Wann gibt's endlich eine Siemens-Demo?
erstellt von dave
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zuletzt verändert:
25.08.2008 15:51
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Die IG Metall in München macht keinen Urlaub, sondern hat sich mit Siemens seit einigen Jahren verbündet. Man nennt das sozialverträglichen Stellenabbau. Dies ist die Neuauflage der sog. Sozialpartnerschaft, nur mit dem Unterschied, dass die Arbeitnehmerseite diese zweifelhafte Partnerschaft bezahlt. Das sich nichts, aber auch gar nichts berichten, ist der Beweis dafür. Sie machen sich noch nicht einmal die Mühe so zu tun als ob.
Ja, fangt selbständig an - es wird eine Menge Gewerkschafter geben, die euch unterstützen.
Demo ist nur ein einzelner Kampfschritt - durchaus ein entscheidender. Der Plan muß aber weitergehen.
Macht es nicht "gegen die IGM" sondern selbständig und wenn IGM-Kollegen euch unterstützen wollen begrüßt das. Begrüßt alle Kräfte, die ehrlich auf eurer Seite stehen. Its your turn - ihr seid gut vorbereitet, optimal vernetzt und in der Lage euch schnell zu informieren.
Man muß den Spieß endgültig rumdrehen - und die Zeit dafür ist auch reif.
Gruß Friederike
Welche Siemensprodukte soll denn Otto-Normalmensch da boykottieren? Ein Kernkraftwerk kaufe ich sehr selten ....
Und normale Haushaltsgeräte gibt es ja schon lange nicht mehr!
Also was bleibt übrig? Aus meiner Sicht nur eine oder viele Demos - immer wieder zum Wittelsbacherplatz - ganz so gerne sehen die Herren das auch wieder nicht.
Manchmal hätte ich Lust vor der IG Metall Zentrale in München zu demonstrieren. Diese Herren dort verraten nämlich die gewerkschaftliche Bewegung. Sie machen damit vor allem auch für die Zukunft viel kaputt. Hätte die IG Metall damals die 2002/03 bestehende Allianz zwischen Mitarbeitern, Betriebsrat und Gewerkschaft nicht aufgekündigt und sich auf die Seite von Siemens geschlagen, sondern die Vernetzung auf andere Standorte erweitert, dann könnten wir heute guten Widerstand leisten und müssten uns nicht Gedanken um eine Minidemo machen.Ich empfinde das als Verrat an all denen, die sich eingesetzt haben!
Ich schätze, es geht nicht so so sehr um eine "Minidemo", als darum, wie man den Protest, den Widerstand und die Solidarität in der richtigen Weise selber organisiert.
Es gibt hier verschiedene Vorstellungen, wie das laufen muß - und das schreit m.E. nach einer Versammlung, in der sich eben gemeinsam beraten wird. Dann ist auch das Problem mit der Anonymität weg.
NCI hat früher viele gute Versammlungen organisiert und solche Beratungen. Das ist jetzt einfach mal wieder fällig - ohne daß das bedeutet, daß das NCI-Team auch die Demo organisert. Es gibt viele verschiedene Kräfte und Fähigkeiten - und die werden ja alle gebraucht.
Also egal obs morgen aus der Demo was wird oder nicht: macht eine Versammlung und Beratung, damit alle Ideen und Vorstellungen zum Zug kommen und ihr euch zusammenschließen könnt.
Man kann nicht alles auf der homepage machen. Durchaus aber dann eure Beschlüsse wieder bekanntmachen und zur Organisierung nützen.
Gruß Friederike
Eine gute Gelegenheit dazu wären die "Foren der Solidarität" demnächst
(erst eines zum TietoEnator und dann noch eines zum neuen Stellenabbau);
wir können dort Kontakte knüpfen und Mailadressen tauschen,
und dann nicht mehr loslassen, Folge-Aktionen verabreden etc., liegt nur an uns.
Ich werde jedenfalls hingehen und würde mich freuen, wenn dann möglichst viele mitmachen.
Dieser Verrat an all denen, die sich eingesetzt haben, ist und bleibt das Schlimmste, was man erleben kann. Und er findet immer wieder statt. Wir können ihn auch historisch verfolgen: das erste Mal, als die SPD den Kriegskrediten für den 1. Weltkrieg zugestimmt hat. Die Gewerkschaftsführung in Westdeutschland hat sich stets in dieser Tradition befunden. Sie begrüßte zutiefst den Verrat am Sozialismus, wie er in der Sowjetunion und in der DDR stattfand.
Die Grundlage dafür war und ist, die materielle Absicherung der Funktionäre, die dafür stehen. Im Unterschied zu den Kolleginnen und Kollegen, die null Absicherung haben und nicht wissen wie es weitergehen soll.
