Bericht: Mitarbeiterversammlung in Immenstaad vom 22.09.2006
Ergebnisse des Gutachtens der isa-consult:
· wurde vom Gesamtbetriebsrat (GBR) in Auftrag gegeben
· isa-consult war 5 Wochen im Haus, hat Informationen vom GBR, lokalen
Betriebsart (BR) und Mitarbeitern (MA) gesammelt
· der isa-consult wurden auch Unternehmenszahlen durch die „Finance“
Abteilung der CSC zur Verfügung gestellt
· isa-consult hat die Zahlen der Geschäftsleitung (GL) analysiert und ihren
Endbericht dem GBR und der GL vorgelegt
· ein Schwerpunkt der Untersuchung war die Verlagerung des Helpdesks
· Annahmen, die der Berechnung zugrunde liegen
isa-consult GL
Personalkosten Prag/J. 25t€ 20t€
Gehaltssteigerung jährlich 10% 5%
Arbeitslosenquote Prag niedrig niedrig
Produktivität zu Beginn 20% niedriger k.A.
Aufwand im 2nd level höher k.A.
Kosten Training/Rekrutierung 60t€ höher als Annahme der GL k.A.
Realisierung der Verlagerung 31.8. 30.6.
· Ergebnisse
a) Services GmbH arbeitet profitabel auch im Vergleich zu anderen
Konzernteilen
b) die stark vom Abbau betroffenen Einheiten sind bei isolierter Betrachtung
profitabel
c) die von der GL angestrebte Einsparung von 1Mio$ im ersten Jahr geht auf
55t$ zurück (Vertragsstrafen sind nicht eingerechnet!)
d) nach rund 2 Jahren wird aufgrund der Gehaltssteigerungen keine Ersparnis
im Vergleich zum Standort Immenstaad mehr erwirtschaftet
· e) das Neukundengeschäft in Deutschland wird gefährdet, da insbesondere
der Helpdesk laut ITIL die strategisch wichtigste Brücke zum Kunden ist
· Alternativen
Es wurden Maßnahmen zur Optimierung der Altersstruktur und zur
Auslastungs- und Ergebnisoptimierung vorgeschlagen. Stichworte:
Altersteilzeit, Job Sharing, natürliche Fluktuationen etc. „Offshoring“ hat sich
nicht als geeignetes Instrument herausgestellt bei der Analyse.
· Reaktionen der GL
Das Konzept wurde im September vorgestellt. Herr Baumann und Frau Wittig
haben die Zahlen als falsch bezeichnet. Die Höhe der Arbeitslosenquote wurde
bestätigt. Die Verringerung der Servicequalität wird bestritten. Auf die Frage,
woher das niedrigere angesetzte Jahresgehalt stamme, das die GL zugrunde
liegt, kam Antwort, dies käme von den 2 „Recruitment Agencies“, die in Prag
mit der Anwerbung der neuen Mitarbeiter beschäftigt sind. Der Einwand, dass
diese externen Dienstleister tendenziös sein könnten, um einen
entsprechenden Auftrag von CSC zu bekommen wurde erhoben.
· Eindruck des BR ist, dass die Entscheidung strategisch / politisch ist und wenig
mit dem Versuch zu tun hat, Kosten einzusparen (abgesehen von der
Entlassung der rund 50 Angestellten)
· Eindruck ist ebenfalls, dass Frau Wittig und Herr Baumann, eher
„Ausführende“ der amerikanischen Konzernzentrale seien als selbständige
Entscheider
· weitere Gespräche mit der GL sind für den 27.9. geplant
Verhandlungsstand allgemein zwischen BR und GL
· Informationsphase ist kurz vor dem Abschluss, es wird sich die Phase des sog.
Interessenausgleichs anschliessen
· die Phase des Interessenausgleichs kann von beiden Seiten jederzeit für
gescheitert erklärt werden
· die Anwälte des BR haben sich erstaunt darüber gezeigt, dass diese bereits so
lange währt, aus deren Erfahrung nehmen sich Unternehmen nicht so viel Zeit
damit
· die Eckpunkte der beiden Verhandlungspositionen wurden ausgetauscht, die
Forderungen des BR bzw. der GL sind wie folgt
· BR Forderungen
- der Helpdesk bleibt
- die Gesamtzahl der abzubauenden Mitarbeiter in der GIS (261) wird
verringert
- es gibt keine betriebsbedingten Kündigungen (bbK) bis 31.8.2007, sondern
nur freiwillige Aufhebungsverträge
- Beschäftigungssicherung für die verbleibenden Mitarbeiter
- alle Abgänge seit dem 1.4.2006 werden mitgezählt, auch Eigenkündigungen
sind sozialplanrelevant
· GL Forderungen
- die Gesamtzahl der abzubauenden Stellen von 261 bleibt
- bbK sind sofort nach Inkrafttreten des Sozialplanes möglich
- Altersteilzeit, JobSharing ist möglich
- Helpdeskverlagerung wird stattfinden
- Abgänge bisher sollen nur teilweise zählen
Fragen / Diskussion
- es werden nur die reinen Infos wiedergegeben –
- gerade in diesem Abschnitt wird die Mitschrift lückenhaft sein, da es eine zum Teil sehr lebendige Diskussion war -
· auf Anfrage wurde mitgeteilt, dass der Account ISG (Helpdesk)
möglicherweise als erstes ausgelagert wird
· der Abbau der 261 Stellen ist bis Ende des Fiskaljahres 2007 geplant
· in Prag gibt es bereits CSCler, die dort arbeiten, es wird eine neue
Ländergesellschaft gegründet, der Aufbau des neuen Centers wird von
