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Demokratie und Diktatur - der Konflikt der IGM

erstellt von jackpeter — zuletzt verändert: 25.08.2008 16:03
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Re: Demokratie und Diktatur - der Konflikt der IGM

Abgeschickt von jackpeter am 16.Mai 2005 10:59
@jürgen du bringst es auf den Punkt. Anfangs fragt man sich als "Neuer" immer "mache ich etwas falsch oder spinne ich" Man/frau kann gar nicht glauben, was da so abläuft und ehe man sich verwundert die Augen reibt, wird man überfahren oder benützt. Ich frage mich allerdings, wie finde ich die Leute, die uns unterstützen können oder wollen. Es ist sehr schwierig in einer Organisation wie der IG Metall zu unterscheiden, wer den Weg mit dir geht und wer dich hinter den wohlfeilen Worten nur in die Pfanne hauen möchte. Umso schlimmer dass diese Leute alle vorgeben die Interessen der Arbeitnehmer zu vertreten. Hier führt man wirklich einen Kampf hinter den Linien und da ich ein friedliebender Mensch bin, fällt mir das schwer. Ich bin zwiegespalten darüber, ob sich die Gewerkschaften erneuern lassen, oder ob man sie durch etwas Neues ersetzen muss. Problem sind doch die Verkrustungen und die Seilschaften, die automatisch in jedem System Platz greifen indem über einen längeren Zeitraum immer dieselben Menschen ohne Bezug zu ihrer Klientel mit den Gegnern der eigenen Interessen verhandeln. Es erfolgt eine "Verbrüderung" (auch bekannt bei Geiselnehmern und ihren Opfern) die dann eine konsequente Haltung erschweren. Und je mehr diese Leute den Meinungsbildungprozess durch ihre blosse Vorturnerschaft beeinflussen, desto härter sind die Auseinandersetzungen mit der inneren Opposition. Bei jeder solcher Aktionen frage ich mich auch, ob sich das lohnt, da ich ja mit dieser Kritik jedesmal zu Reibungsverlusten innerhalb der Interessensvertretung beitrage. Aber ich fürchte wir müssen wesentlich massiver in der Kritik werden, damit sich etwas ändert. Erst ein absoluter Clash oder sehr viele konzertierte Nadelstiche werden verhindern dass alles unter den Teppich gekehrt wird. Und hier fängt es an mich anzuwidern. Wenn ich solche Gedanken denken muss, bin ich nicht anders als die anderen "Strategen", die mit mir ihre Spielchen treiben. Viele Grüße nach NRW ein ratloses Kampfschaf

Re: Demokratie und Diktatur - der Konflikt der IGM

Abgeschickt von jackpeter am 16.Mai 2005 11:39
Liebes Kampfschaf, du hast recht, es ist schwierig, zu unterscheiden, wer dich ernsthaft unterstützt und wer nur so spricht. Dashalb sind ja die Situationen, wo es darauf ankommt so wichtig, weil du da am Handeln sehen kannst wer steht wo. Natürlich muß man kritisieren, was zu kritisieren ist, das schafft weniger Reibungsverluste als Klarheit. Aber noch wichtiger finde ich die Frage, wie man stärker wird. Du kennst die Gauß'sche Verteilerkurve. Man kann sie auch bei dieser Frage anwenden: Überall, ob in deiner Abteilung, im Vertrauenskörper oder bei NCI findest du 3 Gruppen von Menschen:1. die Aktiven, Kämpferischen, zu denen du auch gehörst. Sie sind in der Regel nicht sehr viele. 2. Menschen die eher am Überlegen sind, im einen Fall dich unterstützen, im anderen eher nicht. Das ist die größte Gruppe. 3. Menschen die eher resigniert sind oder auch regelrecht zurückzerren. Diese Gruppe ist ebenfalls in der Minderheit. Die Aufgabe besteht darin, daß du gestützt auf die Aktiven, den Übergang von Menschen aus der 2. in die 1. Gruppe ermöglichst und den Übergang aus der 3. Gruppe in die 2. Wenn du die Entstehung und Entwicklung von NCI untersuchst, wirst du feststellen, daß es genau so war. Man braucht also nicht irgendwelche "Spielchen treiben" oder mit der Methode des "in die Pfanne hauens" arbeiten. Man muß nur die Entwicklung der Menschen aufmerksam betrachten und ihnen helfen, ihren Weg zu finden. Wie es das Motto von NCI ist. Und natürlich nicht auf "Schwätzer" reinfallen. Gruß Friederike

