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Siemens-Fabrik in Griechenland besetzt

erstellt von dave — zuletzt verändert: 14.12.2008 12:01
Am 19.09.2008 traten die 231 Arbeiter und Angestellten der Siemens-Fabrik in Thessaloniki in einen selbstständigen Streik. Die Hardware-Produkte herstellende Fabrik in Nordgriechenland gehört zu der Sparte Siemens Enterprise Communications (SEN). Das Unternehmen war eine 100%ige Tochter der Siemens AG mit Hauptsitz in München, bis die Aktionärsversammlung von Siemens Ende Juli 2008 beschloss, 51% der Tochtergesellschaft zum 30. September 2008 an den US-Finanzinvestor Gores zu verkaufen, der auf 'Umstrukturierung und Wiederverkauf' spezialisiert ist. Netzwerk IT sprach am 31. Oktober 2008 mit zwei Arbeitern der besetzten Fabrik.

Das Siemens Enterprise Communications erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2007 einen Umsatz von rund 3,1 Milliarden Euro erzielte und hatte Ende Februar 2008 weltweit 17.600 Beschäftigte. Mittlerweile sind davon nach Entlassungen allerdings nur noch 15.000 übrig geblieben. SEN  ist nach dem Verkauf also ein Joint Venture zwischen The Gores Group und der Siemens AG, wobei Gores 51% der Anteile und Siemens 49% besitzt. Auch die Siemens-Werke in Leipzig (Deutschland), Curitiba (Brasilien) und Thessaloniki (Griechenland) gingen in den Besitz der neuen Firma über, wobei es für die Zukunft des griechischen Werkes am schlechtesten aussieht und insgesamt mit weiterem massiven Stellungsabbau zu rechnen ist.

 

Schon vor der Bildung des Joint-Venture hatte der Siemens-Finanzchef Joe Kaeser angekündigt, den Personalstand auf 11.000 zu verringern und durch die Fusion sowie die Auswirkungen der weltweiten Überproduktionskrise werden mit Sicherheit noch viel mehr Kollegen auf die Straße gesetzt. Es regt sich jedoch bereits Widerstand gegen die drohenden Massenentlassungen und Werksschließungen.

Schon im Februar 2008 hat der Siemens-Konzern angekündigt, dass sie angeblich einen Investor suchen, dem sie die Produktionsstätte in Thessaloniki verkaufen können. Aber das diente nur als Vorwand der verantwortlichen Manager, um die Schließung der Fabrik vorzubereiten. So kam es nicht sehr überraschend, als die Siemens-Manager den Beschäftigten des Werkes in Thessaloniki am 19. September 2008 verkündeten, dass die Fabrik geschlossen wird. Zwei Drittel der Arbeitskräfte sollten bereits zum 31. Oktober fristlos entlassen werden und der Rest von Februar bis April 2009.

 

Als Grund für die Schließung gibt Siemens an, SEN hätte tiefrote Zahlen verursacht – als ob die Kosten von 2,6 Milliarden für die Compliance (Regelüberwachung) keine Kosten sind. Auch die Rückstellung von einer Milliarde für die Korruptionsvorgänge, um Strafen an die SEC zu zahlen, spielt anscheinend keine Rolle. Außerdem handelt es sich bei dem Werk in Thessaloniki um ein profitables Unternehmen und immerhin hat Siemens für das ganze Geschäftsjahr 2007 insgesamt einen Nettogewinn von rund 5,9 Milliarden ausgewiesen.

In der Elektro-, Elektronik und Elektrogerätebranche ist die deutsche Siemens AG mit ihren weltweit rund 400.000 Mitarbeitern den Angaben von Fortune zufolge heute weltweit die Nummer eins. In der Rangliste der größten Monopole der Welt war Siemens 2005 auf Platz 21 und nimmt heute den Platz 37 ein. Der Konzern ist auf den Gebieten Industrie und Energie sowie im Gesundheitssektor tätig.

 

Die Kollegen nahmen die Schließung nicht einfach hin und die Belegschaftsversammlung beschloss sofort nach der Verkündung des Schließungsbeschlusses, in einen unbefristeten Streik zu treten. Diese Entschlossenheit der Belegschaft, sofort in den Streik zu treten, ist vor auch allem deswegen bemerkenswert, da es in der Fabrik bisher keine Kämpfe oder gewerkschaftliche Arbeiterstreiks gab und die Beschäftigten somit über keinerlei Erfahrungen verfügen.

Das erklärte Ziel der streikenden Arbeiter und Angestellten besteht darin, die Schließung der Fabrik zu verhindern.

 

Kontakte:

  • Siemensarbeiter-Solidaritäts-Gruppe   noulasnikolaos@yahoo.gr
  • Harilaos Markopulos                                spiderth@otenet.gr

 

 

 

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