Ben Verwaayen hat nicht alles gesagt!
Ben Verwaayen hat nicht alles gesagt!
Der neue CEO von Alcatel-Lucent hat die Strategie des Konzerns vor den Mitgliedern des Europäischen Betriebsrates vorgestellt.
Wir merken an, dass die Morgenpresse in unterschiedlichen Ländern diese Informationen in groβen Zügen bereits vor der Sitzung veröffentlicht hatte. Die in der Presse und im Intranet veröffentlichten Informationen waren präziser als die Ankündigungen, die vor den Arbeitnehmervertretern gemacht wurden. Ben Verwaayen ist von 8h30 bis 9h50 bei uns geblieben, dies war angesichts des komplexen Themas und der zahlreichen Fragen recht kurz. Diese Art und Weise Veränderungen einzuführen wurde sicherlich von Ben Verwaayen so gewünscht. Der soziale Dialog findet hierbei keine Beachtung.
Wir werden die unterschiedlichen Ankündigungen, die bereits im Intranet veröffentlicht wurden, an dieser Stelle nicht erneut aufgreifen. Wir möchten uns allein auf Anmerkungen dazu sowie auf Kritik daran beschränken.
Strategie
Die strategischen Ausrichtungen, die vom CEO geplant sind, sollen zu einer Vereinfachung der Organisation sowie zur Rationalisierung des Produkt-Portfolios führen. Ben Verwaayen hat die Entscheidungen bezüglich des Produkt-Portfolios angesprochen: Die Forschungs- und Entwicklungstätigkeit in einigen Bereichen soll verlangsamt werden (GSM, Wimax, CDMA, Legacy, Access Festanschlüsse, ATM...) und die hierdurch frei gewordenen Arbeitskräfte sollen zu den als vorrangig eingestuften Aktivitäten übergeführt werden. Wir sprechen uns für diese verstärkten Investitionen in prioritäre Bereich aus. Den vorherigen CEO hatten wir ja eine unbeständige Politik bei den Produkten vorgeworfen sowie die Tatsache, dass diesbezüglich keine klare Entscheidungen getroffen wurden. Ben Verwaayen hat seine Entscheidungen klar angekündigt, und wir können nur hoffen, dass es auch die richtigen sind!
Kostenreduzierungen
Der Telekommunikationsmarkt soll im Jahr 2009 einen Einbruch in Höhe von 8 bis 12% verzeichnen. Alcatel-Lucent strebt ein Gleichgewicht bis 2009 an und will die Rentabilitätsschwelle um 1 Milliarde Euro verringern. Der Konzern sieht vor, bis 2010 erneut rentabel zu sein. Um diese wirtschaftlichen Ziele zu erreichen, ist es geplant 1000 Managerposten und 5000 Stellen (von 10000) bei den Subunternehmern von Alcatel-Lucent abzubauen. Der Merger von Alcatel-Lucent hatte eine komplexe hierarchische Struktur, auf die wir ja auch bereits hingewiesen hatten: Es gab zu viele Vorgesetzte! Bei den ersten Restrukturierungsplänen hätte diese Tatsache bereits berücksichtigt werden sollen, und zwar im Hinblick auf eine Vereinfachung der Top-Struktur. Nun sind es die Beschäftigten der „nicht Alcatel-Lucent-Subunternehmen“, die den Preis für den misslungenen Merger zahlen müssen: Auch sie waren jedoch von den ersten Restrukturierungsplänen bereits betroffen gewesen. Wir bedauern diese Entscheidung selbstverständlich, konnten aber trotz unserer Fragen nicht in Erfahrung bringen, welche Länder oder Aktivitätsbereiche wirklich betroffen sein werden.
Nach diesen « gezielten » Ankündigungen versuchte die Geschäftsleitung natürlich die Auswirkungen zu minimieren, und wir waren nach der Besprechung nicht beruhigt. Im Intranet wurde angekündigt, dass es eine Reduzierung der F&E-Standorte um 40% geben sollte (derzeit 90 nach Aussagen der Geschäftleitung). Ben Verwaayen hat dieses Thema während der Besprechung aber nicht erörtert und gibt vor, dass es 2009 bei den genannten 1000 + 5000 abgebauten Stellen bleiben werde. Die Schlieβung von ca. dreiβig Standorten würde aber einem bedeutenden Restrukturierungsplan entsprechen!
