Das Philosophen Eck
erstellt von dave
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zuletzt verändert:
25.08.2008 16:04
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Einige Kollegen stört es erheblich, dass unter der Rubrik "Siemens Stellenabbau" ausgiebige Diskussionen über gesellschaftliche Weltanschauungen laufen, die die anderen themenbezogenen Beiträge zerreißen.
Um beiden Seiten gerecht zu werden haben wir einfach ein wenig geordnet und die weltanschauliche Diskussion im "Philosophen Eck" zusammengefasst.
Wir bitten auf Rücksicht auf Kolleginnen und Kollegen, die diese Thematik nicht interessiert, diese Dinge hier und nicht unter anderen Rubriken zu diskutieren.
Selbstverständlich findet Ihr Eure Beiträge hier wieder. Wir danken Euch für Euer Verständnis.
Eingeschickt von DC um 07-04-2005 21:35:05
Als Aktionaer hat vielleicht ein Amerikaner Interesse and Profit & Growth der
Siemens AG. Bei einem Mind Set Change der deutschen Belegschaft waeren wir
hier einen Schritt weiter.
Bush ist uebrigens kein Problem, sondern ein Segen fuer Amerika. Deswegen
wurde er auch wiedergewaehlt. Von seiner erfolgreichen Politk in Wirtschaft
und Irak kann auch Deutschland lernen.
Eingeschickt von Friederike um 07-04-2005 21:56:12
Hey Kollege,
das Problem ist doch nicht, daß er Amerikaner ist. Das Problem ist, daß er zur
anderen Seite gehört und mit allen Mitteln, dem Mittel der Provokation, dem
Mittel des "nach dem Munde Redens" und dem Mittel der Demagogie versucht, die
Kollegen zu demoralisieren, auseinanderzudividieren bzw. zumindest Ansätze zum
Spalten herauszufinden. Auf alle Fälle eben auf unsere Denkweise einzuwirken,
damit es einen "mind change" geben soll. Da er das so grobschlächtig macht,
geht der Schuß natürlich erst Recht nach hinten los.
In dem Buch "Der Kampf um die Denkweise in der Arbeiterbewegung",
herausgegeben vom Verlag Neuer Weg heißt es: "Die deutsche Arbeiterbewegung
ist die Erbin der deutschen klassischen Philosophie".
Das, mein lieber DC, ist die Herausforderung, der du nie und nimmer gewachsen
bist.
Gruß Friederike
:gri
Eingeschickt von DC um 08-04-2005 13:56:38
"Die deutsche Arbeiterbewegung ist die Erbin der deutschen klassischen Philosophie".
JA Friedericke, schoen gesagt, aber die Arbeiterbewegung ist Schnee von
gestern, es kommt heute auf die Aktionaersbewegung (naemlich vohin sie ihr
Geld BEWEGEN) an! Wir wollen doch alle, dass sie Siemens AG Aktien kaufen,
also muss alles getan werde, um dieses Papier attraktiv zu gestalten.
Eingeschickt von Dieter Hundt
"JA Friedericke, schoen gesagt, aber die Arbeiterbewegung ist Schnee von
gestern, es kommt heute auf die Aktionaersbewegung (naemlich vohin sie ihr
Geld BEWEGEN) an! Wir wollen doch alle, dass sie Siemens AG Aktien kaufen,
also muss alles getan werden, um dieses Papier attraktiv zu gestalten."
Wenn die Arbeiter nicht mehr der Arsch des Kapitals sein wollen, bleibt ihnen
nichts anderes als sich erneut als "Bewegung" zu begreifen. Vielleicht sollte
man besser "Klasse" dazu sagen.
Dann dürfen sie eins mit Sicherheit nicht (mehr): sich Sorgen um den
Aktienkurs ihrer Firma machen! Und "attraktiv gestalten" soll wohl heißen:
Arbeiter billiger machen für das Wachstum des Profits: das sehen A n l e g e r
gerne und lassen den Kurs steigen!
Eingeschickt von Dieter Hundt um 08-04-2005 15:33:35
Klassenkampf ist halt das Mittel der Wahl für diejenigen, deren Interessen
hier untergebuttert werden.
Natürlich haben wir was besseres zu tun: dann wenn es keine Klassen mehr gibt.
Leider kann ich Dir keine freudigere Mitteilung machen. Es geht aber
schneller, wenn Du mitmachst.
