Vertrauen als Bagatellsache
Emmelys Verdachtskündigung wurde erneut in Anne Wills ARD Sendung thematisiert, die diesmal im Titel auf den Bulettenfall anspielte, bei dem eine 34 Jahre tätige Sekretärin eine Bulette von einem Buffet vernascht hatte. Als Erfolg verbuchte Frau Will, dass der Bauverband Westfalen die Kündigung zurückgenommen hat.
Wenn die Rücknahme der Kündigung erst auf öffentlichen Druck erfolgte, bestätigt auch dieses Beispiel, wie sehr die Einstellung in Betrieben gegenüber ihren Beschäftigten sich geändert hat, die häufig nur versuchen, langjährige Mitarbeiter mit Bagatellvorwürfen zu entsorgen. Firmen feiern steigende Aktienkurse mit Entlassungen und etliche RichterInnen billigen sogar Verdachtskündigungen ohne selbst sicher zu sein, mal einen dienstlichen Kugelschreiber privat genutzt zu haben.
Der in der Sendung anwesende Arbeitgeberpräsident wusste nur entgegenzusetzen, dass Verallgemeinerungen nicht gut sind. Das BAG wird in Emmelys Fall das Thema der Verdachtskündigung allgemein behandeln. Die in der Sendung ebenfalls anwesende ehemalige Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin empfahl, Bagatelle wie in anderen Rechtsgebieten mit Augenmaß und Betrachtung der Verhältnismäßigkeit zu betrachten.
Der ebenfalls in der Sendung eingeladene Kaiser's Regionalmanager Tuchlensky, der Emmely auf Verdacht fristlos gekündigt hatte, bestätigte sein Vorgehen und hielt es für gerecht und für eine vertretbare Unternehmenskultur, bei sich widersprechenden Aussagen denen zu glauben, die seine Ansicht bestätigen und Emmelys Existenz vernichten.
Diese Sendung zeigte erneut, wie Emmelys Fall öffentlich diskutiert wird und wie dringend eine neue Rechtssprechung im Arbeitsrecht bei Bagatellen notwendig ist, während der Kündigungsschutz von der neuen schwarz-gelben erneut zur Diskussion gestellt wird.