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Macht Euch die Arbeit bei Siemens noch Spaß?

erstellt von dave — zuletzt verändert: 25.08.2008 15:47
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Macht Euch die Arbeit bei Siemens noch Spaß?

Abgeschickt von dave am 29.Juni 2005 00:03
Mir nicht! Chaos in den Projekten, ständig wechselnde Themen, sinnlose Besprechungen, Durchhalteparolen des Managements: unproduktiv bis geht nicht mehr, aber die (meisten) Chefs finden das toll bzw. tun so, als ob sie es toll finden. Meiner Meinung nach muss man hier was ändern, sonst kommt der Siemens Com nie aus seinem Sumpf heraus.

Re: Macht Euch die Arbeit bei Siemens noch Spaß?

Abgeschickt von dave am 29.Juni 2005 06:13
Auch mir geht es so! Ich glaube dass ist gezielt vom ganz oberen Management gewollt. Es soll keiner mehr von uns Com'lern das Ziel haben bei Siemens bleiben zuwollen. Ich sehe nur momentan für mich keine Alternative. Aber so wie manche Kollegen den Kopf in den Sand stecken, merken die das nicht mal, was da so läuft. Und geändert werden kann das ganze doch nur, wenn das Managment es will. Denn so doof können die gar nicht sein, dass sie nicht merken, wie sie das Geschäft nieder machen. Wahrscheinlich sind die Subventionen für die Auslagerung so gut, dass es nicht lohnt in Deutschland irgendwas zu investieren.

Re: Macht Euch die Arbeit bei Siemens noch Spaß?

Abgeschickt von dave am 29.Juni 2005 08:16
Ich habe pro Woche ca. 10 Treffen. Das ist für die Chefs ein sozialer Treffpunkt. Da können sie mal wieder quasseln und zeigen wie gut sie sind. Auch beliebt: Leute aus den RDC's herfliegen und ihnen dann sagen, dass Project A jetzt von Herrn B und Project B jetzt von Herrn A gemacht wird. Ansonsten schaut man sich noch München an und geht mit Kostenstellenausweis zum Essen. 8)

Re: Macht Euch die Arbeit bei Siemens noch Spaß?

Abgeschickt von dave am 29.Juni 2005 14:00
[quote:Anonymous User format="text/plain"]Meiner Meinung nach muss man hier was ändern, sonst kommt der Siemens Com nie aus seinem Sumpf heraus. [/quote]Die große Frage ist, will das Management, dass Com aus dem Sumpf herauskommt? In Capital war doch klar gestanden, was mit Com passieren soll: [quote]Pauly bekennt sich in einer vertraulichen Vorlage ausdrücklich zu einer "Portfoliobereinigung" sowie einer "Konzentration auf ausgewählte Geschäftsfelder wie Mobile Netze, Breitbandzugang und Services". Er kündigt die "Separierung" und den "Cash out" von Aktivitäten und das "aktive Screening möglicher Partnerschaften" an.[/quote]Geht es noch klarer? Es werden zunächst nur die genannten Geschäftsfelder übrig bleiben, fragt sich nur für wie lange. Und warum die Dementis von allen Seiten? Ein "Siemens-Sprecher" gegenüber der Deutschen Welle. Ganswindt höchstpersönlich gegenüber dem Tagesspiegel. Kleinfeld gegenüber dem BR Mch H. Pauly und Ganswindt in einer Mitarbeitermail. Zu viele Dementis, wenn ihr mich fragt. Bisher hat es sich immer im Nachhinein als wahr herausgestellt, wenn Siemens etwas dementiert hat.

Re: Macht Euch die Arbeit bei Siemens noch Spaß?

