Wortlaut der Petition
Sehr geehrter Herr Regierungsrat Trachsel
Die ESTAK, das Ehemalige Swiss Timber Arbeiter Kollektiv bestehend aus rund 40 Mitgliedern, hat sich zum Ziel gesetzt, die rücksichtslose, arrogante und ungerechte Behandlung der ehemaligen Mitarbeiter bzgl. des undurchsichtigen Konkurses von Mayr-Melnhof Swiss Timber AG nicht länger hinzunehmen, sondern aktiv mit offiziellen Forderungen aufzutreten. Die ESTAK fühlt sich als Opfer eines Pokerspiels zwischen einem mächtigen internationalen Konzern und der Bündner Regierung. Mayr-Melnhof hat versucht den Kanton finanziell zu erpressen. Als das nicht gelang, hat man das Sägewerk in Domat/Ems skrupellos zu Weihnachten in den Konkurs geschickt. Einmal mehr, wie auch bei der Schliessung der MM Karton in Deisswil, machte sich MM ohne Sozialplan aus dem Staub. An dem vorliegenden Konkurs haben die 128 Angestellten weder irgendeine Schuld, noch Einfluss auf das weitere Vorgehen. Jedoch ist die Bündner Regierung an diesem Konkurs mitbeteiligt, als Verträge zur finanziellen Unterstützung mit MM gezeichnet wurden, obwohl die Debatte im Grossen Rat noch ausstehend bzw. im Voraus nicht abschätzbar war; ein Verdacht auf fahrlässiges Entscheiden drängt sich auf. Die ESTAK erwartet, dass der Kanton Graubünden in Zusammenarbeit mit den Konkursämtern die Folgen der Werkschliessung nicht einfach auf die Arbeitslosenkassen und die Sozialämter der Gemeinden abwälzt, sondern seine Verantwortung gegenüber den Betroffenen wahrnimmt.
Angesichts dieser unzumutbaren Bedingungen fordert die ESTAK im Konkurs der MM Swiss Timber AG:
1. Auszahlung einer Abfindungs- bzw. Genugtuungssumme für alle ehemaligen Mitarbeiter von sechs Monatslöhnen ODER den Pauschalbetrag von Fr. 25'000.- pro Ex-Arbeitnehmer.
2. Alle noch offenen Lohnforderungen inkl. Überstunden, Kurzarbeitausgleich, Schichtzulagen und Ferienanteile etc. sind so schnell als möglich zu begleichen. Zudem sind alle Lohnausweise 2010 für die Steuererklärung schnellstmöglich zu verschicken.
3. Die überstürzte Wahl des Gläubiger-Ausschusses ist für den ESTAK nur dann akzeptabel, wenn der frühere Betriebsleiter von MM Swiss Timber AG, Herr Bernhard Ebner, zurücktritt: Bernhard Ebner ist für die ESTAK aufgrund der belasteten Vorgeschichte als ehemaliger Vorgesetzter nicht mehr tragbar. Stattdessen fordert die ESTAK selbst einen Einsitz im Ausschuss, um besseren Einblick in die Umstände des Konkurses zu erlangen.
4. Derzeit sind 20 Personen auf dem Gelände der ehemaligen MM Swiss Timber beschäftigt: Nach fachmännischer Einschätzung der ESTAK sind aber maximal 10 Arbeitskräfte ausreichend, um den jetzigen „ausserordentlichen Betrieb" zu gewährleisten. Die ESTAK fordert deshalb diese Gruppe zu halbieren, um die Konkursmasse zu Gunsten aller Gläubiger nicht unnötig weiter zu verkleinern.
5. Die ESTAK verlangt offiziell zur Kenntnis zu nehmen, dass die ESTAK mit Ihren Mitgliedern gewillt ist, jederzeit Arbeiten auf dem Werksgelände wieder aufzunehmen und Wertschöpfung zu generieren. Die ESTAK ist in der Lage eine fachgerechte Werterhaltung der Maschinen und Anlagen zu gewährleisten und das Werk für eine Auffanggesellschaft oder einen Neuinvestor effizient betriebsbereit halten.
Gegenwärtig sind in der Konkursmasse von MM Swiss Timber freie Aktiven im Wert von Fr. 4.38 Mio. vorhanden: Die ESTAK beantragt dem Kanton bzw. der Konkursverwaltung, die genannten Forderungen durch die Liquidierung dieser freien Aktiven vorzufinanzieren und anschliessenden diese Summe beim MM-Mutterkonzern zurückzufordern. Es wird vom Kanton erwartet für die ehemaligen Mitarbeiter, für die betroffenen Nebenbetriebe und massgeblich für die Waldwirtschaft schnellstens eine bestmögliche Lösung der gegenwärtigen Situation herbeizuführen. Wenn Sie, Herr Regierungsrat, unseren Forderungen nachkommen würden, wären wir Ihnen sehr dankbar. Die ESTAK ist unter Umständen bereit, über die einzelnen Forderungen das Gespräch mit der Regierung zu suchen. Gerne erwarten wir umgehend Ihren Bescheid.
Freundliche Grüsse
Das ESTAK-Komitee