Eingeschickt von Friederike um 08-04-2005 20:34:24
Es geht mir um die Denkweisen, die hier zutage treten. Am entwickelsten bei
NCI, eine Denkweise, die geprägt ist von Solidarität mit den Kollegen, einer
kritischen, d.h. wissenschaftlichen Einstellung zur Wirklichkeit (den Dingen
auf den Grund gehen),was immer Mut erfordert und der schöpferischen
Weiterentwicklung der eigenen Kräfte.
Auf der anderen Seite die Denkweise von DC: Der Mensch zählt nichts, Profit
zählt alles. Die Wahrheit zählt auch nichts - also arbeitet er auch nicht mit
einer wissenschaftlichen Methode, sondern mit Bluff bzw. Druck.
Am krassesten traten die beiden Denkweisen in der Behandlung von Jonas zutage.
Die Denkweise, die NCI verkörpert, führt die besten Traditionen der deutschen
Arbeiterbewegung weiter. Deshalb ist sie der Denkweise eines DC haushoch überlegen.
Natürlich ist der Kampf zwischen diesen beiden Denkweisen ein Ausdruck des
objektiv stattfindenden Klassenkampfs, dem von oben und dem von unten.
Bei dem von unten kann man getrost mit der Wahrheit, d.h. wissenschaftlich
arbeiten. Man muß nicht lügen, denn wer nicht auf Kosten anderer lebt, muß
auch nicht bescheißen.
Gruß Friederike
Eingeschickt von Heidi um 08-04-2005 21:41:05
Vorsicht, Friederike! Du läufst Gefahr, genau die Fehler zu begehen, die du
immer (zu Recht!) kritisierst. Ein paar Beiträge in einem Internet-Forum
reichen nicht aus, um so ein abwertendes Urteil über jemanden zu fällen. Ich
bin nach wie vor der Ansicht, dass unser altgedienter Troll vom Dienst einfach
nur die speziellen Bedingungen des deutschen Arbeitsmarkts zu wenig beachtet
und zu sehr von seinen eigenen Erfahrungen ausgeht, die aber auf die meisten
anderen Forums-Teilnehmer nicht zutreffen.
In den USA wie auch in etlichen anderen Ländern ist es ganz normal, häufig den
Job zu wechseln. Hier in Deutschland gilt es aber immer noch als Zeichen von
"unstetem Lebenswandel". Wer seinen Job verliert, wird etwas argwöhnisch
beäugt: "Warum haben die denn den rausgeworfen? Was hat der (oder die) denn
angestellt, um sowas schlimmes wie eine Kündigung zu verdienen? Das muss ja
ein ganz übler Typ sein, anständigen Leuten wird doch nicht gekündigt." Diese
Denkweise ist nicht auszurotten.
Unser deutscher Arbeitsmarkt ist nicht so durchlässig wie der amerikanische.
Hier kriegt man nicht so leicht etwas Neues, wenn man rausfliegt. Hier gilt
die geradlinige, planmäßig aufgebaute Karriere als Idealbild. Das muss sich
ändern. Aber dazu ist auch ein "Mind Change" der Arbeitgeber notwendig! Sie
müssen aufgeschlossener werden und auch Bewerbern eine Chance geben, die nicht
so ganz der Norm entsprechen.
Die Argumente von DC sind also nicht grundsätzlich falsch, sondern nur
einseitig und unvollständig. Nichts gegen den geforderten "Mind Change", aber
bitte auf beiden Seiten
Eingeschickt von Friederike um 08-04-2005 21:58:31
Liebe Heidi,
was die Behandlung von Jonas betrifft bleibe ich hart.
Was die Gesamteinschätzung von DC betrifft gebe ich dir recht - sie ist nicht
allseitig und verstößt damit gegen ein Grundprinzip der Dialektik.
Gruß an die immer wache Heidi
von Friederike
Eingeschickt von Dieter Hundt um 08-04-2005 22:03:04
Das Heuern und Feuern kann doch auch eine schöne Sache im Leben sein, wenn der
Arbeitsmakt nur durchlässiger ist. Ein bißchen "Mind Change" auf beiden Seiten
und der Kapitalismus ist die für die Menschennatur optimale Art und Weise, den
Globus mit Gütern und Arbeitsplätzen zu versorgen.
Man muß nur aufgeschlossen für die Notwendigkeiten des Kapitals sein und seine
eigenen Lebensinteressen ignorieren - pardon "mind changen".
Ja dann kann ja nichts mehr schief gehen- beim Ausplündern des Globus durch
das menschenfreundliche Kapital.
Und dort auf dem Globus, wo sich die Leute einen "mind change" nicht einleuchten lassen, wird auf andere Art nachgeholfen. Freiheit verpflichtet halt auch: zum rechten Gebrauch.