Abgeschickt von dave am 29.Juni 2005 15:19
Was war das für eine Welt, in der Arbeit Spaß macht. Ich habe nur einen Arbeitsvertrag. Das steht nichts drin von Spaß. Aber bei Euch im Hause Siemens mag das anders sein. Zeigt mir mal einer die Stelle mit dem Spaß. Spaß beiseite, Durchhalteparolen, Meetings, gekoppelt mit Firmenethik und Gehirntrübung sind ja typisch, wenn's an die Substanz geht. Aber das ist doch Absicht, damit man weniger rausschmeissen muss. Jeder, der von selbst abhaut, löst ein Problem und spart Kohle für Abfindungen.

Re: Macht Euch die Arbeit bei Siemens noch Spaß?

Abgeschickt von dave am 29.Juni 2005 23:58
Also bei mir ist das so. Heute sagt mein Chef zu mir, du machst dieses Thema, zusammen mit Kollegen X (X ist mir in der Regel bekannt). Kollege X und ich sagen: Davon haben wir keine Ahnung. Wir müssen uns einarbeiten. Chef sagt, das geht nicht, nächste Woche müssen wir einen Vortrag beim Kunden halten, und ihn überzeugen, dass wir das Projekt stemmen und seinen Wünsche und Erwartungen erfüllen. Nochmal zarter Protest von X und mir. Dann hören wir auf zu protestieren, weil wir ja keine Minderleister sein wollen. In zwei Wochen: Chef sagt zu mir, X muss nun am anderen Projekt arbeiten. Ich zu Chef: Ich brauche X aber. Wir kennen uns gerade ein wenig aus. Chef sagt das geht nicht. Er braucht X. X wird wieder abgezogen und ich bekomme Y zur Seite, der keine Ahnung hat (wie ich vor 2 wochen). Dann kommt Chef wieder uns sagt zu mir, ich müsse mit Z an einem neuen Projekt arbeiten, das sei wichtiger und Y können das Projekt ja inzwischen alleine machen, ich hätte ihn ja (nach zwei Tagen) erfolgreich eingearbeitet. Fazit: Wir fangen alles an, werden immer schneller, bringen aber nie was zu Ende. Meinen Chef beschimpfe ich aber nicht damit. Er bekommt die dusseligen Vorgaben von oben. Er ist auch nur ein X, Y, Z, nur eine Ebene höher. Kurz und schlecht: Wir haben ein extrem schlechtes Management!

Re: Macht Euch die Arbeit bei Siemens noch Spaß?

Abgeschickt von dave am 30.Juni 2005 01:34
Ein Ingenieur kämpft normalerweise an einer Front: der Technischen. Bei Siemens kämpft ein Ingenieur an zwei Fronten. Er darf sich jeden Tag mit der Technik und der eigenen Firma rumschlagen, die ihn vor die Tür setzen will. Ich höre und lese jeden Tag, dass wir schneller werden müssen. Die einzigen, die schneller hätten werden können wurden gerade entsorgt. So, jetzt steigen die Gewinne. Aber nur in diesem Geschäftsjahr. Wir leben nämlich jetzt von der Substanz. Und im übernächsten Jahr sind wir pleite und gehen zu BenQ etc. :disgust:

Re: Macht Euch die Arbeit bei Siemens noch Spaß?

Abgeschickt von dave am 2.Juli 2005 15:41
Das stimmt "Fazit: Wir fangen alles an, werden immer schneller, bringen aber nie was zu Ende. " das habe ich auch schon festegestellt. Aber mir ist noch etwas anderes aufgefallen, normalerweise lernt man aus Fehlern und vermeidet diese beim nächsten mal. Bei uns ist das anders wir versuchen die Fehler die wir machen zu bestätigen. Mindesten 2-3 mal ehe wir dann einen anderen Weg gehen. Aber meist ist die Zeit dann abgelaufen und der ganze Laden muß leiden. gruß Bob

Re: Macht Euch die Arbeit bei Siemens noch Spaß?

