Einigungsstelle eine Farce?
erstellt von dave
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zuletzt verändert:
25.08.2008 15:46
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Zweck eines Interessenausgleichs ist, das Ob, Wann und Wie der geplanten Betriebsänderung zu vereinbaren.
Dabei sollen nicht entstandene wirtschaftliche Nachteile ausgeglichen, sondern nach Möglichkeit deren Entstehung verhindert bzw. abgemildert werden.
Inhalt des Interessenausgleichs sind demzufolge alle Maßnahmen, die die Zahl der Kündigungen reduzieren bzw. diese ganz verhindern können. Zu diesen Maßnahmen gehören bspw. Insourcing, Arbeitszeitverkürzung, und nach BAG-Rechtsprechung auch die Vereinbarung von Qualifikationsmaßnahmen um die AN auf anderen Arbeitsplätzen weiter beschäftigen zu können.
Wer nun in der Betriebsversammlung die Äußerungen der BRV gehört hat, oder diese im neuesten Artikel im Siemens-Dialog nachliest:
[url href="http://dialog.igmetall.de/Ansicht.73+M59db5621a5c.0.html"]Jobbörsen und beE sollen Kündigungen abwenden[/url]
wird feststellen, dass das Ergebnis dieser Verhandlungen bereits vorweg genommen wird:
[quote]... Im Augenblick sieht es aber eher danach aus, dass es zu Kündigungen kommen wird.
... Für MitarbeiterInnen von Com endet allerdings das Angebot für die beE oder Altersteilzeit definitiv am 31.5.[/quote]
Das kann man doch nur sagen, wenn man garnicht beabsichtigt, über eine Reduzierung der Abbauzahlen durch geeignete Maßnahmen und über ein erneutes beE-Angebot als Alternative zur Kündigung zu verhandeln.
Ob das nun daran liegt, dass die Einigungsstelle falsch besetzt ist, oder das Ergebnis der Einigungsstelle bereits feststeht ist irrelevant. In dem Fall könnte man sich die Kosten für die Einigungsstelle sparen (das sind ca. 20.000 € - rechnete Dr. jur Rainer Sieg in seinem Vortrag auf dem 8. Haufe-Personalkongress 2004 vor).
Klar wissen sie schon ganz genau, dass das Angebot am 31.5. ausläuft. Die gleiche Platte lief auch schon vor 2 Jahren. Nachher vor Gericht haben sie ihre beE wie Sauerbier angepriesen.
So macht man den Leuten jetzt Angst. Das Spiel nennt sich auf das Gebüsch schiessen und hoffen die Hasen kommen raus....
Früher hat das Spiel Bellmann und Co gespielt. Die heutige PA hat ja den BR und unsere formidable exAUB Vorsitzende.
Also Leute gewöhnt euch daran, unserer BR ist nicht mehr unser BR, er verkauft einen Teil unserer Kollegen und meint dadurch Ruhe zu bekommen - vor der Belegschaft und vor dem Arbeitgeber. Da wird er sich nur gewaltig irren. Der Arbeitgeber wird immer mehr wollen und die Belegschaft kann sich ja bald einen neuen BR wählen.
[quote:Anonymous User format="text/plain"]Wie so kann man die beE nicht permanent anbieten? Es würden sich ständig Leute finden, die freiwillig gehen würden. Dann bräuchte man nicht alle 6 Monate diese Holzhammermethoden.[/quote]
So eine tolle beE kann man natürlich nicht permanent anbieten ... schließlich ist sie nicht ganz billig und nach harten Verhandlungen und einmaligen Zugeständnissen des Managements zustande gekommen. Es ist wirklich ein einmaliges Angebot, und wer weiß, ob die Firma dies auch noch in Zukunft macht. Für den Rest kann es heißen: betriebsbedingte Kündigung ohne Outplacement, ohne Abfindung. ... oder Betriebsschließung ... also er die Chance hat, in die beE zu gehen, sollte jetzt zugreifen!
Ja, alles, was freiwillig, selbständig und eigenständig durchdacht getan und gesagt wird, stört.
Es ist eine Bevormunderei auf allen Ebenen und in allen Bereichen. Eben das Gegenteil von demokratischen und menschenwürdigen Verhältnissen.
