Ostdeutschland contra Westdeutschland contra Electrolux
erstellt von dave
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zuletzt verändert:
22.08.2008 18:03
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Welch „emotionaler“, „Heldenhafter“ Kampf einiger hundert Mitarbeiter eines großen Unternehmens in der wirklichen Welt. Hoch gepeitscht von Rundfunk und Fernsehen, eine ganze Nation zum Boykott aufrufend, und scheinbar die eigenen Sprüche aus der Wendezeit verdrängt zu haben. Habt Ihr im „goldenen Westen“ nicht voller Unverständnis auf die Proteste vieler 10.000er Menschen im Ostern reagiert, die sich verzweifelt gegen die Reihenweise Schließung ganzer Industriezweige wehren wollten? Habt Ihr uns nicht erklärt, dass es keinen Sinn macht Firmen künstlich am Leben zu halten, nur damit die Menschen in der Region ihrer gewohnten Arbeit nachgehen konnten? Habt Ihr schon die Worte vergessen mit denen Ihr uns „Ostdeutschen“ erklärt habt, dass man um bestehen zu können bereit sein muss flexibel zu sein? Ihr seid ein paar hundert Menschen, die sicher in jeder Region Deutschlands Fuß fassen könnten, wenn Ihr flexibel genug seid. Ich habe in Halle Saale bis zur Wende 15 Jahre in einem Betrieb gearbeitet, der mit der Wende von einem „großherzigen Westdeutschen“ gekauft wurde. Kein Jahr nach dem Kauf waren von den knapp 6000 Beschäftigten noch 900 in Arbeit. Ein weiteres Jahr später, wurde diesen angeboten, der ausgelagerten Produktion in den „goldenen Westen“ zu folgen………. Tausendfache Praxis zwischen 1990-1995 !!!! Für die meisten Familien war das nicht möglich. Ich habe nie in Funk und Fernsehen einen Aufruf zu Boykott gehört. Auch die 25.000 Arbeiter aus Buna und Leuna hatten keinen öffentlichen Leumund. Was waren die Kommentare der „guten Westdeutschen“? Lernt arbeiten und werdet kein Volk der Heulsusen!!! Das waren die guten Ratschläge. Vielleicht denkt ihr „armen Wessis“ mal daran, was man dem Osten Deutschlands angetan hat. Ihr seid also nicht ganz alleine mit diesem Schicksal So, nun könnt Ihr gerne anfangen zu schimpfen und alle „Ossis“ zu verfluchen! Andreas
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Ach weiste... Dass bei der Abwicklung der DDR zu wenig Gegenwehr da war - im Westen wie im Osten - sollte Dich doch nicht dazu bringen wild zu werden wenn sich mal endlich was tut. Kleiner Tipp: Kämpfen ist gut gegen Frustration.
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Gegen wen sollten wir denn kämpfen?????? Gegen 65 Mio. Westdeutsche, die uns als willkommenes Opfer gesehen haben? FAST alle habe doch ihr Geschäft mit den blöden Ossis gemacht. Was hatten 17 Mio. Menschen für Chance gegen 1000 koruppte Politiker und Wirtschftsbosse? KEINE !!! Genau wie der Ausverkauf von AEG nicht zu stoppen ist. Mich ärgert, dass hier mit zweierlei Maß gemessen wird. Wir Ossis haben eine Rechnung gezahlt, deren Höhe wir nicht einschätzen konnten. Uns hat nur einer geholfen. Und das war ein Hallenser!!! Hans Dietrich Genscher. Er ist dem Leiden der Menschen mit menschlichkeit begegnet. Alle anderen waren und sind verlogen. Allen voran die IGM. Aber das ist Lehrgeld, dass auch AEG zahlen wird. Übrigens: Ich bin seit 14 Jahren sehr erfolgreich Selbständig. IN HOLLAND!!!! Viel Spaß noch beim Kampf gegen die Frustration........ Andreas