Und trotzdem muß man die Widersprüche in der richtigen Reihenfolge betrachten.
Du willst spontan vor der IGM-Zentrale demonstrieren. Kann ich gefühlsmäßig auch nachvollziehen. Jetzt hat aber die Merkel den Bush zum Besuch nach Stralsund eingeladen.
Das, denke ich, ist der Gipfel der Provokation: weder hat sie die Stralsunder gefragt, ob sie das wollen, noch "gehört" ihr Stralsund. Stralsund ist in MV, unweit von Rostock, und auch nicht so weit weg von Heiligendamm, wo der G8-Gipfel stattfinden soll.
Hier gehts schon um eine tiefergehende ideologische Schlacht: Kann der US-Präsident mit seiner Weltherrschaftspolitik und seinem Alleinvertretungsanspruch in einem Bundesland, das in seiner Geschichte, revolutionäre Dinge fertiggebracht hat, so ohne Weiteres antreten? Oder fühlen sich Kräfte herausgefordert, hier einen Trennungsstrich zu ziehen, wie er mal in der Geschichte gezogen wurde, bevor alles verraten wurde?
Gruß Friederike
Doch, du regst dich auf. Und das ist gut so.
Die IGM sitzt auf dem Schoß des Arbeitgebers, macht sich das Leben einfach und sagt "Angestellte sind nicht zu mobilisieren". Damit stimmt die Welt wieder.
Widerstand muss keine Demo sein, die ist punktuell und zeitlich sehr begrenzt. Unterstützt NCI, da wird Widerstand gemacht, der kontinuierlich ist.
Nicht umsonst ist NCI beim AG verhasst - bei der IGM auch.
Das größte Lob eines gewerkschaftlich arbeitenden Menschen ist, wenn er vom Arbeitgeber verhasst ist, insbesondere, wenn der Arbeitgeber börsengetrieben und rücksichtslos mit seinen Mitarbeitern ist.
Bedenklich ist, dass NCI bei IG Metall verhasst ist und diese nicht beim Arbeitgeber. Aber es ist hoffnungslos. Die Verwaltungsstelle München muss erst aussterben. Vorher gibt es keinen Wandel dort.
Was selbst mich verblüfft hat, sind die Parallelitäten zu vor 3 Jahren.
Damals Dr.Bellmann, der in einer Betriebsversammlung ganz offen zugab,
man mache keine Sozialauswahl sondern wähle nach betrieblichen Belangen aus.
Und heute das fast copyrighte Statement von Hr.Unterberger.
Klar, diesmal wird man wenigstens insofern dazugelernt haben dass nachher
so keine Kündigungen erfolgen, zumindest nicht mehr von Siemens.
Aber war das wirklich alles, was man dazugelernt hat?
Individuales hire&fire; durch kollektives hire&fire; (zukaufen und verkaufen) ersetzen,
und wieder der verzweifelte Versuch des Arbeitgebers: Wie kann ich Personal
ohne die aus gutem Grund gesetzlich vorgeschriebene Sozialauswahl loswerden
und willkürlich festlegen, wer zu gehen hat?
Was mich aber auch verblüfft, ist andererseits der Unterschied zu damals
in Bezug auf die Reaktionen darauf: Schlaft Ihr diesmal eigentlich alle?
Was soll dieses post-mortem-Geschrei über den Stellenabbau,
VORHER hätten wir auf die Straße gehen müssen! Wo blieben da all die tollen
Arbeitnehmervertreter? Schön im Geheimen diesen katastrophalen Interessenausgleich
aushandeln, damit es ja keine "Störfeuer" wie z.B. öffentliche Forderungen gibt,
und nachher dann weinen und jammern über die bösen Arbeitgeber?
Das ist mir zu wenig.
bt du hast vollkommen Recht.
Die IG Metall macht das immer so. Sie verhandelt im stillen Kämmerlein, handelt jeden Mist aus, stellt die Mitarbeiter vor volleindete Tatsachen, verheimlicht den Mitarbeitern so viel Information wie möglich, gibt Protokollnotizen nicht heraus, nur weil der AG das nicht will, baut Drohdruck auf in die beE zu gehen (2005 war das so), ruft dann zur Demo auf (wir müssen uns ja wehren!), lässt sich dabei von der Presse fotografieren und gibt empörte Interviews, und zeigt aller Welt wie sehr sie sich doch für Arbeitnehmerrechte einsetzt, die sie zuvor verkauft hat.
Das passiert fast überall. Aber das brauche wir nicht.
„Schlaft Ihr diesmal eigentlich alle?“
Hallo bt,
oberflächlich mag es zwar so erscheinen, aber es werden bestimmt die Wenigsten schlafen.
