Gewerkschaften als Kampforganisation
erstellt von dave
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zuletzt verändert:
25.08.2008 15:52
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Hey FSCler,
ich baue keinen Gegensatz auf, er ist faktisch da, genauso wie du ihn beschreibst. "Der Arbeitgeber hat allein wirtschaftliche Interessen und will die 800 Beschäftigten 2007 so schnell und billig wie möglich loswerden."
Die IGM-Führung trat eben nicht mit dem Willen an, gegen die Schließung zu kämpfen, sie wollte von Anfang an eben mehr Geld und bessere Konditionen - gegen die Schließung des Werkes traten die betroffenen Kollegen an. Es gab also unterschiedliche Streikziele.
Nach einer Woche hatten die Kollegen zu entscheiden, ob sie weitermachen oder nicht. Sie haben ihre Entscheidung getroffen und sie kam durchaus demokratisch zustande. Das haben wir zu akzeptieren.
Was die erkämpften Rechte anlangt, so kann dir NCI sicher sehr genau sagen, was sie wert sind und warum man sie verteidigen muß.
Hier setze ich jetzt mal ein bißchen auf ChrisR.
Gruß Friederike
Hallo Friederike,
ja, aber dieser faktisch bestehende Gegensatz eignet sich nicht zum Empören! Ich empöre mich über jemanden der mir erst etwas verspricht, es dann aber doch nicht hält. Das macht der Arbeitgeber aber nicht, jedenfalls nicht bei dem über das wir hier sprechen; das wurde uns erst neulich von unserer Betriebsleitung auf einer Betriebsversammlung gesagt: FSC ist nicht dazu da uns bis zur Rente zu versorgen!
Zu meiner angeblichen Arroganz: Du sagst doch ganz deutlich selbst, das IGM-Führung und Mitarbeiter mit unterschiedlichen Zielen in den Arbeitskampf getreten sind; verhandelt mit dem Arbeitgeber wurden aber nur die Ziele der IGM-Führung. Also, so denke ich jedenfalls, hat die IGM-Führung die Arbeitnehmer bewusst unter falschen Voraussetzungen in den Kampf treten lassen, oder sehe ich das falsch? Welches andere Wort als "Statist" würdest Du dann treffend finden für die Arbeitnehmer?
Gruß,
FSCler
[quote:Anonymous User format="text/plain"]Ich finde, ihr könntet ruhig ein bißchen stolz sein, daß die Kollegen gerade in München anfangen, die IGM wieder zur Kampforganisation zu machen. Das ist auch noch sehr ausbaufähig.[/quote]
Nachtrag:
So Friederike, jetzt merke ich auch was mich an Deiner Aussage genau stört:
die Infineon-Kollegen haben NICHT dafür gekämpft um "die IGM wieder zur Kampforganisation zu machen"! Ihr Kampf ging um IHRE nackte Existenz, IHRE Zukunft. In gewisser weise hat Du die Kollegen mit Deiner Ausage auch nur instrumentalisiert so wie die IGM-Führung das macht, sie auch nur als Statisten angesehen.
Gruß,
FSCler
Lieber FSCler,
statt "Statisten" würde ich sagen: Kollegen, die im Verlauf ihres Streiks auf das Problem des mangelhaften Streikrechts gestoßen sind und die bei der Entscheidung über das Verhandlungsergebnis vor der Frage standen, ob es für sie möglich ist, den Streik selbständig weiterzuführen.
Sie haben zu 30 % das für möglich gehalten, zu 70 % haben sie dem Abschluß zugestimmt.
Ein selbständiger Streik erfordert sehr viel mehr als ein gewerkschaftlicher.
Natürlich haben die Kollegen nicht darum gekämpft, die IGM zur Kampforganisation zu machen, sondern indem sie für ihre Interessen gestreikt haben, haben sie ihre Organisation als Kampforganisation genutzt, wofür sie ja auch da ist.
Zum faktisch bestehenden Gegensatz: Ich habe mich zeitlebens darüber empört, daß ein paar Hanseln oben sitzen und dem Rest diktieren, wie er zu leben hat.
Gruß Friederike
[quote:Friederike format="text/plain"]statt "Statisten" würde ich sagen: Kollegen, die im Verlauf ihres Streiks auf das Problem des mangelhaften Streikrechts gestoßen sind und die bei der Entscheidung über das Verhandlungsergebnis vor der Frage standen, ob es für sie möglich ist, den Streik selbständig weiterzuführen.