Eingeschickt von Friederike um 08-04-2005 22:13:48
Lieber "Dieter Hundt",
das A und O der gesamten Weiterentwicklung ist, daß Menschen selbstbestimmt
und freiwillig aus Überzeugung ihren eigenen Weg finden. Daß sie sich von
niemandem was aufzwingen lassen und gleichzeitig den gedanklichen Austausch
suchen, weil man von einander lernen kann.
Zynismus und Arroganz sind die schlimmsten Hindernisse auf diesem Weg.
Ich nehme an du bist noch sehr jung. Stimmts?
Gruß Friederike
Eingeschickt von Dieter Hundt um 09-04-2005 10:35:35
Liebe Friederike,
"das A und O der gesamten Weiterentwicklung ist" n i c h t, "daß Menschen
selbstbestimmt und freiwillig aus Überzeugung ihren eigenen Weg finden."
Das tun sie doch gerade beim Anpassen, Sich-Einrichten, Verteidigen... (an/in)
all der/die schönen Notwendigkeiten, die die marktwirtschaftliche Ordnung
ihnen abverlangt. Ganz selbstbestimmt und freiwillig.
Das Entscheidende ist, daß sie sich die r i c h t i g e n Gedanken zur
stattfindenden permanenten Schädigung ihrer Interessen machen. Die kann man
ihnen n i c h t aufzwingen - wär ja auch blöd so was überhaupt zu denken, denn die G e d a n k e n s i n d f r e i!
Dieter Hundt ist Jahrgang 1938.
Also jung? Sagen wir mal jung geblieben
Gruß
Dieter
PS. : "Daß sie sich von niemandem was aufzwingen lassen und gleichzeitig den
gedanklichen Austausch suchen, weil man von einander lernen kann." Genau darum
gehts!
Eingeschickt von Friederike um 09-04-2005 11:59:26
Lieber Dieter,
na da hab ich mich aber gewaltig verschätzt. Entschuldigung!
Beit der Weiterentwicklung hatte und habe ich die Entwicklung von NCI im Auge, wo es genauso läuft.Das Anpassen, Sich-Einrichten ist ja eher eine passive Reaktion auf den Druck von oben, der mit Selbstbestimmung nichts zu tun hat. Am krassesten zu verfolgen bei Hartz IV bzw. Ein-Euro-Job-Zwangsarbeit. Bei NCI sind eben nicht nur die Gedanken frei, sondern auch das gemeinsame
Handeln und Zusammenstehen. Ähnliche Zusamenschlüsse entstehen auch anderswo, weil die Zeit es erfordert. Diesen Weg muß man weitergehen, finde ich.
Gruß Friederike
Eingeschickt von Joachim um 10-04-2005 10:25:38
eure hochtheoretische Diskussion hat mich zum Widerspruch gereizt. Ich bin
kein Anhänger der marxistischen Dialektik und Geschichtsdeutung (inklusive
Zukunftsvorhersage). Mich interessieren mehr evolutionäre Strategien und
Denkweisen (die biologische Evolution steht hier Pate und „survival of the
fittest“ bedeutet keinesfalls, dass der stärkere gewinnt). Hier gibt es keine
a priori „richtige“ Strategie/Denkweise sondern nur erfolgreiche. Aber welche
erfolgreich sein wird, weist man erst a posteriori, weil man die Zukunft nicht
vorhersagen kann (nicht mal in der klassischen Physik, s. deterministic
chaos). Sehr interessante Erkenntnisse über erfolgreiche Strategien hat z.B.
die Soziobiologie oder die moderne Spieltheorie gewonnen (z.B. über die
Entwicklung von Kooperation im egoistischen Umfeld).
Ob die marxistische Dialektik eine erfolgreiche Denkweise sein wird, weis ich
natürlich nicht. Aber die Erfahrungen aus der Vergangenheit sprechen eher
dagegen. Und den NCI in die Tradition des Arbeiter/Klassenkampfes stellen zu
wollen ist in meinen Augen schon sehr weit hergeholt.
Eingeschickt von Dieter Hundt um 10-04-2005 11:06:50
Hallo Joachim,
weiß leider nicht, wie Du drauf kommst, daß ich Dich zum Widerspruch reizen
könnte, weil ich ein Anhänger der marxistischen Dialektik wäre? Jedenfalls
geht das aus meinen Postings nicht hervor.
Aber zu Deinen Gedanken möchte ich was sagen:
"Ob die marxistische Dialektik eine erfolgreiche Denkweise sein wird, weis ich
natürlich nicht."
