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Privatisierung der Gesundheit

erstellt von Morgensonne — zuletzt verändert: 16.08.2008 09:56
Redebeitrag der AG Weisse Fabrik Stuttgart am 1. Mai.
  1. beschloss die Weltgesundheitsorganisation, dass das Menschenrecht auf Gesundheit für Alle, - also auf soziales, seelisches und körperliches Wohlbefinden, bis zum Jahr 2000 erreicht werden sollte.

Gesundheit sei also ein Ziel aller, ja ein bürgerliches Menschenrecht, das auch von der kapitalistischen Welt angestrebt werden würde.

Gesundheit aber, ist im kapitalistischen System nur in so weit nötig, als damit

  1. der benötigte Nachschub an Arbeitskräften sichergestellt wird und
  2. mit den Gesundheitsgeschäften auch mindestens die derzeit übliche Profitrate erreicht werden kann.

Ein Menschenrecht auf Gesundheit gibt es im kapitalistischen System nicht!

Statt Gesundheit für Alle im Jahr 2000 sieht es heute so aus: Die armen Länder haben mangels zahlungsfähiger Nachfrage in großen Teilen gar keine oder kaum eine Gesundheitsversorgung.

Obwohl Tropenkrankheiten mit zu den häufigsten Erkrankungen zählen, dienen weniger als ein Prozent aller 1400 Medikamente, die in den letzten 25 Jahren entwickelt wurden, ihrer Behandlung.

Im Jahr 2000 waren nur zwei Medikamente gegen Tropenkrankheiten in der Erforschungsphase.

Dafür aber acht Medikamente gegen Impotenz und sieben gegen Fettleibigkeit.

Produziert wird, womit die höchste Profitrate erreicht werden kann.

Das von den insgesamt 1400 neuen Medikamenten der letzten 25 Jahre über 1000 gar keinen therapeutischen Fortschritt brachten, dafür aber verkauft wurden, braucht niemanden zu wundern. Es gehört zur kapitalistischen Normalität.

Die folgenrichtige Entwicklung in den reichen Ländern ist die Gesundheit zur Ware zu machen, käuflich zu machen und damit tendenziell nur noch den zahlungsfähigen Kunden zur Verfügung zu stellen.

Angesichts überschüssiger Arbeitskräfte braucht das Kapital gar nicht mehr alle um sie in Lohnarbeit auszubeuten. Daher schwindet auch das Interesse an einer guten Gesundheitsversorgung. Über 8 Millionen ohne Arbeit alleine in der BRD reichen als Drohung für die Lohnarbeiter.

Und wenn schon nicht mehr alle arbeitsfähigen Menschen gebraucht werden, dann noch viel weniger die, die ohnehin nichts arbeiten können, die also nicht mehr verwertbar sind

Zu Gesundheit als Ware gehören nicht nur die jeweiligen individuellen Herstellungskosten der Ware Gesundheit und deren Verkauf, sondern gesellschaftlich auch die spätere, erneute Realisierung dieses Verkaufs in Form von Ausbeutung durch Lohnarbeit.

Also: Was koschtets? Lohnt´s sich überhaupt? Braucht mer die no?

In den Krankenhäusern wird dafür das DRG System, das Fallpauschalensystem eingeführt. Die Krankenkassen zahlen für einen Fall gleicher Diagnose künftig eine Pauschale - eine Fallpauschale an das Krankenhaus.

Die gleiche Krankheit führt bei verschiedenen Menschen aber zu völlig unterschiedlich hohem Aufwand bei der Behandlung.

Und da wird dann plötzlich offenbar:

Ja was, die Alten kosten plötzlich was, Und HIV Kranke belasten wegen ihrer teuren Medikamente das Budget, bei Rauchern, Alkohol und Drogenkranken ist die Behandlung meist auch aufwändiger - und sind die nicht auch mit selbst schuld?

Die Wirkung auf die Menschen ist verheerend aber gewollt. So werden Kranke dann zur Bedrohung für den Arbeitsplatz, für den Standort Deutschland, und damit ausgegrenzt und für überflüssig erklärt.

Den kalten Hauch kann man überall in dieser Gesellschaft, auch in den Krankenhausgängen schon spüren.

Gesundheit für Alle gibt´s also nicht im Kapitalismus. Der Grund, warum er auf den Müllhaufen der Geschichte gehört. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.

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