Abgeschickt von dave am 5.Juli 2005 18:27
Ich stelle seit geraumer Zeit fest, dass immer wieder wichtige Schlüssel-Entwicklungsprojekte einfach geerdet werden, als Ergebnis (zu) einfacher rein kaufmännischer Headcount-Betrachtungen, und als Ergebnis kommt die Konkurrenz früher als wir mit neuen Produkten und Technologien. Wer das 3 Jahre lang macht, ist tot, das beweist die Handy-Story; und die Netzwerktechnik macht's fröhlich nach. Was dann mit dem durch diese Stornierungen freiwerdenden Personal wird, scheint niemanden sonderlich zu interessieren; die Konsequenz: Eine 2-geteilte Belegschaft. Der eine Teil ist hoffnungslos überlastet und hält keinen Termin mehr, der andere Teil dreht frustriert Däumchen. Auf die Idee, die Arbeitslasten mal ein wenig gleichmäßiger auf die Belegschaft zu verteilen, kommt wohl keiner. So macht die Arbeit natürlich auch keinen Spaß, wobei ich nicht mal weiß was schlimmer ist: Zuviel oder zuwenig Arbeit zu haben. Mir kommt das alles einfach nur noch unprofessionell vor.

Re: Macht Euch die Arbeit bei Siemens noch Spaß?

Abgeschickt von dave am 5.Juli 2005 21:53
BT hat es auf den Punkt gebracht: Entweder gähnende Langeweile oder mehrere 100% Überlast. Jedenfalls könnte man bei Überlast alle eingehenden Anfragen dokumetieren und so sichbar machen, was leider alles liegen bleiben muss.

Re: Macht Euch die Arbeit bei Siemens noch Spaß?

Abgeschickt von dave am 5.Juli 2005 21:55
Zuwenig Arbeit zu haben ist eindeutig schlimmer. Und richtig, es ist unprofessionell. Man könnte meinen, das Management fährt den Com absichtlich gegen die Wand um ihn dann stückchenweise abstoßen zu können (so blind kann doch selbst der bornierteste Manager nicht sein, dass er nicht merkt, dass alles den Bach runter geht).

Re: Macht Euch die Arbeit bei Siemens noch Spaß?

Abgeschickt von dave am 5.Juli 2005 22:00
Was Ihr hier so schreibt, kann man ja schon alles in dem Buch "Das Dilbert-Prinzip" nachlesen. Da heisst es wohl sinngemäß auch: Versuche nie das System zu ändern, versuche im System zu überleben. Also nix wie rein beim Chef in den Hintern! Vieleicht wird man ja befördert und die Höhe der Abfindung erhöht sich. 8)

Re: Macht Euch die Arbeit bei Siemens noch Spaß?

Abgeschickt von dave am 5.Juli 2005 23:23
Und dann gibt es noch den anderen Weg: Stelle das System in Frage, wage es, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen, und handle so, daß jeder das Motiv deines Handelns nachvollziehen und mittragen kann. Das ist nicht besonders schwer. Schwer ist es dann, die darauf folgenden Angriffe zu ertragen bzw. zu überleben und an dem Weg festzuhalten, nicht so sehr, weil er falsch wäre, sondern aus gesundheitlichen, d.h. kräftemäßigen Gründen. Es muß also stets so gearbeitet werden, daß neue Kräfte nachwachsen, die diesen Weg weitergehen. Gruß Friederike

Re: Macht Euch die Arbeit bei Siemens noch Spaß?

Abgeschickt von dave am 26.Juli 2005 09:16
Hallo zusammen, ich weiß nicht, an wenn ich mich wenden kann, deshlab hier eine Frage: Mir wird unter Umständen eine "6.1"-Stelle angeboten. Kann mir eine sagen, was das genau in Zahlen bei Siemens bedeutet? Gruß, MF

Re: Macht Euch die Arbeit bei Siemens noch Spaß?

Abgeschickt von dave am 26.Juli 2005 16:02
Tarifgehälter ab 1.3.05 findest du unter: http://dialog.igmetall.de/Geld___Tarif.63.0.html

Re: Macht Euch die Arbeit bei Siemens noch Spaß?