Sie haben zu 30 % das für möglich gehalten, zu 70 % haben sie dem Abschluß zugestimmt.
Ein selbständiger Streik erfordert sehr viel mehr als ein gewerkschaftlicher.
[/quote]
Versteh ich das richtig: Falls sich die Kollegen bei der Urabstimmung gegen das Verhandlungsergebnis entschieden hätten, also hätten weiterstreiken wollen, wäre das dann weiter kein mehr von der IGM unterstützter Streik gewesen? Die Streikführung hätte das Feld verlassen und die Kollegen wären sich selbst überlassen worden? Ich hoffe ich habe Dich falsch verstanden!?
Gruß,
FSCler
Wenn die Kollegen in der Urabstimmung für den Streik gestimmt haben, können sie diesen auch nur durch Zustimmung zum Ausgehandelten beenden. Findet sich dazu keine Mehrheit hat die Basis das Verhandlungsergebnis nicht angenommen und der Streik wird fortgesetzt. Das Ganze bleibt ein legaler Streik.
Es wird aber eher zu einem Problem innerhalb der IG Metall. Diese ist es nämlich nicht gewöhnt, dass ihre Mitglieder nicht auf ihren Pfiff reagieren. Deshalb fände ich es mal ganz toll, wenn die Basis einem mistigen Verhandlungsergebnis nicht zustimmt. Das ergäbe eine interessante Konstellation und würde die Funktionäre zwingen, sich ihrer Basis wieder wirklich zuzuwenden. Das "auf Pfiff raus" und "auf Piff wieder rein" geht mir schon lange auf den Senkel.
Die IGM hat vor der Abstimmung signalisiert, daß sie der Ansicht ist, mehr sei nicht rauszuholen - wenn die Kollegen weitermachen wollten, müßten sie das selber machen.
D.h. sie hätten sich eine Streikleitung wählen müssen und den Streik selbständig weiterführen müssen - das ist eben eine wesentlich höhere Stufe eines Kampfes.
Gruß Friederike
Das Leute nicht auf Pfiff hören, hat die IGM auch an NCI gestört. Die haben sich auch nicht untergeordnet und laut IGM soll NCI beendet sein. Die IGM hat immer noch das alte Verhalten drauf. Dies klappt bei befehlsgewöhnten Fabrikarbeiter, aber nicht bei eigenständige Angestellte. Arbeiter in der Produktion werden in Deutschland selten. Die IGM muß sich auch den Angestelltenbereich erschliessen, wenn sie weiter Forderungen durchsetzen will.
Selbständig denkende Fabrikarbeiterinnen und -arbeiter sind noch immer das Gefährlichste, was sich die Gegenseite denken kann.
Ja es ist das selbständige Denken, was NCI auszeichnet - wenn es sich mit der Entschlossenheit und den organisatorischen Fähigkeiten, sowie dem selbständigen Denken der Arbeiter verbindet, wird das unschlagbar.
Gruß Friederike
Hi, ich selbst bin Angestellter, aber mich stört sehr das Klischee, dass Arbeiter nicht selbständig denken können und nur auf Pfiff reagieren. Unter den Angestellten gibt es unendlich viele, die auf überhaupt nichts reagieren und den Kopf in den Sand stecken. Meine ganz praktische Erfahrung ist, die Zusammenarbeit von Angestellten und Arbeitern, die beide selbständig denken und ihren Mut zusammenwerfen, ist die Arbeitnehmerbewegung der Zukunft. Und was Friederike sagt, dass die Bewegung vielfach von Frauen getragen wird, dem kann ich nur zustimmen. Im NCI ist das jedenfalls so. Frauen haben durch die mangelnde Gleichbereichtigkeit das Kämpfen besser gelernt als die Männer, im Durchschnitt natürlich.
Soll jetzt eine Aufspaltung zwischen O-+ und O-> erfolgen? Denke es ist keine Frage des Geschlechts, sondern der Einstellung und der Erfahrung.