Leute, deren Interessen permanent geschädigt werden haben nur die Wahl: die
Schädigung ertragen oder sich dagegen wehren.
Ob sie dabei erfolgreich sind, hängt zunächst von 2 Dingen ab:
1. von der richtigen Erklärung der Sache, die sie schädigt
2. von der Anzahl der Leute, die sich die Erklärung einleuchten lassen
Zur Erklärung der Sache hat ein Herr Marx den bedeutensten Beitrag geleistet:
mit dem "Kapital"
In der Geschichte der Arbeiterbewegung hat es schon die Merkwürdigkeit
gegeben, daß Revolutionen (auch)in dem Bewußtsein stattgefunden haben, man
würde damit auf der Linie eines Geschichts"gesetzes" liegen, daß der
Kapitalismus zwangsläufig von Sozialismus/Kommunismus abgelöst wird. Blödsinn!
Insofern stimme ich dem Schluß Deines Beitrags zu.
Wenn es nicht Wille der Geschädigten wird, ihn abzuschafffen, wird er auf ewig
sein Unwesen treiben. "Verfaulen" wird e r nicht! Aber die Geschädigten, wenn
sie d a r a u f warten!
Übrigens kommt es beim Denken nicht darauf an, ob es sich um eine
"erfolgreiche Denkweise" handelt, sondern ob der Gedanke r i c h t i g ist.
Gemessen am Erfolg kann man der marxistischen Kritik eins bescheinigen:
äußerste Erfolglosigkeit! Aber: nur Dummköpfe können das für eine Widerlegung
halten.
Gruß
Dieter
Eingeschickt von Joachim um 10-04-2005 13:09:02
Hallo Dieter,
entschuldige, wenn ich Dich mit den Dialektikern über einen Kamm geschoren
habe. Nichtsdestotrotz sind unsere theoretische Ansätze diametral
entgegengesetzt. Mir kommt es z.B. gar nicht darauf an den Marxismus als
richtig oder falsch zu kategorisieren . Mich interessiert nur, ob er als
(Überlebens-)Strategie erfolgreich sein kann oder nicht.
Auch bin ich nicht Deiner Meinung, dass man bei dem Problem, wie man mit
Schädigungen umgeht, nur die Wahl zwischen ertragen und sich wehren hat. Dabei
unterstelle ich, dass Du mit wehren einen aktiven Kampf meinst. Eine in der
Praxis sehr oft angewandte Strategie ist das Ausweichen. In der Biologie z.B.
in eine andere ökologische Nische (so haben die Säugetiere den Ozean
besiedelt). In der DDR bestand eine Ausweichstrategie in der
Leistungsverweigerung: „Die Partei tut so als ob sie uns bezahlt, und wir tun
so als ob wir arbeiten“. Im Westen gibt es z.B. die Aussteiger.
Auch bei NCI verfolgen wir keine einheitliche Strategie: jede individuelle
Lösung (beE, Abfindung, Arbeitsgericht) ist ok, solange die/der Betroffene
damit leben kann.
Grüße
Joachim
Eingeschickt von Dieter Hundt um 10-04-2005 15:45:50
Hallo Joachim,
Dein Fehler ist, die richtige Erklärung einer Sache, worum es in jeder
Wissenschaftsdisziplin geht, nicht als Wissenschaft aufzufassen sondern "ob er
als (Überlebens-)Strategie erfolgreich sein kann oder nicht."
Karl Marx hat eine Wirtschaftsweise e r k l ä r t und keine
Überlebens-Strategie e r f u n d e n.
Wenn die Leute die Erklärungen verstehen, dann wissen sie, daß ihre Schädigung
in dieser Wirtschaft z w a n g l ä u f i g ist. Dann können sie sich
überlegen, ob sie sich das gefallen lassen oder nicht und w i s s e n dabei,
daß eine wirkliche Änderung für sie nur die Abschaffung der Rechnungsweise
dieser Wirtschaft bedeuten kann.
Insofern hat Deine Sicht "Überlebens-Strategie" mit der Erklärung des
Kapitalismus, dh. mit der marxchen Theorie nichts zu tun- es ist doch bloß die
Frage des W o l l e n s der Geschädigten.
Und ob die dabei die richtigen oder falschen Gedanken im Kopf haben, hängt
doch nicht an der Wissenschaft selbst.
Insofern stellt Du eine falsche Frage!
Im übrigen: auch mit den richtigen Gedanken im Kopf hängt der Erfolg von den
Kräfteverhältnissen ab.
Wie es um die bestellt ist, davon zeugen die Beschreibungen hier. Je frecher
die Unternehmer werden, umso mehr ein Indiz für die S c h w ä c h e der
Gegenseite.
