Schädigt Siemens das SIS-Geschäft?
Diese Frage bejahen immer mehr MitarbeiterInnen der österreichischen SIS Entwicklungsabteilung SDE. Ihre zukunfts- und arbeitsplatzsichernden Forderungen wurden von der Geschäftsleitung bisher komplett ignoriert.
Die Stimmung unter den österreichischen SIS SDE Beschäftigten ist denkbar schlecht: 80% der 660 MitarbeiterInnen, die sich Anfang Dezember 2009 an einer Siemens-Befragung beteiligten, waren "eher nicht" oder "überhaupt nicht" der Ansicht, dass sich die Attraktivität von Siemens als Arbeitgeber durch "eine siche Anstellung" ergibt. 80% von ihnen beantworteten die Frage, ob durch die Befragung ein Klimawechsel angestoßen werden kann, mit "eher nein".
Diese Einschätzung schlug sich auch auf der österreichweiten Betriebsversammlung aller SIS MitarbeiterInnen am 24.02.2010 nieder. Dort votierte eine überwältigende Mehrheit der 1.600 anwesenden SIS MitarbeiterInnen für zukunfts- und arbeitsplatzsichernde Forderungen an den Vorstand. Doch dieser lehnte sie bisher de facto ab oder ignorierte sie vollständig.
Forderung 1: Zukunfts- und arbeitsplatzsichernde Geschäftsmodelle!
Im Gegensatz zu dieser Forderung ließ die weltweite SIS Geschäftsleitung die SIS MitarbeiterInnen am 18.03.2010 wissen, dass "außerhalb Deutschlands … ein Großteil des Abbaus mit 1.700 Stellen in Europa geplant (ist), weitere rund 500 Stellen betreffen die Länder außerhalb Europas …". Wir vermuten, dass dieser Stellenabbau in erster Linie die 1.600 weltweiten und 800 österreichischen EntwicklerInnen des Segments SIS SDE SVI trifft.
Dazu meinte ein aufgebrachter Teilnehmer der "ausgedehnten" Betriebsversammlung in Wien-Floridsdorf am 22.03.2010: "Wenn Löscher die Personaldaten-Bearbeitung nach USA auslagert, ist das geschäftsschädigend."
Forderung 4: Keine Teilung der SIS in mehrere Gesellschaften!
Auch bei dieser Forderung erfuhren die SIS MitarbeiterInnen am 19.03.2010 eine Abfuhr: Über die Medien, ließ ihnen der Siemens-Sprecher ausrichten, dass in Österreich 1.400 bis 1.500 MitarbeiterInnen ausgegliedert würden, der Telekombereich mit 500 bis 600 MitarbeiterInnen jedoch weiterhin bei Siemens Österreich "angegliedert" bleibe. Ein neues Management werde für diesen Teil "bis 2013/2014 die entsprechenden Geschäftsaktivitäten führen".
In der Betriebsversammlung von Wien-Floridsdorf kritisierte dies der SIS Betriebsratsvorsitzende Samadani scharf. Die SIS Kunden wollten Kontinuität und Nachhaltigkeit. Das koste sie bei Siemens zwar etwas mehr aber dafür hätten sie bisher darauf vertrauen können, dass es ihren Lieferanten in 10 Jahren immer noch gibt: "Doch dieses Vertrauen zerstört man jetzt. Die Grenze der Schädigung des Geschäfts, deren Überschreitung man mir vorgeworfen hat, übertrifft Siemens in sehr perfekter Weise. Warum? Man sagt: 600 MitarbeiterInnen bleiben bei Siemens mit einem Ablaufdatum in 3 Jahren. Welcher Kunde wird zu Siemens gehen, wenn er 10 Jahre erwartet? Welcher Mitarbeiter ist motiviert, ein Maximum an Leistung zu bringen, wenn man ihm gleichzeitig sagt, in 3 Jahren ist Schluss?"
97% der SIS MitarbeiterInnen auf den "ausgedehnten" Betriebsversammlungen von vorletzter Woche votierten jedenfalls in geheimen Abstimmungen für die unmittelbare Einleitung von Kampfmaßnahmen, wenn ihre Forderungen nicht bis zur nächsten Verhandlung am 19.04.2010 erfüllt werden. Zuvor stellen sich am 8. April 2010 die SIS Leitung sowie der österreichische Siemens Vorstand auf einer Veranstaltung in der Messe Wien den Fragen der SIS MitarbeiterInnen.