Das mit dem Pfiff kann am Beispiel vieler gewerkschaftlicher Auseinandersetzungen nachverfolgt werden. Opel ist ein bekanntes Beispiel. Oder was ist bei OTIS gelaufen:
[url href="http://www.igmetall-bezirk-hannover.de/home/news/2004/20040618_otis.php"]http://www.igmetall-bezirk-hannover.de/home/news/2004/20040618_otis.php[/url]
Vereinfachter Ablauf: Raus auf die Barikade - Verhandlungen - Zustimmen, sonst ... - zurück an die Arbeit - nicht Murren, Maul halten
Bei [url href="http://www.igmetall-muenchen.de/index.php?id=1023&first;_item=0"]Infineon[/url] war es der gleiche Ablauf.
Ja es ist eine Frage der Einstellung und der Erfahrung.
Ich werde nie den Bericht von Inken vergessen, als sie die streikenden Opel-Kollegen besucht hat.
Als sie die Rednertribüne erklommen hat und dazu vermerkte: "Es war das Selbstverständlichste von der Welt" hier war die richtige Verbindung von kämpfender Arbeiterbewegung und kämpfender Frauenbewegung sichtbar und greifbar. Und es war das Selbstverständlichste von der Welt.
Gruß Friederike
Wollen wir hier die Emma zu neuem Leben erwecken? Man kann mit Alice alles Schwarz sehen, auch ohne Angie. Es gibt 52% Frauen in Deutschland, aber wer bestimmt die Richtung? Ein mutige Frau macht noch keine Bewegung und der Kampf um Arbeitsplätze hat nichts mit der Gleichberechtigung oder Gleichstellung zu tun. Ein Tanz auf zwei Hochzeiten geht selten gut.
Nur zur Klarstellung: Ich befinde mich weder in der kämpfenden Arbeiter- noch in der kämpfenden Frauenbewegung. Ich lasse mich auch nicht dazu instrumentalisieren.
Ich habe lediglich meine Rechte wahrgenommen, erfahren dass man zu Beginn dazu Unterstützung braucht und die Kolleginnen und Kollegen, ob Angestellter oder Arbeiter, Mann oder Frau ermuntert gemeinsam das gleiche zu tun, was sie getan haben. Nicht mehr und nicht weniger. Man muss es einfach tun. Das ist alles.
"Der Kampf um Arbeitsplätze hat nichts mit Gleichberechtigung oder Gleichstellung zu tun". Da, lieber Anonymus, täuscht du dich gewaltig. Es ist ein feiner Unterschied, ob eine Frau einen Arbeitsplatz hat und damit über eigenes Geld verfügt oder nicht.
Es ist auch ein feiner Unterschied ob die Frau 30 Stunden in der Woche arbeitet bei vollem Lohnausgleich und gleichzeitig mehrere Kinder großzieht, oder ob sie gezwungen wird 40 oder mehr Stunden zu arbeiten, und dabei die Kinder gezwungener Maßen einer Tagesmutter übergibt, die dann auch nur minimal für ihre Leistungen bezahlt wird.
Es ist auch ein feiner Unterschied, wer jeweils für die Entwicklung der Kinder und die Situation der Familie verantwortlich gemacht wird. Ich habe noch nie erlebt, daß Politiker für die Situationen in der Familie verantwortlich gemacht wurden und dafür zu Rechenschaft gezogen wurden.
Nein, wir brauchen nicht Emma zu neuem Leben erwecken. Wir müssen nur das Leben insgesamt anschauen.
Gruß Friederike
Es fängt ja schon damit an, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie immer noch als typisches Frauenthema gilt! Als ob die Damen von ganz alleine Nachwuchs kriegen würden. Da ist aber, wenn ich recht informiert bin, immer auch ein männliches Wesen beteiligt. Es ist also in Wahrheit ein Thema, das beide Geschlechter gleichermaßen betrifft. Diese Erkenntnis muss sich endlich durchsetzen.
Da haben die Gewerkschaften noch eine Menge Aufklärungsarbeit zu leisten. Väter müssen stärker motiviert werden, sich an der Familienarbeit zu beteiligen. Vorgesetzte müssen lernen, dass auch Männer familiäre Pflichten haben und darauf Rücksicht genommen werden muss. Warum soll nicht auch ein Vater seine Arbeitszeit vorübergehend reduzieren? Warum immer nur die Mutter?
Es gibt schon ganz gute Ansätze in dieser Richtung, aber es reicht noch lange nicht.
