Der NXP-Standort Böblingen wird dicht gemacht
Heute (22.03.2007) wurde verkündet, dass zum 31.12.2007 die Werkstore endgültig zugemacht werden sollen. Etwa 550 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von NXP Böblingen sollen nun dafür büssen, dass das Management es nicht fertig gebracht hat, dem Standort in den letzten zwei Jahren eine vernünftige Auslastung zu bescheren.
Die Verantwortlichen der Schließung sind u.a. im sog. Operating Committee zu finden, in dem auch Vertreter der Finanzinvestoren sitzen. Wiedereinmal sind KKR und Konsorten für eine Entscheidung verantwortlich, die den Betroffenen Arbeitslosigkeit und Hartz IV einbringen soll.
Aber es soll als weiterer Verantwortlicher nicht Philips vergessen werden, die bis zum Verkauf von NXP (bzw. damals Philips Semiconductors (PS)) an die Investoren hier eher zugeschaut als tatkräftig gehandelt (sprich: investiert) haben. Siemens und Benq lassen grüßen: Offensichtlich wollte sich Philips nicht mehr mit einer Schließung von Böblingen die Hände schmutzig machen und überließ diese Aufgabe den neuen Eignern!
Diese Schließung wirft allerdings auch ein Licht auf den Wert von (Ergänzungs-) Tarifverträgen. Anfang 2005 wurde in Böblingen ein Tarifvertrag abgeschlossen, der Verschlechterungen für die Belegschaft brachte (Arbeitszeit und Geld), dafür aber den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen festschrieb. Dieser Vertrag wurde Ende 2006 bei dem Übergang von PS zu NXP verlängert. Leider waren in diesem Tarifvertrag auch Öffnungsklauseln drin, die es dem Unternehmen unter bestimmten ökonomischen Bedingungen erlaubt, doch Kündigungen auszusprechen (bei erhöhter Abfindung). NXP hat nun schnellstmöglich Verhandlungen mit dem Betriebsrat gefordert, man darf gespannt sein, was da rauskommt.
Apropos Interessensvertretung: NXP betrieb in den letzten Monaten eine Politik, die in teilweiser eklantanter Weise die Rechte der betrieblichen und überbetrieblichen Interessensvertretung verletzte. So auch hier: erst heute wurde der Wirtschaftsauschuß und die Belegschaft über die Schließungsabsichten informiert. Gestern allerdings war darüber schon in der Presse zu lesen!
Ich kann den betroffenen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen hier nur meine volle Solidarität aussprechen und hoffe, dass die Schließung noch irgendwie abgebogen werden kann. Zumindest aber hoffe ich, dass die gesamte Belegschaft ihre Haut so teuer wie möglich verkauft und dass die unsoziale und nur auf den kurzfristigen Gewinn ausgerichtete Firmenpolitik von Philips und KKR als das deklassifiziert wird was sie ist: eine ausbeuterische und nicht an den Menschen ausgerichtete Wirtschaftsweise.
In diesem Sinne: Wer kämpft kann verlieren. Aber wer nicht kämpft hat schon verloren!
Kämpfen !!!!!!!!!!!!