Beurteilungskatalog der BR-Arbeit
erstellt von dave
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zuletzt verändert:
04.04.2009 21:20
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Hallo,
es wurde hier im Forum schon viel gesagt, was man vom BR erwartet. Jetzt schwebt mir vor ein Katalog mit messbaren Kriterien zusammenzustellen, um die BR-Arbeit (einigermaßen objektiv) bewerten zu können. Was mir bis jetzt eingefallen ist:
· Wahlbeteiligung (in %)
· Frequenz in den Betriebsversammlungen (in % der Belegschaft)
· Veranstaltet der BR Zufriedenheitsumfragen (über seine Arbeit)?
· Anzahl der Fragen aus der Belegschaft (in % der Belegschaft)
· Anzahl der BR-Veröffentlichungen (Artikel auf der HP, Flugblätter, Briefe an die Belegschaft, im Durchschnitt pro Betriebsratsmitglied)*
· Anzahl der Informations-/Beratungsveranstaltungen
· Anzahl der persönlichen Beratungen (im Durchschnitt pro Betriebsratsmitglied)
· Anzahl der Interventionen bei der Betriebsleitung/Personalabteilung (im Durchschnitt pro Betriebsrastmitglied)
· Anzahl der Betriebsvereinbarungen
· ...
*) Mit "Durchschnitt pro Betriebsratsmitglied" ist nicht das einzelne Mitglied gemeint, sondern die Anzahl/(Zahl der Sitze). Also ein relatives Maß.
Was kann man noch objektiv messen? Weist jemand, ob es schon ähnliche Kataloge gibt (z.B. von der Hans-Böckler-Stiftung)?
Wozu ist so ein Katalog gut? Z.B. als Wahlhilfe für die Mitarbeiter in knapp 2 Jahren. Oder als Benchmark zwischen benachbarten Betrieben.
INTR
Alles in allem keine schlechte Idee. Allerdings habe ich noch ein paar Anmerkungen:
[quote:INTR format="text/plain"]
· Anzahl der Fragen aus der Belegschaft (in % der Belegschaft)
· Anzahl der persönlichen Beratungen (im Durchschnitt pro Betriebsratsmitglied)
· Anzahl der Interventionen bei der Betriebsleitung/Personalabteilung (im Durchschnitt pro Betriebsrastmitglied)
· [/quote]
Diese Kriterien sind nur bedingt geeignet, um die Leistung des BR zu beurteilen, da sie sehr stark von der allgemeinen Lage des Betriebs abhängen. Wenn gerade alles relativ ruhig ist, sind natürlich weniger Beratungen und Interventionen nötig, als wenn wieder einmal "restrukturiert" wird! Auch die Anzahl der Fragen aus der Belegschaft sagt nicht direkt etwas über den BR aus.
Bei der BR Wahl am besten Kriterien des Arbeitgebers verwenden. Die AUB ist damit bisher gut gefahren. Mein Wunsch-BR ist der, der Anfragen des Managements immer brav abnickt, der bei Personalentscheidungen sich dem Votum der Personalabteilung anschliesst, der bei Mitarbeiterberatungen als verlaengerter Arm der Unternehmensleitung agiert, der aktiv bei Kapazitaetsanpassungen mithilft, der Stellenabbau nicht torpediert bei dessen umsetzung flessig mitwirkt, der wie der GBR Vorsitzende Skat mit dem Vorstandsvorsitzenden spielt und sich auch sonst um ein Vertrauensverhaeltnis mit der Leitung bemueht. Falls NCI BRs Ratschlaege zur BR Arbeit suchen, wenden sie sich am besten an die Kollegen des AUB und/oder die Personalabteilung. Letztere bietet auch BR Coaching an.