Auch als ein nicht beim Unternehmen Siemens beschäftigter Forumsbesucher möchte ich auf Ihren Beitrag antworten.
Die über einen langen Zeitraum immer wiederkehrenden Ängste bezüglich Veränderungen in existentiell wichtigen Bereichen wie Arbeitsplatz, Standort und Tätigkeitsgebiet, denen man sich ohnmächtig gegenüber sieht, diese Sorgen führen in der Regel zu einer Ermüdung oder gar schon zu einer gewissen Lähmung. Man schläft aber nicht, sondern hofft darauf, dass jemand einen aus dieser Erstarrung befreit. So ergeht es wohl den meisten, während ein paar Wenige ein sinnloses post mortem Geschrei zum Verbergen der eigenen Hilflosigkeit bevorzugen. Da aber die große Mehrzahl der Mitarbeiter nahezu regungslos in diesem Zustand verharrt, werden diese sich auch nicht gegenseitig aus dieser Situation befreien können.
Auch für viele Forumsbesucher stellt sich vermutlich immer noch die folgende Frage: Was kann und sollte bereits der einzelne Mitarbeiter - außer dem Besuch der Seiten des NCI und seines Forums - JETZT unternehmen?
Es darf dabei nicht vergessen werden, dass JETZT noch VORHER ist, also man sich bereits noch vor der nächsten Veränderung befindet. Mit einem „Was nützt das denn JETZT noch? Es ist doch ohnehin zum Reagieren zu SPÄT.“ kann man sich nicht vor der Wahrnehmung der Möglichkeit zu dem von einem selbst bestimmten Handeln drücken.
Was ich selbst tun würde und auch wiederholt getan habe, kann ich nur aus meinem Arbeitsumfeld berichten, aber ich denke, dass gegenüber Siemens diesbezüglich nur geringe firmenspezifische Unterschiede bestehen.
Bei Schwierigkeiten sollte man auf jeden Fall die einem Mitarbeiter laut Arbeits- und Sozialordnung oder Vergleichbarem zugebilligten internen Möglichkeiten als Ansprechpartner situationsbezogen prüfen und auch weitestgehend nutzen. Bei uns im Betrieb sind dieses:
a) Direkter Vorgesetzter
b) Personalabteilung
c) Betriebsrat
Zu a) Direkter Vorgesetzter
Es ist ganz wichtig, den direkten disziplinarischen Vorgesetzten anzusprechen, denn dessen Übergehen kann als unaufrichtiges Verhalten verstanden werden und unangenehme Konsequenzen zur Folge haben. Statt seitenlanger Ausführungen zu dieser leider oft ungenutzten Möglichkeit möchte ich nur eine Anregung zum Nachdenken geben: Wie unterscheidet sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt die Situation meines Vorgesetzten von meiner eigenen Lage?
Zu b) Personalabteilung
Hier ist in der Regel von entscheidender Bedeutung, dass man einen festen Ansprechpartner hat, zu dem auch ein ausreichendes Vertrauensverhältnis besteht. Noch mehr als über Vorgesetzte wird oft über die Personalabteilung hinter vorgehaltener Hand grundlos gemeckert. Ich konnte sowohl direkt als auch indirekt zahlreiche positive Erfahrungen im Zusammenhang mit der Personalabteilung sammeln. Mehrfach hat die Personalabteilung, die sich normalerweise auch weit oben in der Hierarchie befindet, tatkräftig unterstützt, dass ursprünglich vorgegebene Abbauzahlen von der Geschäftsleitung nachträglich reduziert wurden.
Zu c) Betriebsrat
Für viele Kollegen eine Art Geheimbund mit entsprechend ungeahnten und vielfach ungenutzten Möglichkeiten. Ich möchte auch hierzu nur knappe Hinweise geben:
1. Die Mitglieder des Betriebsrats wurden von den Arbeitnehmern gewählt. Vielleicht nicht von allen, aber auch diese müssen mit dem (noch für knapp vier Jahre!) amtierenden Betriebsrat leben.
2. Der Betriebsrat wird letztlich von den Arbeitnehmern bezahlt, und soll dann seinen Aufgaben, Rechten und Pflichten auch gefälligst gewissenhaft nachkommen.
3. Das Betriebsratsgremium besteht aus mehreren Kolleginnen und Kollegen und nicht nur aus wenigen, für die Betriebsratstätigkeit vorübergehend von ihrer beruflichen Tätigkeit vollständig freigestellten, Arbeitnehmern.
Man sollte also unbedingt mehrere Mitglieder des Betriebsrats und auch unabhängig von irgendeiner Zugehörigkeit ansprechen. Nur aufgrund eigener und ausreichender Erfahrungen kann und sollte man die Spreu vom Weizen trennen.
