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Quedlinburger Musiksommer 2008

erstellt von valter zuletzt verändert: 26.08.2008 16:31
Programmfolge Cesar Franck Prèlude, Fugue et Variation op. 18 Ludwig van Beethoven Sonate e-moll op. 90 Claude Debussy L`isle joyeuse Franz Schubert/ Franz Liszt Der Müller und der Bach Aufenthalt Frühlingsglaube Am Meer Der Doppelgänger Lob der Tränen Ständchen Der Atlas
Wann 29.08.2008 um 20:00 bis
31.08.2008 um 22:00
Wo Quedlinburg - Stiftskirche St. Servatii
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Kontakttelefon (03946) 3738
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Im »Jahr der Domschätze 2008« beschäftigt sich der »Quedlinburger Musiksommer« mit der Epoche der Romantik im 19. Jahrhundert.

Der Begriff »Romantik« (altfrz. romance – Dichtung, Roman) wird für die Musik aus der Literatur (Novalis, E. T. A. Hoffmann, Clemens von Brentano) übernommen. In der Musik beginnt nun eine deutliche Hinwendung zum gefühlvollen Ausdruck. Die klassischen Formen werden aufgelöst. Es entwickelt sich eine Erweiterung der tradtionellen Harmonik, die schließlich überschritten wird. Musik und literarische Themen verschmelzen sich zur sogenannten Programmmusik. Die Orchester werden erweitert und vergrößert, um ausgefallenere Feinheiten zu erzielen, aber auch um überwältigende Eindrücke zu vermitteln. Immer häufiger werden Elemente der Volksmusik in die Kompositionen aufgenommen. Das Klavier tritt nun zunehmend in den Mittelpunkt. Kammermusikensembles entstehen.

Carl Maria von Weber, Louis Spohr, Robert Schumann, Richard Wagner, Richard Strauss sind nur einige bahnbrechende romantische Komponisten. Doch schon in den Werken Ludwig van Beethovens bereitet sich der Übergang von der Wiener Klassik zur Romantik vor.

In Quedlinburg geht das bürgerliche Musizieren bis 1628 nachweislich zurück. Aber erst mit der Auflösung des Freiweltlichen Damenstiftes 1802 beginnt eine Welle der musikalisch-bürgerlichen Erneuerung. Es entstehen Konzertgesellschaften und Gesangsvereine. Das »Collegium musicum« orientiert sich neu. Musikfeste werden organisiert, auf denen mehrmals Louis Spohr und Carl Maria von Weber in Quedlinburg auftreten. Häufig stehen Werke von Felix Mendelssohn-Bartholdy auf den Konzertprogrammen. So wird z.B. das Oratorium »Paulus« am 16.8.1837 in Quedlinburg aufgeführt.

Sowohl das Eröffnungs- als auch das Abschlusskonzert des diesjährigen Quedlinburger Musiksommers lassen das Flair der Romantik-Epoche nachempfinden und wieder lebendig werden.

Ein zweites Thema prägt einige Konzerte. Mit »Quedlinburg – Stadt der starken Frauen« knüpft es an die Romantik an. Spätestens in dieser Zeit beginnt die Emanzipation der Frau als Komponistin mit Clara Schumann, Fanny Hensel-Mendelssohn u.a.

In der Geschichte der Stadt Quedlinburg finden wir »starke« Frauen mit der ersten deutschen Ärztin Dorothea Christiane Erxleben (1715–1762), die hier geboren wurde, hier lebte und hier auch gestorben ist. Oder noch viel früher in der Königin Mathilde ( 895–963 ), der Frau des ersten deutschen Königs, die auf dem Burgberg ein Freiweltliches Damenstift gründete und hier den Damen aus adligem Hause Bildung zukommen ließ.

Das Grab der Königin Mathilde befindet sich in der Krypta der Stiftskirche St. Servatii. Bemerkenswerte Deckengemälde in der Krypta erwecken in ihrer Gestaltung und ursprünglichen Farbigkeit Geborgenheit – eine bestimmte Form des romantischen Empfindens.

Und noch etwas: In der Epoche der Romantik durchlebt der einzigartige »Quedlinburger Schatz« wechselhafte Schicksale. 1812 verfügt König Jeròme, ein Bruder Napoleons, dass der Schatz komplett nach Kassel kommt. 1814 wird er – unter Verlust von neun weniger wertvollen Stücken – wieder zurückgeführt, allerdings zunächst nach Halberstadt! Unter großen Anstrengungen gelangt er erst 1821 nach Quedlinburg zurück. Franz Kugler (1808–1858 ) beginnt mit der ersten wissenschaftlichen Aufarbeitung des Schatzes. Er entdeckt die Reste des berühmten Knüpfteppichs und lässt sie sicherstellen. Mit der durch Ferdinand von Quast (1807–1877) eingeleiteten Restaurierung der Stiftskirche wird auch der Schatz neu geordnet und unter verbesserten Bedingungen aufbewahrt. Im 20. Jahrhundert erfährt der Schatz noch einmal eine bewegende Odyssee. Teile des vor dem Bombenangriff gesicherten Schatzes werden diesmal von einem texanischen GI am Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 in dessen Heimatstadt in die USA »entführt«, von wo aus sie erst 1993 wieder zurückkommen. Eine spannende und romantische Geschichte.

Allen, die den Quedlinburger Musiksommer ideell und materiell unterstützen, danke ich an dieser Stelle sehr herzlich.

Gottfried Biller – Domorganist

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