Große Unterstützung für Fujitsu-Protest
Der Link zu dem Artikel: http://netkey40.igmetall.de/homepages/paderborn/aktuelles/vieluntersttzungfrfujitsuproteste.html
Der Kommentator des WDR Fernsehens bringt Sinn und Zweck dieser Protestaktion sofort auf den Punkt wenn er gleich zu Beginn des Beitrags sagt:
„Es ist alles entschieden, zu spät um für den Erhalt der Arbeitsplätze zu kämpfen, zu spät um noch Forderungen durchzusetzen. Die Demonstranten wissen das, sie sind auf der Straße weil sie wütend sind.“
Seine Sätze werden auch sofort von einer befragten Beschäftigten bestätigt.
Es ging bei diesem Protest, genau so wie auch bei den Protesten zuvor auf dem Firmengelände, nur darum, Dampf abzulassen und seiner Wut Ausdruck zu geben. Zusätzlich wurde auch ein wenig Werbung für die IGM gemacht damit der Eindruck entsteht: „die tun etwas für die Beschäftigten“.
Aber warum spricht der Vorsitzende des Betriebsrats, Andreas Ziebarth, noch von einem Kampf um jeden Arbeitsplatz? Leidet er unter Realitätsverlust?
Er hat bestimmt Recht, wenn er behauptet, dass eine große Zahl der Beschäftigten bereit ist, mit ihm zusammen um jeden Arbeitsplatz zu kämpfen. Aber sind Andreas Ziebarth und der BR in Paderborn auch dazu bereit oder waren sie es jemals?
Das ist schwer zu glauben, viele Fakten sprechen dagegen:
- Der Betriebsrat in Paderborn gibt sein Recht auf Verhandlung des Interessenausgleich und Sozialplan an den Gesamtbetriebsrat ab, ohne detaillierte Begründung vor den Beschäftigten und ohne das mit ihnen zu diskutieren.
Dabei spricht vieles dafür, dass der lokale Betriebsrat in Paderborn für diese Verhandlungen zuständig sein kann, wenn er das auch selber möchte. Über die Gründe haben wir bereits ausführlich in unserem Blog berichtet.
Die Verhandlungsposition des Betriebsrats in Paderborn wäre deutlich besser als die des GBR: er hat nichts mehr zu verlieren, kann nicht mehr von Fujitsu durch die Androhung von weiterem Abbau von Arbeitsplätzen erpresst werden, falls er nicht auf Bedingungen von Fujitsu eingeht. Solche erfolgreichen Erpressungsversuche durch Fujitsu hat es bereits beim Abbauprogramm JUPITER gegeben!
Warum verschenkt der Betriebsrat diesen Verhandlungsvorteil und kämpft nicht dafür, notfalls sogar vor dem Arbeitsgericht? - Seit der Verkündung der Betriebsschließung am 19.10.2015 hat es keine Betriebs- oder Infoveranstaltung in Paderborn gegeben. Der Betriebsrat ist an keiner Diskussion mit den Beschäftigten interessiert. Wie kann er dann ihre Interessen vertreten, wenn er die gar nicht kennt?
Aus der Presse müssen die Beschäftigten erfahren, das auch wieder über eine Beschäftigungsgesellschaft verhandelt wird. Nur, welchen Sinn macht eine Beschäftigungsgesellschaft noch bei einem Durchschnittsalter der Beschäftigten mit deutlich über 50 Jahren? Wollen die betroffenen Beschäftigten überhaupt eine Beschäftigungsgesellschaft oder nicht doch noch lieber etwas mehr Geld als Abfindung? Warum soll noch der Betreiber einer Beschäftigungsgesellschaft (unnötig) am Leid der Gekündigten mit verdienen? - Der Betriebsrat in Paderborn belügt die Beschäftigten:
Zuerst wurde behauptet, man wisse nicht, warum die Geschäftsleitung von Fujitsu am 19.10.2015 eine Infoveranstaltung macht; an dem Tag wurden dann die Betriebsschließungspläne verkündet.
Dann gab man zu, doch bereits am 28.9.2015 von den Plänen erfahren zu haben, man aber nicht wusste, ob man was sagen darf.
Andere, zuverlässige Quellen berichten aber, dass der Wirtschaftsausschuss des GBR bereits Wochen zuvor von Fujitsu über die Schließungspläne informiert wurde. Andreas Ziebarth als Mitglied des WA wusste danach also bereits frühzeitig Bescheid!
Auch die IGM gibt sich kampfbereit, aber warum kämpft sie nicht um die Arbeitsplätze?
Warum gab und gibt es keine Protestaktionen in den Betrieben in Augsburg, München und Sömmerda, die ebenfalls vom Arbeitsplatzabbau betroffen sind?
Warum ruft die IGM nicht zu Arbeitsstreiks auf, Flächendeckend in allen deutschen Betrieben? 2013 haben bereits fast 1000 Beschäftigte bei Fujitsu in Deutschland ihren Arbeitsplatz verloren durch das Massenentlassungsprogramm JUPITER. Da war von der IGM nichts zu hören! Jetzt sollen weitere fast 700 Beschäftigte bei Fujitsu in Deutschland ihren Arbeitsplatz verlieren und die IGM schaut nur zu.
Wessen Interessen vertritt diese Gewerkschaft eigentlich noch?
Und was ist mit den Betriebsräten in den Betrieben in Augsburg, München und Sömmerda, die ebenfalls vom Arbeitsplatzabbau betroffen sind? Insgesamt etwa 100 Arbeitsplätze sollen dort abgebaut werden. Diese Betriebsräte tun so, als gehe sie das alles nichts an, geben die Verantwortung an den GBR ab und gehen zur Tagesordnung über. Bestenfalls wird noch so etwas wie Solidarität mit den Beschäftigten in Paderborn geheuchelt, insgeheim sind sie aber bestimmt froh, dass ihr Betrieb nicht geschlossen werden soll und sie damit ihren komfortablen Arbeitsplatz behalten können.