Es hat sich eine Menge Unfähigkeit zusammengetan, um die Menschen niederzuhalten. Stets mit dem Anspruch: "Wir wissen schon, was gut für euch ist".
Das kann man m.E. nur durchbrechen, indem man praktisch klarstellt: 1. Wo die Grenzen eines solchen Umgangs mit den Menschen ist.
2. Indem man zeigt, zu welchen Leistungen die Menschen fähig sind, die ihre Interessen in die eigene Hand nehmen - gegen jeden Widerstand.
So wie ChrisR das beschreibt auf dem Gewerkschaftsforum. Das Entscheidende an dem Bericht finde ich nämlich nicht, daß sie auf Widerstand gestoßen ist bzw. Rüffel bekommen hat, daß sie die Dinge anpackt. Das Entscheidende war das selber Anpacken und Durchfechten. Das ist das Moment, das die zukünftige Entwicklung bestimmen wird und muß.
Gruß Friederike
[quote:Anonymous User format="text/plain"]Stimmt, und das lustige ist das freiwillige Hasen der PA fast lästig sind.
[/quote]
Das sind eben die falschen Hasen! Wer sich freiwillig meldet, der ist vermutlich ein wertvoller Leistungsträger, den die Firma unbedingt behalten will. Denn genau die haben die besten Chancen auf einen neuen Job und wissen das auch.
Also kann das nicht so ganz funktionieren mit der Freiwilligen-Aktion.
DC, warum bist du nicht schon in der beE? Bei deiner Einfallslosigkeit bist du sehr gefährdet. Du könntest ein Kündigungsopfer sein. Die BL braucht dringend (!) neue Schreiber für dieses Forum, die innovativer sind als du.
Zu deiner Information: In der BV vom 16.3.05 steht: "... in einem Interessenausgleich und Sozialplan geregelt. Dabei sind sich beide Seiten einig, dass weder eine signifikante Erhöhung noch eine signifikante Absenkung der örtlichen Sozialpläne in Betracht kommt."
Im Klartext heißt das: eine Abfindung in der üblichen Siemenshöhe ist auf jeden Fall drin.
Also lesen DC, lesen. Ich hatte ja schon mal den Verdacht, dass du das vielleicht kannst, aber dir schwer tust, den Sinn zu erfassen. Das ist Pisa, kannst also nichts dafür.
Komisch DC,
warum sollte die beE ein einmaliges Angebot sein? In den ersten 3-4 Wellen wurde die ja auch angeboten. Sogar jetzt noch vor dem LAG als "gütliche Einigung". Aber wenn Du ja in diesem besagten Konzern arbeitest und die beE so toll findest, warum gehst Du dann nicht auf den Ringtausch ein? Das wär doch toll für Dich oder?
Oder wärst Du dann letztendlich doch gezwungen, mal ernsthaft darüber nachzudenken?
Aber wenn es keine beE mehr gibt, dann wissen die Leute wenigstens was Sie machen müssen, denn dann haben Sie nur eine Wahl. Eben die des Überlebenskampfes.
Wenn sich der "Rest" wie Du ihn nennst sich endlich mal als homogene Masse und damit als jeder ist betroffen verstehen würde, dann hätten die ganz andere Probleme. Keiner soll glauben, ihn wird es nicht treffen. Es ist nur eine Frage der Zeit und der Art und Weise.
Man kann vieles so drehen wie man es braucht. Manager werden dafür bezahlt.
Naja, vielleicht wählst Du dann ja auch die CDU/CSU, dann werden die ja das Kündigungsschutzgesetz soweit aufweichen, das ein beE eh nicht mehr benötigt wird.
Aber das entscheidet ja zum Glück der mündige Wähler. Nichtwählen heist stillschweigendes Akzeptieren und das ist genauso, als ob man die dann gewählt hätte. Aber wie war das vor 70 Jahren? Da waren es 6 Millionen Arbeitslose Wähler. 10 Jahre später hatten Sie damals schon sowas wie Alzheimer.
Sowas darf nie wieder passieren. Ich hoffe ich irre, aber manchmal glaub ich wir sind wieder auf den besten Weg dahin.
Nicht ganz so extrem, aber eben etwas anders.
