Wir
streiken !
Für
die aktuelle Ankündigung neuer Streiks der GDL ist das Scheitern der
Tarifverhandlungen zwischen GDL und DB AG verantwortlich. Gescheitert
ist der Versuch der DB Manager, die Tarifverträge der GDL und EVG
zukünftig inhaltsgleich zu gestalten. Was jedoch den Verlust der
Eigenständigkeit der einen wie auch der anderen Gewerkschaft zur
Folge hätte.
Die
im Jahr 2007/08 erkämpfte Eigenständigkeit der GDL wird und darf
wohl nicht infrage gestellt werden. Sonst wäre die GDL vielleicht
ein toller Kegelverein, aber keine Gewerkschaft mehr die die
Interessen und Forderungen seiner Mitglieder mit ihnen zusammen
vertritt. Der aktuelle Vorschlag der DB AG stellt genau diese
Interessenvertretung der Gewerkschaften infrage. Es soll bei den
Tarifverhandlungen nicht mehr nur allein nach dem Willen der
Gewerkschaften (GDL/EVG) gehen die dort den Willen ihre Mitglieder
vertreten, sondern jeweils eine weitere Gewerkschaft (EVG/GDL) soll
bei zukünftigen Tarifverträgen auch über die Mitglieder der
anderen Gewerkschaft entscheidend mitbestimmen.
Der
FDGB soll so bei der Deutschen Bahn seine Wiedergeburt erfahren. Die
Manager der DB eilen damit der gesetzlichen Tarifeinheit der
Bundesregierung voraus. Wen wundert es, denn die Bundesregierung
beherrscht ja bekanntlich die Deutsche Bahn AG zu 100%. Diesem
politischen Einfluss auf uns und dem diesbezüglichen Gehorsam des DB
Managements gilt es sich nun entschlossen entgegenzustellen.
„Verhandlungen
laufen nicht nach dem Prinzip 'Pistole auf die Brust'“, erklärte
Bahnvorstand Ulrich Weber. Scheinbar doch, denn bei jeder weiteren
Arbeitsverdichtung, bei jeder 10 – 12 Stundenschicht und bei jeder
neuen noch so obskuren Weisung an uns fragt oder verhandelt der
Arbeitgeber nicht mit uns, sondern setzt uns die Pistole auf die
Brust und drückt ab. Mit einem Streik haben wir jedoch den Finger
auf dem Abzug der Pistole!
Ein
Streik ist jedoch kein Spaziergang, für keinen von uns. Und doch
besitzen wir mit einem Streik als Beschäftigte die Möglichkeit und
auch Macht den uns Vorgesetzten und Managern im DB Konzern unsere
Forderungen sehr deutlich zu machen. Auch wenn wir vielleicht keinen
direkten Einfluss auf den Fortgang der Tarifverhandlungen haben, so
können wir mit einem Streik jedoch unseren Willen demonstrieren,
dass es so wie bisher nicht weitergehen kann. Unseren
Gewerkschaftsvertretern können wir mit unserem öffentlichen Protest
für die nächsten Verhandlungsrunden den Rücken stärken. Auch
gegenüber den Medien und dem DB Management können wir so in aller
Öffentlichkeit den berühmten Mittelfinger zeigen.
Am
08. November 2014 haben wir für eine Zusage, neben den Lokführern
auch weitere Berufsgruppen von der GDL tarifieren zu können, und für
eine ungestörte Luftballonparty an der Berliner Mauer der ehemaligen
FDJ Sekretärin unseren Streik abgebrochen. Erhalten haben wir jedoch
bisher nichts, als eine Hand voll Euro (750) die wir selber in den
letzten Jahren durch unsere tagtägliche Arbeit längst
erwirtschaftet und verdient haben.
Jeder
von uns sollte aus seinem Arbeitsalltag her wissen wofür sie/er
streiken würde. Nutzen wir einen möglichen Streik um unsere Faust
oder auch auch unseren Mittelfinger zu erheben!
Das Recht auf
Streik gehört nicht nur der GDL. Das Recht auf Streik sollte allen
gehören die mit ihrer Situation nicht länger leben können!
Die
GDL sind ihre Mitglieder!
Wenn
wir nun wieder Züge stehen lassen, weil zuvor ein weiterer
Streikaufruf an uns erging, die BILD Zeitung & Co vom Untergang
des Abendlandes schreiben und viele Fahrgäste nicht wie gewohnt an
ihr Ziel kommen, dann ist das eine Herausforderung für jeden
Beschäftigten von uns bei der Deutschen Bahn. Aber es wird wohl
wieder auch eine mediale Hetzjagd auf die Vertreter der GDL geben.
