Berlin - Wie sucht man Informationen im Internet? Acht von zehn Deutschen antworten: Mit Google. So zumindest sagt es der Betreiber. Bestenfalls werden noch die Suchmaschinen von Yahoo oder MSN von Microsoft genannt.
Zusammen stellen diese drei Anbieter in Deutschland einen Marktanteil von rund 90 Prozent, sagt der Journalistik-Experte Marcel Machill. Er spricht sogar von einem "weltweiten Monopol". Um über die "Macht der Suchmaschinen" und ihren Einfluss auf die Politik und den Alltag einer Informationsgesellschaft zu diskutieren, kamen in Berlin zahlreiche Fachleute zu einer internationalen Konferenz zusammen.
"Im klassischen Mediensektor ist solch eine Konzentration nicht denkbar", sagt Machill, der an den Universitäten Dortmund und Leipzig Journalistik lehrt. Darüber hinaus hätten Untersuchungen ergeben, dass Nutzer bei Recherchen nur die ersten 20 Treffer beachteten - wenn nicht schon nach einer Hand voll Schluss ist.
Problematisch werde das bei politisch umstrittenen Themen oder wenn die ersten Treffer auf verbotene Seiten verweisen. Machill sieht bei Suchmaschinen-Betreibern daher eine "publizistische Verantwortung". Sollten sie die nicht wahrnehmen, müsse der Gesetzgeber möglicherweise regulierend eingreifen. Google-Sprecher Stefan Keuchel weist dies zurück. Suchmaschinen arbeiteten nach einem rein mathematischen Algorithmus.
Welche Logik hinter Suchmaschinen stecke, sei weitgehend unbekannt, klagt Machill. Google zum Beispiel ordnet nach eigenen Angaben nach 200 Kriterien, die in einem komplexen Algorithmus ausgewertet werden. Vor allem sei wichtig, wie viele andere Seiten auf die eigene verweisen. Kaufen lasse sich die Platzierung nicht, versichert Keuchel. Geld verdiene Google ausschließlich mit Anzeigen, in denen Werbe-Links passend zum eingegebenen Suchbegriff erscheinen.
"Opfer externer Manipulation"
Die Anbieter würden durch ihre Werbe-Links selbst zum "Opfer externer Manipulation", erläuterte dagegen Machill. Die Platzierung in Trefferlisten werde von so genannten Suchmaschinen-Optimierern beeinflusst.
Dieser Mechanismus habe sich bereits zu einem eigenen Geschäftszweig entwickelt, denn für Firmen sei die Platzierung inzwischen ein Wettbewerbsfaktor. Den genauen Mechanismus, wie die Trefferlisten errechnet werden, verrät Google aus aus Angst vor seiner Konkurrenz nicht.
Von publizistischer Verantwortung hält Google wenig. "Wir glauben an Meinungsfreiheit, nicht an Zensur", sagt Keuchel. Gesperrt werden daher nur Seiten, die verboten sind. Orientierung biete eine Liste mit rund 1000 Internetadressen der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien.
Auch in China verfahre das Unternehmen so. Dort dürfen keine Treffer zum Massaker auf dem Tiananmenplatz oder zum Einmarsch in Tibet erscheinen. Kritiker sprechen von einem "willfährigem ausblenden regimekritischer Inhalte". Wer sich nicht an die Regeln des jeweiligen Landes halte, könne dort keine Seite betreiben, hält Keuchel dagegen. In China war die unzensierte Google-Seite im Juni zeitweise blockiert.
Besser als Sanktionen gegen die US-Betreiber sei zum Beispiel die Förderung von Alternativprojekten wie der deutsch-französischen Suchmaschinen-Technologie Quaero. Zudem könne freiwillige Selbstzensur die Auswirkungen der "Monopolmacht" verringern, erläutert Machill. Vorreiter sind dabei die deutschen Suchmaschinenbetreiber. Gemeinsam mit den deutschen Töchtern von Yahoo, Google und Microsoft haben sie im vergangenen Jahr bereits einen Verhaltenscodex vereinbart, sagt Keuchel. Nicht jugendfreie und Gewalt verherrlichende Seiten sollen in Trefferlisten nicht mehr angezeigt werden.
Generell sind Suchmaschinen nach Ansicht Machills aber ein "sinnvolles Instrument". Die Nutzer müssten nur lernen, kritisch mit ihnen umzugehen. Wer sich zu einem Thema im Internet informiere, solle sich nicht auf die ersten zehn Treffer nur einer Suchmaschine verlassen, sondern auch auf alternative Anbieter zurückgreifen.