Previously Anonymous wrote:
Bei der BR Wahl am besten Kriterien des Arbeitgebers verwenden. Die AUB ist damit bisher gut gefahren. Mein Wunsch-BR ist der, der Anfragen des Managements immer brav abnickt, der bei Personalentscheidungen sich dem Votum der Personalabteilung anschliesst, der bei Mitarbeiterberatungen als verlaengerter Arm der Unternehmensleitung agiert, der aktiv bei Kapazitaetsanpassungen mithilft, der Stellenabbau nicht torpediert bei dessen umsetzung flessig mitwirkt, der wie der GBR Vorsitzende Skat mit dem Vorstandsvorsitzenden spielt und sich auch sonst um ein Vertrauensverhaeltnis mit der Leitung bemueht. Falls NCI BRs Ratschlaege zur BR Arbeit suchen, wenden sie sich am besten an die Kollegen des AUB und/oder die Personalabteilung. Letztere bietet auch BR Coaching an.Ts, ts... Es ist noch nicht 1 April, um schlechte Witze zu machen... AUB und gut gefahren!? Meinst Du etwa die 4(?) Jahre Haft für Schelsky? Oder den dramatischen Mitgliederschwund? Oder die verlorenen Wahlen, z.B. bei NSN in Mch H? Solange das Geld von Siemens geflossen ist, hatte die AUB auch einige Wahlerfolge gehabt (wobei die Kosten-Nutzen-Rechnung verherend war: 30-60 Millionen für ein paar BR-Sitze!). Aber wie die Geschichte gerade zeigt, kommt es nicht auf Quartalsergebnisse an sondern auf Nachhaltigkeit. Die wirklich unabhängigen sind die NCI-BRs und zwar geistig, politisch und finanziel! Wir bauen auf den mündigen Bürger am Arbeitsplatz und genau das zahlt sich auf die Dauer aus.(INTR)
Findest du nicht, dass euer NCI-BR bt sich merkwürdig verhält? Alle haben gewartet, bis die Firma mit der Info rausgerückt ist. Vom NCI-BR hätte ich erwartet, dass die sofort kommt, wenn er was weiß. Er hat erst informiert, als die AIN sich getraut hat, über den Sozialplan zu schreiben.
bt droht dauernd damit, dass die Firma kündigt und macht den Leuten Angst. Die Personalabteilung hält sich zurück. Ich hab das Gefühl, er will, dass die Firma die beE vollkriegt. Ständig wiederholt er,dass es gefährlich ist, nicht in die beE zu gehen. Dem trau ich nicht, wahrscheinlich will er nur seinen eigenen A… retten. Vielleicht dürfen die BR bleiben, wenn sie es schaffen, dass die Leute verschwinden.
Da Du mich persönlich angreifst, gebe ich auch selber meinen Senf dazu.
1) Du schreibst, alle (auch NCI) hätten gewartet bis die Firma mit der Info rausgerückt ist, und NCI habe erst nach dem AIN über den Sozialplan informiert.
Das ist nicht richtig. Das NCI hat am selben Tag, als der Vertrag ausgehandelt war
(und über wichtige Details wurde bis zuletzt gefeilscht), keine Stunde nach der Unterzeichnung, auf der NCI-Homepage berichtet; das war am 10.3.09. Die über diesen "eklatanten Vertrauensbruch" empörte Betriebsleitung drohte uns daraufhin sogar mit rechtlichen Konsequenzen. Die IG Metall und der AIN berichteten erst in den beiden darauffolgenden Tagen (der AIN 2 Tage nach uns), nachdem wir NCI'ler eh schon das Eis gebrochen hatten.
Und erst am 12.3. informierte dann die Betriebsleitung, nicht ohne einen Seitenhieb auf
"Betriebsräte, die sich nicht an Vereinbarungen gehalten und vorab informiert haben" (womit wir NCI'ler gemeint waren). Dein Vorwurf ist also voll daneben!
Hast Du Dich denn überhaupt nicht informiert, bevor Du sowas behauptest?!?
2) Du schreibst, ich drohe dauernd mit Kündigungen. Das ist nicht richtig!
Erstens drohe ich nicht damit (das macht die Leitung), sondern ich warne davor.
Ich warne davor, still und gottergeben einfach nur sitzen zu bleiben und zu warten,
was die Firma als nächstes mit uns anstellt, was die Firma als nächstes über mich und mein künftiges Leben bestimmt, und rate dazu, das selbst in die Hand zu nehmen.
