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Der Jahrestag

by Wolfram Polar posted on 04.11.2005 10:53 last modified 30.07.2006 08:13 —

Vor einem Jahr am 3.11.2004 verkündete die Geschäftsführung der Braunschweiger Zeitung ihre unternehmerische Entscheidung - Stellenabbau von 74 Arbeitsplätzen

Ein Jahr ist vergangen, deshalb folgt für alle Neueinsteiger und weiterhin Interessierten eine Chronologie der bisherigen Ereignisse!

3. November 2004
Bekanntgabe der Geschäftsleitung über die Schließung der Betriebsteile Druckvorstufe (Anzeigengestaltung, Arbeitsvorbereitung, Korrektorat, Plattenkopie), Telefonische Anzeigenaufnahme sowie Texterfassung/Bildbearbeitung zum 31. Januar 2005. Verlust von 74 Arbeitsplätzen!!

*Es wurden vorher keine Gespräche mit dem Betriebsrat geführt! Der Schock sitzt tief!*

30. November 2004
Es werden Informationsveranstaltungen der Transfer- und Qualifizierungsgesellschaft AutoVision angeboten und Termine zum Profiling gemacht, obwohl von den Betroffenen kaum Interesse bestand.

18. Dezember 2004
Erste Demonstration der Betroffenen vor der Buchhandlung Graff in der Braunschweiger Innenstadt. An diesem Tage beginnen die Mitarbeiter eine Unterschriftenaktion gegen den geplanten Stellenabbau. Bis heute wurden weit mehr als tausend Unterschriften gesammelt. Teilnehmerzahl ca. 150!

Die Geschäftsleitung ist weiterhin nicht bereit, mit dem Betriebsrat über eventuelle Alternativen zur Verhinderung betriebsbedingter Kündigungen zu reden!

15. Januar 2005
Zweite Demonstration der Betroffenen durch die Braunschweiger Innenstadt! Teilnehmerzahl wieder ca. 150!

Die Betroffenen organisieren sich und beschließen, samstags 14-tägige Treffen zum Meinungsaustausch abzuhalten! An diesen Treffen werden auch die Rechtsvertreter der Betroffenen teilnehmen! Erstes Treffen findet am 22. Januar 2005 statt.!!

27. Januar 2005
52 langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhielten durch Boten ihre betriebsbedingte Kündigung!

Zwischenzeitlich berichtet erstmals ein Radiosender über die Situation der Betroffenen: Radio Okerwelle!

31. Januar 2005
Der letzte Arbeitstag für 52 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und alle in Teilzeit befindlichen Mitarbeiter! **Ab 1. Februar 2005 sind alle Mitarbeiter bis Ende ihrer Kündigungsfrist und Ende ihrer Altersteilzeit (in Altersteilzeit befindliche Mitarbeiter müssen an zwei Tagen im Monat eine geringe Tätigkeit ausüben) freigestellt!!**

Beteiligung ab Februar 2005 im Internet unter www.netzwerkit.de Hier wird über die Situation der Betroffenen ausführlich berichtet!

1. Februar 2005
Die Arbeit wird ausgelagert und an Firmen aus Cottbus und Magdeburg vergeben!! Die betroffenen Mitarbeiter haben eine Mahnwache organisiert, hier werden an jedem Werktag montags bis freitags in der Zeit von 7.30 Uhr bis 9.30 Uhr 74 weiße Kreuze an der Einfahrt Mittelweg an dem Zaun angebracht. Diese Kreuze bekunden den Wegfall von 74 Arbeitsplätzen. Diese Mahnwachen wurden bis zum 31. August 2005 täglich durchgeführt, ab dem 1. September 2005 finden diese Mahnwachen weiterhin dienstags und mittwochs statt, jetzt schon seit 9 Monaten!!!

12. Februar 2005
Dritte Demonstration der Betroffenen bei strömenden Regen durch die Braunschweiger Innenstadt. Teilnehmerzahl ca. 100!

28. Februar 2005
Unter dem Motto "Drinnen wird gefeiert, wir sind gefeuert" wurde am Nachmittag eine Zusatzdemo zum Abschied des Geschäftsführers P.-J. Lesemann organisiert! Wieder waren ca. 80 Demonstranten vor Ort.

**12. März 2005**
An diesem Samstag führte die vierte Demonstration der Betroffenen wieder durch die Braunschweiger Innenstadt! Teilnehmer ca. 100!

Die Mahnwachen wurden bei jedem Wetter fortgeführt!!

20. April 2005
5 von 52 gekündigten Mitarbeitern beim Braunschweiger Zeitungsverlag gestalten die Wunschkiste bei Radio Okerwelle!

1. Mai 2005
Maikundgebung auf dem Burgplatz in Braunschweig, als eine der Vorrednerinnen durfte eine betroffenen Mitarbeiterin des Braunschweiger Zeitungsverlags eine ca. 5-Minuten-Rede halten. Die betroffenen Kolleginnen und Kollegen konnte man nicht übersehen: sie hatten fast alle ein gelbes T-Shirt mit der Aufschrift "Kündigungs-Skandal BZ www.NETZWERKIT.de" an. Anschließend wurde der Demonstrationzug zum Freizeit- und Bildungszentum von den Gekündigten des Braunschweiger Zeitungsverlages angeführt. Hier hatten die Betroffenen einen eigenen Infostand und verteilten mehrere Hundert Flugblätter!