Der Siemens beE wuerde ich die Fuesse kuessen, darf aber nicht ... waehlen in Deutschland leider auch nicht ... gibt sowieso nur Schlappschwaenze, auch bei CDU. Kuendigungsschutz aufweichen reicht nicht, ganz weg damit!
beE und Abfindungsangebote sind tatsaechlich was Einmaliges, Annahmefristen sind ja in der BV definiert. Ob es COM noch in ein paar Jahren so gut geht, dass derartige grosszuegige Angebote gemacht werden koennen? Deutschland ist arm an Innovationen auch in der Politik. Wie waere es, den Arbeitslosenversicherungsbeitrag von Unternehmen staerker zu koppeln an den Gewinn ... und der Arbeitsplatzerhaltung? Dies wuerde dem darbenden Mittelstand helfen, und gutgehende Unternehmen wie die Deutsche Bank muessten mehr zahlen, wenn sie feuern, sogar noch mehr!
Lieber DC, beE und Abfindungsangebote sind tatsächlich einmalig; so einmalig wie
sie es vor 2,5 Jahren schon einmal waren. Ich rechne schon für etwa Oktober
wieder mit einer Abbauwelle, und um was wollen wir wetten, dass die "inzwischen
ausserordentlich erfolgreiche betriebsorganisatorisch eigenständige Einheit" beE
dabei wieder ran muss?!
Was aber die Abschaffung des Kündigungsschutzes betrifft: Das hieße doch den
zweiten vor dem ersten Schritt zu tun. Der erste ist, zu verhindern dass langjährige
loyale Mitarbeiter überhaupt erst in die Langzeitarbeitslosigkeit entlassen werden.
Der zweite ist, Arbeitslose wieder in Arbeit zu bringen.
Die Theorie, durch eine Abschaffung des Kündigungsschutzes werde der zweite Schritt
gefördert, wurde schon in mehreren "Praxisversuchen", auch in Deutschland,
widerlegt: Dadurch dreht sich nur die Drehtür (Alte raus, Junge rein) schneller,
aber es entstehen dadurch keine neuen Arbeitsplätze, die Arbeitslosigkeit wird nicht
bekämpft. Im Gegenteil, dadurch würden mehr ältere als jüngere Kollegen arbeitslos
werden, was zur Folge hätte, dass der Anteil von Langzeitarbeitslosen an der
Arbeitslosigkeit insgesamt zunehmen würde, das wäre volkswirtschaftlich nicht zu
verantworten. Ein kleines Beispiel: Vor der Agenda2010, als für Kleinunternehmen
noch eine Grenze von 5 Mitarbeitern galt (erst ab mehr als 5 Mitarbeitern im Betrieb
galt der Kündigungsschutz), behaupteten zahlreiche Kleinunternehmer ganz forsch:
"Wenn die Kündigungsschutzgrenze auf 10 Mitarbeiter hochgesetzt würde, würde ich
sofort neue Mitarbeiter einstellen." Dann wurde genau wie gefordert die Grenze auf
10 hochgesetzt, und was passierte? Nichts. Was zu erwarten war, lediglich die
Unternehmer hatten davon Vorteile, der Arbeitsmarkt profitierte aber nachweislich
nicht davon. Demnächst ist ja wohl mit einer CDU/CSU/FDP-Regierung zu rechnen,
und damit auch mit einer Anhebung auf 20 Mitarbeiter: Wollen wir wetten, dass das
wieder genauso wenig zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit beiträgt? Aber natürlich
wird es dafür dann auch wieder tausend und eine Ausreden geben: Die bösen Chinesen,
die schlimme Konjunktur, die dummen Bürger die kein Geld mehr für Konsum ausgeben
nur weil sie immer weniger verdienen, ...
[quoteC format="text/plain"]Kuendigungsschutz aufweichen reicht nicht, ganz weg damit!
[/quote]
Eine Abschaffung des Kündigungsschutzes verstößt gegen das Grundgesetz. Sollte das passieren, ist eine Verfassungsbeschwerde fällig. Im Zweifelsfall führe ich die:
[strong]Art. 12 I GG (Freiheit der Berufswahl)[/strong]
vermittelt den Grundrechtsträgern (also uns) in erster Linie einen Anspruch auf Schutz vor Eingriffen durch den Staat und andere Träger von Hoheitsgewalt. Das Grundgesetz begründet zwar kein Recht auf Arbeit oder einen bestimmten Arbeitsplatz, aber aus Art. 12 I GG wird eine Verpflichtung des Staates abgeleitet, den Einzelnen vor dem willkürlichen Verlust seines Arbeitsplatzes zu schützen.