Re: Demokratie und Diktatur - der Konflikt der IGM

Abgeschickt von jackpeter am 16.Mai 2005 13:42
Hallo Jürgen, ich denke es ist sehr schwierig innerhalb der IG Metall wirklich die Meinung der Kollegen wieder zu spiegeln, aber es geht. Es ist unsere Aufgabe die Meinung der Kolleginnen und Kollegen und nicht unsere eigene wieder zu geben, solange sie nicht die selbe ist. Man muß halt an der Theses festhalten das wir eigentlich das Sprachrohr der Belegschaft sind das fällt manchesmal nicht leicht aber für nichts anderes hat man uns gewählt. Wenn wir nicht die Meinung der Kolleginnen und Kollegen wieder geben, sind wir nicht besser als die, die wir kritesieren. Aber nur so kann die Veränderung vollbracht werden. Dann und nur dann wird es in der Gewerkschaft auch eine Veränderung geben, aber es muß Transparent genug sein das die Kolleginnen und Kollegen es auch mitbekommen das wir sie vertreten und nicht uns selber. Mit kollegialen Gruß Einer der genau so denkt

Re: Demokratie und Diktatur - der Konflikt der IGM

Abgeschickt von jackpeter am 16.Mai 2005 15:03
Ich will nur einen Aspekt herausgreifen: Die Meinung der Kollegen vertreten. Meist scheitert dies schon daran, dass die Kollegen ihre Meinung gar nicht sagen. Entweder, sie haben keine (weil es sie nicht interessiert) oder sie haben Angst, sie zu sagen. Wie aber kann man die Meinung von denen vertreten, die schweigen? Man kann nur die Meinung von denen vertreten, die reden und diese vertreten ihre Meinung meist selbst. Was wir im VK bestenfalls tun können, ist die Stimmung der Kollegen einzufangen und damit unsere Meinung zu reflektieren. Ich bin der Meinung niemand kann die Meinung eines anderen wirkungsvoll vertreten. Deshalb bin ich kein Freund von Stellvertreterpolitik. Auch ein BR vertritt nicht die Meinung der Belegschaft (das ist jetzt nicht negativ gemeint). Er vertritt seine Meinung, die er - wenn es ein guter BR ist - sich nach besten Wissen und Gewissen wenn möglich im Dialog mit einigen Kollegen, bildet. Die Belegschaft als solche hat auch keine Meinung, es gibt viele viele Einzelmeinungen, die ein Stimmungsbild ausmachen. Was wir aber tun können ist, zur Meinungsbildung beizutragen, d.h. die Kollegen zu animieren, Dinge zu hinterfragen, Argumente zu suchen und zu überprüfen, den Kopf aus dem Sand hervorzuheben, um zu sehen, dass die Welt nicht nur aus Sand besteht. Das sehe ich als Aufgabe des VK - und du sicherlich auch. Wenn die Kollegen zur Diskussion bereit sind, dann werden sie auch ihre Meinung vertreten, wir uns mit ihnen auseinandersetzen und wir Mehrheiten finden oder auch nicht. Das Problem in der Gewerkschaft ist, die Manie, dass sie meinen, es müsse "die Meinung der IG Metall geben" und der VK hat diese zu verteten. Aber es gibt nicht "die Meinung der IG Metall?" Wer ist die IG Metall, eine juristische Organisationsform, gelebt aber wird sie von Menschen, von denen jeder seine eigene Meinung hat. Deshalb benötigen wir auch die permanente Diskussion, das Reden miteinander und zwar mit Achtung vor der Meinung des anderen. Stellvertreterpolitik verhindert leicht diese Achtung, weil die Stellvertreter Gefahr laufen, irgendwann zu meinen, sie wissen was gut und was schlecht ist für die Kollegen. Und sie sind dann erstaunt und verärgert, wenn sowas wie ein NCI kommt und sagt: Ich bin nicht deiner Meinung. Ich will meine Meinung selbst vertreten und sie nicht von dir vertreten lassen. Sie fühlen sich ungerecht behandelt, weil sie doch alles tun für die Kollegen- bis auf eines, ihnen zuzutrauen, dass sie eine eigene Meinung haben und sie diese selbst vertreten können. Ist Gewerkschaft, VK, VKL, dann überflüssig? Nein, es dient zum Zusammenschluss derer, die aktiv sein wollen und da gibt es ganz ganz viel zu tun, so dass man getrost auf auf das Stellvertreten verzichten kann. Das ist zumindest meine Meinung. Gruß Jürgen

