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AEG-AktivistInnen besuchen Swissmetal

erstellt von dave — zuletzt verändert: 08.11.2008 20:26
Auf Einladung von FreundInnen aus der Schweiz besuchten AEG-AktivistInnen KollegInnen von Swissmetal in Reconvilier.

Geschichte

Reconviler ist ein kleiner Ort in der Schweiz mit 2500 EinwohnerInnen. Dort hat Swissmetal sein Werk Boillat mit 320 Angestellten (in der Schweiz werden die KollegInnen alle als Angestellte bezeichnet, auch wenn sie in der Produktion arbeiten). Bei Basel/Dornach liegt das Zweitwerk. Swissmetal ist ein Zuliefererbetrieb für Uhren und Kugelschreiberspitzen, der gut funktioniert und Gewinn macht. Trotzdem soll das Werk geschlossen werden und die Produktion sowie die Hochmodernen Maschinen und Öfen nach Lüdenscheid in Deutschland verlagert werden. Dies stößt auf völliges Unverständnis bei den Angestellten und der Bevölkerung in der Region. Dort gibt es keine weitere Industrie und damit auch keine neue Arbeit für die entlassenen KollegInnen.

Wilder Streik

Die ersten Entlassungen beginnen im November 2004 in Boillat. Darauf kommt es in dem Werk zum wilden Streik. In der Schweiz wurde 1930 das letzte mal gestreikt und seit 1937 gilt die Friedenspflicht. Der Streik dauert 10 Tage und endet scheinbar erfolgreich. Swissmetal garantiert den Fortbestand von Boillat und die dazu gehörigen Investionen.

Der Betrug

Schon im November 2005 gibt die Swissmetal-Leitung bekannt, dass die Giesserei von Boillat nach Dornach verlegt werden soll, womit 80 Arbeitsplätze gefährdet wären. Es kommt zu Demonstration der KollegInnen.

Protest

Am 14. November 2005 findet eine Generalversammlung mit 300 Beschäftigten von Boillat statt. Dort wird eine Resolution verabschiedet:

  • 1. Dass uns in dieser Versammlung (Zugeständnisse s.o.) nicht die ganze Wahrheit über die Strategie der Swissmetal der nächsten Jahre mitgeteilt wurde.
  • 2. Dass diese neue Strategie in nichts die Vereinbarung, die den Streik von Nov. 2004 beschloss, respektiert.
  • 3. Das Personal der Swissmetal Boillat wird sich mit grösster Entschlossenheit jedem Abbau der Produktionsmittel im Standort Reconvilier widersetzen.
  • 4. Das Personal der Swissmetal Boillat wird auf jedes Kampfmittel zurückgreifen, das der Verteidigung der legitimen Interessen dienen kann. Unter diesen, sind jene, die 2004 zur Anwendung kamen, nicht auszuschliessen.

Die Gewerkschaft Unia protestiert gegen den angekündigten Stellenabbau und Swissmetal kündigt weitere Entlassungen an.

Der Streik

Am 15. Januar 2006 wird der unbefristete Streik mit 218 Stimmen beschlossen. Die Solidarität in der Region ist groß. Es wird ein Solifon eingerichtet, aus dem die Streikenden Geld erhalten. Swissmetal reagiert mit Aussperrungen, worauf die Streikenden die Fabrik besetzen. Die Firma kündigt neue Entlassungen an und ein Kollege der als Drahtzierer des Streiks gilt, er ist Präsident der Angestellten-Komission und Vertrauensmann der Unia, wird entlassen und bekommt ein Verbot das Werksgelände zu betreten. In Reconvilier kommt es zu einer Demonstration mit 10. 000 TeilnehmerInnen.

Von Politikern aus der unteren Ebene bekommen die Swissmetaler Unterstützung, die höhern Politiker halten sich aus dem Konflikt raus.

Streikende

Mit Hilfe eines Vermittlers wird am 17. Februar 2006 nach 30 Tagen der Streik beendet. Den Swissmetallern ist die Gewerkschaft nicht weit genug gegangen, bestimmte Grenzen hat sie nicht überschritten und am Ende drohte die Gewerkschaft der Belegschaft alles fallen zu lassen. Die Swissmetaler fühlen sich verraten. Das einzige was sie noch erreichen konnten, ist, dass die Gewerkschaft für die Beschäftigten Klage einreicht, wegen mißbräuchlicher Kündigung.

Was kam danach

Es gibt keinen Sozialplan, die KollegInnen die gekündigt sind bekommen noch drei Monatsgehälter, dürfen in der Zeit aber nicht mehr das Werksgelände betreten. Zur Zeit ist keine vernünftige Arbeit mehr möglich, weil die Produktionskette unterbrochen ist, da die Firma schon mit der Verlagerung begonnen hat. Für die Angestellten von Swissmetal in Reconvilier gibt es keine Perspektive.

Die Swissmetaler waren sehr interessiert wie der Streik bei AEG gelaufen ist und das mit dem Besuch die Internationale Solidarität praktisch ausgeübt wird.

Zusammen stellten wir folgende Gemeinsamkeiten der Streiks bei AEG und Reconvilier fest: Die KollegInnen kämpften für den erhalt der Firma und damit für ihre Arbeitsplätze. Es kam zum wilden Streik. Das Streikende wird durch Verhandlungen erreicht. Die Gewerkschaft übernahm die Rolle dieKollegInnen zur Vernuft zu bringen. Die KollegInnen fühlen sich verraten. Es kommt zu einer breiten Solidarität in der Region/Bevölkerung. Am Ende stehen die KollegInnen ohne Aussicht auf Arbeit da.

Wer über Internet Grußadressen schicken möchte kann sich auf der französich sprachigen Webside des Beschäftigten-Zentrum von Boilliat reinschaun uzine3

 
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