_ NCI ein Kind wird erwachsen
erstellt von dave
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zuletzt verändert:
25.08.2008 16:04
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www.nci.migm.de Abschiedstext der IGM
Mitarbeiternetzwerk NCI zieht auf eigenen Server, IG Metall wünscht Alles Gute.
Das Mitarbeiternetzwerk NCI hat sich - für uns überraschend - das NCI einen neuen Server für seinen Internetauftritt gesucht. Bisher haben wir den Internetauftritt des NCI auf dem Server der IG Metall München gehostet und den NCI-Aktiven politische und rechtliche Unterstützung gewährt, denn wir unterstützen nachdrücklich diese Form der webbasierten gewerkschaftlichen Netzwerke.
Wir bedauern diese einseitige Entscheidung, da es die Stärke des NCI war, zusammen mit der IG Metall und anderen Partner gemeinsam etwas für die vom Stellenabbau Betroffenen bei Siemens in der Hofmannstrasse zu erreichen. Schließlich waren es aktive IG Metall-Mitglieder, die das Netzwerk geschaffen haben. Wir wünschen der Mitbegründern des NCI, Inken Wanzek, und den anderen Aktiven für die Zukunft alles Gute
Das NCI hat sich 2002 als private Initiative bei Siemens in der Münchner Hofmannstrasse mit tatkräftiger Mithilfe von aktiven IG Metall-Mitgliedern gegründet und hatte seinen Verdienst in der Information und Betreuung der vom Personalabbau aus 2002 betroffenen MitarbeiterInnen. Damals sollten 2.600 Beschäftigte bei Siemens in der Münchner Hofmannstrasse ihren Arbeitsplatz verlieren. Der Widerstand der Belegschaft war sehr erfolgreich. Neben Betriebsrat, IG Metall und Kirchen hatte auch das NCI seinen Beitrag geleistet, indem es die Betroffenen informierte, unterstützte und zusammenbrachte.
Inzwischen hat sich das betriebliche Netzwerk der vom Stellenabbau Betroffenen zum bundesweit agierenden Mitarbeiternetz mit allgemeinpolitischem Anspruch weiterentwickelt. Führende Köpfe des Netzwerks bundesweit über Betriebs- und Gewerkschaftsgrenzen hinaus politisch aktiv. Dies führte in der Vergangenheit immer wieder zu Diskussionen über die Rolle des NCI. Offenbar war dies auch der Auslöser für die Entscheidung, nun auf einen eigenen Server umzuziehen.
Die IG Metall, ihre Betriebsräte und Vertrauensleute werden sich wie bisher auch weiterhin für die vom Stellenabbau betroffenen MitarbeiterInnen einsetzen, sei es bei Siemens in der Münchner Hofmannstrasse oder anderswo. In allen Betrieben haben wir aktive IG Metall Vertrauensleute und Betriebsräte, die sich um die Betroffenen kümmern und selbstverständlich alles unternehmen, um auch zukünftig Arbeitsplätze und Arbeitsbedingungen zu sichern. Die demokratischen IG Metall-Gremien in den Betrieben sind der Ort, wo die gewerkschaftliche Betriebpolitik entwickelt wird. Alle IG Metall-Mitglieder im NCI sind herzlich eingeladen, sich und ihre Meinungen weiterhin mit einzubringen.
Die Seiten des NCI sind ab sofort unter http://www.nci-net.de erreichbar .
Antworttext von Inken Wanzek veröffentlicht unter www.nci-net.de
Eine persönliche Antwort auf:
Mitarbeiternetz NCI zieht auf eigenen Server, IG Metall wünscht Alles Gute
Wir bedanken uns für die guten Wünsche der IG Metall. Da ich in dem Schreiben der IG Metall auf www.nci.migm.de persönlich erwähnt werden, möchte ich auch persönlich antworten.
Jeder, der die Geschichte von NCI kennt, weiß, dass ich bei dessen Gründung eine entscheidende Rolle gespielt habe. Der Einsatz im NCI für die Kolleginnen und Kollegen hat mich letztlich meinen Arbeitsplatz bei Siemens gekostet.