Re: Demokratie und Diktatur - der Konflikt der IGM

Abgeschickt von jackpeter am 16.Mai 2005 21:53
Hallo Jürgen, im Grundansatz gebe ich dir ja Recht. Ich habe die Erfahrung gemacht das die meisten Kolleginnen und Kollegen sich gar keine Meinung bilden konnten weil man sie nicht direkt beteiligt hat an der inneren Debatte. Ich glaube in der Vergangenheit war das auch gar nicht umbedingt gewollt, hier sollten wir neu ansetzen, nein, wir müssen es sogar. Wenn wir nicht Stellvertreter der Belegschaft sind was denn dann. Die Belegschaft wählt uns (egal ob BR oder Vertrauensmann/frau) damit wir ihre Interessen vertreten, genau das ist unsere Aufgabe. Sonst könnten sie sich ja jeder selber vertreten, das ist beim Betriebsrat so gar nicht möglich. Worum geht es mir eigentlich? Ich habe die Erfahrung gemacht das wenn man versucht die Belegschaft einzubinden (uns das ist verdammt nicht einfach) die Kolleginnen und Kollegen teils verwundert sind weil sie das so aus der Vergangenheit nicht kennen. Aber es wird sehr positiv angenommen, das heißt nicht das wir immer einer Meinung sind. Wenn ich sie aber nicht überzeugen kann, und die Mehrheit eine andere Meinung hat werde ich ihre Meinung in der Vertrauensleutsitzung vertreten und nicht meine persönliche, genau darauf kommt es mir an. Es ist kein bequemer Weg aber es lohnt sich ihn zu gehen. Mit kollegialen Gruß Einer der genau so denkt

Re: Demokratie und Diktatur - der Konflikt der IGM

Abgeschickt von jackpeter am 17.Mai 2005 00:12
Hallo Kollegen, vielleicht können die folgenden Vorschläge die etwas ratlose Diskussion konkretisieren: - die Meinung der Kollegen kann man in meinen Augen durch Umfragen erfahren, entweder in persönlichen Gesprächen oder (schneller) auf dem elektronische Wege (z.B. über die Homepage der Geschäftsstellen) - in den Gremien (z.B. VK) müssen Anträge und Abstimmungen darüber eine Selbstverständlichkeit sein und zwar ohne Manipulationen (eine gute Geschäftsordnung ist hier unbedingt notwendig, die VL-Richtlinien reichen hier nicht aus) - die Meinungsbildung in den Gewerkschaften kann dann (mit den Vorschlägen von oben) bottom-up geschehen und nicht wie jetzt von oben nach unten. Was hält ihr von den Vorschläge? Grüße, Joachim

Re: Demokratie und Diktatur - der Konflikt der IGM

Abgeschickt von jackpeter am 17.Mai 2005 08:43
[quote:Anonymous User format="text/plain"] Ich habe die Erfahrung gemacht das wenn man versucht die Belegschaft einzubinden (uns das ist verdammt nicht einfach) die Kolleginnen und Kollegen teils verwundert sind weil sie das so aus der Vergangenheit nicht kennen. Aber es wird sehr positiv angenommen, das heißt nicht das wir immer einer Meinung sind. Wenn ich sie aber nicht überzeugen kann, und die Mehrheit eine andere Meinung hat werde ich ihre Meinung in der Vertrauensleutsitzung vertreten und nicht meine persönliche, genau darauf kommt es mir an. Es ist kein bequemer Weg aber es lohnt sich ihn zu gehen.[/quote] Genauso meine ich das auch. Mir geht es darum, mit den Kollegen in eine permanente Diskussion zu treten, damit die Passivität und die Haltung "die werden es schon machen" gebrochen wird. Weiter geht es mir darum, die Haltung der Funktionäre und mancher BR zu durchbrechen, die glauben: "Wir wissen schon was gut für Euch ist", die Meinung und Richtung vorgeben und überhaupt nicht diskutieren wollen, geschweige denn sich mit einer anderen Meinung auseinandersetzen wollen. Mit Stellvertreterpolitik meinte ich diese letzte Haltung, nicht den vernünftigen Umgang mit Vertretung. Eine Vertretung braucht die ständige Rückkopplung, damit sie das bleibt, was sie sein soll und nicht zur Fremdbestimmung und später zur Diktatur wird. Jürgen

