Bundesarbeitsminister Franz Müntefering hat einen Brief an den Vorstandschef von KarstadtQuelle, Thomas Middelhoff, geschrieben. Es geht um die Auslagerung von Firmenteilen, die für viele Mitarbeiter zu drastischen Gehaltseinbußen führen dürfte. Müntefering appelliert an die soziale Verantwortung Middelhoffs.
Nürnberg/Berlin - Im Streit um die Quelle-Kundencenter im Raum Nürnberg hat Bundesarbeitsminister Franz Müntefering (SPD) den Konzern aufgefordert, seiner sozialen Verantwortung für die Mitarbeiter gerecht zu werden. In einem am Freitag veröffentlichten Brief an KarstadtQuelle-Chef Thomas Middelhoff mahnte der Vizekanzler, bei der geplanten Umstrukturierung die Rechte der Arbeitnehmer auf faire Löhne und Arbeitsbedingungen zu beachten.
KarstadtQuelle will die beiden Kundencenter der Tochterfirma Quelle/Neckermann-Managementservice in Nürnberg und Fürth schließen. 630 Mitarbeiter sollen entlassen und in einer neu zu gründenden Firma zu deutlich schlechteren Konditionen wieder eingestellt werden. Neben eigenen wirtschaftlichen Interessen müsse KarstadtQuelle "auch die berechtigten Interessen der Beschäftigten an einem angemessenen und existenzsichernden Einkommen" beachten.
Nach Angaben des SPD-Bundestagsabgeordneten Martin Burkert, der Müntefering eingeschaltet hatte, sollen die Quelle-Produktberater und Callcenter-Beschäftigten auf rund die Hälfte ihres bisherigen Monatseinkommens von rund 2300 Euro verzichten. Ferner sollen Urlaubs- und Weihnachtsgeld entfallen, die Arbeitszeit auf 42 Stunden erhöht und der Urlaub auf vier Wochen gekürzt werden.
Erst am Mittwoch hatte die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi die Beschäftigten zu einem Warnstreik aufgerufen. Die Verhandlungen zwischen der Geschäftsleitung und dem Betriebsrat sollen am 20. Juni fortgesetzt werden. Die Gewerkschaft will dann ein neues Angebot unterbreiten. Für den Fall, dass Quelle weiter auf seinen "Armutslöhnen" beharrt, kündigte Verdi-Sekretär Johann Rösch Arbeitskampfmaßnahmen an.