man sie wieder verschließen kann und sehen hübsch aus. Allerdings sind nur noch 400 ml drin, sie kosten aber dasselbe.
Da spart er was, der Herr Müller. Und sparen ist eine Tugend, das wissen wir alle.
Wenn ihr jetzt fragt, warum solche ekelhaften Schmarotzer wie der Herr Müller nicht einfach an den nächsten Baum gehängt werden, dann muss ich euch sagen, dass man so etwas einfach nicht tut.
Wenn ihr aber das nächste mal im Supermarkt seid, dann laßt doch einfach die Sachen vom Herrn Müller im Regal stehen und kauft die Sachen, die daneben stehen. Die schmecken genauso gut, sind meistens billiger und werden vielleicht von einem Unternehmer hergestellt, für den der Begriff "soziale Verantwortung" noch eine Bedeutung hat.
"Die schmecken genauso gut, sind meistens billiger und werden vielleicht von einem Unternehmer hergestellt, für den der Begriff "soziale Verantwortung" noch eine Bedeutung hat."
Da irrt sich die Maus ganz gewaltig:
Der Begriff "soziale Verantwortung" stammt nämlich auch vom Herrn Müller. Und wisst ihr auch warum? Für die, die den Trick mit dem "Arbeitsplätzeschaffen" durchschaut haben, bietet er was Neues an, damit die ihren guten Glauben an eine heilige Kuh - die heißt Kapitalismus - behalten können.
Warum will er das? Er will Ochsen glücklich machen, damit die seine Kuh umhegen damit es besonders viel Müller Milch gibt! Die verkauft er nicht unter dem Namen "Müller" sondern unter dem Namen "Milch mit sozialer Verantwortung".
Das kommt bei aufgeklärten Kunden gut an.
Alles klar?
Die Berliner IGM will nächste Woche für die Samsung-Kollegen, die Ende des Jahres heimgeschickt werden sollen, ebenfalls eine Urabstimmung beantragen. Die lassen auch nicht locker. Das würde eine direkte Verstärkung der Infineon-Kampffront bedeuten. Man kann es nur begrüßen. Im Grunde stehts für AEG auch an.
Gruß Friederike
Die IGM ist in der Zwickmuehle. Dagegen, dass Produktionsstaetten ins Ausland verlagert werden, kann sie nichts machen. Auch ein Streik wird hier wenig bewirken, und die Abneigung gegen die Deutschland AG bei den Konzernen noch erhoehen.
Deswegen ist sie von einer Kampforganisation weit entfert, weil es nichts mehr gibt, fuer das es sich "kaempfen" lohnt, solange die Gewerkschaften nicht ebenso global wie die Konzerne auftreten.
Es bleibt ihr nur noch die Funktion einer Verhandlungsorganisation uebrig, ein wenig mehr Beschaeftigungsgesellschaft hier, ein wenig mehr Abfindung dort.
In Deutschland sind die Loehne viel zu hoch. Hier sollte die IGM eine negative Lohnentwicklung akzeptieren, um den Standort in München, Berlin oder anderswo wieder attraktiver zu machen!
Das Ergebnis der Urabstimmung kenne ich noch nicht. Aber egal wie es ausfällt, ich bin mir sicher, daß die Kollegen sich alles reiflich überlegt haben.
Ein erstes Fazit aus dem Streik der Infineon-Kollegen ist für mich jedenfalls die Bestätigung der Erfahrungen mit dem Kampf von NCI:
Siemens-Kollegen bzw. ehemalige Siemens-Kollegen pflegen alles so zu machen, daß man es gleich als Schule weiterverwenden kann. Der Infineon-Streik ist schon jetzt Schulbeispiel, für einen korrekt geführten gewerkschaftlichen Kampf.
Wollte ich nur mal sagen.