Re: Demokratie und Diktatur - der Konflikt der IGM

Abgeschickt von jackpeter am 17.Mai 2005 13:31
Habe das gerade im Siemens Dialog gelesen: [em] „100 Vertrauensleute aller Dortmunder Stahlbetriebe haben das Tarif-Gesprächsergebnis einstimmig bei ca. 20 Enthaltungen abgelehnt. Uns, den Hamborner Vertrauensleuten, wurde eine Abstimmung von der VK Leitung untersagt. Wozu haben wir dann über 2 Stunden intensiv diskutiert? Dass schon Leute die Versammlung verlassen haben ist ein vorgeschobenes Argument, um nicht abstimmen zu lassen. Ein Teil ging einfach, weil offensichtlich wurde, dass von der Versammlungsleitung, Ortsverwaltung, BR-Spitze das Ergebnis durchgezogen werden sollte."[/em] Das nennt die IG Metall Demokratie. Je mehr wir hier diskutieren, desto mehr Schmutz kommt an die Oberfläche ! Die Wut der Basis wird den Dreck nach oben spülen, so dass er sichtbar wird. Diese Gewerkschaft ist nicht mehr zu reformieren. Man kann ihr nur noch den Rücken kehren bzw. sie mit ihrer eigen Satzung verklagen und die gezahlen Mitgliedsbeiträge als Schadensersatz zurückfordern! Was denken die sich eigentlich, wer sie sind ! Wo bleiben die Stimmen der Gewerkschafter, die angeblich gegen solche Machenschaften sind. Ich vermisse sie die scharfen Worte gegen diese Diktatur!

Re: Demokratie und Diktatur - der Konflikt der IGM

Abgeschickt von jackpeter am 17.Mai 2005 15:28
"Wir müssen Wege finden, die die Herrschenden zwingen, auf unsere Interessen Rücksicht zu nehmen," (BRV Mch H). Damit hat sie uns aufgerufen, Wege zu suchen, die die IG Metall zwingen, Rücksicht auf die Interessen der Belegschaft zu nehmen, denn diese werden von ihr unterdrückt, wie obiger Beitrag zeigt.

Re: Demokratie und Diktatur - der Konflikt der IGM

Abgeschickt von jackpeter am 17.Mai 2005 18:43
Unterschiedliche Probleme muß man mit unterschiedlichen Methoden lösen. 1.Wenn die Geschäftsleitungen Arbeitsplätze vernichten wollen bzw. Tarifverträge aushebeln wollen, dann steht das unseren Interessen direkt entgegen und es erfordert unseren Zusammenschluß und Kampf, damit diese Pläne nicht durchgesetzt werden können. 2.Wenn innerhalb der Gewerkschaften Kritik unterdrückt wird bzw. mit undemokratischen Methoden vorgegangen wird, erfordert das eben die Kritik daran zu verstärken und die demokratischen Methoden selbst entfalten, damit der Zusammenschluß für den Kampf s. 1. erreicht werden kann. Von Inkens Stellungnahme kann man sehr gut lernen, wie man diese unterschiedlichen Dinge richtig behandelt. Sie würde niemals alles in einen Topf werfen. Schon garnicht ruft sie zum Gewerkschaftsaustritt auf, sondern dazu, eben selber die Dinge in die Hand zu nehmen und dafür Verantwortung zu tragen. Diesen Weg halte ich für richtig und konsequent in unserem Interesse. Gruß Friederike
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