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KEINE Samstagsschichten in Sifi & anderswo!

erstellt von autolenken — zuletzt verändert: 16.08.2008 09:44

Dieses Jahr sollen wir bis zu den Sommerferien in der S- und C-Klasse fast jeden Samstag opfern und da­rüber sollen wir uns auch noch freuen, weil das näm­lich Ar­beits­plätze si­chert, sagt man.

Ist das so?

Wir sehen das näm­lich anders!

Sams­tags­arbeit ver­nich­tet Ar­beitsplätze wie jede andere Mehrarbeit auch! Wenn wir hier eine 6-Tage-Woche wider­spruchs­los hinnehmen, sichert das nur eins: Dass uns ein Tag unserer Freizeit flöten geht. Wir sollen das langfristig sehen: Mehr Autos ver­kau­fen bringt Auslastung, Auslastung bringt Stand­ort­si­cher­heit... Soweit die Märchen unserer Herren Chefs. Wir wissen ganz genau, dass ein Standort nur so lange sicher ist, bis es wo an­ders mehr Prof­it gibt. Die Kollegen bei NOKIA bekommen das am eigenen Leib zu spüren. Jetzt fiel ihren Bos­sen ein, dass man in Rumänien noch billiger pro­duzieren kann, trotz hohem Profit. Kurz vor der An­kün­digung, dass ihr Werk geschlos­sen wird, muss­ten die NOKIA-Kolle­gInnen noch Über­stun­den schie­ben.

Die Daimler-Bosse quetschen uns aus, um gegen die Kon­kur­renz in der Automobil­in­dus­trie bestehen zu können. Wer aber glaubt, dass sie das tun, damit wir sichere Arbeitsplätze haben, täuscht sich ge­wal­tig! Es geht im Kapitalismus im­mer nur um den maximalen Profit: ein Un­ter­nehmen gegen das an­dere, und immer wird die Konkurrenz auf dem Rücken der Ar­bei­ter ausgetragen.

Auf der letzten Betriebs­ver­samm­lung hat sich der Be­triebsratsvorsitzende, Erich Klemm, über "un­se­re" "hervorragenden Gewinne" ausgelas­sen: "Zum Bei­spiel im LKW Werk Wörth soll ab näch­stem Jahr auch am Samstag zwei­schich­tig ge­ar­bei­tet wer­den, um die starke Nach­frage zu be­frie­di­gen. Diese positive Ent­wick­lung steht im Gegen­satz zur Per­sonal­entwicklung." Ja, Erich, das sehen wir ein biss­chen an­ders. In Wörth und in Sindel­fin­gen und in den an­de­ren Werken wird ge­zielt der Druck im­mer weiter er­höht. Zu wenig Per­so­nal ist eine Sache. Die Lei­stungs­ver­dich­tung kommt dann noch da­zu. Krank zur Arbeit kom­men, ist in­zwi­schen ganz nor­mal. Meister rufen uns zu Hau­se an, ob wir nicht kommen können, OB­WOHL wir krank ge­schrie­ben sind. Die Per­sonal­ent­wicklung, also dass über­all immer zu we­nig Leu­te sind, ist ein Teil da­von, uns immer stärker unter Druck zu setzen.

Das alles gehört zu­sam­men. Und da hat der Be­triebs­rat eben leider auch seinen Teil dazu bei­ge­tra­gen. Ihr glaubt an die Flexi­bili­sie­rung, ihr seid nicht wirk­lich bereit, un­se­re Inter­essen durch­zu­set­zen.

Wir haben doch die 5-Tage Woche hart er­kämpft. Wir haben doch wochenlang gestreikt, da­mit wir mit Arbeitszeitverkürzung auch mehr Ar­beits­plätze schaffen! Mit der ach so tollen Fle­xi­bili­sie­rung schaufeln wir unser eige­nes Grab! Wenn wir da nicht ent­schie­den da­gegen hal­ten, wird es bald ganz normal auch Sonntags­schich­ten geben. Nach dem Motto: Wenn die Fir­ma ruft, springen wir?

2006 haben Vertrauensleute und kämpferische Kollegen gegen verlängerte Schicht und durch­ge­fahrene Pausen protestiert. Auch 2007 wollte die Werk­leitung mehr aus uns rauspressen. Mit ver­län­gerter Schicht brauchte sie uns nicht zu kom­men – stattdessen hat sie mit erhöhter Stück­zahl unsere Leistung verdichtet und die Produk­tivität erhöht.

Daimler hat 2007 mal wieder den Rekord gebro­chen: WIR waren das! Wir haben jeden Tag in Schicht­arbeit im Akkord an den Bändern und Ma­schinen gestanden und die Milliarden Profit rein­gewirtschaftet.

Die Bosse sacken den Profit ein. Falls der Markt mal voll ist, und nie­mand mehr einen Mer­cedes kauft, wer wird da­run­ter lei­den? Wir! Und glau­ben wir tat­säch­lich, dass unser "Allzeit bereit" uns da helfen wird? Machen wir uns nichts vor: Es kann passieren, dass wir Sams­tage und sogar Sonn­tage arbeiten und flexibel bis zum An­schlag sind, und trotzdem werden unsere Ar­beits­plätze eines schönen Tages vernichtet, weil's woanders eben noch billiger und noch flexibler geht.

Festeinstellungen statt Samstage! Arbeitszeitverkürzung statt Flexibilisierung!

Wir haben auch heute nichts zu verlieren außer un­serer Angst. Die Erfahrung hat gezeigt, dass sich nie­mand außer uns selbst für uns ein­setzen wird. Wenn wir von BR erwarten, dass sie den ein­ge­schla­genen Kurs verlassen und an uns statt an das Wohl des Unternehmens denken, haben wir uns schwer getäuscht. Die sind nicht auf unserer Seite, auch wenn sie das immer rausposau­nen. Wir müssen auf unsere eigene Kraft ver­trau­en. Wir selbst können unsere Interessen durchsetzen. Wie sieht's aus, Kolleginnen und Kollegen: die nächste Sams­tags­schicht? Lasst uns mal das tun, was wir schon immer wollten, bleiben wir an unserem wohl­verdienten bitter nötigen Wochen­ende zu Hau­se – so­zu­sa­gen als gesund­heits­för­dernde Maß­nah­me... Das geht nicht? Was wollen sie denn da­ge­gen machen? Tausende auf einmal abmahnen? Da müsste ja Personal eingestellt wer­den. Wenn wir zu­sam­men­ste­hen, kann uns so schnell nie­mand was tun. Das wis­sen wir. Wenn der Be­triebs­rat nicht in der Lage ist, un­se­re Inter­es­sen durchzusetzen, müssen wir eben eige­ne Komi­tees bilden. Wir wissen auch, welche Kol­le­gin­nen und Kol­legen unser Vertrauen ver­die­nen, sol­che Aktio­nen gegen die Arbeitshetze zu or­ga­ni­sie­ren.

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