11. Mai 2005
Am 11. Mai berichtete TV-38 über die seit mehr als 3 Monaten dauernden Mahnwachen!

4. Juni 2005
Die nächste Flugblatt-Aktion unter dem Motto "EINTRACHT steht vor dem Aufstieg. WIR vor dem sozialen Abstieg" folgte am 4. Juni 2005 vor dem Eintracht-Stadion, dass an diesem Tag für das Finale um den Aufstieg ausverkauft war, weil jeder Fan den Aufstieg unserer EINTRACHT sehen wollte!

19. Juni 2005
Die Nord/LB (Eigner mit ca. 25 % bei der Braunschweiger Zeitung) richtet das Tennis-Turnier in Braunschweig aus, die Betroffenen starten ihre nächste Flugblattaktion am Endspieltag der Braunschweig-Open!

6. Juli 2005
Ein Kollege gewinnt beim Landesarbeitsgericht eine Einstweilige Verfügung auf Weiterbeschäftigung! Darf bis heute jedoch nicht wieder arbeiten!!

Nachdem die Gütetermine vor dem Arbeitsgericht Braunschweig keine Entscheidung brachten, wurden die Kammertermine am 2., 4. und 9. August 2005 mit Spannung erwartet!

2., 4., und 9. August 2005
9 Verfahren wurden gewonnen, 11 Verfahren wurden verloren! Die restlichen Kollegen haben sich verglichen!

20. August 2005
Super Sommerfest der Gekündigten! Zusammenhalt wird weiter gelebt! Diese Gemeinschaft mit Angehörigen wird immer stärker!!

1. September 2005
Die Mahnwachen finden nur noch an zwei Tagen in der Woche statt, und zwar dienstags und mittwochs!

Mittlerweile wurden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ihren Kündigungsschutzprozess in der 1. Instanz in Braunschweig gewonnen haben, wieder mit einer "hilfsweisen Kündigung" vom BZV beschenkt!

3. November 2005 - Jahrestag
Am 3. November 2004 teilte die Geschäftsleitung der Braunschweiger Zeitung ihren Mitarbeitern ihre unternehmerische Entscheidung mit, drei Abteilungen zum 31. Januar 2005 zu schließen und damit 74 Stellen zu vernichten! Anlässlich dieses Jahrestages haben die Gekündigten mit Familienangehörigen, Freunden und Bekannten gegen den Wegfall von 74 Arbeitsplätzen und 52 betriebsbedingten Kündigungen mit einem Lichterfest der besonderen Art demonstriert. Vor dem Gebäude der Braunschweiger Zeitung leuchten von ca. 14.30 Uhr jeweils 100 Grableuchten an der Hamburger Straße und am Mittelweg um auf die Entlassungen von 52 Mitarbeitern, das sind ca. 10 Prozent der Belegschaft, hinzuweisen.

Nachdem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die vor dem Braunschweiger Arbeitsgericht ihre Kündigungsschutzprozesse in erster Instanz gewonnen hatten, bereits wieder eine "hilfsweise" Kündigung erhalten haben, war es den Betroffenen wichtig durch diese besondere Aktion auf die Missstände bei der Braunschweiger Zeitung verstärkt aufmerksam zu machen.

(4) Kommentare

Anonymer Benutzer 04.11.2005 20:55
Vor genau einem Jahr bekam auch ich diese unternehmerische Entscheidung der betriebsbedingten Kündigung mitgeteilt. Von einem Tag auf den anderen Tag brach alles zusammen und ich glaube, ich habe mich noch nie so beschissen gefühlt. Aber nach der ersten Traurigkeit kam dann eine ungeheure Wut in mir hoch (die bis heute unvermindert anhält), dass man in diesem Land so mit Menschen, die jahrelang qualifizierte Arbeit geleistet haben, umgehen darf. Gerade an diesem Jahrestag die vielen roten Grablichter vor den Toren der BZ an der Hamburger Str. und am Mittelweg zu sehen, hat mich tief berührt und vieles wieder hochkommen lassen. Aber auch gerade diese besondere Mahnwache hat mir gezeigt, wie der stark Zusammenhalt der Gekündigten immer noch ist und das lässt mich für die Zukunft hoffen....Auf diesem Wege auch ein herzliches Dankeschön an alle nicht betroffenen Anwesenden für ihre SOLIDARITÄT - das tut soooooooooooooooooo gut!!!!!!

Anonymer Benutzer 04.11.2005 20:57
MC "Kuhle Wampe" - eure Soli-Bratwurst ist die Beste!!!!!!!!!!!!!!!!!
Anonymer Benutzer 05.11.2005 06:25
Mir ist zu Ohren gekommen, dass ein Kollege der gekünndigen wieder eingestellt worden sein soll. Entspricht es der Wahrheit und wie kam es dazu?
Anonymer Benutzer 05.11.2005 13:30
Das kann ich mir nicht vorstellen, ich glaube es handelt sich hierbei um eine "Sch...haus-Parole" um unter den Gekündigten Neid zu erzeugen. Mein Tipp: Sprich doch einfach den vermuteten Kollegen an! Der gibt dir sicherlich Auskunft.