KEINE Samstagsschichten in Sifi & anderswo!
Dieses Jahr sollen wir bis zu den Sommerferien in der S- und C-Klasse fast jeden Samstag opfern und darüber sollen wir uns auch noch freuen, weil das nämlich Arbeitsplätze sichert, sagt man.
Ist das so?
Wir sehen das nämlich anders!
Samstagsarbeit vernichtet Arbeitsplätze wie jede andere Mehrarbeit auch! Wenn wir hier eine 6-Tage-Woche widerspruchslos hinnehmen, sichert das nur eins: Dass uns ein Tag unserer Freizeit flöten geht. Wir sollen das langfristig sehen: Mehr Autos verkaufen bringt Auslastung, Auslastung bringt Standortsicherheit... Soweit die Märchen unserer Herren Chefs. Wir wissen ganz genau, dass ein Standort nur so lange sicher ist, bis es wo anders mehr Profit gibt. Die Kollegen bei NOKIA bekommen das am eigenen Leib zu spüren. Jetzt fiel ihren Bossen ein, dass man in Rumänien noch billiger produzieren kann, trotz hohem Profit. Kurz vor der Ankündigung, dass ihr Werk geschlossen wird, mussten die NOKIA-KollegInnen noch Überstunden schieben.
Die Daimler-Bosse quetschen uns aus, um gegen die Konkurrenz in der Automobilindustrie bestehen zu können. Wer aber glaubt, dass sie das tun, damit wir sichere Arbeitsplätze haben, täuscht sich gewaltig! Es geht im Kapitalismus immer nur um den maximalen Profit: ein Unternehmen gegen das andere, und immer wird die Konkurrenz auf dem Rücken der Arbeiter ausgetragen.
Auf der letzten Betriebsversammlung hat sich der Betriebsratsvorsitzende, Erich Klemm, über "unsere" "hervorragenden Gewinne" ausgelassen: "Zum Beispiel im LKW Werk Wörth soll ab nächstem Jahr auch am Samstag zweischichtig gearbeitet werden, um die starke Nachfrage zu befriedigen. Diese positive Entwicklung steht im Gegensatz zur Personalentwicklung." Ja, Erich, das sehen wir ein bisschen anders. In Wörth und in Sindelfingen und in den anderen Werken wird gezielt der Druck immer weiter erhöht. Zu wenig Personal ist eine Sache. Die Leistungsverdichtung kommt dann noch dazu. Krank zur Arbeit kommen, ist inzwischen ganz normal. Meister rufen uns zu Hause an, ob wir nicht kommen können, OBWOHL wir krank geschrieben sind. Die Personalentwicklung, also dass überall immer zu wenig Leute sind, ist ein Teil davon, uns immer stärker unter Druck zu setzen.
Das alles gehört zusammen. Und da hat der Betriebsrat eben leider auch seinen Teil dazu beigetragen. Ihr glaubt an die Flexibilisierung, ihr seid nicht wirklich bereit, unsere Interessen durchzusetzen.
Wir haben doch die 5-Tage Woche hart erkämpft. Wir haben doch wochenlang gestreikt, damit wir mit Arbeitszeitverkürzung auch mehr Arbeitsplätze schaffen! Mit der ach so tollen Flexibilisierung schaufeln wir unser eigenes Grab! Wenn wir da nicht entschieden dagegen halten, wird es bald ganz normal auch Sonntagsschichten geben. Nach dem Motto: Wenn die Firma ruft, springen wir?
2006 haben Vertrauensleute und kämpferische Kollegen gegen verlängerte Schicht und durchgefahrene Pausen protestiert. Auch 2007 wollte die Werkleitung mehr aus uns rauspressen. Mit verlängerter Schicht brauchte sie uns nicht zu kommen – stattdessen hat sie mit erhöhter Stückzahl unsere Leistung verdichtet und die Produktivität erhöht.
Daimler hat 2007 mal wieder den Rekord gebrochen: WIR waren das! Wir haben jeden Tag in Schichtarbeit im Akkord an den Bändern und Maschinen gestanden und die Milliarden Profit reingewirtschaftet.
Die Bosse sacken den Profit ein. Falls der Markt mal voll ist, und niemand mehr einen Mercedes kauft, wer wird darunter leiden? Wir! Und glauben wir tatsächlich, dass unser "Allzeit bereit" uns da helfen wird? Machen wir uns nichts vor: Es kann passieren, dass wir Samstage und sogar Sonntage arbeiten und flexibel bis zum Anschlag sind, und trotzdem werden unsere Arbeitsplätze eines schönen Tages vernichtet, weil's woanders eben noch billiger und noch flexibler geht.
Festeinstellungen statt Samstage! Arbeitszeitverkürzung statt Flexibilisierung!
Wir haben auch heute nichts zu verlieren außer unserer Angst. Die Erfahrung hat gezeigt, dass sich niemand außer uns selbst für uns einsetzen wird. Wenn wir von BR erwarten, dass sie den eingeschlagenen Kurs verlassen und an uns statt an das Wohl des Unternehmens denken, haben wir uns schwer getäuscht. Die sind nicht auf unserer Seite, auch wenn sie das immer rausposaunen. Wir müssen auf unsere eigene Kraft vertrauen. Wir selbst können unsere Interessen durchsetzen. Wie sieht's aus, Kolleginnen und Kollegen: die nächste Samstagsschicht? Lasst uns mal das tun, was wir schon immer wollten, bleiben wir an unserem wohlverdienten bitter nötigen Wochenende zu Hause – sozusagen als gesundheitsfördernde Maßnahme... Das geht nicht? Was wollen sie denn dagegen machen? Tausende auf einmal abmahnen? Da müsste ja Personal eingestellt werden. Wenn wir zusammenstehen, kann uns so schnell niemand was tun. Das wissen wir. Wenn der Betriebsrat nicht in der Lage ist, unsere Interessen durchzusetzen, müssen wir eben eigene Komitees bilden. Wir wissen auch, welche Kolleginnen und Kollegen unser Vertrauen verdienen, solche Aktionen gegen die Arbeitshetze zu organisieren.