Gruß Friederike
Frederice, dass sich jetzt der NCI mit der erfolgreichen IGM vergleicht, finde ich doch ein wenig merkwuerdig. In Perlach kaempfte die IGM fuer Abfindungen und Beschaeftigunsgesellschaft, ein sozialvertraegliches Modell der Kapazitaetsanpassung, das der NCI diffamiert.
Die IGM trat zudem ehrlich, geschlossen und zielgerichtet auf, nutzte den Streik. Alles kurz, fair und relativ schmerzlos.
NCI hingegen hat sich feige hinter juristischen Spitzfindigkeiten und jahrelangen Mobbing gegen die Firma versteckt.
Dennoch hat auch der Infineon-Erfolg einen bitteren Beigeschmack. Ein Grossteil der Beschaeftigten, z.B. Leiharbeitnehmer, werden davon nicht profitieren. Die IGM fuehrte mal wieder einen Eliten-Arbeitskampf.
Es ist ein Unterschied ob man einen Kampf um Arbeitsplätze führt wie NCI oder ob zu einen Streik aufgerufen wird, um mehr Abfindung, mehr Alterteilzeit, längere Betriebdauer zu erreichen. Die Gewerkschaft kann nur für einen Sozialplan kämpfen. Das hat der Streik auch erfolgreich erreicht. Es ist diese eingeschränkte Zielsetzung, die mir Probleme bereitet. Die Presse bericht nur über das Finanzelle. Aber den Steikenden ging es vielmehr um den Erhalt der Arbeitsplätze. Nur dieses Ziel wurde nicht klar definiert und der Allgemeinheit mitgeteilt. NCI stellte den Arbeitsplatz in den Mittelpunkt und hatte dieses Ziel von Beginn an.
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Die IGM trat zudem ehrlich, geschlossen und zielgerichtet auf, nutzte den Streik. Alles kurz, fair und relativ schmerzlos.
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Kurzatmig und relativ schmerzlos. Genau das ist das Problem der IGM. Die IGM ist nicht in der Lage und Willens einen harten strategischen, langandauernden Arbeitskampf durchzuführen. So einen lauen Kontrahenten sitzen die Arbeitgeber locker aus. Bezüglich Ausdauer, konsequentem Handeln etc. ist NCI der IGM turmhoch überlegen.
Außerdem macht sich die IGM die Retorik und Nebelwerfer der Arbeitgeber zu eigen. Keine betriebsbedingten Kündigungen wertet sie als Erfolg. Dies hat aber nichts mit Rettung des Einkommens zu tun und kurzfristig ausbaden müssen es die betroffenen Arbeitnehmer. Mittelfristig bedeutet es aber auch den Niedergang der IGM, wie man an den sinkenden Mitgliederzahlen sieht.
"Es ist diese eingeschränkte Zielsetzung, die mir Probleme bereitet" - das eben ist der Punkt. Hier war allderdings auch der Widerspruch zwischen den streikenden Kollegen und der Streikleitung. Wobei ich betone, daß das gemeinsame organisierte und konsequente Handeln das Prägende dieses Streiks war und darin auch sein Erfolg lag.
Die Einschränkung der Zielsetzung hat zwei Gründe:
1. Das, wie gesagt, kastrierte Streikrecht, das Gewerkschaften nicht erlaubt, um den Erhalt der Arbeitsplätze zu kämpfen.
2. Die Tatsache, daß die IGM bisher sich der notwendigen Forderung nach einem allseitigen, vollständigen und gesetzlichen Streikrecht verschließt - obwohl es ihr direkt nützen würde in ihrer Handlungsmöglichkeit und in anderen Ländern auch durchaus gegeben ist.
Der Streik hat alle Beteiligten an diese Problematik herangeführt und sie müssen sich damit auseinandersetzen.
Zum Unterschied zwischen NCI und diesem Streik:
NCI hat das Verdienst, das Rückgrat aller Kollegen im Kampf um ihre Arbeitsplätze auf der rechtlichen Schiene gestärkt zu haben. Was ja nicht von vornherein da war.