Geschürt von der Gegenseite (DB und Politik) über ihre Medien.
Es
soll nach ihrem Willen keinen Widerstand gegen eine
Unternehmenspolitik geben die auf Kosten der Beschäftigten
ausgerichtet ist, der sich wie ein Virus in andere Gewerkschaften und
Betriebe ausbreiten könnte. Schon gar nicht soll es einen
wirkungsvollen Streik geben, der nicht nur als nette Showeinlage
gedacht ist. Gerade wenn es dem Unternehmen und insbesondere der
Wirtschaft weh tut, die Manager nicht mehr in der ersten Klasse zu
ihrem Meeting reisen können und ganze Belegschaften verspätet zu
ihrer Sklavenarbeit erscheinen, dann werden Mittel und Wege in
Bewegung gesetzt diesen Streik zu brechen.
Schafft
es die Bahn und Politik nicht über ihre Medien eine öffentliche
Meinung gegen einen Streik zu produzieren, dann greift man sich
einzelne Frontfiguren dieses Streiks, um den Streik zu beenden.
Finden sie eine angreifbare Person in den Reihen der GDL, so werden
sie diese Chance für sich nutzen. Unser Ego, eines jeden von uns,
ist nur zu oft genau der Punkt bei dem wir angreifbar sind. Auch ein
Bundesvorsitzender der GDL ist nur ein Mensch mit Stärken und auch
Schwächen. Und der Angriff beginnt immer an der schwächsten Stelle.
Um
so wichtiger ist es bei einem Streik öffentlich und deutlich
aufzuzeigen, dass die GDL nicht der Bundes Claus allein ist, sondern
die GDL all ihre Mitglieder im ganzen Land sind. Verstecken wir uns
während eines Streiks als Mitglieder der GDL auf Hinterhöfen, in
Kneipen oder auf dem heimatlichen Sofa, dann geben wir damit den
Bundesvorsitzenden der GDL der Gegenseite und ihren Medien preis. In
jeder Schlagzeile in der es allein nur um den Bundes Claus der GDL
geht, wird nichts davon stehen was unsere eigentlichen Forderungen
sind und wie unsere tatsächliche Situation als Beschäftigte der
Deutschen Bahn aussieht.
Jeder
allein auf eine Person bezogener Streit und Fight hilft von den
eigentlichen Problemen und Ursachen abzulenken. Um so wichtiger ist
es, dass nicht allein nur ein Schuldiger in einer Auseinandersetzung
gesucht wird, sondern die eigentlichen Ursachen dafür gesucht und
gefunden werden. Im Fall der laufenden Tarifauseinandersetzung ist
nicht der Bundes Claus das Problem, sondern allein die
Unternehmenspolitik all der kommenden und gehenden Manager und
Politiker die uns seit der Privatisierung der Bahn für ihre Gewinne,
Boni und Renditen mit immer unerträglicheren Arbeitsbedingungen und
Lohneinbußen bluten lassen.
Eine
Ursache dafür sind aber auch so einige Gewerkschaftsvertreter und
Betriebsräte die es erst soweit haben kommen lassen, wo wir heute
angekommen sind. So wäre heute jeder Streik überflüssig und
vermeidbar, wenn uns die Politik 1994 nicht verkauft und privatisiert
hätte und all die kommenden und gehenden Managern bei der Deutschen
Bahn dieses unheilige Gebaren nicht mitgetragen hätten. Mit uns als
Staatsbedienstete wäre bei der Bahn kein Streik möglich, mit einer
an der Bahn ausgerichteten Unternehmenspolitik müsste keine Rendite
von 11% auf unsere Kosten von den DB Unternehmen an den Konzern
abgeführt werden.
Fragen
wir nicht nach einem Führer der uns aus unserer Situation heraus und
in das nächste Verderben hinein führt, sondern fragen wir uns als
Beschäftigte und Gewerkschafter, was sind wir bereit zu leisten, um
unsere Situation zu verbessern. Die Klagemauer hat noch keinem dabei
geholfen, so wie es auch kein Kirchturm bisher schaffte. Es sind wir
selber, mit unserem Willen und unserer Entschlossenheit für unsere
Zukunft und unser Wohlergehen zu kämpfen.