Ich bin 2002 aus Überzeugung in die IG Metall eingetreten, weil mich der Einsatz von Heribert Fieber überzeugt hat. Die Siemens AG hatte mich bereits damals mit einer fristlosen Kündigung bedroht, weil ich nicht im New Placement-Programm mitmachen wollte und die damaligen Betriebsleitung in einem Schreiben gebeten hatte, die Sachlage zu überprüfen. Heribert Fieber hat alle Hebel in Bewegung gesetzt, um diese Kündigung zu verhindern. Auch in der anschließenden Mobbingphase hat er mich (wie auch meine Kollegen) unterstützt und das Mobbing schließlich unter Hinweis auf die rechtliche Situation beendet. Der BR Mch H ist für mich damals eine Schutzzone gewesen.
NCI entstand aus der Betroffenheit der Kolleginnen und Kollegen
Aus diesem Erlebnis heraus und aufgrund der Erfahrung, wie wichtig Hilfe in existenzbedrohenden Situationen ist, habe ich zusammen mit Kollegen (IG Metaller und Nicht-IG Metaller) das Mitarbeiternetz NCI ins Leben gerufen.
Ich habe die Initiative nicht ergriffen, weil ich es als meine gewerkschaftliche Aufgabe ansah, dies zu tun, sondern deshalb, weil ich es als Notwendigkeit empfunden habe, dass Menschen, die vom Existenzverlust betroffen sind, Hilfe finden - Hilfe emotionaler und sachlicher Art. Gewerkschaftszugehörigkeit spielte dabei keine Rolle. Auch als ich einen neuen Arbeitsplatz hatte, habe ich diese Arbeit aus Überzeugung, dass sie menschlich notwendig ist, fortgeführt.
Ich hatte die NCI-Seite zunächst auf meiner privaten Homepage geführt. Später kam dann auf Anregung von Heribert Fieber und Leo Mayer die IG Metall auf mich zu und bot mir den Umzug auf den IGM-Server an, auch deshalb, damit ich meinen Arbeitsplatz nicht gefährde.
Unter Heribert Fieber gab es hervorragende Zusammenarbeit
Es folgten Monate hervorragender Zusammenarbeit mit dem BR Mch H. Heribert Fieber hat die Entwicklung unseres Netzes immer unterstützt. Für diese Unterstützung möchte ich ihm nochmals an dieser Stelle danken und ich weiß, dass ich dies auch im Namen der anderen Kolleginnen und Kollegen im NCI tun kann. Diese Hilfe ermöglichte uns allen, die Arbeitsplätze von fast 400 Betroffenen zu erhalten.
Am 27.10.2003 kündigte mir die Firma Siemens fristlos wegen einer NCI-Mail. In dieser wurde der Selbstmord einer ehemaligen Kollegin bekannt gegeben, verbunden mit einem Aufruf, sich umeinander zu kümmern,. Das Arbeitsgericht München wies die Kündigung als grundlos zurück und bestätigte, dass der Arbeitgeber bei Massenentlassungen damit rechnen muss, dass Mitarbeiter sich zusammenschließen.
Heute sind bereits über 100 LAG-Prozesse für die Kolleginnen und Kollegen entschieden worden. Es war ein harter und langer Kampf, der viel Mut und Durchhaltevermögen forderte. Dies war nur möglich durch Menschlichkeit, gegenseitige Achtung, Solidarität und Aufklärung.
Wir hatte gemeinsam ein Modell gefunden, dass es ermöglichte erfolgreich um die Erhaltung der Arbeitsplätze zu kämpfen. NCI hat dabei immer die Allianz mit BR, Gewerkschaft und Kirchen geschätzt. So gesehen ist es richtig, dass auch Metaller bei der Gründung des NCI eine Rolle spielten, aber dies war keine entscheidende Voraussetzung.