Durch eine klare Entscheidung: Ja, ich nehme ein Trennungsangebot an, oder nein,
ich tue es nicht und versuche mich dann aber auch rechtzeitig vor einer drohenden Kündigung in Sicherheit zu bringen, z.B. mit unserem "Ringtauschprogramm".
Insbesondere auf dem "Forum der Solidarität" hättest Du auch erfahren können, dass ich immer wieder betont habe: Auf Kündigungen kommt es bei der Entscheidung für oder gegen eine beE überhaupt nicht an! Weder wissen wir ob wirklich gekündigt wird noch ob wir einen Kündigungsschutzprozess gewinnen oder verlieren würden; viel interessanter ist,
was die Firma sonst noch alles für uns bereithält, wie z.B. Project Assignment,
Garkochen ohne vernünftige Arbeit, Umzüge nach Greifswald oder Ulm oder so;
wer immer noch primär nur auf mögliche Kündigungen schielt greift viel zu kurz,
das habe ich zu keinem Zeitpunkt getan. Vielleicht mache ich einigen Kollegen Angst,
aber nicht mit Kündigungsdrohungen. Und wenn ich ihnen Angst mache, die sie vorher
nicht hatten, bedeutet das für mich nur, dass es mir gelungen ist sie aufzuwecken:
Wir stecken nämlich wirklich in der Sch... (so oder so, unsere bisherigen Jobs sind ja definitiv weg!), und hier besteht für jeden Einzelnen dringender Handlungsbedarf.
Handlungsbedarf, sich für seinen richtigen Weg (beE oder Hierbleiben) zu entscheiden
und den dann aber auch konsequent zu gehen. In eigener Sache aktiv zu werden.
3) Nein, ob die beE voll wird oder nicht ist mir reichlich egal, wir Betriebsräte kriegen keinen Mengenrabatt; im Gegenteil, vor wenigen Tagen erst wurde uns von der Betriebsleitung bestätigt: Sollte es zu Kündigungen kommen, werden auch Betriebsräte
davon nicht ausgenommen. Alles was ich will, das ist, dass alle Kollegen aufwachen,
sich den Realitäten stellen und für sich selbst die Weichen stellen, anstatt das der Firma zu überlassen. Vom Opfer- in den Tätermodus umschalten. Wer sagt "ich brauche meinen Job um jeden Preis, und den zahle ich auch, alles was die Firma auch immer sich für/gegen mich ausdenken mag werde ich auch durchstehen, und ich bleibe hier, um meine Familie ernähren zu können", dann ist das doch völlig in Ordnung! Wer aber sich der Illusion hingibt, das alles einfach nur aussitzen zu müssen, der geht einen gefährlichen Weg! Wer statt sein Leben selbst zu gestalten (z.B. indem er sich per Ringtausch und NSN-interner Bewerbungen seinen nächsten Job sucht) einfach nur abwartet, ob die Firma ihn als nächstes kündigt oder ihn auf Deutschland-weite Projekteinsätze schickt oder Büromaterial auffüllen lässt oder nach Ulm umziehen lässt, überlässt völlig unnötig die Kontrolle über seinen weiteren Lebensweg wildfremden Leuten (der NSN-Leitung).
Bitte nicht "aufwecken" mit "ängstigen" verwechseln!
4) Du schreibst "Dem trau ich nicht, wahrscheinlich will er nur seinen eigenen A… retten. Vielleicht dürfen die BR bleiben, wenn sie es schaffen, dass die Leute verschwinden."
Dazu: Nein, wäre ja eine prima Idee, aber leider gibt es kein Arrangement "bei Zielerreichung von xxx beE-Eintritten wirst Du selbst geschont".
Völlig recht hast Du, dass auch wir Betriebsräte versuchen werden (wenn auch nicht
auf Kosten anderer), auch unsere eigenen Ä... zu retten; was dachtest Du denn?
