Leserbrief Pia J.
Zum Artikel „Nicht in Polen bauen“ in der Salzgitter Zeitung vom 15. Dezember 2003
Betriebsbedingt Entlassene wie von Kündigung bedrohte Neoman-Mitarbeiter hatten zu einer Diskussion mit Mandatsträgern der Region in das Sportheim Wolfenbüttel-Wendessen eingeladen. Thema: Was kann die Politik tun, um die Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland zu verhindern?
Hier bestand die Möglichkeit, Fragen an den CDU-Bundestagsabgeordneten Jochen-Konrad Fromme und seine Landtagskollegin Britta Siebert zu stellen. SPD-Vertreter waren aus aktuellem Anlass (Steuerreformverhandlungen in Berlin) entschuldigt.
Das Sportheim war gut gefüllt und die Neoman-Mitarbeiter nutzen die ihnen gebotene Gelegenheit zwei Stunden lang, um ihren Sorgen Luft zu machen. Wann haben wir schon mal die Gelegenheit, einen Volksvertreter hautnah zu begegnen und ihm dann auch noch unbequeme Fragen zu stellen?
Wir – mein Mann und ich – haben von dieser Möglichkeit ausgiebig Gebrauch gemacht und möchten an dieser Stelle auch den Politikern danken. Es wurde durchaus kontrovers, aber auch fair miteinander gesprochen.
An dieser Stelle möchte ich vor allem denen danken, die unermüdlich dafür sorgen, dass Veranstaltungen wie diese überhaupt stattfinden können. Neoman-Mitarbeiten – ob nun bereits gekündigte oder von Kündigung bedrohte – sorgen für einen funktionierenden Informationsaustausch und stetige Zusammentreffen.
Für die Initiatoren wäre es der schönste Lohn, wenn alle Betroffenen ihr Angebot annehmen würden. Vom Betriebsrat (von Ausnahmen abgesehen) und Gewerkschaft ist – wie ausführlich in der Presse zu lesen war – ja keine Unterstützung zu erwarten.
In Begleitung von Rechtanwalt Nicolas Koch hat es eine erste demonstrative Übergabe der ersten Kündigungsklagen beim Arbeitsgericht Braunschweig gegeben. Hier sei angemerkt, dass auch Herr Koch alle Aktionen begleitet und immer ansprechbar ist.
Im Januar wird die nächste Kündigungswelle erwartet. Ich kann nur allen Betroffenen und ihren Familien empfehlen, die Informationsangebote und Gelegenheiten für Zusammentreffen zu nutzen.
Bei einer Weihnachtsfeier sind schon wieder sehr konkrete und gute Schritte für ein weiteres Vorgehen in unserer misslichen Lage besprochen worden. Ich möchte allen Betroffenen, die den Weg noch nicht gefunden haben, Mut machen und sie einladen, dazu zu kommen.
Denn: geteiltes Leid ist halbes Leid, aber geteilte Freude ist doppelte Freude. Pia J., 38159 Vechelde
Dieser Leserbrief wurde am 31.12.2003 in der Salzgitter Zeitung unter der Überschrift „Betroffene bei Neomann sollten Hilfsangebot annehmen“ veröffentlicht.