Ben Verwaayen will die Fusion von Alcatel und Lucent !
Ben Verwaayen führte ein einstündiges Gespräch mit dem EBR- Lenkungsausschuss und den französischen Gewerkschaftsvertretern.
Er stellte die erste Ebene der neuen Organisation vor, die ab Januar 2009 in Kraft tritt. Die detaillierte Darstellung der überarbeiteten Organisation und der strategischen Ausrichtungen wird im Dezember präsentiert.
Herr Verwaayen bestätigt den Misserfolg der Fusion. « Die Fusion wurde nicht mit der erforderlichen Interventionstiefe durchgeführt. Sie wurde wie ein Joint Venture gehandhabt. Es wurden zu viele Produkte und zu viele Entscheidungsebenen beibehalten. Das hat nicht funktioniert.“
Nach Auffassung von Herrn Verwaayen ist der Umsatz des Konzerns auf einem guten Level, aber der Konzern kann diese Erlöse nicht als Gewinn für die Shareholder darstellen. Für ihn ist dieses Problem nicht konjunkturbedingt sondern strukturell und kann nur durch eine andere Organisation gelöst werden.
Die Arbeitnehmervertreter unterbreiteten Herrn Verwaayen die Sorge, die viele Mitarbeiter belastet: « Wird es einen neuen Stellenabbauplan geben?“ Herr Verwaayen antwortet, dass viele Kosten nicht mit den Humanressourcen verknüpft sind. Er will eine sorgfältige Analyse der verschiedenen Kosten und des Entwicklungspotenzials des Alcatel Lucent Konzerns vornehmen.
Die wichtigsten Veränderungen in der Organisation:
- Die « business groups » , die bislang für ihre Gewinn- und Verlustrechnung verantwortlich waren, werden zu «product groups», die im Wesentlichen für die Qualität, den Inhalt und die Auslieferungstermine ihrer Produkte zuständig sind
- Die 3 Regionen (Amerika, EMEA und APAC) sind für den Verkauf und die Verkaufsplanung ihres Einzugsbereichs verantwortlich.
- Eine «product group» Applications Software wird geschaffen, im Wesentlichen aus Genesys (vorher in der business group Entreprises) und der ehemaligen BD Applications der business group Carrier.
- Es werden « zentrale Organisationsfunktionen » geschaffen: Solutions & Marketing, Qualität & Kunden-Services, Opérations. Das « manufacturing » gehört zur Unit « Opérations ».
- Das bislang sechsköpfige Exekutivkomitee wird zu einem Managementkomitee mit 14 Mitgliedern.
Die Arbeitnehmervertreter sind über die sehr allgemein gehaltenen Informationen enttäuscht. Die Aussagen über die « Kundenorientiertheit » sind nicht neu und es stellt sich die Frage, ob die neue Organisation besser als die bisherige diesem Anspruch gerecht werden kann.
Herr Verwaayen berichtet, dass die Kunden sich über die « schwerfälligen » Auslieferungen, über Verzug und nicht fertige Produkte beklagen. Diese Schilderung überrascht nicht, für die Teams von Alcatel Lucent sind diese Probleme nicht neu, sondern wurden immer wieder der Geschäftsleitung vorgetragen. Sicher ist die Organisation teilweise für diesen Zustand verantwortlich. Aber der Personalabbau und die Produktionsverlagerung sind ebenfalls ein wesentliches Element dabei. Mit wie vielen Teams muss jetzt, nach dem großen Personalabbau, die gleiche Arbeit geleistet wie vorher?
Die Frage stellt sich auch nach der Finanzierung der F&E in der neuen Struktur, wenn die « product groups » nicht mehr über den Umsatz und damit über das Finanzvolumen für F&E verfügen? Welcher Umsatzanteil wird für F&E angesetzt? Wer entscheidet über die Investitionen für Produkte? Die Regionen werden, auch mit den neuen zentralen Organisationsbereichen, stärker, die Produktgruppen dagegen entwickeln sich zu Cost Centres. Ausreichende Finanzmittel und eine effiziente F&E Organsiation sind unerlässlich, um den Wiederaufschwung und die Zukunft von Alcatel Lucent zu gewährleisten. Für die Arbeitnehmervertreter spielt die Technologie dabei eine ausschlaggebende Rolle.