Liebe Heidi,
das mit der Reduzierung der Arbeitszeit der Väter scheitert meistens schon an der simplen Rechnung, wer mehr verdient. Es ist Fakt, daß die Frauen schlechter bezahlt werden. Abgesehen davon, daß ich als Gewerkschafterin für die Reduzierung der Arbeitszeit für alle, bei vollem Lohnausgleich eintrete - (Die Telekom besitzt ja inzwischen die Frechheit, ihre geplanten Entlassungen mit dem erzielten Gewinn zu begründen.)trete ich im Interesse der Frauen dafür ein. Das ist zwar noch lange nicht die Lösung bei der täglichen Zerreißprobe zwischen Familie und Beruf aber es gibt dir soviel Luft zum Atmen, daß du an der Lösung arbeiten kannst.
Die andere gewerkschaftliche Forderung, für die ich eintrete ist: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit - weltweit. Das ist einmal gegen die Ausspielerei international gerichtet aber auch gegen die schlechtere Bezahlung von Frauen. Auch hier kann man sehen, wie sich Arbeiterbewegung und Frauenbewegung gegenseitig stärken können.
an Inken: ich will dich weiß Gott nicht instrumentalisieren - aber du bist Teil eines Kampfes der objektiv stattfindet, ob man das will oder nicht und du hast dort einfach deinen Platz eingenommen. Das hast du nicht getan, weil du irgendeine Bewegung fördern willst, sondern "man muß es tun". Das aber ist das Markenzeichen von Bewegungen, daß sie so handeln müssen. Was glaubst du wie die Friedensbewegung entstanden ist? Niemand hat gesagt, wir machen jetzt eine Bewegung. Die Menschen haben sich über die Vorgänge aufgeregt und die Lügen und haben sich zusammengetan, das war alles. Und es geschah auf der ganzen Welt.
Gruß Friederike
[quote:Friederike format="text/plain"]Die IGM hat vor der Abstimmung signalisiert, daß sie der Ansicht ist, mehr sei nicht rauszuholen - wenn die Kollegen weitermachen wollten, müßten sie das selber machen.
D.h. sie hätten sich eine Streikleitung wählen müssen und den Streik selbständig weiterführen müssen[/quote]
Kannst Du für das "signalisieren" eine Quelle angeben wo ich das nachlesen kann?
Gibt es für dieses Vorgehen bei der IGM eine festgeschriebene Grundlage (Geschäftsordnung oder ähnliches)?
Wenn das wirklich so ist wie Du sagst, ist es ja noch schlimmer als ich schon angenommen habe; ich verstehe nicht ganz wie Du da noch von demokratischer Abstimmung sprechen kannst wenn die IGM-Führung gegen das Ergebnis der Abstimmung noch ein Veto einlegen kann!
Gruß,
FSCler
Lieber FSCler,
das "Signalisieren" habe ich aus einem Streikbericht, der an rf-news geschickt wurde. Natürlich kann die IGM-Führung nicht "ein Veto" einlegen.
Es gibt keine "festgeschriebene Grundlage" dafür, es ist schlicht ein Kampf ums Denken, Fühlen und Handeln der Kollegen. Ich habe dir schonmal geschrieben, daß es eben zwei Strömungen gibt, die miteinander kämpfen.
Daß der Streik eingeleitet wurde, war ein Erfolg der kämpferischen Strömung - auch, wie er geführt wurde. Ausdruck der "dämpfenden" Strömung war das Streikziel: verbesserte Konditionen herausholen, weil die Arbeitsplätze nicht zu halten seien. Für die kämpferische Strömung gilt so etwas erst, wenn man wirklich seine Kräfte voll ausgespielt hat.
Gruß Friederike
Friederike,
ich denke die Vorkommnisse bei AEG werfen für mich die Frage auf, wie es mit den Gewerkschaften weitergeht. Ein öffentlicher Verkauf der Arbeitsplätze eines Drittels der Belegschaft durch die IGM und den BR als Antwort auf Offshoring zeigt, daß das traditionelle Modell der Gewerkschaften und ihre Vorgehensweise nicht für die heutige Zeit, sprich Globalisierung, taugt.