Befriedungsaufruf der IG Metall
Mit der für alle überraschenden Verkündigung der IG Metall im Februar 2004, dass der Arbeitskampf bei Siemens mit der Betriebsvereinbarung vom 10.02.04 beendet sei, begann sich das Verhältnis zur IG Metall, jedoch nicht zum BR, zu verschlechtern. Für uns war der Arbeitskampf nicht zu Ende. Die Prozesse liefen noch, die LAG Gewinner waren noch nicht reintegriert, die Älteren, Jubilare und Schwerbehinderte immer noch nicht auf einem festen Arbeitsplatz vermittelt. Alibi-Tätigkeiten oder keine Arbeit bestimmten immer noch den Alltag der ausgegrenzten NCI Kollegen. Unser Ziel war die Re-Integration und diese galt es zu erreichen. Der BR Mch H unter der Führung von Heribert Fieber unterstützte diese Bemühungen auch nach wie vor.
Die IG Metall Verwaltungsstelle München drängte jedoch auf Befriedung und begann sich gegen NCI zu stellen. Dies gipfelte darin, dass wm/ml im Siemens Dialog Forum NCI für den Rauswurf der IG Metall aus dem Siemens Intranet verantwortlich machten. In der April Ausgabe 05 der IG Metall Zeitschrift stand jedoch der wahre Grund für diesen Rauswurf: Siemens warf der IG Metall Geschäftsschädigung wegen eines kritischen Berichts über die Handy Sparte vor.
Die BR Wahl
Die Belegschaft des Standorts Mch H honorierte die Arbeit der IG Metall Betriebsräte in den letzten beiden Jahren mit einem ausgezeichneten Wahlergebnis. Zu Recht. Dieser Wahlerfolg war verdient. Jeder vom NCI, der vom Stellenabbau betroffen war, weiß, was wir Heribert Fieber, Leo Mayer und dem damaligen BR zu verdanken haben. Dazu steht jeder Einzelne von uns.
Führungswechsel im BR
Doch nach der BR Wahl kam es zu keiner Zusammenarbeit mehr zwischen NCI und IG Metall. Wir boten vielfach Gespräche an. Diese kamen jedoch nicht zustande oder endeten in der Forderung, den IG Metall-Führungsanspruch anzuerkennen. Wir aber wollten - auch wenn wir nur 900 Mitglieder haben, das sind aber immerhin 30% der Belegschaft in Mch H - eine gleichberechtigte Zusammenarbeit, in der niemand seine Entscheidungsfreiheit an den anderen abgibt.
Durch den Stellenabbau bei Com FN spitzten sich die Meinungsverschiedenheiten darüber, ob und wie Kolleginnen und Kollegen informiert werden sollten, weiter zu. Die BR Vorsitzende Stella Heuss steht auf dem Standpunkt, dass nur GBR und BR die Kolleginnen und Kollegen informieren und aufklären dürfen. Dies lehnten und lehnen wir aber ab. Wir wollten unsere Informationspolitik wie gewohnt fortsetzen und haben das auch getan. Die Gespräche verliefen sehr unerfreulich. Erheblicher Druck wurde auf mich und andere ausgeübt. Das gipfelte darin, dass die BRV, eine NCI Mail an die Unternehmensleitung weiterleitete.
Der Stellenabbau bei Com FN vertiefte die Meinungsverschiedenheiten Die Strategie des BR, die Kolleginnen und Kollegen über die Bedingungen bzgl. Kündigungen, die hoffentlich nicht erfolgen, im Unklaren zu lassen, können wir nicht mittragen, denn es ist nicht möglich sich zwischen zwei Wegen zu entscheiden, wenn man einen davon nicht kennt.
Insbesondere wollten wir vom BR Mch H wissen, wie er zu Auswahlrichtlinien und Namenslisten steht. Auf diese Frage gab es keine eindeutige Antwort. Schließlich haben wir einen Antrag im BR eingereicht, keine Auswahlrichtlinien mit dem Arbeitgeber zu vereinbaren,. Dieser Antrag wurde von der BR Vorsitzenden nicht auf die Tagesordnung der BR-Sitzung gesetzt. Daraufhin informierten wir die Belegschaft über ein Flugblatt.