Gruß
Dieter
Eingeschickt von Friederike um 10-04-2005 17:19:04
Lieber Dieter,
du schreibst, "auch mit den richtigen Gedanken im Kopf hängt der Erfolg von
den Kräfteverhältnissen ab." (Wie ihr das mit dem zitieren richtig macht,
blicke ich nicht, vielleicht erklärts mir mal einer)
Eben deshalb muß man sich ja die "richtigen Gedanken" machen, um das
Kräfteverhältnis zu ändern. Genau aus dem Grund interessiert mich NCI, seine
Entwicklung, seine Methode, sein Stil, seine Haltung. Hier steckt sehr viel
drin, von dem man lernen kann. Aus dem Kleinen wächst das Große.
Gruß Friederike
Eingeschickt von Dieter Hundt um 10-04-2005 18:41:07
Liebe Friedericke,
in der Natur ist es so, daß aus einem kleinen Pflänzchen der große Baum wird.
In der Gesellschaft ist es so, daß es am W i l l e n der Leute liegt, ob sie
sich anpassen, kuschen, aufbegehren, Klassenkampf führen....
Und der Inhalt des Willens ist abhängig von den Gedanken, die sie sich machen.
Da gibt es kein Naturgesetz, daß die Menschen
a u t o m a t i s c h das Richtige denken. Sie erklären sich manche Dinge
falsch. Nicht umsonst werden sie mit allerlei Ideologien zugemüllt, die ihnen
weismachen sollen, mit diesem Laden das bestmögliche erwischt zu haben.
Aber: alle haben das Potential sich die Welt r i c h t i g zu erklären. Dazu
können wir doch einen schönen Beitrag leisten.
Gruß
Diete
Eingeschickt von Friederike um 10-04-2005 21:46:43
Lieber Dieter,
die Gedanken, die sich die Menschen machen, hängen ziemlich von ihren
praktischen Erfahrungen ab. Den unmittelbaren und den mittelbaren.
Von dort kommen die Fragestellungen, was man tun soll. Kannst du bei NCI sehr
genau verfolgen.
D.h. die "richtige Erklärung der Welt" muß täglich neu erkämpft werden. Die
Dinge entwickeln sich weiter, die Methoden und die Erkentnisse. Der Wille
allein genügt dabei nicht.
Ich begrüße aber deinen unbedingten Anspruch, daß die Beurteilung der
Wirklichkeit stimmen muß. Soweit unsere Erkenntnisfähigkeit reicht.
Gruß Friederike
Eingeschickt von Ardschuna um 11-04-2005 00:50:59
@Dieter @Friederike
Mir fällt auf, dass Dieter weiß, was die eine richtige Wahrheit ist. Alle, die
diese Wahrheit nicht treffen, erkennt er zwar an als denkende Wesen, die
lediglich noch lernen müssen, die richtige - nämlich seine - Wahrheit zu
erkennen.
Langsam, liebe Friederike, folgst du ihm im Ansatz, dass es DIE Wahrheit gibt,
dass die Probleme dieser Welt gelöst werden, wenn nur alle diese Wahrheit
kennen und die Welt richtig erklären.
Aber es gibt die eine Wahrheit für den Menschen nicht. Wer soll sie denn
definieren? DC, Dieter, Marx, Einstein, Buddha, der Papst? Buddha und der
Papst hätten wohl noch am ehesten recht, weil sie ein Wesen außerhalb des
menschlichen Bezugssystems annehmen, was den Überblick hat. Die Vorgänge in
der Natur und die Denk- und Handlungsweise von Menschen, der Einfluss seiner
Emotionen auf sein Handeln, sind so vielfältig und vor allem so asynchron,
dass der Mensch nur in der Lage ist, einen Bruchteil dieser Vorgänge zu
analysieren und zueinander in Beziehung zu setzen. Er kann - je nach
Intelligenz - nur einem bestimmten Grad an Komplexität verarbeiten. Dies
zwingt ihn dazu die Welt mittels Modellen zu begreifen und seine Wissenschaft
mit wohl definierten Voraussetzungen zu versehen, damit er überhaupt beginnen
kann zu begreifen, komplexe Zusammenhänge so zu reduzieren, dass er sie
handhaben kann. Er hat also immer nur eine bestimmte Erkenntnis. Verschiedene
Blickwinkel der Betrachtung führen zu anderen Ergebnissen, abhängig davon wo
der Schwerpunkt, der Focus liegt. Ist das Licht nun eine Welle oder ein
Teilchen? Je nach Betrachtung ist es das eine oder das andere. Es wird
abgelenkt, wie ein Teilchen, verhält sich aber unter einer bestimmten
Betrachtungsweise wie eine Welle. Ist ein Virus nun ein Kristall (wie er sich
außerhalb des Körpers darstellt) oder ist er ein Lebewesen (das innehalb des
Körpers sich für sein Überleben vermehrt)? Was ist hier die Wahrheit? Einstein
hat die Physik revolutioniert und eine neue physikalische Wahrheit gefunden
und trotz seines Genius hatte er Probleme mit der Quantentheorie: "Gott
würfelt nicht". Daran erkennt man deutlich, wie schwer es ist Wahrheit zu
finden. Es sollte sich also niemand anmaßen zu sagen, er besitze die Wahrheit.