Ist daran irgend etwas überraschend oder nicht in Ordnung?
Und völlig recht hast Du, wenn Du niemandem mehr traust (also auch mir nicht), das spricht nur für viel Lebenserfahrung und gesunden Menschenverstand, ich traue auch keinem mehr.
Habe aber auch beim besten Willen nicht das Ziel, dass andere mir vertrauen sollen!
Nicht vertrauen, selber wissen! Selber informieren, selber entscheiden! Vertrauen in egal-wen ist hier völlig fehl am Platz. Vertrauen bedeutet Verantwortung für das eigene Schicksal bequem an andere zu delegieren. Also: Vertraue niemandem, das ist genau richtig so!
bt
„Vertrauen bedeutet Verantwortung für das eigene Schicksal bequem an andere zu delegieren. Also: Vertraue niemandem, das ist genau richtig so!“
Irgendwie stimmt es mich traurig, wenn ein Mensch solche Worte sagen muss. Ohne Vertrauen kann man nicht leben. Nicht vertrauen zu können / wollen isoliert.
Wenn man jemand vertraut (vertrauen kann), hat das gar nichts damit zu tun, dass man sein Schicksal bequem an andere delegieren möchte. Vertrauen heißt, dass ich mich darauf verlassen kann, dass die andere Person mir nicht bewusst etwas Falsches erzählt. Dies gilt besonders dann, wenn die rationale Abwägung von Informationen – aufgrund unüberschaubarer Komplexität, wegen Zeitmangels oder weil Informationen fehlen - überhaupt nicht möglich ist.
Vertrauen beschreibt auch die Erwartung an Bezugspersonen oder Organisationen, dass deren künftige Handlungen sich im Rahmen von gemeinsamen Werten oder moralischen Vorstellungen bewegen werden. Vertrauen wird durch Glaubwürdigkeit, Verlässlichkeit und Authentizität begründet.
Da muss ich (DC) selbst als Management-Fan den kritisieren NCI-BR in Schutz nehmen. Er tut sein Bestes und wird seinen Aufgaben voll gerecht. Um erfolgreich zwischen BR und Leitung verhandeln zu koennen, muss leider die Oeffentlichkeit ausgeschlossen werden, sonst kommt man zu keinen Ziel. Deswegen ist es wichtig, dass Mitarbeiter Betriebsraete ihres Vertrauens waehlen, die auch eigenstaendig denken, und nicht nur die alteingefahrenen Aufsichtsratslastigen Wege (IGM, AIN) oder korruptionsverdaechtigen Wege (AUB) fahren.
Leider konzentriert sich der NCI zusehr auf McH/H, zusehr auf einzelne sog. Betriebe, obwohl die Betriebsaufspaltung McH/H, McH/M und frueher McH/P ein wenig kuenstlich ist. Die Betriebsleitung schiebt ja gerne Koepfe und Abteilungen von einem Betrieb in den naechsten. Wichtiger waere es, ueber eine nachhaltige Ueberlebensfaehigkeit von NSN in Deutschland nachzudenken und Diskussionen dazu von der Leitung auch verstaerkt einzufordern. Mit der sog. IGM Innovationinitiative hat sie sich dazu eigentlich auch verpflichtet, oder wird diese nur von Elefanten (aufs Abstellgleis geschobene OFKs) bearbeitet?
Besser waere es, bei Grossunternehmen das Betriebsverfassungsgesetz nicht so sehr auf einzelne Betriebe, sondern mehr auf das Gesamtunternehmen Bayernweit, Deutschlandweit, Europaweit auszurichten. Also bei Kuendigungen Sozialauswahl ueber das gesamte Unternehmen, nicht nur den einzelnen Betrieben. Bei drohender Kuendigung sollte der Gesetzgeber die Unternehmen verpflichten, betroffenen Mitarbieten - sofern vorhanden und gewuenscht - freie Stellen in der gesamten EU anzubieten. Dies waere ein erster Schritt in Richtung eines Europas der Arbeitnehmer, und nicht nur der Eliten, Unternehmen und Politiker.
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