Österreich aus koordiniert
· die Verlagerung des Helpdesks soll „accountweise“ geschehen, der erste wird
möglicherweise ISG
· Thema Bleibeprämie
- der GL ist es sehr wichtig, dass durch die Bleibeprämie eine Motivation der
verbleibenden Mitarbeiter stattfindet (SLAs wieder grün)
- ist nur für Mitarbeiter des Helpdesks angedacht
- die GL wollte in „normal“ Mitarbeiter und „key player“ aufteilen, erstere
sollten 5t€, letztere 10t€ erhalten, der Betrag sollte auf den Sozialplan
angerechnet werden
- der BR hat diese Unterteilung gekippt, fordert keine Anrechnung auf den
Sozialplan und keine bbK bis zur Fälligkeit der Bleibeprämie
- aktuelles Angebot der Arbeitgeber sind 7500€ pro Person, Verhandlungen
laufen weiter
- es soll ein Stichtag (zur Zeit 31.8.) für die Fälligkeit festgeschrieben werden;
Geld was nicht in Anspruch genommen wird, soll im Topf verbleiben und die
Prämie der Anderen erhöhen
- wird ein MA früher bbK, erhält er zu dem Zeitpunkt die Bleibeprämie in
vollem Umfang
- Abfindung und Bleibeprämie sind unabhängig voneinander
· der Status für ein „offshoring“ des Remote Teams in Immenstaad fluktuiert,
keine zuverlässige Terminierung möglich
· es wurde kritisch bemerkt, dass es wenig Information zur Lage der
Beschäftigten außerhalb des Helpdesks am Standort Immenstaad gegeben
hat; der BR wies darauf hin, dass es kaum konkrete Fakten zu diesem Bereich
gäbe und dass die „klare“ Situation (definitives Ende) konkreter verhandelt
werden kann
· es wurde angeregt, dass die Auszahlung der Prämie monatsweise erfolgt, BR
nimmt das mit
· Schichtzuschläge fließen in die Berechnung der Abfindungen mit ein
· wechselt jemand innerhalb der CSC, wird natürgemäß keine Abfindung
gezahlt, Bleibeprämie ja
· die GL – genauer: Personalabteilung – bestimmt letztlich welche Mitarbeiter
eine bbK erhalten, dies geschieht mit hoher Wahrscheinlichkeit in direkter
Abstimmung mit dem lokalen Management
· die GL möchte überwiegend über Auflösungsverträge auf die erhoffte Anzahl
an freigesetzten Mitarbeitern kommen, bbK sollen möglichst nicht
ausgesprochen werden
· es wurde von der Belegschaft die Forderung erhoben, dass auch Mitarbeiter
anderer Bereiche eine Bleibeprämie erhalten sollten, da dort ähnliche
Schwierigkeiten auftreten wie beim Helpdesk
Beitrag der IG Metall – Lilo Rademacher
- hier geht’s mehr um Hintergrundwissen zum Ablauf einer Betriebsänderung -
· Frau Rademacher hat die Angaben unseres BRs bezüglich der Formalien bei
einer solchen „Betriebsänderungen“ aus IG Metall Sicht ergänzt
· der Begriff für diese Umstrukturierung bei CSC im Arbeitsrecht ist der der
„Betriebsänderung“
· der Hintergrund jener welcher ist die Erhöhung der Profitabilität des
Unternehmens, sprich: der Erhöhung des Aktienkurses [Anm. von mir: Das
wurde ja auch in der Email des Vorstandes in den USA ohne grosse
Umschweife so gesagt.]
· der schnellste Weg das für Unternehmen zu erreichen, sei der Personalabbau
· aus GL Sicht ist das „logisch“, aus der Sicht der Belegschaft nicht, da diese
den Verlust der Servicequalität und die eigene existentielle Krise im Blick hat
· darüber hinaus, seien „offshoring“ und „nearshoring“ mittlerweile nicht mehr
das Gelbe vom Ei, da das Rad zum Teil auch wieder zurückgedreht werden
muss
· auch ein „errechneter“ Personalabbau ist relativ unsinnig, da ein Unternehmen
„anders“ funktioniert
· rechtlich darf ein Arbeitgeber in Deutschland keine Betriebsänderung
durchführen ohne mit (G)BR vorher verhandelt zu haben, kommt es zu keinem
Ergebnis, wird in letzter Konsequenz die Einigungsstelle entscheiden
· nach der Informationsphase wird der sogenannte „Interessenausgleich“ und
dann der „Sozialplan“ verhandelt; beide Verhandlungen sollten besser parallel
als nacheinander durchgeführt werden, um bei der Ausgestaltung flexibler
sein zu können; rechtlich erzwingbar und einzige Voraussetzung für bbK ist
aber lediglich der Sozialplan
· Einigungsstelle
- diese ist paritätisch besetzt, also gleich viele Arbeitnehmer wie Arbeitgeber
sitzen am Verhandlungstisch
- Beisitzer können auch Externe sein, z.B. die isa-consult
- die Kosten werden von der GL getragen [ätsch ;-)]
- die entscheidende Position ist die des Einigungsstellenvorsitzenden, die i.d.R.
von einem Arbeitsrichter besetzt wird
- die Besetzung aller Positionen der Einigungsstelle ist zunächst
Verhandlungssache, kann aber bei Uneinigkeit durch Gerichtsbeschluss
entschieden werden
· bbK müssen sich an den vertraglich vereinbarten Kündigungsfristen ebenso
orientieren wie „normale“