ERA bei DC Berlin... Kritik(er) unerwünscht
Veranstaltung zum Thema ERA bei DC, März/April 2007
Beim 3. Berliner Treffen waren wieder 15 Leute anwesend. Als Gäste hatten wir Kollegen von Daimler Marienfelde und Daimler Hamburg/Harburg eingeladen. Thema war ERA am Beispiel DC.
Kurz nach Beginn der Veranstaltung kamen "uneingeladen" die Betriebsratsvorsitzende von DC Marienfelde mit 2 ihrer Mitstreiter hinzu, was den Verlauf der Diskussion natürlich entsprechend beeinflusste, aber auch deren Haltung entlarvte.
Zu Beginn berichtete der Kollege über die Entwicklung bei DC Marienfelde. Bereits im November 2006 kam es in Marienfelde zu einer spontanen Arbeitsniederlegung. Ca. 350 Kollegen wollten sich beim BR über die Zuordnungen und ihre durch ERA nun neuen und zum Teil um hunderte von Euro niedrigeren Eingruppierungen beschweren und informieren. Gemeinsam wurde eine ERA-Sprechstunde besucht, die in einem Marsch zur Werksleitung mündete. Die Kollegen versuchten, eine Betriebsversammlung zu organisieren, der Rest des BR war leider dagegen. Es "passte nicht". Daraufhin wurde eine Unterschriftensammlung mit dem Ziel einer außerordentlichen Betriebsversammlung zum Thema ERA, gestartet, fast 1000 Kollegen unterschrieben, der BR war weiterhin nicht zu bewegen. Es passte wieder nicht. Also mussten die Kollegen einen Anwalt beauftragen. Am 20.2.07 gab es eine außerordentliche Mitgliederversammlung im Werk Berlin, auf der viele Kollegen gegen ERA protestierten, am 21.3.07 war eine ordentliche Betriebsversammlung. Seit dem wird 2 BR-Mitgliedern seitens der IGM gewerkschaftschädigendes Verhalten vorgeworfen, vom 2. Bevollmächtigten der IGMetall Berlin wurden die 2 aufgefordert in die Verwaltungsstelle Berlin zu kommen und Stellung zu nehmen. Diese Aufforderung haben sie schriftlich beantwortet und sich den Angriffen widersetzt. (ausführliche Dokumentation unter http://www.labournet.de/branchen/auto/dc/berlin)
Der Hamburger Kollege schilderte noch mal die Entstehung von ERA (siehe auch Artikel in express 2/2007) und das Problem, was bei der Umsetzung in den Betrieben aufgetreten ist. Es gibt viele Unsicherheiten bezüglich der Eingruppierungen, mangelnde Schulungen, viele Einwände wurden nicht richtig bearbeitet, problematisch sind auch die künftigen Tarifrunden, wenn die Leute jetzt schon eine feste Eingruppierung auf Jahre haben.
Die Betriebsratsvorsitzende und ihre Mitstreiter griffen das Auftreten der Kollegen im Werk Berlin an, sie vertraten, dass die Unterschriftenliste manipuliert sei, sie hätten auch Kollegen befragt, die zwei würden die Kollegen aufhetzen, Mittel wie Flugblätter und Presse seien nicht angebracht, es hätte keine Kritik an ERA gegeben, sie hätten erst durch die Presse davon erfahren, das sei Spaltung, man müsse hinter "unserem Tarifvertrag" stehen. Diesen hätten "wir" abgeschlossen, also kann man ihn auch nicht kritisieren.
Äußerst deutlich wurde bei der Veranstaltung das Verständnis der Co-Manager bezüglich kritischer Meinungsäußerungen. Wenn 1000 Kollegen ihr Recht auf eine Betriebsversammlumg wahrnehmen wollen (was ja im Betriebsverfassungsgesetz festgeschrieben ist) und es dem BR-Vorsitz nicht passt, dann wird mit allen Mitteln geschossen, und das Recht der Kollegen mit Füßen getreten. Dieser Fall ist nicht der erste, der mit dem Hammer einer "Disziplinierung" und eventuellen Auschlussverfahren bedroht wird.
Forum Betrieb, Gewerkschaft und soziale Bewegung Berlin
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