Abgeschickt von dave am 3.September 2005 11:38
Hallo zusammen! Bei Siemens - und bei anderen Konzernen - kann man bedingt durch das Quartalsdenken die schnellsten Profite durch Personalabbau erreichen. Eine etwas langfristigere Möglichkeit ist die Umstrukturierung (selbstverständlich unter Nutzung von Synergieeffekten einhergehend mit Personalabbau). Aber das ist nicht die Lösung des Kernproblems: Was erwartet der Kunde von uns und was liefern wir? Bei Siemens vermisse ich die Lernphase aus gehabten Katastrophen. Die Manöverkritik, so es eine gibt, verschwindet ungelesen in der Ablage, da die Konsequenz wäre, daß alle (nicht nur das Management) an den vielen Stellschrauben der Qualität, der Prozesse, des Knowhows drehen. Das ist lästig, bringt kaum Anerkennung, kostet Geld, benötigt einen langen Atem. Und das Allerschlimmste: die Mitarbeiter die erfolgreich diesen Weg beschritten haben, hat man hinauskomplementiert! Fazit: Wenn nicht alle - und ich meine wirklich alle von ganz oben bis ganz unten - täglich an den machbaren Verbesserungen arbeiten, werden wir auf keinen grünen Zweig kommen. Die publikumswirksamen Hauruck-Aktionen der letzten Jahre waren alles Seifenblasen ohne nachhaltigen Effekt. Grüße Alexis

Re: Macht Euch die Arbeit bei Siemens noch Spaß?

Abgeschickt von dave am 3.September 2005 12:43
Du hast recht. In der Praxis sieht das allerdings so aus (wie du ja auch andeutest), dass die Mitarbeiter, die sich kritisch äußern, zu Störenfrieden erklärt werden, auf die schwarze Liste kommen und rausfliegen. Das ging bereits 2002 mit New Placement los. Wer da kritisch argumentiert hat, dass man die Leute nicht einfach aus den Projekten reißen kann und man lieber anders ansetzen soll, ist rausgeflogen.

Re: Macht Euch die Arbeit bei Siemens noch Spaß?

Abgeschickt von dave am 3.September 2005 20:48
Tja, die Sache mit Personalabbau ist natürlich schlimm, da es Existenzen vernichtet. Aber viel mehr Geld könnten Sie ja machen, wenn Sie 60% der Manager ab F4 rauswerfen. Das gäbe auf einen Schlag eine Menge Kohle und verschlankt die Belegschaft. Das macht effizienter und effektiver, die Entschedungsprozesse werden verkürzt und die verbleibenden Mann AGER müsten mal endlich was für ihr Geld tun. Da würde sich dann noch mal schnell die Spreu vom Weizen trennen. Wozu denn einen Zentralvorstand? So könnten die Firma auf einen Schlag gigantisch viele Personalkosten sparen.

Re: Macht Euch die Arbeit bei Siemens noch Spaß?

Abgeschickt von dave am 21.Oktober 2005 13:54
Also ich hab auch den Papp auf. Vor 2Jahren hat man uns ca. 60km verlagert, weil da alles zentral sein sollt. Und es sooooooo günstig wird. Jetzt sollen wir wieder weg, weil wir Kosten sparen müssen. Das Projekt von vor 2Jahren war auf deutsch was für den Allerwertesten. Aber keiner gesteht das ein. Die Projektleiter und ihre Freunde sind immer so von Ihren Projekten überzeugt sind, das sie nicht rechts und links gucken. Und der kleine Mitarbeiter leidet darunter.

Re: Macht Euch die Arbeit bei Siemens noch Spaß?