Die Infineon - Kollegen haben das Rückgrat der organisierten Metaller gestärkt, indem sie gezeigt haben, was ein gewerkschaftlicher Streik ist.
Die Dinge werden auf allen Ebenen weitergehen, da bin ich mir sicher - es ist eine ungeheure Zeit des Lernens und Vorwärtsgehens angebrochen. Für die Regierung eher die Zeit des Schleuderns.
Aber das haben sie auch verdient.
Gruß Friederike
Nachtrag:
Als wir um die 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich gekämpft haben, wurde das in der IGM über das Symbol der Sonne (mehr Freizeit - bessere Arbeits- und Lebensbedingungen) geführt. Nicht unter dem Aspekt: Erhaltung und Schaffung von Arbeitsplätzen. Das spielte natürlich in den Argumentationen eine wichtige Rolle aber es war nicht das Markenzeichen der Kampagne.
Daran wird deutlich, daß der Kampf um die Arbeitsplätze mit der Forderung 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich (IGM- und Verdi-Forderung) unmittelbar verknüpft ist mit dem Kampf um das Streikrecht. Es geht eben nicht darum, daß wir um bessere Arbeitsbedingungen kämpfen - es geht darum, daß um Existenzen gekämpft wird. Ums Ganze!
Gruß Friederike
Hallo Friederike,
wieso erlaubt das kastrierte Streikrecht der IGM nicht, um Arbeitsplätze zu kämpfen?
Das Argument taucht auch ständig bei uns in der AEG auf, wird aber nie wirklich erklärt.
Angeblich soll es da Grundsatzurteile geben, aber welche und was da genau entschieden wurde, sagt uns keiner. Weist du mehr darüber?
Was mir überhaupt nicht einleuchtet ist, wieso man für einen Sozialtarifvertrg streiken darf, ab er nicht für Arbeitsplätze? Nicht dass du mich falsch verstehst, ich bin natürlich dafür zu streiken. Aber rein rechtlich haben die Unternehmer schon recht, dass das keine Tarifauseinandersetzung ist und der Streik bei Infineon genauso wie unsere Proteststreiks streng genommen illegal wären. Das ist zumindest die herrschende Meinung der bezahlten Rechtsverdreher. Also ich denke, dass es hier nur ein entweder - oder gibt. Entweder besteht Friedenspflicht während der Laufzeit des Tarifvertrages, dann sind alle Streiks illegal, oder der Tarifvertrag regelt die Frage von Massenentlassungne nicht, dann darf ich auch für meinen Arbeitsplatz kämpfen(und nicht bloss für sinnlose Umschulungen und ein Rausschieben von Hartz IV für ein paar Monate).
Das Streikrecht bei uns erlaubt eben nur Streiks in Tariffragen, Höhe des Lohns und Arbeitsbedingungen. Es gibt aber inzwischen sowas wie ein Gewohnheitsrecht, daß bei angedrohter Schließung bzw. Massenentlassungen die Kollegen rausgehen bzw. auch den Betrieb besetzen. Ich habe das bei Bestwood in Ribnitz-Damgarten erlebt, wie auch bei Derby Cicle in Rostock.
Niemand hat auch nur gewagt, zu sagen: das ist illegal. Die IGM hat die Kollegen unterstützt und, wie gesagt, sämtliche örtlichen Politiker ebenfalls.
Du kannst aber auch einen Schritt weitergehen: Man hat einen Tarifvertrag, hat also Friedenspflicht und dann kommt die Geschäftsleitung und will, daß der Tarifvertrag nicht mehr gilt (und es wird mit Schließung gedroht - wie bei euch).
