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Trotz Alledem - Über den Tellerrand - Lesen - Diskutieren - Lernen

erstellt von Administrator zuletzt verändert: 28.07.2009 11:51
In der Besprechung der Zeitung "Trotz Alledem!", Nummer 51, Mai 2009 wird das AEG-Buch als "sehr lebendige, umfangreiche Dokumentation des AEG-Streiks" bezeichnet und es werden zwei Textauszüge veröffentlicht, um zur Auseinandersetzung anzuregen.

Das Buch ist eine sehr lebendige, umfangreiche Dokumentation des AEG-Streiks. Die Chronologie des Streiks und seine Vorgeschichte, Überlegungen über verschiedene Aktionsformen, sowie Rückblicke auf die Erfahrungen und Ausblicke für kommende Klassenkämpfe sind Schwerpunkt des Buches. Eindringlich, durchaus widersprüchlich und kritisch werden diese in Interviews mit AEG-Streikenden, Vertrauensleuten sowie Streikunterstützern, sowohl Einzelpersonen als auch Organisationen vermittelt. So z.B. in einem Gespräch mit der Organisierten Autonomie betitelt: "'Wir wollen die Stimmung im Stadtteil verändern' - wie erfolgreiche Basisarbeit aussehen kann."

 

Zielsetzung der Redaktion "Druckwächter" ist: "Wir hoffen, dass die hier vermittelten Erfahrungen und die Einblicke in verschiedenste Unterstützungs- und Aktionsformen jenseits herkömmlicher Gewerkschaftsrituale Anregungen auch für zukünftige Streiks und soziale Kämpfe von unten geben können."  Zwei Textauszüge als Anregung sich mit dem Buch auseinanderzusetzen:

 

Huseyin (AEG-Kollege): Da war nicht viel organisiert. Als ein Tag gestreikt wurde und gesagt wurde, dass 24 Stunden die Bänder stillstehen, da war nichts organisiert. Da ist keiner in die Abteilung gekommen und hat gesagt: Okay, morgen ist da was los, ... haben Flugblätter verteilt: Donnerstagmorgen wird alles still gelegt. Okay, dann haben wir 24 Stunden gestreikt. Organisation war das nicht. Vor der Weihnachtszeit ... keinen Tag haben die Leute mehr gearbeitet, haben gesessen, die haben Bänder angehalten. Aus dem Bereich Waschmaschine sind immer Leute zur Information zum Betriebsrat gegangen. Ehrlich, das hat schon ein bisschen Spaß gemacht. Da war richtig Feuer gewesen, da haben die Leute so bis neun Uhr gearbeitet, dann sind sie eine Stunde auf den Hof gegangen und haben so eine Show abgezogen. ... Aber Organisation kann man nicht sagen, da war keine Organisation. Es hat keine Leute gegeben, die uns gesagt haben: Leute geht mal raus. Die Leute sind selber rausgegangen.

Was würde ich anders machen? Ich werde mehr riskieren bis es nicht mehr geht, wie in Frankreich, zum Beispiel, wo auch die Firma Danone gekämpft hat, 21 Monate. Da würde ich alles auf eine Karte setzen, ... riskieren, und am Ende kann es sein, ich bin stolz, wir haben gekämpft, wir haben am Ende alles gegeben, aber mehr als das war nicht rausgekommen (S. 74)

 

Tim (Streikunterstützer): Ich wage mal zu behaupten, das es die Hälfte etwa war der Belegschaft. Mir sind am kämpferischsten die ausländischen Mitarbeiter aufgefallen. Also da war richtig Biss dahinter. Die, die in der ängstlichen Phase waren, sagen wir mal logischerweise schon Existenzängste hatten, die haben sich ziemlich aus dem ganzen Geschehen rausgehalten, die waren sowieso krank geschrieben. Die sich kämpferisch gezeigt haben und hoch motiviert waren, die haben sowieso die Streikschichten übernommen, und die würden wahrscheinlich heute noch streiken. Der Kampfgeist hat bei denen überwogen. Die haben sich gesagt: ich bleibe hier an der Feuertonne bis zum Sommer oder bis sie mich hier wegtragen, wenn ihr was von mir wollt. Je mehr es dann zu Ende gegangen ist, umso mehr hat es sich dann bei den Aktiven nochmal gesteigert, mit jeder Unwahrheit. (S. 86)

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