Es ist immer nur eine Wahrheit innerhalb des eigenen Bezugssystems. Und ich
finde, das ist gut so.
Eingeschickt von Ardschuna um 11-04-2005 01:39:53
Und nun zurück zu Marx. Marx analysierte die kapitalistisceh Produktionsweise
der damaligen Zeit und stellte die soziale Frage, die sich an der totalen
Ausbeutung ungleicher Machtverhältnisse entzündete. Wer nicht bereit war 16
Stunden und länger zu arbeiten, konnte sofort entlassen werden. In den
Arbeiterwohnungen in Berlin z.B. gab es ein Bett für alle Bewohner, weil man
sich nicht mehr leisten konnte. Die Städte waren auf den Ansturm in die
industiellen Zentren nicht vorbereitet. Es gab viel zu wenig Wohnraum.
Qualvolle Enge und schlechte hygenische Bedingungen waren die Folge.
Marx griff als besonders scharfer Kritiker die soziale Frage auf und äußere
Kritik an den sozialen Bedingungen, unter denen die Arbeiter damals gezwungen
waren zu leben. Er kritisierte die wirtschaftliche Unsicherheit, in der die
Arbeiter lebten, die harten und unpersönlichen Arbeitesbedingungen und die
Ungerechtigkeit der extrem ungleichen Besitzverteilung. Daraus entwickelte er
die Theorie des Klassenkampfes. Seine Vision, eine Gesellschaft, in der es
keine Kapitalisten und keine Proletarier mehr gibt, da alle Menschen gleich
sind und der Reichtum ihnen allen gemeinsam gehört.
Marx reduzierte - aufgrund der drängende Problem seiner Zeit - die Entwicklung
der Menschheit auf die wirtschaftliche Entwicklung. Er glaubte, dass der
Mensch, die Menschheit sich nichts anderes wünsche als die Gleichheit, eine
Gleichheit, die endlich den ausgebeuteten Arbeiter dauerhaft aus seinem Elend
befreite.
Er übersah dabei - und konnte es vielleicht damals gar nicht sehen - dass der
Mensch keine absolute, sondern eine relative Gleichheit anstrebt. Die Menschen
wollen Gleichheit bis zu dem Punkt wo ihre grundlegenden Lebensbedürfnisse
sicher gedeckt sind, damit sie sich nicht jeden Tag sorgen müssen, ob sie die
Wohnung morgen noch halten könen oder was sie morgen ihren Kindern zu essen
geben.
Ist diese Form der Gleichheit in einer Gesellschaft hergestellt, wollen die
Menschen ein Indviduum sein, sich von anderen unterscheiden. Das liegt in der
Natur des Menschen. Sein hoch differenziertes Wesen tritt hervor. Ein Künstler
will seine Freiheit nicht für eine abhängige Beschäftigung aufgeben, ein
Unternehmer ist fasziniert davon etwas aufzubauen, seine Grenzen darüber
auszutesten und ein Arbeitnehmer will ein Einkommen, mit dem er sicher leben,
sich seiner Familien widmen, die Welt ansehen, oder Extrembergsteigen zu
machen und vieles mehr. Die Existenz von Unternehmern, Arbeitnehmern,
Künstlern usw. ist also zunächst nichts unnatürliches und nichts
bekämpfenswertes. Jeder Mensch entwickelt seine individuellen Bedürfnisse, die
eine Gleichheit im Sinne des Kommunismus unmöglich machen (hat ja auch nicht
wirklich funktioniert). Diese Gleichheit bedeutet nämlich Stillstand der
Entwicklung, so wie Energie nur entstehen kann, wenn sich zwei Potentiale
gegenüber stehen.