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Das ist ein gewaltiger Irrtum! Ich habe das konkret in Rostock an der Warnow-Werft erlebt. Zuerst wurde outgesourct. Die Ingenieure durften dieselbe Arbeit als Zulieferer "selbständig" wesentlich billiger machen. Dann wurden Entlassungen durchgeführt, bis sich Kvaerner das Filet unter den Nagel riß. Es folgte der übliche Konkurrenzkampf auf dem Weltmarkt mit dem Hinweis, daß "die Japaner" der Gegner seien und daß man entsprechende Unterstützung von der EU brauche. Der Kampf der Werftkollegen wurde dann auf diese Mühlen geleitet. Folglich gabs die nächsten Entlassungen, damit das Filet für Aker schmackhaft wurde. Die habens jetzt. Das Werk lebt nach wie vor, produziert Höchstleistung und die Kollegen haben keinerlei Sicherheit, schlechtere Löhne und Arbeitsbedingungen und allen Grund, ihre gemachten Erfahrungen in diesen Aufschwung des Kampfes der Arbeiter einzubringen. Dazuhin haben sie die Erfahrungen aus den positiven Anfängen der Entwicklung des Sozialismus (teilweise wurde dort der Film: Ernst Thälmann - Sohn seiner Klasse gedreht) und sie haben die Erfahrung, wie 1953 ihr Widerstand unterdrückt wurde und wie das Ganze verkommen ist. Und dazu noch die Erfahrung der Wende. Hier ist nichts tot!! Im Gegenteil - lebendiger gehts nicht! Gruß Friederike
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Andreas erzählt Märchen! Es waren keine "65 Mio. Westdeutsche, die uns (Andreas meint hier die DDR) als willkommenes Opfer gesehen haben". Das waren die Banken und Konzerne die den Kahlschlag jenseits des Rennsteigs betrieben haben! Und die Banken haben sich die Stillegung der DDR von den westdeutschen Arbeitern mit der Sonder-Steuer "Solidartäts-Zuschlag" und mit einer gesteigerten Inflation finanzieren lassen. Die DDR war, trotz aller Mängel, auf Platz 13 der Industriestaaten, - also ein lästiger Konkurrent für westdeutsche Konzerne. Und von "Heulsusen" hat nur die westdeutsche Asphalt-Presse gesprochen. Und die ist ja auch nur wieder Sprachrohr von Banken und Konzernen. Und es haben sich sehr wohl Westdeutsche immer wieder gegen die Zerschlagung der DDR gewendet: Am bekanntesten war wohl die Aktion mit dem "Anachronistischen Zug". (Eine Art fahrbare Demonstration auf alten Militärfahrzeugen quer durch die Städte der DDR) Und gerade an der Vorbereitung und Durchführung des anachronistischen Zugs waren hier aus Nürnberg Kollegen und Kolleginnen von **AEG-Hausgeräte, AEG-Kanis,** Siemens, Bosch, usw. beteiligt. Wir haben euch also bestimmt nicht verflucht! **Also hör auf, hier die AEGler zu beschimpfen.**
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Nun habt ihr doch was ihr wollt. Ihr bekommt alle einen riesigen Berg Kohle. Den gab es bei uns im Osten nicht. Ihr seid alle Gewinner!!!
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Seid ich in Rostock lebe, hat mich interessiert, wie die Menschen dort mit ihrer Geschichte umgegangen sind, mit ihren Erfahrungen. Es gibt einen beträchtlichen Teil der, um es mit einem Song auszudrücken, sagt, "wollten wir nicht viel mehr?" Es gibt einen großen Teil, der hell empört ist, wie man die Menschen behandelt - hier ist noch eine Funke sozialistischen Denkens, daß der Mensch das Wichtigste ist. Und es gibt Menschen wie Andreas, die strikt nach dem Prinzip des kleineren Übels vorgehen - das als Weg für Alle propagieren und ihn selber gehen. Er ist sozusagen ein Opfer des "Tals der Ahnungslosen", denn auf der Westseite wurde dieser Weg jahrzehntelang gegangen, mit dem heutigen Ergebnis von Hartz IV, der heimlichen Unterstützung des Irakkrieges, und jetzt der offenen angriffe auf die Lebenslage der Menschen. Lieber Andreas, mit einem "Haufen Kohle" kann man zwar kurzfristig Widersprüche dämpfen, Menschen ruhigstellen, aber man kann damit kein einziges Problem ernsthaft lösen. Dazu brauchts ein bißchen mehr, als einen "Haufen Kohle". Gruß Friederike
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