Abgeschickt von dave am 22.Oktober 2005 21:44
Nochmal zur Frage des Streikrechts. Inzwischen wird ja so getan, als ob die Frage der Betriebsschließung eine Tariffrage sei. Das ist eindeutig nicht der Fall. Es geht ja nicht darum, wie man am Besten die Schnauze hält, sondern darum, wie die Arbeitsplätze erhält. Es handelt sich um Fragen außerhalb des Tarifrechts und außerhalb der Tarifrunde - es handelt sich um Fragen der Existenz und sie erfordern den Streik, wie die Kollegen das auch beschlossen haben. Und sie erfordern das dazugehörige Streikrecht - wie es schlicht zum Himmel schreit. Gruß Friederike

Re: Macht Euch die Arbeit bei Siemens noch Spaß?

Abgeschickt von dave am 23.Oktober 2005 11:31
Also wenn ich das richtig verstanden habe, wollten sie in einem "Sozialtarifvertrag" die Art und Weise festklopfen, wie die Betriebsschließung für die Mitarbeiter etwas abgefedert werden kann. Wenn es um einen Tarifvertrag geht, kann man natürlich streiken (wenn in einer Urabstimmung beschlossen), das ist dann wieder legal. Und genau das wird bei Infineon am Montag gemacht.

Re: Macht Euch die Arbeit bei Siemens noch Spaß?

Abgeschickt von dave am 23.Oktober 2005 11:49
Sicher - aber der Kampf um die Arbeitsplätze, wie ihn die Kollegen auch führen wollen, ist damit, als Ziel, weg. Nun kann man sagen, das ist eine taktische Frage und ist es in gewisser Weise auch. Aber warum soll man nicht für das Recht eintreten, um seine Arbeitsplätze bzw. Existenzen kämpfen, d.h. streiken zu können? Die Wirklichkeit zeigt doch wie notwendig das inzwischen geworden ist. Gut ist auf jeden Fall, wie die Urabstimmung gelaufen ist und daß gestreikt wird. Alles andere wird man im Verlauf des Kampfes sehen. Gruß Friederike

Re: Macht Euch die Arbeit bei Siemens noch Spaß?

Abgeschickt von dave am 24.Oktober 2005 19:48
Was man jetzt schon sehen kann, ist die Stärke der Kollegen, die sich schon in der Teilnahme und dann im Ergebnis der Urabstimmung zeigte: Eine unglaubliche Einmütigkeit und Entschlossenheit zum Kampf. Weiter, die Tatsache, daß sie der Geschäftsleitung zuvorgekommen sind und einfach früher angefangen haben, die Tore zu kontrollieren, um abzusichern, daß keine Streikbrecher reinkommen. Die organisatorische Stärke der Kollegen ist bestechend: Nur 1 Tor auf: Info für alle Nicht-Infineons zwecks Werksausweis zeigen. Sie lassen einfach keine "Unsicherheitslöcher". Daß die Werksleitung gleich die Polizei gerufen hat, um ihre "Gasse" durchzusetzen, ist nicht unbedingt ein Zeichen von Stärke oder Überlegenheit - im Gegenteil! Hier ist noch viel Musik drin! Gruß Friederike

Re: Macht Euch die Arbeit bei Siemens noch Spaß?

