Der Widerspruch zwischen Wirtschaft und Ethik
Man stelle sich einen Manager wie Sokrates liegend in einem Faß über Ethik philosophierend vor. Oder würde ein Manager seine Philosophie über sein Leben zum Maßstab für oder gegen eine Kündigung eines Mitarbeiters machen? Oder welcher Manager würde zugeben, daß er sich bei seinen Entscheidungen von Liebesabenteuern habe leiten lassen.
Auch wenn das Gegenteil gern behauptet wird, Wirtschaften, nach dem Billigprinzip arbeiten und die Menschen soweit es geht auszunutzen, verträgt sich nicht mit den ethischen Prinzipien der Philosophen wie beispielsweise Platon , Kant und Freud . Da nützen Reparaturversuche einiger Vorzeigemanager wenig, wenn die Masse sich doch nur nach Geld und Gewinnen streckt. Das zeigt deutlich die Abwehrdiskussion um die Corporate Governance , bei der sogar eine minimale Transparenz der Einkommen verweigert wurde und bis heute noch wird.
Gerichtlich wurde dieser Widerspruch schon bei den Pseudo-ethischen Richtlinien von Wal-Mart bestätigt. Die in vielen Konzernen übliche Verhaltensethik wird damit gleichermaßen ad absurdum geführt. Es hat auch mit Ethik nichts zu tun, wenn einige Ethik Firmen den Konzernen sagen, was Ethik sein soll und dabei gutes Geld verdienen.
An dem Widerspruch zwischen Ethik und Wirtschaft ändern Besinnungstreffen regionaler Unternehmer auch kaum etwas, wenn jeder einzelne - zurück im Betrieb - doch nur darüber nachdenkt, wie man die eigenen Beschäftigten zu noch mehr Leistung anspornt. Ethik und Wirtschaft oder Ethik und Leistung sind eben konträre Begriffe und besser versucht man gar nicht, sie zusammenzubringen.
- Ist die Demontage des Kündigungsschutzes etwa ethisch.
- Ist es ethisch, wenn ein Großunternehmen wie SAP nicht einmal bereit ist, das Betriebsverfassungsgesetz zu tolerieren und mit aller Macht versucht wird, einen Betriebsrat zu verhindern? Ein ethischer Umgang mit Partnern reicht kaum zur Begründung von Ethik bei SAP.
- Die als Ethik Fond bezeichnete Versicherung hat gar nichts mit Ethik zu tun, sondern ist und bleibt eine Geldanlage, auch Versicherung genannt, die den Namen Ethik dabei benutzt.
- Ethisch kann doch nicht sein, wenn ein Unternehmen wie Electrolux ihr traditionelles Stammwerk AEG aufgibt und alle regionalen Unterstützungen vergessen, nur um ein paar Jahre noch billiger in Osteuropa zu produzieren.
- Mit Ethik hat das auch nicht zu tun, wenn dann nach einiger Zeit die Billigproduktions-Karawane ins noch billigere Land weiterzieht und das dann mit Globalisierung begründet.
Unternehmer, die immer noch Ethik für sich in Anspruch nehmen wollen, sollten erst einmal die vor 100 Jahren entstandene Philosophie Max Weber's über Ethik und Kapitalismus zur Kenntnis nehmen, die eindrucksvoll in dem sozialkritische Drama Die Weber von Gerhard Hauptmann beschrieben ist. Es kann danach bezweifelt werden, ob dann überhaupt noch Interesse an weiterer Benutzung dieses philosophischen Begriffes für die Wirtschaft besteht.