Vor jedem wichtigen (firmeninternen) Schritt sollte man sich (nur) mit Menschen seines Vertrauens beraten, denn eine möglichst gute Vorbereitung kann lediglich von Vorteil sein.
Bezüglich der Möglichkeiten außerhalb des Unternehmens oder des Betriebs verfüge ich standortbedingt nur über sehr begrenzte Erfahrungen, weshalb ich den übergreifenden beziehungsweise standortunabhängigen NCI als wirklich herausragende Ausnahmeerscheinung betrachte, aber diese Erfahrung haben die Leser und Mitglieder bereits ja selbst gemacht. Die Möglichkeiten von Gewerkschaften und anderen Interessenverbänden zur Unterstützung bei persönlichen Problemen, die vielfach ein schnelles und vor allem rechtzeitiges Handeln erfordern, kann ich persönlich gegenwärtig leider nur als unbefriedigend bezeichnen. Das Berufsleben besteht für mich aus mehr als nur einem möglichst hohen Stundenlohn beziehungsweise der Optimierung des Verhältnisses von Monatsgehalt zur Wochenarbeitszeit.
Sonderveranstaltungen, wie zum Beispiel vom NCI, würde ich sicherlich besuchen. Bereits schon aus dem Grund, um einen zusätzlichen Erfahrungsaustausch mit anderen Arbeitnehmern zu erhalten und dabei auch über den eigenen Tellerrand blicken zu können.
Natürlich würde mich interessieren, welche Lebenszeichen Sie, bt, von den Kollegen und den Interessenvertretern außer einem Aufmarsch erwarten würden, denn Sie haben schließlich in Ihrem Beitrag so einen schönen kurzen und knappen Rundumschlag ausgeführt.
Lediglich über die bösen Arbeitgeber jammern – ja das nervt in der Tat gewaltig und bringt nichts.
Vielleicht ist es für Sie etwas tröstlich: Ich bin sowohl mit meinem Vorgesetzten, der Personalabteilung als auch dem Arbeitgeber im Großen und Ganzen zufrieden, habe aber deutliche Probleme mit unseren Arbeitnehmervertretern. Die vertreten die Interessen schon sehr erfolgreich und vehement, sofern es sich dabei um ihre eigenen handelt. Zumindest rein theoretisch kämen sie auch ohne eine Belegschaft ganz gut zurecht.
Gerade von den eigenen Kollegen über den Tisch gezogen zu werden, das schreit nun wirklich zum Himmel.
Gruß
TheoRie
TheoRie, du hast deinen Namen zu Recht. Es ist Theorie.
Die Mitarbeiter sind keineswegs so erstarrt wie du zu glauben scheinst.
Die Praxis heißt informieren, abwägen, entscheiden. Vorgesetzte und Personalabteilung sind die schlechtesten Berater. Oder geht ein Schaf zum Metzger um zu erfahren, wie es sich vor dem Abschlachten retten kann?
[em]Die Mitarbeiter sind keineswegs so erstarrt wie du zu glauben scheinst.[/em]
Das fände ich wirklich gut, wenn ich mich diesbezüglich irren sollte. Vermutlich habe ich die Formulierung
"Schlaft Ihr diesmal eigentlich alle?"
in dem Beitrag von bt einfach falsch interpretiert, die er wohl nur auf das Verhalten der Arbeitnehmervertreter bezogen hat.
[em]
Die Praxis heißt informieren, abwägen, entscheiden. Vorgesetzte und Personalabteilung sind die schlechtesten Berater. Oder geht ein Schaf zum Metzger um zu erfahren, wie es sich vor dem Abschlachten retten kann?
[/em]
Ich habe ganz bewusst_[STRONG] situationsbezogen [/STRONG]_zu prüfende Möglichkeiten interner Ansprechpartner genannt, wobei der Begriff interne Informationsquellen vielleicht günstiger gewesen wäre.
Obwohl der Forumsbeitrag unter der Rubrik_[STRONG] Siemens Stellenabbau [/STRONG]_steht, habe ich mit Schwierigkeiten nicht nur die extremen Formen wie Umstrukturierungen oder Personalanpassungen gemeint.
Aus der Praxis heraus weiß ich bereits selbst, dass ich vor dem Abschlachten von den genannten Informationsquellen nicht einmal erfahren würde, wie diese sich die Aufgaben bezüglich der Auswahl der Schafe und der zulässigen Tötungsarten sowie des Beruhigens der verbleibenden Herde untereinander aufgeteilt haben.
Gruß
TheoRie
Auf Basis von Ploneboard