Abgeschickt von dave am 25.Oktober 2005 14:05
Liebe Friederike, auch wenn ich mich jetzt bei dir unbeliebt mache: Auch der Streik selber ist gewissen Regeln unterworfen. Arbeitskampfmaßnahmen wie z.B. die Betriebsblockade, die es dem Arbeitgeber unmöglich macht, die Produktion mit Hilfe der arbeitswilligen Arbeitnehmer fortzusetzen fallen unter die allgemeinen Kampfverbote. Sie können den strafrechtlichen Tatbestand der Nötigung (§240 StGB) erfüllen (vgl. BAG 8.11.1988, AP Nr. 111 zu Art. 9 GG Arbeitskampf). Das sollte eine Gewerkschaft, die zu einem Streik aufruft, eigentlich wissen Was da gestern abgelaufen ist, hat diese Grenze überschritten. Auch die Ausweise von Nicht-Infineon-Mitarbeitern (und davon gibt es in Mch P genug) wurden von den Streikenden kontrolliert. Wenn die Leute ihre Ausweise nicht zeigen wollten, wurden sie handgreiflich daran gehindert, das Gelände zu betreten. Dass nur die Polizei das Recht hat, Ausweise zu kontrollieren war den IGM'lern egal. Einer Infineon-Mitarbeiterin, die lediglich an einer Besprechung teilnehmen wollte und ansonsten nicht zum Standort gehört, wurde laut mit der Trillerpfeife ins Ohr geblasen. Durchgelassen hat man sie nicht. Das ist nicht nur Nötigung, das ist Körperverletzung. Und das geht eindeutig zu weit. Ich hätte an ihrer Stelle sofort Anzeige erstattet. Bei allem Verständnis dafür, dass die Leute um möglichst gute Bedingungen für ihre Zukunft kämpfen wollen, dabei unterstütze ich sie auch gerne, soweit ich das kann. Aber eines habe ich immer verlangt und davon werde ich keinen Millimeter abweichen: Jeder muss sich ans Gesetz halten. Und wenn ich sage jeder, meine ich nicht nur den Arbeitgeber.

Re: Macht Euch die Arbeit bei Siemens noch Spaß?

Abgeschickt von dave am 25.Oktober 2005 14:21
"Das Gesetz in seiner großen Weisheit verbietet es Armen und Reichen gleichermaßen, unter Brücken zu schlafen" Anatole France Gruß Friederike P.S.: hier haben wir eben unterschiedliche Standpunkte.Ins Ohr tröten find ich auch nicht gut. Ausweise kontrollieren finde ich ausgezeichnet. Wer wollte denn bei Nacht und Nebel Streikbrecher ins Werk bugsieren? Mit welchen Methoden "gewinnen" sie sie denn? Es ist eine Kampfsituation, die ihre eigenen Gesetzmäßigkeiten hat.

Re: Macht Euch die Arbeit bei Siemens noch Spaß?

Abgeschickt von dave am 25.Oktober 2005 15:36
Kampfmittel der Arbeitnehmerseite sind der Streik, der "Bummelstreik", Betriebsbesetzungen (letztere sind rechtswidrig, wenn sie über symbolische Handlungen hinausgehen) und der Boykott (= Abbruch, Einschränkung oder Verweigerung der Aufnahme von Rechtsbeziehungen gerichtete Maßnahme). Kampfmittel auf Arbeitgeberseite sind u.a. die Aussperrung und die Zahlung von sogenannten "Streikbruchprämien". Daran ist nichts Verwerfliches, das ist nach BAG ein zulässiges Mittel des Arbeitskampfes. Du kannst doch nicht dem Arbeitnehmer alle Kampfmittel in die Hand geben, dem Arbeitgeber aber keine. Dann wird das Gewinnen für uns viel zu einfach - das macht doch keinen Spaß. ChrisR

Re: Macht Euch die Arbeit bei Siemens noch Spaß?

Abgeschickt von dave am 25.Oktober 2005 15:53
Liebe Chris, letztlich ist es so, daß die Kollegen nicht ins Gesetzbuch gucken, wenn sie kämpfen, sondern im Kampf selbst entstehen oft neue Methoden. Bei den Stahlarbeitern haben sich Kollegen mal einfach aufs Band gesetzt, so daß der glühende Stahl dort nicht mehr kommen konnte. Es gibt auch verschiedene Streiks: gewerkschaftliche, selbständige, Solidaritätsstreiks. Und wenn sie hundertmal verboten werden - entstehen sie doch. Der Arbeitgeber nützt seine Kampfmittel schon alleine, ich persönlich setze alles daran, daß die Kollegen gewinnen. Denn sie sind ich und ich bin sie. Als in Rostock die Werftarbeiter gestreikt haben, haben sie ganz genauso die Ausweise kontrolliert. Ein älterer Kollege wollte unbedingt rein, weil in der Halle eine Katze mit Jungen war, die er immer fütterte. Er war schon ganz verzweifelt, daß er nicht reinkam. Wir haben dann einen Streikposten gefunden, der ihm das Futter abnahm und versprach, die Katzen zu füttern. Gruß Friederike

Re: Macht Euch die Arbeit bei Siemens noch Spaß?