Siehe http://www.netzwerkit.de/projekte/aeg/chronik
und http://www.netzwerkit.de/projekte/aeg/Presse-Links/
Lieber Anonymus,
ich habe mich auch schon gewundert, daß es um die AEG plötzlich so still geworden ist. Auch auf dem Forum tat sich nichts mehr. Ich habe mir beide links angeschaut und finde, es steckt gute Arbeit drin.
In einem möchte ich dir heftig widersprechen: Es ist nicht die Tradition der IGM vor dem Kampf zu kneifen. Im Gegenteil - Kampf war in den letzten Jahrzehnten ihr Markenzeichen. Sie läuft gegenwärtig Gefahr, dieses Markenzeichen zu verlieren und statt dessen das Markenzeichen des Kuschens sich einzuhandeln.
Du hast Recht, die Internationalisierung der Produktion erfordert eine neue Stufe des internationalen Zusammenschlusses sowohl der Kolleginnen und Kollegen als auch der Frauen
insgesamt und die bewußte Förderung der Jugend. Es ist eine ungeheure Herausforderung, die weit über den gewerkschaftlichen Rahmen hinausgeht.
Und es ist nicht von ungefähr, daß sich diese Fragen angesichts der Entwicklung bei AEG stellen. Die AEG war der Schlüsselkonzern beim Übergang vom Kapitalismus der freien Konkurrenz zum Imperialismus, sie ist wieder der Schlüsselkonzern, der die neuen Fragen der Arbeiterbewegung aufs Konzentrierteste aufwirft.
Kurzum - hier wird die Schlacht entschieden - zumindest auf geistigem Gebiet.
Gruß Friederike
"ich denke die Vorkommnisse bei AEG werfen für mich die Frage auf, wie es mit den Gewerkschaften weitergeht. Ein öffentlicher Verkauf der Arbeitsplätze eines Drittels der Belegschaft durch die IGM und den BR als Antwort auf Offshoring zeigt, daß das traditionelle Modell der Gewerkschaften und ihre Vorgehensweise nicht für die heutige Zeit, sprich Globalisierung, taugt."
Der Grund für den Verlust der Arbeitsplätze ist die Rechnungsweise dieser Wirtschaft: Rentable Ausnutzung der Arbeit von Leuten, die auf Arbeit als Lebensmittel angewiesen sind, weil sie sonst nichts haben.
Wenn sich das Kapital sonstwo mehr rentiert, gibts die Quittung: "Ihr rentiert euch nicht!"
Diese Rechnungsweise ist nicht erst mit der Globalisierung aufgekommen. Sie galt vorher ebenso! Deshalb ist der Hinweis von dir auf Globalisierung nicht so ganz korrekt.
Zum Kampf: Für den Erhalt von Arbeitsplätzen, die Unternehmer streichen wollen, kann kein Kampf geführt werden! Kämpfe können "erfolgreich" nur geführt werden, wenn Druck auf die Unternehmer ausgeübt werden kann, wenn z. B. rentable Geschäfte verhindert werden. Also wenn der Unternehmer beschäftigen will, weils sichs lohnt, kann was durchgesetzt werden durch Arbeitsverweigerung. DAs ist allerdings völlig nutzlos, wenn der Unternehmer den Dienst nicht will, also Arbeitsplätze streicht. Da ist ihm die Verweigerung doch gerade recht. Also kann damit kein Druck ausgeübt werden.
Fazit: Wer ernsthaft was für sein Interesse tun will, muß die Entscheidungsfreiheit der Unternehmer über seine Erwerbsquelle beenden wollen! Er muß die Freiheit der kapitalistischen Profitkalkulation außer Kraft setzen (wollen). Um das zu erreichen, ist eine große Einheit der Arbeitnehmer in der Kritik an dieser Wirtschaft herzustellen.
Die Gewerkschaften leisten das gerade nicht: sie sehen in dieser Wirtschaft das adäquate Mittel für ihr Klientel. Das ist ein Irrtum: Das Klientel ist Mittel des Kapitals! Wenn es sich nicht mehr lohnt, kann es sehen wo es bleibt: Hartz4 läßt grüßen.
Die folgerichtige Antwort wäre: die Entscheidungsfreiheit der Unternehmer über die Erwerbsquelle der Arbeitnehmer beenden.
Dazu müssen die Gewerkschaften von den Mitgliedern gezwungen werden!