Ungleichheit wird nur dann zu einem Problem, zu einer neuen sozialen Frage,
wenn es Menschen gibt, die innerhalb dieses Systems nicht mehr überleben
könnnen, wenn es Mensch gibt, die gnadenlos ausbeuten. Je mehr Menschen nicht
mehr überleben können, je mehr ihr soziales Gewissen verlieren, umso
brennender wird die Frage. Ab einer gewissen Schwelle entsteht das kollektive
Bedürfnis, die relative Gleichheit wieder herzustellen, kurz das Überleben zu
sichern. Wir befinden uns aktuell gerade auf dem Weg zu dieser Schwelle. Daher
entsteht Wiederstand, Gruppen wie NCI, rückt die Diskussion über Marx wieder
mehr in den Vordergrund.
Trotzdem kann man NCI oder ähnliche Gruppierungen nicht als Ausdruck des
Klassenkampfes im Maxschen oder kommunistischen Sinn sehen. NCI und viele
andere Gruppierenungen kämpfen um das soziale Überleben, aber nicht mit dem
Ziel eine absolute Gleichheit zu schaffen, sondern die relative wieder zu
erlangen, die es ihnen ermöglicht in einer Freiheit zu leben, in der ein jeder
seine Persönlichkeit frei entfalten kann. Darin besteht ein wesentlicher
Unterschied im Denkmodell. Beim Kommunismus steht die absolute Gleichheit
aller (der Masse, der Klasse) im Vordergrund, die von einer Partei, die weiß,
was gut für die Masse ist, gelenkt wird (wodurch sich das Modell selbst
wiederlegt, denn durch die Enführung der lenkenden Partei zerstört es die
Gleichheit aller), während im NCI die Freiheit des Individuum, die Freiheit
der Entscheidung im Mittelpunkt steht. Der Weg dieses Freiheit zu erhalten
bzw. wieder zu erlangen, ist Solidarität und individuell geprägte
Menschlichkeit.
NCI folgt also nicht der Tradition der Arbeiterklasse, sondern setzt auf
Aufklärung und individuelle Entscheidung, möchte durch Wissensweitergabe, die
Menschen befähigen, selbst zu kämpfen, unabhängig zu werden, von einer
wissenden Führung (das ist ein komplett anderer Ansatz). Verbunden ist dies
mit gegenseitiger emotionaler Unterstützung. NCI kämpft für ein relatives
Gleichheit, in dem das Individuum Entfaltungsspielraum hat, kurz: Jeder hat
das Recht auf die freie Entfaltung seiner Perönlichkeit, soweit er nicht die
Rechte anderer verletzt (Art. 2 GG) und jeder hat das Recht seine Meinung frei
zu äußern (Art. 5 GG).
Eingeschickt von Anonymous User um 11-04-2005 02:17:43
Hi Ihr Philospohen,
bitte bleibt mit Euer durchaus nicht uninteressanten Philosphie hier in
"Abwarten und Tee trinken" (der Titel passt auch gut zur Philosophie, findet
der Laie. Troll oder nicht. Ihr überschreibt sonst alle anderen Rubriken. Wäre
ein fieser Troll-Trick, das zu tun, mit dem Ziel dass man den
Durchschnittsmenschen dann durch zuviel Philosphie vertreibt.
Aber da Friederike mit Sicherheit kein Troll ist, Ardschuna auch nicht und
Dieter sagt, er sei keiner, werden ihr das hinkriegen, oder?
Eingeschickt von Dieter Hundt um 11-04-2005 12:12:23
Hallo Ardschuna,
wenn Du schon der Meinung bist, daß richtige Erkenntnis nicht so richtig geht,
woher willst D u dann wissen, daß ich und Frederike oder ein Herr Marx oder
aber sonstige Wissenschaftler falsch liegen?
Ich habe nichts allgemeines behauptet, schon gar nicht, daß es e i n e
(universelle) Wahrheit gibt. Vielleicht gibt es das in der Kirche.
Ich habe z. B. behauptet, daß man sich den Kapitalismus richtig aber auch
falsch erklären kann. Das ist mit jedem Gegenstand einer Wissenschaft so. Nur
dort gilt, daß eine Erklärung solange Bestand hat, wie sie durch neuere
Erkennisse oder nachgewiesene Fehler in früheren Erklärungen widerlegt ist.
Beispiel:
Lohnarbeiter sind für Unternehmer das M i t t e l , um aus Geld mehr Geld zu
machen. Sie sind in deren Kalkulation K o s t e n, also die negative Größe,
die den Unternehmenserfolg schmälert. Deshalb haben Unternehmen ein
permanentes Interesse, deren Leistung zu erhöhen und die Lohnkosten zu senken.