Erpressung nennt man das und hat mit "Frieden" nichts zu tun. Will man also seinen Tarifvertrag und die Arbeitsplätze verteidigen, muß man erst recht rausgehen und darf sich auf keinen Fall auf irgendeinen Kuhhandel einlassen. Wenn die Geschäftsleitung glaubt, sie sei stark genug um unsere Rechte mit Füßen zu treten, dann muß man seine Rechte halt verteidigen und die eigene Stärke in die Waagschale werfen. Was dann rauskommt ist immer eine Frage des jeweiligen Kräftverhältnisses.
In eurem Fall sind die Karten gut, weil ihr schon konzernweit angefangen habt zu kämpfen - also auch in verschiedenen Ländern. Das ist eine ausgezeichnete Ausgangsposition um die Gegenseite in echte Schwierigkeiten zu bringen.
Gruß Friederike
Ich frage mich, was nützt Streik und Abmachungen bei Personalabbau? Die beschäftigten der TCom arbeiten 34 Std in der Woche bei Reduzierung des Gehaltes (nicht vorübergehend, die 34 Std-Woche ist Regelarbeitszeit). Trotz dieser Maßnahme:
Der Vorstand der Deutschen Telekom AG hält einen Personalabbau von 32000 Arbeitsplätzen im Zeitraum 2006 bis 2008 für erforderlich. 5500 Arbeitsplätze fallen in den Bereich von Lothar Pauly (Ex Siemens, ist also geübt im Personalabbau.
Lieber Telekomiker,
hör dir doch mal die Begründung für die geplante Arbeitsplatzvernichtung an. (Kam gerade im Radio)
"Die rasante technische Entwicklung...verschärfte Wettbewerbsbedingungen.."
Auf deutsch: die schnelle Entwicklung in diesem Bereich treibt sie zur verschärften Jagd um den größten Anteil am Kuchen (Maximalprofit) - und das muß dann leider auf unsere Kosten geschehen.
Ich frage dich: Wieso wurde bei euch das Geld gekürzt, wenn eure Produktivität so hoch ist, daß sie es sich erlauben können auf so viele Kollegen zu verzichten.
Warum soll diese schnelle Weiterentwicklung der Technik nicht endlich mal auch den Kollegen zugute kommen? Dass ihr nur noch 30 Stunden arbeitet aber bitte bei vollem Lohnausgleich. Du kannst ja mal ausrechnen, wieviele Plätze damit erhalten blieben. Dafür würde ein Streik schon lohnen. Dazu gehört aber auch, allen Plänen wie "Verlängerung der Lebensarbeitszeit" Billigjobs etc. den Kampf anzusagen.
Es ist doch höchste Zeit dieser Konkurrenzspirale unsere eigenen Vorstellungen von vernünftigem Arbeiten, Leben und Umgang mit Menschen und Geld entgegenzusetzen.
Gruß Friederike
[quoteC format="text/plain"]Dennoch hat auch der Infineon-Erfolg einen bitteren Beigeschmack. Ein Grossteil der Beschaeftigten, z.B. Leiharbeitnehmer, werden davon nicht profitieren. Die IGM fuehrte mal wieder einen Eliten-Arbeitskampf.[/quote]
Und etliche dieser Leiharbeitnehmer werden wohl auch ihren Job verlieren, wenn ihr Arbeitgeber keine Einsatzmöglichkeit mehr für sie sieht. Darum ist es wichtig, dass Tarifverträge auch für Zeitarbeitsfirmen gelten! Sonst haben wir tatsächlich zwei Klassen von Arbeitnehmern: Die bei der Firma, wo sie tätig sind, fest angestellten als Arbeitnehmer erster Klasse und die Leiharbeiter als zweite Klasse! Da ist noch viel zu tun für die Gewerkschaften. Vor allem weil ja die Leiharbeit immer weiter zunimmt.
Ja Heidi, das ist ein enorm wichtiges Feld. Ich persönlich hätte mich wirklich als "auf dem Strich gefühlt" wenn ich Leiharbeiterin geworden wäre. Allerdings gabs für mich noch nicht einmal dieses Angebot vom Arbeitsamt.Ich habe zehn Jahre lang kein Angebot vom Arbeitsamt bekommen. Alles was ich bekam, fußte auf Eigeninitiative.