Die IG Metall kündigt die Zusammenarbeit mit NCI in der IGM BR Fraktion auf
Der erneute Versuch, den Antrag doch noch auf die Tagesordnung zu bringen, scheiterte. Unser NCI BR-Vertreter und damit unser NCI BR-Liste "Netzwerk pro Hofmannstraße" wurde, da er nicht bereit war den Antrag zurückzuziehen, aus der IG Metall Fraktion (IGM, ULH/UNS, NCI) im BR ausgeschlossen.
Damit hat die IG Metall die Zusammenarbeit mit uns aufgekündigt. Als Reaktion darauf - und weil wir aufgrund der Eskalation fürchteten, vom IGM-Server verbannt zu werden, sind wir mit unserer NCI-Seite auf die Domain www.nci-net.de umgezogen.
NCI ist betriebsübergreifend
Die IG Metall erklärt in ihrem Schreiben auf www.nci.migm.de, dass wir inzwischen einen allgemeinpolitischen Anspruch bundesweit über Betriebs- und Gewerkschaftsgrenzen hinweg haben. Es ist richtig, dass wir bundesweit Kontakt zu Kolleginnen und Kollegen suchen, die ebenfalls von Arbeitsplatzverlust bedroht sind, um Erfahrungen auszutauschen und um uns gegenseitig zu unterstützen.
Unser Anspruch ist dabei, betroffene Kolleginnen und Kollegen über ihre Rechte aufzuklären und ihnen soweit wie möglich zu helfen. Dabei ziehen wir keine betrieblichen Grenzen. Wir wirken aber nicht als Partei (wie dies suggeriert wird) und haben das auch nicht zum Ziel. Wenn sich keine Kollegen mehr finden, die im NCI aktiv mitarbeiten, wird es NCI nicht mehr geben. Bisher aber finden sich noch genügend Kolleginnen und Kollegen, die helfen, dieses Netzwerk, das aus der Betroffenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entstanden ist, am Leben zu erhalten.
Mit freundlichen Grüßen
Inken Wanzek
Mi, 04.05.05ie IG Metall kündigt die Zusammenarbeit mit NCI auf
Im Zusammenhang mit unser Antragstellung und der damit verbundenen Flugblattaktion kündigte die IG Metall ohne vorherige Abstimmung im IGM-VK ihre Fraktionsgemeinschaft mit der NCI-Liste auf. Damit wurde unsere BR-Liste "Netzwerk pro Hofmannstraße" aus der IG Metall Fraktion (IGM, ULH/UNS, NCI) im BR ausgeschlossen.
Somit hat die IG Metall die Zusammenarbeit mit uns aufgekündigt. Als Reaktion darauf – und weil wir aufgrund der Eskalation fürchteten, vom IGM-Server verbannt zu werden, sind wir mit unserer NCI-Seite auf die Domain www.nci-net.de umgezogen.
Die IG Metall hat auf der alten Domain www.nci.migm.de ihre Verwunderung über den Umzug zum Ausdruck gebracht. Hier ein persönlicher Kommentar von Inken Wanzek zu den Gründen dieses Umzugs.
zum Kommentar
(jp)
:love::love:
Ich möchte NCI ein neues Kompliment machen: Ihr seid der Platz, wo selbständig denkende Menschen sich wohl fühlen können. Ob das Frauen sind oder Ingenieure oder kämpfende Arbeiter. Ihr seid halt der Platz, wo man hingehen und sich austauschen und auch stärken kann. Das ist ein nicht zu unterschätzendes Verdienst, in einer Situation, in der die demokratischen Rechte von allen möglichen Seiten angegriffen bzw. infrage gestellt werden. Ich bin mir vollkommen im Klaren, daß das garnicht möglich wäre, wenn ihr darum nicht einen entschiedenen Kampf führen würdet.
Gruß Friederike
Auf Basis von Ploneboard