Flugblatt zum 1. Mai 2012
Wir dokumentieren unser Flugblatt, dass wir seit dem 1. Mai 2012 verteilen.
Am 1. Mai haben wir auf der DGB-Demonstration in Hamburg folgendes Flugblatt verteilt:
Arbeitskämpfe vernetzen!
Vielerorts hört man in diesen Tagen von harten Arbeits- oderTarifkämpfen. Im Öffentlichen Dienst, und den sozialen Sektorenwie Pflege und Krankenhäusern. Immer wieder kommt es zu kurzen Arbeitsausständen in verschiedenen Betrieben. Die Menschen fordern mehr Lohn und bessere Arbeitsbedingungen. Da die Arbeitgeber nicht freiwillig mehr Lohn rausrücken, treten die Lohnabhängigen in den Streik. Für viele Menschen sind die Ergebnisse dieser Streiks niederschmetternd. Die Lohnerhöhungen werden verschoben oder über einen längeren Zeitraum zerstückelt ausgezahlt. Zu alldem kommt, das die Lohnerhöhungen meist sehr gering sind und kaum gegen die Inflationsrate wirken,inzwischen werden sie im Schnitt alle 2 Jahre neu verhandelt.
Durch diese Erfahrungen unzufrieden haben wir, ein Zusammenschluss aus LohnarbeiterInnen, StudentInnen und Erwerbslosen uns zusammengetan um herauszufinden warum Arbeitskämpfe so erfolglos verlaufen und zudem den Versuch zu unternehmen auch denjenigen eine Stimme zu geben, die nicht von den großen Gewerkschaften vertreten werden, dazu später mehr.
Im letzten halben Jahr gab es in Hamburg und den angrenzenden Bundesländern zahlreiche Streiks. Wir haben diese Streiks aufmerksam beobachtet und mussten feststellen, dass die Gewerkschaft Verdi so wie der DGB, Streiks lediglich betriebsabhängig führt. Während die MitarbeiterInnen bei „Pflegen & Wohnen“ in Hamburg streikten, wurde gleichzeitig bei den Asklepios- und Dampkliniken, ebenfalls in Hamburg gestreikt. Der DGB tat nichts um diese Arbeitskämpfe zu vernetzten. Beide wurden unabhängig voneinander verhandelt, wo doch ein Zusammenschluss der Streikenden für gegenseitige Unterstützung und mehr öffentlichen Druck auf die Arbeitgeber gesorgt hätte. Für uns ergibt sich ein Bild, das ganz deutlich zeigt, dass die großen Gewerkschaften scheinbar kein Interesse daran haben, dass sich Beschäftigte aus verschiedenen Betrieben zusammen tun und gemeinsam ihren Forderungen Nachdruck verleihen. Zudem werden die Streikzeiten, sowie die Arbeitskämpfe nicht im Vorfeld veröffentlicht oder medienwirksam angekündigt, sodass die Bevölkerung sich nicht mit Streikenden solidarisieren kann.
Sehr deutlich lässt sich diese Vorgehensweise am Streik von „Pflegen & Wohnen“ erkennen. Während nur ein paar Kilometer weiter die Asklepios Kliniken streikten waren die Mitarbeiter von „Pflegen & Wohnen“ gänzlich auf sich gestellt. Einige wenige AnwohnerInnen und UnterstützerInnen versuchten den Beschäftigten bei „Pflegen & Wohnen“ unter die Arme zu greifen. Die im Arbeitskampf unerfahrene Belegschaft wurde vom DGB regelrecht entmündigt als Verdi auf den Streikkundgebungen Redeverbote erteilte und die Verhandlungen mit dem Arbeitgeber hinter verschlossenen Türen abwickelte. Dies steht symbolisch für eine bundesweite Gewerkschaftspolitik, die sich zwar als Vertreter der ArbeiterInnen versteht, jedoch die real Beschäftigten von den Verhandlungen um Lohn und Arbeitsbedingungen gänzlich ausschließt, als befürchte man, die Menschen würden zu viel fordern.
Unserer Meinung nach kann es kein Zuviel geben. Die Menschen in Deutschland und auf der ganzen Welt haben als LohnarbeiterInnen, TagelöhnerInnen und prekär Beschäftigte nicht viel zu Lachen und erst Recht viel zu Wenig zum Leben. Es ist an der Zeit darüber nachzudenken, ob die Sozialpartnerschaft zwischen Gewerkschaften und ArbeitgeberInnen nicht aufzukündigen ist und statt dessen die Interessen und Bedürfnisse der Menschen durchgesetzt werden sollten, damit Alle ein gutes Leben führen können.
Wir wollen Klassensolidarität über alle Branchen und Beschäftigungsverhältnisse hinaus.