Wer jetzt meint, mit vernünftigem beiderseitigem guten Willen, ginge dieses
Verhältnis doch in Ordnung, der hat nicht verstanden, daß er ein
B e n u t z u n g s v e r h ä l t n i s vor sich hat, in dem die Arbeitnehmer
die Erpressten sind, weil sie in dieser Gesellschaft ihren Lebensunterhalt
eben nur durch Andienen an die "Fabrikherren" erzielen können und da der
Erfolg für sie systembedingt äußerst bescheiden ausfällt und auch ganz a u s f ä l l t! Oder gibts dieses Forum aus gegenteiligen Gründen??!!
Nicht umsonst war der Schluß von Marx, daß die Lohnarbeit abgeschafft gehört.
Jetzt kannst Du gern was zu diese Aussagen sagen. Findest Du sie richtig oder
falsch?
Deine U n t e r s t e l l u n g "dass Dieter weiß, was die eine richtige
Wahrheit ist" ist logisch falsch und falsch, weil ich sowas nie behauptet habe.
Wenn Du diskutieren willst, dann nimm doch bitte die Argumente, die von mir in
den vorangegangenen Postings genannt wurden und sag mal was d a z u?
Eingeschickt von Dieter Hundt um 11-04-2005 12:32:32
zu diesem Posting möchte ich sagen,
1. Versteh ich nicht als Replik auf meine Postings, weil nichts davon in
meinen Postings steht.
2. "möchte durch Wissensweitergabe, die Menschen befähigen, selbst zu
kämpfen,"
Dem stimme ich v o l l zu.
Jetzt frag ich mich, wieso Du den riesigen Text da abgeliefert hast, dessen
Einleitung mit einer falschen Unterstellung beginnt, und einem Tenor, den ich
so verstanden habe, daß richtige Erkenntnis irgendwie nicht so recht geht und
man sich vor welchen hüten muß, die vertreten, daß ihre Position richtig
ist.....
Und dann kommt am Schluß "möchte durch W i s s e n s weitergabe, die Menschen
befähigen, selbst zu kämpfen"
Ja genau darum gehts: Um Wissen, d.h. um richtige Erklärungen der Sachen, um
Kritik der Illusionen, die Leute über den Kapitalismus haben.
Eingeschickt von Dieter Hundt um 08-04-2005 21:29:34
Hallo Friederike,
ich glaube, daß schwächste Glied bei der "Vertretung der Interessen der
Kollegen" sind die Kollegen selbst.
Den meisten dürfte die "Verpflichtung durch das BVG an die "vertrauensvolle
Zusammenarbeit mit den Chefs"" doch als angemessener Umgang mit dem
"Sozialpartner" einleuchten.
Sie haben ja auch nichts daran auszusetzen, daß ihre Gewerkschaft die
Kalkulationen der Unternehmen, aus Geld mehr Geld zu machen, als den Zweck
dieser Wirtschaft a n e r k e n n t.
Weil sie nicht erkennen, daß diese Unterwerfung unter die marktwirtschaftlichen Kalkulationen, eben anerkennen muß, daß damit der Lohn
als negative Größe des Geschäftserfolgs festgelegt und akzeptiert ist.
Der "Kampf" wird dann nicht mehr u m die I n t e r e s s e n geführt sondern u m B e r ü c k s i c h t i g u n g oder Vereinbarkeit m i t dem
Profitinteresse.
Klassenkampf (von unten) setzt halt das Bewußtsein eines Interessen g e g e n
s a t z e s voraus. Und da liegt noch vieles im argen.
Ein Beitrag mit Inhalt in ähnliche Richtung hab ich hier gelesen:
http://www.netzwerkit.de/projekte/cinram/chronik/blogentry.2005-04-03.9339906891/talkback/1112963050/view
Eingeschickt von Friederike um 08-04-2005 21:39:54
Hallo "Dieter Hundt",
ich möchte dir zutiefst widersprechen.
Genau diese Belegschaft hat NCI hervorgebracht! Eine neue Erscheinung, die
voller Leben und Entwicklungskraft ist. Die täglich weitergeht und die so am
Ball ist, daß ich täglich ebenfalls nachschaue bei ihnen, was es zu lernen
gibt. Entscheidend ist, ob die Bereitschaft zum Lernen und Weitergehen gegeben
ist - das, lieber Kollege ist das Markenzeichen von NCI und damit dieser
Belegschaft. Es ist ihr Kind und sie pflegt es liebevoll.
Ich finde die Kolleginnen und Kollegen von Siemens München Hofmannstraße
einfach klasse!
Gruß Friederike
Auf Basis von Ploneboard