[strong]Art. 20 GG (Verfassungsgrundsätze)[/strong]
beinhaltet das Sozialstaatsgebot, aus dem eine objektiv-rechtliche Verpflichtung des Staates hergeleitet wird, die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen.
Und last but not least:
[strong]Art. 2 I GG (Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit)[/strong]
beinhaltet die Verpflichtung des Staates, dafür zu sorgen, dass die Menschen ihre Persönlichkeit auch tatsächlich frei entfalten können. Von den meisten Menschen wird die Möglichkeit, durch eigene Arbeit ihren Lebensunterhalt zu verdienen, als entscheidender Bestandteil ihrer Persönlichkeitsentfaltung angesehen. Daher lässt sich die Verpflichtung des Staates, dafür zu sorgen, dass keiner willkürlich seinen Arbeitsplatz verliert auch aus diesem Artikel ableiten.
Also darf der Kündigungsschutz nicht abgeschafft werden.
Und bevor du auf die Idee kommst, dann muss halt das Grundgesetz geändert werden: Art. 79 III GG erklärt eine Änderung der in Art. 1 und 20 GG und damit indirekt auch die der in Art. 2 bis 19 enthaltenen Grundrechte für unzulässig.
Und das ist gut so!
[quoteC format="text/plain"]Wie waere es, den Arbeitslosenversicherungsbeitrag von Unternehmen staerker zu koppeln an den Gewinn ... und der Arbeitsplatzerhaltung? Dies wuerde dem darbenden Mittelstand helfen, und gutgehende Unternehmen wie die Deutsche Bank muessten mehr zahlen, wenn sie feuern, sogar noch mehr!
[/quote]
Im Prinzip eine gute Idee. Im Moment ist es leider so, dass die Unternehmen, die massenweise Mitarbeiter in die Arbeitslosigkeit schicken, ihrerseits Sozialabgaben sparen, während diejenigen, die Arbeitsplätze erhalten, mehr Beträge zahlen müssen.
Aber in der Praxis ist das schwer durchzusetzen. Der Teufel steckt im Detail! Wie genau sollen die Abgaben, die eine Firma zu leisten hat, berechnet werden?
Ein erster Schritt wäre eine deutliche Entlastung von Kleinbetrieben, damit auch Kleinunternehmer sich leichter zur Einstellung von neuen Mitarbeitern entschliessen können. Das würde echt neue Arbeitsplätze schaffen, was ja die famose BeE definitiv nicht tut!
Sorry, hab meinen Namen vergessen, ich will ja hier nicht als anonymous user gelten!
Aber es stimmt doch: Diese BeE schiebt die Leute nur hin und her, einige in einen neuen Job, andere in die Arbeitslosigkeit. Neue Jobs entstehen dadurch keine! Also keine echte Entlastung für den Arbeitmarkt. Dadurch werden nur die Statistiken angenehmer, denn während des Aufenthalts in der BeE gilt man nicht als arbeitslos, obwahl man eigentlich keine Arbeit hat.
Da habe ich auch noch eine Idee, warum koppelt man die Steuer nicht an den PC's im Betrieb. Die Mitarbeiter werden immer weniger, aber mittlerweile hat ja fast jeder zwei PC's. Und so ein Unternehmen das erwirtschaftet doch einen Mehrwert durch den Einsatz von den elektronischen Kumpeln. Als sollten die Unternehmen dafür auch Abgaben zahlen.
Ich weiß das wird sich nie durchsetzen, weil die Politik in Deutschland von denen gemacht wird die Einfluß haben. Das sind zu einem großen Teil die Unternehmer (Lobbyisten). Meiner Meinung nach könnte man über die "elektronischen Kumpel" auch die Rentenkasse füllen.
Wenn ich schon nicht mehr arbeiten darf weil mich so ein Rechenknecht verdrängt hat, dann soll der auch Sozialabgaben zahlen!
gruß
Bob
Auf Basis von Ploneboard