Wenn das nicht gelingt,sind sie zu dem verurteilt, was sie sind: Mittel für die Bereicherung des Kapitals und selbst zur Armut verurteilt!
Man kann von den Gewerkschaften nicht verlangen, was sie nicht können. Du verlangst, daß mit dem gewerkschaftlichen Kampf die Macht der Unternehmer gebrochen wird. Das ist lächerlich! Dazu brauchts dann schon einer politischen klaren Partei. Die Behauptung, daß man für Arbeitplätze, die vernichtet werden sollen, nicht kämpfen kann, halte ich für ebenso falsch, es steckt der gleiche Fehler drin: du bist völlig gefangen in der ökonomischen Sichtweise der Unternehmer. Sie haben aber noch vielmehr ein politisches Problem. Gut studierbar an der gegenwärtigen Regiererei!
Was sie also fürchten, ist das politische Erwachen der Kollegen. Und das geschieht noch immer am allerbesten im Kampf - sei es um Arbeitsplätze oder sonstige Rechte. Hier brechen die Fragen auf, werden sie erörtert und wird gelernt. Wird auch gelernt, wer man selber ist und was man kann.
Gruß Friederike
"Man kann von den Gewerkschaften nicht verlangen, was sie nicht können."
Was können sie warum nicht? Sie wollen nicht, weil sie diese Ökomomie für eine gute Gelegenheit für ihr Klientel halten. Und darin liegen sie verkehrt!
"Die Behauptung, daß man für Arbeitplätze, die vernichtet werden sollen, nicht kämpfen kann, halte ich für ebenso falsch, es steckt der gleiche Fehler drin: du bist völlig gefangen in der ökonomischen Sichtweise der Unternehmer."
Kannst du deine Behauptungen auch mal belegen?
Mein Beleg war, daß es eben nicht geht, jemand mit Dientverweigerung zu erpressen, wenn er diesen Dienst ja gar nicht will: genau das ist bei der Streichnung von Arbeitsplätzen der Fall. Was stinmmt jetzt an meinem "Beweis" nicht?
"Was sie also fürchten, ist das politische Erwachen der Kollegen. Und das geschieht noch immer am allerbesten im Kampf - sei es um Arbeitsplätze oder sonstige Rechte. Hier brechen die Fragen auf, werden sie erörtert und wird gelernt. Wird auch gelernt, wer man selber ist und was man kann."
Ich halte deine Ausführungen für verkehrt:
Wer schon am Ausgangspunkt im Denken einen Fehler macht, nämlich die kapitalistische Ökonomie für ein geeignetes Medium für die Befriedigung seiner Interessen zu halten, dessen Kämpfe werden dann auch für verkehrte Ziele geführt.
Richtige Urteile, also eine Korrektur dieser Fehler, können nie und nimmer Folge der "verkehrten" Kämpfe sein. Sie gehen nur durch Einsicht in die gedanklichen Fehler: Erkennen der Funktionsweise des Kapitalismus und Begreifen der Rolle, die Arbeitnehmer in ihr spielen (müssen).
Über 100 Jahre "Kämpfe" sind der beste Beweis für meine Behauptung: es ist eher Wissen verloren gegangen als dazugelernt wurde.
Die Gewerkschaften sind ein Zusammenschluß von Kollegen unterschiedlichster politischer und weltanschaulicher Auffassung. Außer Faschisten natürlich. Das müssen sie auch sein, wenn sie ihre Aufgabe, die Interessen der Kollegen zu vertreten, wahrnehmen wollen. Jede Verletzung der Überparteilichkeit (z.B. wenn massiv Wahlwerbung für die SPD im Namen der Gewerkschaft gemacht wurde) schadet ihnen. Genauso schädlich ist deine Vorstellung, man müsse die Gewerkschaften zu deiner Weltanschauung "zwingen". Erstens führts zur Spaltung, zweitens kann man niemanden zu einer Weltanschauung zwingen.
Wenn die Kollegen einen Kampf führen, wie bei Infineon, dann gibt es welche, die die herrschende politische Ökonomie nicht in Frage stellen, es gibt eine ganze Reihe, die sich durchaus was anderes vorstellen können und es gibt welche, die sie ablehnen. Alle gemeinsam führen den Kampf. Schon die Tatsache, daß es unterschiedliche Zielsetzungen gab, zeigt dir, daß die Gewerkschaften absolut kein monolithischer Block sind.