Es sind unglaubliche Schwätzer am Werk, die über die Situation am Arbeitsmarkt reden.
Gruß Friederike
[quote:Anonymous User format="text/plain"]Ich finde, ihr könntet ruhig ein bißchen stolz sein, daß die Kollegen gerade in München anfangen, die IGM wieder zur Kampforganisation zu machen. Das ist auch noch sehr ausbaufähig.
[/quote]
Hallo Friederike,
wenn ich dann aber in de.internet.com vom 24.10.05 lese:
" Die Infineon-Geschäftsleitung hat heute eine Polizeihundertschaft aufgeboten, um den Zugang von Streikbrechern in das bestreikte Werk in München-Perlach zu erzwingen. Das berichtet die IG Metall heute gegenüber de.internet.com. In den frühen Morgenstunden hatten drei Reisebusse mit geschlossenen Vorhängen versucht, die Blockade an den Toren zu durchbrechen. Schnell hatte man mit über hundert Beschäftigten den Streikposten verstärkt und die Busse umringt. Obwohl die Streikleitung nach dem Anrücken der Polizisten die Beschäftigten kurzfristig veranlasste, eine Gasse zum Tor zu bilden, seien die Busse schließlich wieder abgefahren.
"
bezweifle ich, das die IGM auch eine Kampforganisation sein möchte!? Oder warum veranlasst die Streikleitung (Hr. Leppek?) beim geringsten Widerstand, das Streikbrecher durchgelassen werden sollen?
Für mich hatte der ganze Streik den Anschein eines Schauspiels, inszeniert von der IGM, um wieder ein wenig Glaubwürdigkeit zu erlangen.
Gruß,
FSCler
Ich bin Siemensmitarbeiter im Bereich COM STS RHM MHM.Ich habe die letzte Woche einen Aufhebungsvertrag in Verbindung mit einer zweijährigen Beschäftigunseinheit angeboten bekommen. Da ich mich mich die letzten zwei Jahre zu einem annerkannten Spezialisten im LAN/VoIP Bereich qualifiziert und zertifiziert habe, kommt dieser Sachverhalt etwas überraschend, da die Direktive von unserem Hr. Ganswindt heißt"Die Zukunftstechnologien sind unser neues Kerngeschäft".
Was soll das Herr Ganswindt ?
Der 24.10.2005 war der erste Streiktag - Montag. Die Busse sind an der Geländeeinfahrt aufgehalten worden und standen auf der Straße. Die Busse behinderten deshalb den öffentlichen Straßenverkehr während der Berufsverkehrszeit. Es wurde eine Einfahrt auf das Gelände durch die Polizei verlangt. Die Busse zur Weiterfahrt anzuweisen, um z.B. auf dem Firmenparkplatz zu halten, wäre für die Polizei einfacher gewesen. Im Gespräch mit der Streikleitung wurde diese Forderung heruntergehandelt. Die Businsassen hätten aussteigen dürfen und per Fuss auf das Betriebsgelände gehen. Nur dazu würde eine Gasse durch die Streikposten gebildet. Diese wurde aber von den angeheuerten Streikbrecher nicht genutzt. Warum wohl? Eine intelligente Lösung ohne Eskalation wurde hier getroffen.
Der zweite Versuch am Mittwoch war eine vorbereite und staatlich unterstütze Provokation.
Lieber FSCler,
vielleicht versuchst du dich mal in die streikenden Kolleginnen und Kollegen hineinzuversetzen. Sie haben 1 Woche lang teilweise bis zu 12 Stunden vor dem Tor gestanden um für ihre Arbeitsplätze zu kämpfen. Als organisierte Metaller. Sie sind organisiert, weil man nur so gemeinsam kämpfen kann. Diesen Kollegen, die letztlich die IGM ausmachen, weil es auf sie ankommt, vorzuwerfen, sie hätte nur ein Schauspiel abgeliefert ist, tut mir leid dir das sagen zu müssen, unglaublich arrogant.
