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PSE-Job in Österreich: "Nice to have!"

by Galadriel posted on 26.11.2007 23:21 last modified 28.08.2008 06:47 —

Während sich die Arbeitsmarktlage für EDV-TechnikerInnen in Österreich merklich verschlechtert wirbt die PSE-Leitung dafür, dass die KollegInnen im österreichischen Telekommunikationsbereich ihre Jobs "freiwillig" aufgeben. Die Austrittsangebote seien keine "nice to have"-Maßnahmen sondern müssten wegen der pessimistischen Geschäftsentwicklung auch genutzt werden. Sonst drohten "weit weniger kooperative Entwicklungen". Wir empfehlen, sich nicht einschüchtern oder unter Zeitdruck setzen zu lassen und den angestammten PSE-Job nicht leichtfertig oder ohne einen anderen Job aufzugeben.

Wie berichtet unterbreitet die PSE-Leitung seit Oktober den in Österreich arbeitenden KollegInnen eine Reihe von Angeboten für den Fall, dass sie bis Ende der Woche ihr Dienstverhältnis bei der PSE "freiwillig" zum Jahresende auflösen. Um dieser "Freiwilligkeit" noch ein wenig nachzuhelfen, zeichnete sie in einer letzte Woche versendeten Rundmail die Auftragslage noch einmal besonders pessimistisch.

Das Vertrauen, das viele KollegInnen nicht nur in die Fähigkeiten der PSE-Leitung sondern auch in die der Leitung der Siemens AG Österreich (SAGÖ) gesetzt hatten, die Lage ohne Kündigungsdrohungen zu meistern, wurde dadurch nachhaltig erschüttert. Während (SAGÖ)-Generaldirektorin Brigitte Ederer allen "Lieben MitarbeiterInnen und Mitarbeitern" für die "gute wirtschaftliche Situation ... ein herzliches Dankeschön" sagt, werden die PSE-KollegInnen des Telco-Bereichs in der gleichen Woche von der PSE-Leitung bezichtigt, auf eine "persönliche Strategie des 'Durchtauchens'" zu setzen.

Unsere Analysen haben jedoch ergeben, dass es sich lohnt, zumindest eine zeitlang weiter bei der PSE "durchzutauchen" anstatt kurzfristig mit einer Abfertigung/Abfindung zu überleben und langfristig nur Arbeitslosengeld zu beziehen. Solange keine besseren Alternativen in Sicht sind oder die Austrittsangebote sich nicht merklich verbessern, sollte jede(r) seine Optionen sehr genau prüfen.

Warum?

Der im Sommer 2007 leicht verbesserte IT-Arbeitsmarkt hat sich offenbar schon wieder verschlechtert. So brachte etwa der Standard am 5.11.2007 die Schlagzeile: "IT-Jobs in Österreich heuer stark rückläufig." In dem Artikel wird auf die jüngsten Erkenntnisse des Personalberaters und IT-Stellenmarktbeobachter Robert Fitzthum verwiesen. Auf dessen Homepage wird im Detail ausgeführt, dass der Stellen-Rückgang vom II. zum III. Quartal vor allem EntwicklerInnen, ProjektmanagerInnen, SAP-, Datenbank- und Netzwerk-SpezialistInnen im IT-Bereich betreffe.

Ähnliches lässt sich aber auch aus den regelmäßigen Statistiken des "Arbeitsmarktservices(AMS) über den österreichischen EDV-Arbeitsmarkt (z.B. für Oktober 2007)":../chronik/alos_edv1007.pdf/view herauslesen:

Monat 2007

Feb

Jul

Aug

Okt

AL Österreich

  1. 013
  1. 933
  1. 028
  1. 798

OS Österreich

416

571

586

466

AL/OS Österreich

4,8

3,4

3,5

3,9

AL Wien

  1. 020

985

  1. 033

947

AL Wien >=45 Jahre

276

278

299

296

OS Wien

111

214

246

126

AL/OS Wien

9,2

4,6

4,2

7,5

"AL" = beim AMS vorgemerkte arbeitslose EDV-TechnikerInnen; "OS" = Offene Stellen für EDV-TechnikerInnen

Vor allem die Zahlen von Wien beunruhigen, da hier der Löwenanteil der Stellen und Job-Suchenden im EDV-Bereich beheimatet ist. Die Zahl der Arbeitslosen pro offene Stelle im Wiener EDV-Bereich stieg hier deutlich von 4,2 im August auf 7,5 im Oktober 2007. Auch der relativ große und leicht wachsende Anteil (um die 30%) von Älteren unter den arbeitslosen Wiener EDV-TechnikerInnen gibt ebenfalls zu denken.

Wer daher meint, jetzt eines der Angebote der PSE-Leitung annehmen zu müssen, sollte sich vorher sehr gut überlegt haben, ob er/sie wegen der negativen Arbeitsmarktentwicklung das Risiko einer neuen Stelle (mögliche Kündigung in der Probezeit, Gehaltsverluste, Insolvenzen) oder längerer Arbeitslosigkeit eingehen kann.

Das Ziel der PSE-Leitung, den Personalstand um 300 KollegInnen in Österreich zu reduzieren, soll laut Betriebsvereinbarung im übrigen erst am 30.09.2008 erreicht werden. Bis dahin ist noch etwas Zeit, eingehend Job-Alternativen zu überprüfen.

Außerdem wurden beim Personalabbau 2003 auch noch nach abgelaufener Erklärungsfrist zahlreiche Austrittsverträge mit den gleichen materiellen Inhalten wie vorher abgeschlossen. Damals gab es nach dem Abbau einen Boom von Leiharbeitsverträgen, was den Verdacht nährte, dass der Abbau nur dazu diente, neues Personal mit schlechteren Verträgen einstellen zu können.

Siemens Österreich wirbt vermutlich auch heute wieder junge AbsolventInnen nur als Leihkräfte an - paradoxerweise mit dem Slogan Sie suchen Zukunft? .

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