Allerdings war gerade das eine Schwäche des Streiks, daß die Auseinandersetzung um die Zielsetzung nicht ausgefochten wurde.
Deine These, daß man daraus nicht lernen könne, stellt jeden Lernprozeß in Frage. Wie wenn die Kollegen heute noch die Maschinen zerschlagen müßten, weil sie ja mit falschen Gedanken im Kopf gekämpft haben.
In über 100 Jahren Kämpfe gabs eine Menge Neues zu lernen.
1. Daß man durchaus erfolgreich eine Revolution durchführen kann, daß aber alle Errungenschaften wieder zunichte gemacht werden können durch genau die Leute, denen man vorher vertrauen konnte und später nicht mehr.
2.Daß die Entwicklung z.B. durch die Computertechnik, ganz andere Kampfformen- und Möglichkeiten hervorbringt, als das vorher denkbar war.
Man könnte noch eine Menge dazu sagen.
Zum Schluß noch der verlangte Beleg:
"Wenn das nicht gelingt, sind sie zu dem verurteilt, was sie sind: Mittel für die Bereicherung des Kapitals und selbst zur Armut verurteilt".
So sieht der Unternehmer die Kollegen ökonomisch.
Allerdings ist er schlau genug um auch ihren politischen Faktor zu sehen. Deshalb brauchen sie eine ganze Herde von bezahlten Gestalten, die uns niederhalten sollen. Was man dann Politik oder Regierung nennt.
Soweit mal
Gruß Friederike
"Genauso schädlich ist deine Vorstellung, man müsse die Gewerkschaften zu deiner Weltanschauung "zwingen". Erstens führts zur Spaltung, zweitens kann man niemanden zu einer Weltanschauung zwingen."
Erstens ist die Erklärung des Kapitalismus keine Weltanschauung. Zweitens war meine Aussage: Wenn die Entscheidungsfreiheit der Unternehmer, ihr Kapital rentierlich einzusetzen, der Grund für die beschissene Situation der Arbeitnehmer ist, dann sind Leute mit einer Interessenvertretung, die diese Entscheidungsfreiheit nicht in Frage stellt, schlecht bedient. Wenn sie es selbst dann mal anders sehen, hat die "Interessenvertretung" keine Chance , es weiterhin anders zu sehen, sie ist es dann nämlich einfach nicht mehr. Das ist der Inhalt von: die Gewerkschaften zu einer anderen Auffassung zwingen.
Mitgesagt wurde damit auch, daß die Gewerkschaft nichts anderes widerspiegelt als das, was ihre Mitglieder sind bzw. denken.
Leider kann ich nicht nachvollziehen, daß du daran scheinbar nichts auszusetzen hast.
Änderbar ist das nur durch Diskussion mit Widerlegung der Irrtümer, die da bei den Leuten vorherrschen.
Dieser Diskussion scheinst du ja auch auszuweichen, weil du nämlich außer zu einer angeblichen "Weltanschauung" und "völlig gefangen in der ökonomischen Sichtweise der Unternehmer" nichts inhaltlich gegen meine Aussagen vorgebracht hast.
Mir ist auch nicht klar, wie man etwas, was eine Kritik dieser Ökonomie sein soll, als "völlig gefangen in der ökonomischen Sichtweise der Unternehmer" verstehen kann. Vielleicht kannst du dich mal dazu äußern?
Oder entspricht es der "ökonomischen Sichtweise der Unternehmer" so zu denken: "Die folgerichtige Antwort wäre: die Entscheidungsfreiheit der Unternehmer über die Erwerbsquelle der Arbeitnehmer beenden."
Also mir ist die Weltanschauungsdiskussion herzlich egal. Mir reicht es zu sehen, dass die IG Metall bei AEG dem Arbeitgeber angeboten hat, hunderte von Stellen zu streichen, statt zu kämpfen. Standorterhaltung kann ich auch mit 3 Mitarbeitern machen. Ein Sieg ist das nicht. Eine Gewerkschaft hat das nicht anzubieten! Der Arbeitgeber kann alleine bestens entlassen. Dazu braucht er nicht die Unterstützung der Gewerkschaft IG Metall.
Auf Basis von Ploneboard