Du magst deine berechtigte Kritik an der IGM-Führung und auch an bestimmten Funktionären haben - aber diese Kollegen, von denen ich spreche, haben meine größte Hochachtung und du solltest dein hohes Roß untersuchen, damit du nicht runterfällst.
Nichts für ungut.
Gruß Friederike
@ Anonymous:
Vielen Dank für die ausführliche Darstellung wie es am Montag abgelaufen ist.Trotz "intelligenter Lösung ohne Eskalation": Fakt bleibt doch das die Streikbrecher auf Veranlassung der Streikführung durchgelassen worden wären!Was für ein Kampf!
@ Friederike:
Ich dachte eigentlich das es klar wäre das mein Beitrag nicht gegen die streikenden Kollegen und Kolleginnen gerichtet war; die waren doch nur die Statisten in diesem von der IGM-FÜHRUNG inszenierten Schauspiels. Es war doch von vornherein klar das durch diese Aktion das Werk nicht am Leben bleibt und mit dem was erstritten wurde verlängert sich bei den meisten doch nur die Zeit bis Hartz IV zuschlägt.
Lieber FSCler,
zur Kampfsituation: Das Gericht kann von der Gewerkschaft enorme Summen an Schadensersatz verlangen, wenn sie bestimmte Auflagen nicht erfüllt. Deshalb trete ich für ein vollständiges, allseitiges und gesetzliches Streikrecht ein. Dann könnte das Gericht bzw. die Geschäftsleitung das nicht mehr so ohne Weiteres.
Es war also ein Kampf vor allem um das Denken, Fühlen und Handeln der Streikbrecher, die ja immer in einem inneren Zwiespalt stehen, einerseits gezwungen, andererseits ebenfalls Kollegen. Es war sehr intelligent, auf ihr Aussteigen zu drängen, und damit auf eine Entscheidung, ob sie zu dem, was sie tun, öffentlich stehen wollen oder nicht. Die
Entscheidung fiel ganz offensichtlich für die Seite der Kollegen aus. Das dazu.
Zur Antwort an mich: ich schätze, du hast meine Kritik nicht in die Tiefe verstanden: diese Kollegen sind selbständig denkende Menschen, so wie du auch. Ihnen nur die Rolle von Statisten zuzuweisen und die IGM-Führung als das Einzige, was wirklich zählt, anzusehen, wird ihnen und ihrer Rolle in diesem Kampf absolut nicht gerecht. Und das meine ich, wenn ich von Arroganz rede.
Mit dem Streikziel, das sich von dem dieser Kollegen durchaus unterschied, war ich ebenfalls nicht einverstanden. Wohl aber mit ihrer Bereitschaft zum Kampf und der Art und Weise, wie sie ihn geführt haben. Andere Belegschaften haben sich sofort daran orientiert, sie müsssen und können jetzt auf diesen Erfahrungen aufbauen.
Gruß Friederike
Was wäre wohl passiert, wenn die Streikbrecher ausgestiegen wären?
Auf alle Fälle wäre die Presse an den ersten Personen interessiert gewesen. Es wurde sogar in die Busse fotografiert. Also diese Personen wären öffentlich bekannt geworden.
Die Gasse war nicht geradlinig, sondern eher ein Irrgarten oder eine Runde zum Ausgangspunkt. Die Gasse wäre sicher dynamisch geworden.
Durch die umgehende Verstärkung der Streikposten, wurde das Verhältnis der Streikbrecher zu Streikposten positiv beeinflusst. Dies war sicher auch durch die Busvorhänge ersichtlich und hatte abschreckende Wirkung.
Das ganze ist natürlich nur Spekulativ, weil derartiges nicht erforderlich war. Aber es war ein Angebot, nach dem Motte: Ihr könnt gerne aussteigen und es versuchen, wir sind bereit. Es hat keiner, nach reiflicher Überlegung, den Bus verlassen.