Wann wird Ben Verwaayen uns nähere Informationen diesbezüglich vorlegen?
Des Weiteren sprach er von Rationalisierungen, Partnerschaften, Co-Sourcing und von Überschneidungen zwischen den Regionen und den RSC, Wörter die sich mit unter anderem Outsourcing reimen könnten. Ben Verwaayen hat dies jedoch nicht kommentiert.
Auch sollten wir nicht die Tatsache schweigend übergehen, dass bei den Einsparungen auch, zumindest 2009, unsere Gehaltserhöhungen betroffen sein werden: Die Geschäftsleitung hat in der Tat „sehr konservative“ Maβnahmen angekündigt. Und wir werden sicherlich nicht mit diesem armseligen Anreiz der 400 abenteuerlichen Stock-Options zu unserer Gelassenheit zurückfinden.
Ben Verwaayen gibt vor, dass ein Gesamtbetrag in Höhe von 50 Millionen Euro für die Gehaltserhöhung (von 74000 Mitarbeitern!) schon mehr als zuviel für den Konzern sei. Gleichzeitig erfahren wir, dass der Verwaltungsrat des Konzerns beschlossen hat, Patricia Rousso eine Abfindung in Höhe von 6 Millionen Euro auszuzahlen! Trotz unserer Nachfrage war die Geschäftsleitung übrigens nicht bereit, uns den Betrag für die Abfindungen der Mitglieder des Exekutiv-Komittees zu nennen, die seit dem Merger von Alcatel Lucent ausgeschieden sind.
Doch wer trifft denn die gröβte Schuld am Misserfolg der Mergers? Patricia Russo, Serge Tchuruck und die Mitglieder des Exekutiv-Komittees, die gigantische und unaussprechliche Summen als Abfindungen erhalten haben? Oder die 74000 Beschäftigten des Konzerns, die geringe oder kaum existierende Gehaltserhöhungen bekommen werden?
Informationen über einige Aktivitätsbereiche
Etienne Fouques hat uns über den Einbruch bei den industriellen Fertigungsvolumina unterrichtet. Veränderungen bei den Standorten oder bei der Aufteilung zwischen den Standorten von Alcatel-Lucent und den Subunternehmen sind jedoch nicht geplant. Es wird daran erinnert, dass 2008 bereits drei Standorte in den USA geschlossen wurden (CDMA).
Alcatel Lucent führt die Entwicklung der Managed Services weiter (Betrieb, Wartung und Überführung der Betreibernetze), die vor zwei Jahren begonnen wurde. Derzeit wurden 5000 bis 6000 Personen wurden bereits bei ALU mit Verträgen dieser Art auf den verschiedenen Kontinenten internalisiert. Weitere Verträge stehen derzeit zur Diskussion. Wir haben auf die hohen sozialen Risiken bei diesem « Insourcing » hingewiesen (massive Personalübernahme mit dem Risiko eines Stellenabbaus aus Kostengründen).
Zu viele Ungewissheiten...perplexe Beschäftigte...
Ben Verwaayen kündigte zwar keinen massiven Entlassungsplan an, baut trotz allem aber 6000 Stellen ab! Die Beschäftigten von Alcatel-Lucent und den Unterauftragnehmer können für diese Ankündigungen keinen Beifall spenden. Die Kommunikation ist vage und bei einigen Themen bestehen weiterhin Ungewissheiten (Schlieβung von Standorten, Outsourcing...).
Wir haben bereits erklärt, dass die Beschäftigten sich für die Sanierung von Alcatel-Lucent aussprechen und bereit sind, sich für den Konzern einzusetzen, wenn dieser ihnen eine Zukunft bietet!
Infos ECID: http://aww.alcatel.com/ecid