Abgeschickt von dave am 25.Oktober 2005 17:19
[quote:Friederike format="text/plain"]letztlich ist es so, daß die Kollegen nicht ins Gesetzbuch gucken, wenn sie kämpfen, ...[/quote] Das ist der Fehler. Erst ins Gesetz gucken, dann kämpfen. Das ist wesentlich effektiver. Ihr habt immer noch nicht kapiert, dass das Gesetz eine Waffe ist, wenn man es richtig anzuwenden versteht. Es kann aber nur solange eine scharfe Waffe sein, wie man sich selber daran hält. Wenn wie in diesem Fall die Kollegen (ob sie nun von Siemens, Fujitsu, oder sonst einer Firma sind) von den Streikenden durch Handgreiflichkeiten genötigt werden, dann erreichen sie bestimmt nicht, dass die Verständnis für ihre Situation aufbringen. Ganz im Gegenteil einige sind da ziemlich sauer, zu Recht. Dann bleibt die vielgepriesene Solidarität auf der Strecke. [quote:Friederike format="text/plain"]Der Arbeitgeber nützt seine Kampfmittel schon alleine, ...[/quote]Du regst dich darüber auf, dass der Arbeitgeber seine Kampfmittel nützt, ich nicht. Warum? Dir scheint es darum zu gehen, den Arbeitgebern alle Rechte wegzunehmen. Für dich sind die die Bösen, wir die Guten. Das sehe ich anders. In einer Demokratie (und in einer anderen Staatsform möchte ich nicht leben) geht es nicht darum, nur einer Seite Rechte zu geben und die andere aller Rechte zu berauben, sondern darum, einen halbwegs gerechten Interessenausgleich zwischen beiden Seiten zu finden.

Re: Macht Euch die Arbeit bei Siemens noch Spaß?

Abgeschickt von dave am 25.Oktober 2005 17:39
"Dir scheint es darum zu gehen, den Arbeitgebern alle Rechte wegzunehmen..." Ich sag doch, daß wir hier verschiedene Standpunkte haben und natürlich auch verschiedene Sicht der Dinge. In dieser "Demokratie" vernichten zur Zeit ein paar Monopole lustig tausende von Existenzen und sie haben alle Rechte dazu. Samt ihrer Regierung und ihrer Medien. Die Kollegen haben ein kastriertes Streikrecht, das aber bitteschön nicht Wirkung zeigen darf. Es geht weiß Gott nicht um Gut und Böse, sondern darum, daß die einen auf Kosten der anderen leben und daß das immer menschenverachtender zugeht. Also muß man sich wehren. Mein Ziel ist allerdings eine Gesellschaft, in der keiner auf Kosten der anderen leben kann und sie unterdrücken kann. Insbesondere auch die Frauen nicht (aber das ist ein anderes Kapitel). Wir werden uns jetzt ganz bestimmt nicht einig. Aber dieser Streik liefert soviel Stoff, und wirft soviele Fragen auf, daß uns ganz bestimmt nicht langweilig wird. Gruß Friederike

Re: Macht Euch die Arbeit bei Siemens noch Spaß?

Abgeschickt von dave am 25.Oktober 2005 20:07
[quote:Friederike format="text/plain]Es ist eine Kampfsituation, die ihre eigenen Gesetzmäßigkeiten hat.[/quote] Nein, das darf nicht sein! Im Gegenteil, gerade in solchen Situationen ist es um so wichtiger, sich an die geltenden Gesetze zu halten. Man kann sich doch nicht für die Unterdrückten und die Opfer von Unrecht und Willkür einsetzen und dabei selber alle möglichen Gesetze missachten! Da wird man unglaubwürdig.
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