Hallo Friedericke,
zu dem was Du zur Kampfsituation geschrieben hast: Da geht es auf der einen Seite um die Existenz von 800 Beschäftigten und deren Familien und auf der anderen Seite um eventuelle Schadensforderungen die erstmal eingeklagt werden müssten: das soll wohl ein Witz von Dir sein das als Argument zu nehmen um Streikbrecher durchzulassen!? Die IGM nimmt Millionen von Euros Mitgliedsbeiträge monatlich ein, selbst wenn sie verurteilt worden wären, wären das doch nur Peanuts!
Und Deine Forderung nach einem vollständigen Streikrecht: Dir ist wohl nicht klar wer hier in Deutschland letztlich die Gesetze macht: das sind nicht die Müllers und Meiers sondern die von Pierers und Kleinfelds (und Hartz darf auch nicht vergessen werden).
Gruß,
FSCler
Lieber FSCler,
ich weiß nicht, ob die du Kampf genau verfolgt hast, jawohl es geht um die Existenz von 800 Beschäftigten und die Geschäftsleitung erwirkt nicht nur eine einstweilige Verfügung, daß Streikbrecher durchgelassen werden müssen, sondern holt auch vom ersten Tag an die Polizei, die mit ziemlicher Brutalität die Kollegen angreift. Trotzdem ist es gelungen, die Produktion zu stoppen. Das war das Verdienst der Kollegen. Wenn du dich also empören willst, dann bitte über die Maßnahmen von Geschäftsleitung und Staat. Jawohl, sie machen die Gesetze und es sind ihre Gesetze. Trotzdem gibt es erkämpfte Rechte, wie z.B. Kündigungsschutz oder das Recht auf Betriebsräte, die wurden uns nicht geschenkt, sondern erkämpft. Es sind Zugeständnisse an die Kollegen. Die sie jetzt gerade wieder abbauen wollen.
Die Dinge sind nicht so starr und ein für allemal gegeben, wie du das m.E. annimmst.
Gruß Friederike
[quote:Friederike format="text/plain"]ich weiß nicht, ob die du Kampf genau verfolgt hast, jawohl es geht um die Existenz von 800 Beschäftigten und die Geschäftsleitung erwirkt nicht nur eine einstweilige Verfügung, daß Streikbrecher durchgelassen werden müssen, sondern holt auch vom ersten Tag an die Polizei, die mit ziemlicher Brutalität die Kollegen angreift. .... Wenn du dich also empören willst, dann bitte über die Maßnahmen von Geschäftsleitung und Staat.[/quote]
Friederike,
ich versteh nicht ganz welchen Gegensatz Du damit aufbauen willst und was Du vom Arbeitgeber erwartest? Der Arbeitgeber hat allein wirtschaftliche Interessen und will die 800 Beschäftigten 2007 so schnell und billig wie möglich loswerden; bis dahin sollen sie aber effektiv arbeiten. Soll er etwa dieses Schauspiel der IGM-Führung noch mehr unterstützen als er es eigentlich schon macht? Ihnen vielleicht noch Kaffee und Kuchen vor die Werkstore bringen?
Meine Empörung ist schon gegen die Richtigen gerichtet: die IGM-Führung trat mit dem Willen an einen unbefristeten Streik gegen die Schließungspläne zu führen, darüber gabs eine Urabstimmung. Und dann nach einer Woche kommen sie an und sagen Sorry Leute, aber mehr als eine höhere Abfindung und ...... war nicht rauszuholen, tut uns leid.
Was diese erkämpften Rechte von denen Du sprichst im Ernstfall wert sind siehst Du doch selbst immer wieder.... nämlich nix wenn der Arbeitgeber Dich nicht mehr braucht.
Gruß,
FSCler
Auf Basis von Ploneboard